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Ausgabe:

1968

Spalte:

588-589

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Kohls, Ernst-Wilhelm

Titel/Untertitel:

Evangelische Bewegung und Kirchenordnung 1968

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES
u. TERRITORIALKIRCHENGESCHICHTE

Dictionnaire de Spiritualite, ascetique et mystique,
doctrine et histoire, fonde par M. Viller, F. Cavallera,
J. de Guibert, S. J., continue par Andre Rayez et Charles
Baumgartner, S. J., assistcs de M. Olphe-Gal-
1 i a r d, S. J. avec le concours d'un grand nombre de colla-
borateurs. Tome V: Faber-Fyc-t. Paris: Beauchesne 1964.
1632 Sp. 4°.

In Fortsetzung meiner früheren Besprechungen dieses ebenso
umfänglichen wie aufschlußreichen Lexikons (1935, Sp. 382 -384;
1936, Sp. 423-425; 1938, Sp. 51-52; 1939. Sp. 86; 1957, Sp. 362 bis
364; 1964, Sp. 847-848; 1955, Sp. 755-757) möchte ich heute
dessen V. Band anzeigen, der die Artikel mit dem Anfangsbuchstaben
F enthält. Die Zahl der Mitarbeiter ist etwas geringer als
im vorigen Band (wenig mehr als 150), während die der deutschen
Forscher von 7 auf 9 gestiegen ist.

Wie immer so beanspruchen auch jetzt wieder die großen Beiträge
unsere Aufmerksamkeit. Es handelt sich vor allem um
drei, deren Umfang mehr als ein Drittel des Gesamtraumes einnimmt
. An erster Stelle wäre der Artikel France zu erwähnen,
der einen Überblick über die ganze französische Entwicklung
der Frömmigkeit, besonders nach der asketischen und mystischen
Seite hin, bietet, beginnend mit dem bei Eusebius überlieferten
Schreiben der Märtyrer von Lyon und endend mit dem
Jahre 1914 (Sp. 785-1004). Die Darstellung ist dabei recht kurz
gehalten, weist bei den wichtigen Persönlichkeiten, wo es möglich
ist, auf die einschlägigen Artikel des DSp. hin, deren Literatur
-Angaben ergänzt werden. Die einzelnen Kapitel sind fesselnd
geschrieben, zeugen von großer Beherrschung des Stoffes, und
die Titel der neuesten Bücher und Aufsätze sind in verschwenderischer
Fülle beigefügt. Als besonders gelungen fiel mir der
Abschnitt über das 12. Jahrhundert mit seiner feinen Charakteristik
Bernhards auf (Sp. 818-847, Leclercq) und der über das

17. Jahrhundert (Sp. 917-953), der in einem großangelegten
Überblick die Glanzzeit des geistlichen Lobens in Frankreich beschreibt
, Persönlichkeiten wie Franz von Sales und Berulle charakterisiert
, die Vielfalt der Quellen und Anregungen aufdeckt
und für jeden einzelnen Punkt die neuesten Veröffentlichungen
angibt (Le Brun). So ist ein sehr instruktives Werk entstanden,
das in seiner weitgefaßten Synthese seinesgleichen sucht. Der
Verlag hat gut daran getan, den Artikel auch besonders, in Gestalt
eines Buches, zu veröffentlichen (Paris 1964, 398 S.), damit
er weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden kann.

Anders in der Anlage ist der zweite große Artikel gehalten
Freres Mineurs (Sp. 1268-1422). Ausgezeichnet ist der Abschnitt,
der Franz von Assisi gewidmet ist. Er ist mit großer Wärme
geschrieben (Sp. 1271-1303) und schildert ausführlich den äußeren
Lebensgang und die innere Entwicklung des Heiligen. Dessen
mystisches Leben und besonders die Transfiguration werden
liebevoll und mit ungewöhnlicher Sachkunde behandelt. Die beigefügten
literarischen Angaben erwecken bei Lesern das Gefühl,
daß ein eindringliches Studium dieser Welt wohl eine Lebensarbeit
beansprucht (E. Longpre). Während die äußere Geschichte
des Ordens nur in einer Skizze behandelt wird (Sp. 1304-1314),
wird die franziskanische Spiritualität in zwei umfangreichen Abschnitten
dargelegt (bis 1517: Sp. 1315-1347; 16. und 17. Jahrhundert
: Sp. 1347-1391). Im ersten werden einzelne charakteristische
Tugenden angeführt und in chronologischer Anordnung
Äußerungen hervorragender Ordensmitglieder notiert, was den
Nachteil hat, daß man bei der Lektüre immer wieder von vorn
anfängt und alles atomisiert wird, so daß man kein in sich geschlossenes
Bild gewinnt. Ein Autoren-Katalog bildet den Abschluß
. Der zweite Abschnitt ist nach Ländern geordnet und innerhalb
ihrer nach den Ordenszweigen, wobei die Kapuziner besonders
berücksichtigt werden. In dieses Schema werden Namen
und Schriften der einzelnen Autoren eingetragen. Auch für das

18. - 20. Jahrhundert wird ein Katalog geboten (Sp. 1391-1401),
während der Clara und den Ciarissen der Schlußteil gewidmet
ist (Sp. 1401-1422).

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In manchem ähnlich ist der Artikel Freres Precheurs (Sp.
1422-1524) angelegt, nur fehlt hier ein einleitender Abschnitt
über Dominikus, da dieser bereits vorliegt. Nach Ländern geordnet
werden Kurzbiographien bedeutender Autoren in chronologischer
Reihenfolge geboten. Man wird gewiß dem großen Fleiß
seine Anerkennung nicht versagen, das Anführen einer kaum
übersehbaren Literatur begrüßen, aber man muß zugleich gestehen
, daß das Niveau eines Nachschlagewerkes nicht überschritten
ist, das freilich für jede vorläufige Orientierung gewiß von
Nutzen ist.

Eine andere Arbeitsweise begegnet uns in verschiedenen kleineren
Beiträgen. So bietet der über die Fruitio dei eine sehr sorgfältige
Untersuchung dieses Terminus (besonders bei Augustin),
dessen Weiterwirken bis ins Mittelalter hinein verfolgt wird
(Sp. 1546- 1569). Der Artikel Florileges spirituels (Sp. 435-512)
bringt, besonders bei den griechischen Florilegien, eine Übersicht
, die mit größter Akribie nach den Handschriften gearbeitet
ist (fast zwei engbedruckte Spalten enthalten nur die Nummern
der benutzten Ms), ein Musterbeispiel entsagungsvollen Fleißes
. Es entspricht der Eigenart des Lexikons, die biblische Grundlage
bestimmter Termini sorgfältig zu ermitteln, wobei auch
evangelische Literatur, vor allem G. Kittels „Theologisches Wörterbuch
zum Neuen Testament" häufig zu Rate gezogen wird.
Dies ist z. B. beim Artikel Foi der Fall (Sp. 530-546).

Der Buchstabe F hat es mit sich gebracht, daß die Zahl der
Kurzbiographien, die bedeutenden Persönlichkeiten gewidmet
sind, recht hoch ausgefallen ist. Ich habe gegen 200 gezählt, die
zum überwiegenden Teil der neueren Zeit angehören.

Wenn man dies alles überschaut, so muß man gestehen, daß
der Inhalt des V. Bandes sehr reich und mannigfaltig ist. Von
vielem Unbekannten wird uns eine erste Kenntnis vermittelt,
und Bekanntes in große Zusammenhänge gestellt. Reiche bibliographische
Angaben erleichtern das eigene Eindringen, und die
vielen katalogartigen Aufzählungen verleihen dem Band den
Charakter eines Nachschlagewerkes das besonders von Ordenshistorikern
dankbar benutzt werden dürfte. Bei allem hat man
das Gefühl einer zuverlässigen Orientierung und einer Beratung
von Sachkennern, die in dieser Welt leben und daher in hohem
Maße ein inneres Verhältnis und sicheres Verständnis für deren
Phänomene besitzen. Das verleiht auch diesem Bande einen
hohen Wert.

Mainz W. Völker

Kohls, Ernst-Wilhelm: Evangelische Bewegung und Kirchenordnung
. Studien und Quellen zur Reformationsgeschichte der
Reichsstadt Gengenbach. Karlsruhe: Verlag Evangelischer Presseverband
für Baden 1966. IX, 68 S. gr. 8° = Veröffentl. d. Vereins
f. Kirchengeschichte in der evang. Landeskirche in Baden, 25.

Die evangelische Kirchengemeinde der alten Freien Reichsstadt
Gengenbach im Kinzigtal wird sehr dankbar sein, in Kohls den
begeisterten Darsteller ihrer Reformationsgeschichte gefunden zu
haben. 1960 hatte er den originellen Gengenbacher Katechismus
herausgegeben und monographisch behandelt, 1963 die verwandten
Katechismen von Ravensburg und Reichenweier. Unter den 1965
in Basel wieder aufgefundenen Akten zur Kirchengeschichte
Gengenbachs befindet sich auch die verschollene Kirchenordnung
von 1538, die Kohls mit Artikeln der Gengenbacher Geistlichen
und einem Schreiben an den Rat der Stadt - beide ebenfalls vom
Jahr 1538 - erstmalig herausgibt. Vorangestellt ist der erweiterte
Festvortrag, den K. zur hundertsten Wiederkehr des Neugrün-
dungstages der Gemeinde 1965 gehalten hat; ihm sind überreiche
gelehrte Anmerkungen zur Zeitgeschichte und Forschungslage
beigegeben. K. folgt energisch Wilhelm Diehl, dem um die Förderung
der Hessischen Kirchengeschichte hochverdienten Forscher,
der mit Nachdruck zwischen evangelischer Bewegung und Reformation
unterschieden hatte. Neben Diehl ist Bernd Moeller mit
seiner Schrift „Reichsstadt und Reformation", 1962, am einflußreichsten
geworden.

Die Kirchenordnung gehört zum oberdeutschen Typus, wozu
man interessiert die Tatsache stellt, daß Bucer 1523 gelegentlich
in Gengenbach gepredigt hat. Der Hauptakzent fällt in der KO

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 8