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Ausgabe:

1968

Spalte:

544-545

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Jacob, Günter

Titel/Untertitel:

Kirche auf Wegen der Erneuerung 1968

Rezensent:

Saft, Walter

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Dumas, Francine: Mann und Frau in Gesellschaft, Staat und
Kirche, übers, v. H.-H. Brinkbäumer. Gütersloh: Gütersloher
Verlagshaus G.Mohn [1968]. 72 S. gr. 8° = Handbücherei f.
Gemeindearbeit, hrsg. v. A. Funke, W. Hahn, A. Niebergall,
H.-W. Surkau, H. Thimme, 41. Kart. DM 6,50.

Ermecke, Gustav: Die Kategorie der Geschichtlichkeit des
Menschen in der Moraltheologie (ThGl 58, 1968, S. 110-130).

Franke, Klaus: Geschlechtliches Verhalten vor der Ehe (Versuch
eines Verhaltensmusters) (Wege zum Menschen 20, 1968,
S. 97-104).

Garaudy, Roger: Was erwartet der Nichtchrist von der Kirche
im Hinblick auf die Entwicklung von Normen des öffentlichen
Lebens? (Concilium 4, 1968, S. 330-341).

G r a a f, Hannes de: Morale marxiste et morale chretienne
(RHPhR 47, 1967, S. 313-326).

Henel, Ingeborg: Paul Tillichs Begriff der Essentifikation und
seine Bedeutung für die Ethik (NZSTh 10, 1968, S. 1-17).

Herder-Dorneich, Philipp: Wie kann die Kirche sozialethische
Entscheidungshilfen geben? (Concilium 4, 1968, S. 357
bis 364).

H i 1 d , Sigurd: Sexualität und Reife (Wege zum Menschen 20,
1968, S. 104-113).

Hromadka, Josef L.: Rettet den Menschen. Friede ist möglich
. Memorandum des Präsidenten der Christlichen Friedenskonferenz
(JK Beiheft 1, 1968, S. 3-24).

K luxen, Kurt: Die necessitä als Zentralbegriff im politischen
Denken Machiavellis (ZRGG 20, 1968, S. 14-27).

Korff, Wilhelm: Empirische Sozialforschung und Moral (Concilium
4, 1968, S. 323-330).

Lötz: Die persönliche Verantwortung des einzelnen in unserer
ländlichen Gesellschaft (Kirche im Dorf 19, 1968, S. 62-76).

Mendelsohn, Jack: Die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit
. Rassenkampf und Bürgerrechtsbewegung in vierzehn
Schicksalen. Mit einem Vorwort v. M. Niemöller, übers, v.
H. Kloppenburg. München: Kaiser [1968]. 278 S. 8°. Lw. DM 22,-.

Nell-Breuning, Oswald v.: Säkularisation und Utopie
(ThPh 43, 1968, S. 237-241).

N i e m e i e r, Gottfried [Hrsg.]: Ich schwöre. Theologische und
juristische Studien zur Eidesfrage. München: Kaiser 1968. 119 S.
8°. DM 7,80.

Ranabauer, Wiltrud: Macht und Ohnmacht des Arztes in
psychologischer Sicht (Wege zum Menschen 19, 1967, S. 145-157).

Rorarius, Winfried: Das Problem christlich-ärztlichen Handelns
an seelisch Kranken (WuD 9, 1967, S. 68-85).

Shaull, Richard: Die Revolutionäre in Latein-Amerika und die
Vereinigten Staaten (JK 29, 1968, S. 224-228).

Wagner, Christoph: Sozialkybernetik als permanente Aufgabe
der Kirche (Concilium 4, 1968, S. 341-348).

Wiesenhütter, Ursula: Die psychische und gesellschaftliche
Situation der unverheirateten berufstätigen Frau (Wege zum
Menschen 20, 1968, S. 113-121).

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Otto, Gert [Hrsg.]: Glauben heute. Ein Lesebuch zur evangelischen
Theologie der Gegenwart. Hamburg: Furche-Verlag [1965].
331 S. kl. 8° = Bd. 48 der Stundenbücher. DM 6,80.

Wenn einst Schleiermacher besorgt und warnend von der Gefahr
eines Zusammengehens des Christentums mit der Barbarei
und (infolgedessen) der Wissenschaft mit dem Unglauben sprach,
so scheint heute zwar die Theologie eines solchen Anrufs
kaum mehr zu bedürfen; um so mehr aber wird die allbekannte
„erschreckende Diskrepanz zwischen theologischem Denken und
der Frömmigkeit der Gemeinde" als Herausforderung empfunden.
Das von dem Mainzer Ordinarius für Praktische Theologie herausgegebene
„Lesebuch", eine Sammlung von sämtlich bereits andernorts
veröffentlichten Aufsätzen namhafter Theologen, will hier
seinen Dienst tun. Den Hörern der kirchlichen Predigt wie auch
denen, die sich der kirchlichen Verkündigung nicht mehr aussetzen
und doch „theologisch intensiv interessiert sind und theologisch
zu fragen wissen" (12), sollen „Denkhilfen" geboten werden
. Seitdem der christliche Glaube nicht mehr eine „weitgehend
unreflektiert das Dasein bestimmende Gestaltungsmacht" ist, seitdem
„die Selbstverständlichkeit des Glaubens aufgehört hat", sind,
wie der Herausgeber in einer Einführung betont, „Denken und
Glauben anders als bisher aufeinander angewiesen" (8 f.). Darlegungen
, „in denen es um gedankliche Klärungen geht, wie sie

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uns die Theologie unserer Zeit an die Hand gibt", müssen (überspitzt
gesagt) die Funktion übernehmen, „die früher Andachtsbücher
gehabt haben" (12). Der Leser wird von vornherein mit
der Notwendigkeit, „einen harten Weg" zu gehen, „radikal zu
fragen und radikal zu argumentieren", konfrontiert.

Die Zusammenstellung der Beiträge läßt zwei thematische
Schwerpunkte erkennen. Etwa die Hälfte des Bandes (33-196)
wird durch Darlegungen zu Fragen der historisch-kritischen Auslegung
der Bibel beansprucht. Die Aufsätze von Klaus Koch,
„Krise um die Bibel?", Walther Zimmerli, „Das Alte Testament
in der Verkündigung der christlichen Kirche", Martin Noth, „Die
Vergegenwärtigung des Alten Testaments in der Verkündigung",
Günther Bornkamm, „Glaube und Geschichte in den Evangelien",
Ernst Käsemann, „Das Problem des historischen Jesus", Herbert
Braun, „Vom Verstehen des Neuen Testaments", und Ernst Fuchs,
„Programm der Entmythologisierung" gelangen hier zum Abdruck.
Eine Erläuterung des Stichwortes „historisch-kritisch" bietet der
Herausgeber in seiner Einführung. - Eine weitere Gnippe von
Beiträgen ist an den Stichworten Gott, Glaube, christliche Existenz
heute orientiert. Außer dem an den Anfang gestellten Aufsatz
Ebelings, „Glaube und Unglaube im Streit um die Wirklichkeit",
sind hier zu nennen: Rudolf Bultmann, „Welchen Sinn hat es, von
Gott zu reden?", aus Bonhoeffers Tegeler Briefen „Über die Religionslosigkeit
", Manfred Mezger, „Wer ist das eigentlich - Gott?",
Heinrich Buhr, „Über das Gebet", Hans Jürgen Schultz, „Christentum
inkognito - Anmerkungen über die Zukunft der Kirche",
Paul Tillich, „Was der Glaube ist", Paul Schütz, „Das Wagnis des
Menschen im Offenen der Freiheit". - Ein vorwiegend theologische
Termini erläuterndes Fremdwörterverzeichnis, der bibliographische
Nachweis der Beiträge und kurze Informationen über die Verfasser
beschließen den Band.

Daß der Leser in Sachen „radikalen" Fragens und Argumentic-
rens nicht enttäuscht wird, ist durch die Auswahl der Beiträge
gewährleistet. Zweifellos enthält der Band viel Hilfreiches und
überfordert den Leser nicht durch gedanklich Unvollziehbares.
Dafj er wirklich ein Mitdenken herausfordert und auch auf dem
Wege des Widerspruchs zu notwendigen Klärungen verhilft, ist
zu erhoffen.

Berlin Rudolf Mau

Jacob, Günter: Kirche auf Wegen der Erneuerung. Gesammelte
Aufsätze aus drei Jahrzehnten. Berlin: Evang. Verlagsanstalt u.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1966]. 173 S. 8°.

In den gesammelten Aufsätzen aus drei Jahrzehnten, die die
Evangelische Verlagsanstalt Berlin herausgebracht hat, wird die
ganze Weite und Tiefe der Theologie Günter Jacobs sichtbar. Es
ist sehr begrüßenswert, daß durch diese Veröffentlichung den
Theologen und Laien die Möglichkeit gegeben wird, den Prediger
und Kirchenführer näher kennenzulernen, der durch seine gehaltenen
und gedruckten Predigten in weite Kreise der evangelischen
Christenheit hincingewirkt hat. Wie die Predigten zeichnen sich
die Aufsätze Günter Jacobs durch die Plastik ihrer Sprache und
die Einprägsamkeit ihrer Bilder aus.

Im ersten Teil des Buches sind Jacobs Aufsätze aus der Zeit
des Nationalsozialismus abgedruckt. Sie zeigen nicht nur, wie
klar Jacob die Situation damals erkannte, wie mutig er seine
Stimme erhob, sondern behandeln in den Alternativen: Museale
Volkskirche oder weltbezogene Verkündigung, Kirche oder Sekte
theologische Probleme von bleibender Aktualität.

Die Aufsätze des zweiten Teiles gruppieren sich um das Thema:
Verkündigung und Gestalt der Kirche. In ihnen geht Jacob davon
aus, daß die Säkularisierung die selbstverständliche Signatur des
modernen Daseins ist. Mit Recht stellt er fest, daß der überlieferte
christliche Glaube und die Erkenntnis der Wirklichkeit nicht mehr
zusammenzubringen sind, und leitet daraus die Forderung ab, die
religiös-mythologische Patinaschicht von den biblischen Schlüsselworten
zu entfernen, um das Wort Gottes wieder zur Sprache
kommen zu lassen. Besonders wichtig und nicht nur für den
Katecheten, sondern für den Prediger ebenso wesentlich und hilfreich
scheint mir der Aufsatz „Meditation und Illustration in der
Christenlehre". In ihm wendet sich Jacob gegen die Illustration
als ein Hantieren mit Bildern in pädagogischer Zwecksetzung und
stellt der Illustration die Meditation entgegen, in der der eigentliche
Zugang zu den Bildern wieder freigelegt wird. („Man löse

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 7