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Ausgabe: | 1968 |
Spalte: | 545-546 |
Kategorie: | Praktische Theologie |
Autor/Hrsg.: | Wilken, Waldemar |
Titel/Untertitel: | Brücken zur Kirche 1968 |
Rezensent: | Wätzel, Paul |
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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 7
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nicht die ursprüngliche Einheit von Wahrheit und Bild auseinander
- man verfälsche nicht das Bild zur Illustration.") An die
Stelle des doktrinär-rationalen und impressionistisch-illustrativen
Unterrichts müßte nach Jacobs Erkenntnis - und darin möchte
ich ihm voll zustimmen - der meditative Unterricht treten. Wie
Jacob sehe ich die eigentliche Katastrophe des heutigen Unterrichts
darin, dafj in ihm die Meditation durch die Illustration
ersetzt worden ist.
In den Aufsätzen des dritten Teiles: Zur Theologie Luthers
weist Jacob in überzeugender Weise nach, wie sehr Luther, der
noch völlig in der Bildschicht verwurzelt war, aus der Meditation
gelebt und gedacht hat, und stellt ihn als Lehrmeister vor unsere
Augen, von dem wir - die in die Bodcnlosigkeit der Zerstreuung
Abgestürzten und von aller echten Meditation Abgetriebenen -
die Kunst der Meditation lernen können.
In der Unsicherheit, die durch den Streit zwischen moderner
Theologie und der Bewegung „Kein anderes Evangelium" über
viele Gemeinden und Ausbildungsstätten gekommen ist, geben
Jacobs Aufsätze eine wesentliche Hilfe. Sie sollten in keinem
Gemeindekirchenrat, vor allem aber in keinem Prediger- oder
Katechetenseminar unbeachtet bleiben.
Eisenach Walter Saft
Wilken, Waldemar: Brücken zur Kirche. Public Relations der
Kirche. Berlin-Hamburg: Lutherisches Vcrlagshaus 1967. 262 S.
m. Abb. 8° = Missionierende Gemeinde, hrsg. v. E. Baden,
H. Klemm, H. Schmidt, H. Schnell, W. Wilkcn, Sonderbd. 2. Pp.
DM 19,80.
Der Titel sollte besser lauten „Brücken der Kirche zur Welt".
Denn was unter „public relations in der Kirche" (so der Untertitel
) dargestellt wird - in erfrischender Lebendigkeit und Lebens-
zugewandtheit -, ist eine Sache, die die Kirche der Welt, die Gemeinde
ihrer unmittelbaren Umwelt schuldet, sind nicht etwa
Brückenschläge, auf die die Kirche von dem anderen Ufer, der
sogenannten „Welt", warten wollte.
Das Geleitwort von Hugo Schnell (S. 9) weist auf des Verfassers
Buch „Die Werbung der Kirche" zurück (Berlin 1961, siehe
ThLZ 88, 1963, Sp. 391 f. - vom gleichen Verfasser „Macht die
Gemeinde stark", Stuttgart 1961, siehe ThLZ 88, 1963, Sp. 68 f.),
wehrt aber zugleich die Vorstellung von „raffinierten Methoden
und krampfhaften Anbiederungsversuchen" ab, sondern beschreibt
dies als die Aufgabe der „public relations": sie wollen „nicht das
Ärgernis des Evangeliums wegmanipulieren, wohl aber die kleinen
, unnötigen Ärgernisse überwinden helfen", das heifjt all die
„Ungeschicklichkeit, Lieblosigkeit und falsche Anmaßung", die
»vielen Menschen den Zugang zur Kirche und das Verständnis für
kirchliche Vorgänge und Notwendigkeiten" versperrt" (S. 9).
Der Ausdruck „Öffentlichkeitsarbeit" (S. 13) treffe die gemeinte
Sache nur zum Teil. Alles komme auf die „kleinen Schritte" an.
Thesen entfalten den Horizont der Sache „Information und Kontaktpflege
": Um des echten Ärgernisses willen, das das Evangelium
dem Menschen bereitet, will man „die kleinen Ärgernisse in
der Kirche wegräumen", Stellung wird gegen „jede verkrampfte
Mission" bezogen, die Spekulation auf „unterschwellige Wirkung"
abgewiesen, die „dienende Funktion" herausgearbeitet.
Ein Kapitel spricht von der Werbung in der Kirche und zeigt
an falschen Beispielen, was nicht herauskommen darf: keine Anpassung
des Glaubens an die Bedürfnisse einer Zeit oder einer
Generation. Was herauskommen soll, ist mit dem Stichwort „public
relations" gemeint.
Ausführlich wird die Geschichte der Sache dargestellt. Eine
u"e von interessanten Beispielen von Luther bis in die Gegenwart
, vom anglikanischen bis in den deutschen Raum läßt dann
eine Vielzahl von Definitionen einsichtig werden. Einige von ihnen
ehrt die public relations verstehen als „das bewußte und planmäßige
Bemühen um Verständnis sowie Aufbau und Pflege von
Vertrauen in der Öffentlichkeit auf der Grundlage systematischer
Erforschung" (S. 46 nach dem Selbstverständnis der Deutschen
ublic-Relations-Gcsellschaft). Es geht nicht um „publicity" (S. 50),
schon gar nicht um „Rummel und Spektakel" (ebd.), es geht auch
"Jcht um den von Robert Jungk gefürchteten „Griff nach dem
Renschen" (S. 51), es geht um „Information, Kontaktpflege, Wer-
Ung um Vertrauen" (S. 54), es soll dem jeweiligen Gegenüber
as ..Gefühl" gegeben werden, daß er auf Grund solcher Arbeit
„sich seine Meinung über die Probleme nach Prüfung aller kirchlichen
Argumente selbst bilden kann" (S. 60). Die drei Elemente
gehören eng zusammen. „Werbung um Vertrauen hat mit guten
Kontakten und mit einer sauberen Information zu tun". „Grundvoraussetzung
" ist „die eigene Vertrauenswürdigkeit" (S. 61). Eine
Fülle von höchst interessanten, vielfach auch amüsanten Beispielen
zeigt, wie hier etwas in Gang kommt, das geradezu als Seelsorge
in die öffentlichketi hinein unternommen wird. So sehr die
Träger dieser Arbeit es ablehnen, „Seeleningenieure genannt zu
werden", so sehr bringt sie ihre Arbeit oft in die Nähe des
„Seelenarztes" (S. 94).
Von ihren Grundregeln aus: „Wahrheit, Klarheit und Einheit
von Wort und Tat" (S. 99) will sie als seelsorgerliches Wirken in
die Öffentlichkeit hinein verstanden werden, aber nicht in einer
gewollten - und damit nur sehr äußerlichen - Modernität in
Jargon, Denken, Theologie, sondern so, daß sie die Herausforderung
durch die „weltliche Modernität" annimmt, um als Kirche
„mehr und bewußter sie selbst zu werden" (S. 104), aber doch
auch nicht so, daß sie dogmatischen Hochmut pflegt und ihr gleichgültig
wäre, was die Öffentlichkeit über sie denkt, sondern daß
sie durch „Information und Kontakte" auch um ein rechtes Verständnis
durch die Öffentlichkeit und um deren Vertrauen wirbt.
Nicht das „Aufgehen in der Welt" (S. 106), aber das werbende
Auf-die-Welt-Zugehen ist ihre Aufgabe (S. 108). Es geht nicht um
moderne Anpassung oder gar Preisgabe an die Welt, aber es geht
um Kontakte und partnerschaftlichen Dialog (S. 100 f.) mit einer
Welt, deren Einwände (etwa gegen Parochial- und Kirchengrenzen
[S. 113], gegen Konfessionsgegensätze), deren Ärger über Predigerungeschick
und Predigerhochmut ernst genommen werden. Hier
sieht der Verfasser die spezifisch christliche Aufgabe, die spezifisch
christliche Dienstbarkeit gegenüber der Welt. „Müßten nicht
eigentlich alle Aussagen" (das heißt über Kontakt und Dialog zur
Information und zur Werbung um Vertrauen) „für die Christen
völlig selbstverständlich sein? Sind sie nicht die kleinen Münzen
des großen Geschenkes Gottes an seine Menschheit? Sind sie nicht
so etwas wie die Haustafeln des Neuen Testaments für den Umgang
mit der Öffentlichkeit in der modernen Welt? Wir stellen
diese Fragen und meinen, sie mit ja beantworten zu müssen"
(S. 113). Ein kurzes Kapitel weist darauf hin, wie gerade eine
technisierte Welt, in der der Mensch als Einzelwesen bedeutungslos
zu werden droht, begierig nach solchem Dienst der Kirche ist,
weil durch ihn der Mensch an sein Menschsein erinnert und dazu
ermutigt wird, und zwar nicht nur im Sektor seiner privaten
Existenz, sondern mitten in seiner Arbeitswelt (S. 123).
Nach einem kritischen Überblick über bisherige Unternehmungen
einzelner Landeskirchen werden - das nimmt fast die Hälfte
des Buches ein - „die Instrumente und Medien der kirchlichen
PR-Arbeit (S. 145) (public-relations-Arbeit) dargestellt. Nicht alles
kann aus begreiflichen Gründen überall Anwendung finden. Überall
beachtet werden soll und wird, was über den sorgsamen Umgang
mit dem gesprochenen Wort (S. 148 ff.), mit der Ausbildung kirchlicher
Mitarbeiter im Dialog und in der Gesprächsführung gesagt
wird. Die ausführlichen Erörterungen über den Gemeindebrief
mit einer Fülle von guten und - zur Abschreckung - unguten
Beispielen, die Anregung zu brieflicher Anrede der Gemeindeglieder
, wo immer sie mit der Kirche in Berührung kommen, sind
außerordentlich hilfreich. Es ist erstaunlich, was konsequent und
methodisch errungene Sachkunde hier zu bieten vermag. Ausstellung
, Schaukasten, Schriftenkasten, Plakat, Broschüre, das alles
kommt, von Film und Fernsehen ganz zu schweigen, hier zu ausführlicher
Erörterung. Die sehr gezielten kleinen Hinweise zum
„Ärgernis-Ausräumen" halten im Leser den ständigen Rückbezug
auf die seelsorgerliche Verantwortung für die Öffentlichkeit wach.
Über die vielen anschaulichen Beispiele hinaus hilft ein umfangreiches
Literaturverzeichnis zur weiteren Orientierung. Freilich
fängt für den Benutzer, der in einem anders strukturierten
Lebensraum zu Hause ist, dann erst die Aufgabe an, Information
und Kontaktaufnahme und Werbung um Vertrauen so zu konkretisieren
, daß sie auch in diesem Raum möglich und vor allem
dem Grundansatz gemäß ist, falsche Ärgernisse aus dem Wege
zu räumen, damit die echte Provokation des Evangeliums in der
Welt von heute und morgen hilfreich und heilsam zum Zuge
kommen kann.
Gröben bei Ludwigsfelde Paul Watzel