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Ausgabe:

1968

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

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Neuerscheinungen

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nicht die evangelische Kirche in Sachsen, sondern unter seinem
Vater Johann Friedrich dem Beständigen, der 1525 seinem Bruder
Friedrich dem Weisen in der Kurwürde folgte und 1532 starb.
Unter dem Stichwort „Sachsen" findet sich die Mitteilung, 1547 sei
die Kurwürde „an die katholischen Albertiner" übertragen worden,
aber sowohl das albertinische Sachsen als auch Herzog Moritz von
Sachsen selbst waren evangelisch.

Auch in den Einleitungen finden sich einige Ungenauigkeiten,
die vielleicht zum Teil durch das Übersetzen entstanden sind. So
heifit es z. B. (10), Luther „fuhr" im Herbst 1510 nach Rom, obgleich
er den Weg hin und zurück zu Fuß zurücklegte. Kann man
Wittenberg „ein unbedeutendes Dorf" nennen, obgleich Wittenberg
bis 1422 die Residenz der sächsischen Herzöge und Kurfürsten war,
neben der Universität ein 1490 bis 1499 erbautes Schloß hatte und
seit 1293 das Stadtrecht besaß? Luther wurde zwar mit Wissen
Friedrichs des Weisen in Sicherheit gebracht, aber nicht auf seinen
Befehl auf die Wartburg, denn der Kurfürst wollte ja den Aufenthalt
Luthers nicht wissen.

Das Buch ist mit einer synoptischen Zeittafel von 1414 bis 1592
versehen und mit zeitgenössischen Bildern auf Tafeln und im
Text ausgestattet, wodurch es dem Leser erleichtert wird, in die
Vorstellungen des 16. Jahrhunderts einzudringen.

Leipzig Hclmar Junghans

Benrath, Gustav Adolf (Hrsg.]: Reformtheologen des 15. Jahrhunderts
. Johann Pupper von Goch, Johann Ruchrath von Wesel,
Wessel Gansfort. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G. Mohn
[1968]. 92 S. gr. 8° = Texte z. Kirchen- u. Theologiegeschichlc,
hrsg. v. G. Ruhbach unter Mitarbeit v. G. A. Benrath, H. Schciblc
u. K.-V. Selge, 7. Kart. DM 8,80.

Bornkamm, Heinrich: Affichage des theses et reformation
hier et aujourd'hui (EThR 43, 1968, S. 45-59).

Bornkamm, Heinrich: Luther et l'Ecriture sainte (EThR 43,
1968, S. 101-120).

D r o z, Eugenie: L'Ecclesiaste de Theodore de Beze et ses edi-
tions allemandes (1599 et 1605) (RHPhR 47, 1967, S. 338-346).

E s n a u 11, R. H.: Les 95 theses du 31 octobre 1517 sur les indul-
gences, commentees et expliquees par Martin Luther dans les
„Resolutiones" (EThR 43, 1968, S. 5-44).

Hall, Basil: Diakonie bei Martin Bucer (Die Innere Mission 58,
1968, S. 129-141).

Heutger, Nicolaus: Evangelische und simultane Stifter in
Westfalen unter besonderer Berücksichtigung des Stiftes Börstel
im Landkreis Bersenbrück. Mit einem Vorwort v. M. L. Freifrau
von der Goltz und einem Anhang: Zu Luthers Stellung im Klosterwesen
nach 1521. Hildesheim: Lax 1968. XII, 167 S., 26 Abb.
a. Taf., 1 Kte gr. 8°. Kart. DM 18,-.

Joe st, W.: L'horizon eschatologique de la justificatio sola fide
dans la pensee de Martin Luther (EThR 43, 1968, S. 69-76).

Pasche, Daniel: Aspekte zur Täufer-Theologie. Zum Problem
des Eides in unserer Zeit (ZRGG 20, 1968, S. 70-78).

Prust, Richard C: Was Calvin a Biblical Literalist? (SJTh 20,
1967, S. 312-328).

Rist, Gilbert: Modernite de la methodc theologique de Calvin
(RThPh 100, 1968, S. 19-33).

Vercruysse, Jozef: Synagoge en Kerk in Martin Luthers
„Dictata super Psalterium" - Synagogue and Church in Martin
Luthers „Dictata super Psalterium" (Bijdragen 29, 1968, S. 54-82).

Wagner, Guy: Luther et les recherches hermeneutiques actuelles
(EThR 43, 1968, S. 87-100).

KIRCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE

Kühn, Ulrich, u. Otto H. Pesch, OP: Rechtfertigung im Gespräch
zwischen Thomas und Luther. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
[1967]. 85 S. gr. 8°. Kart. M 5,80.

Dieses wertvolle Büchlein faßt zwei Vorträge zusammen, welche
im Oktober 1965 auf einem konfessionskundlichen Seminar in
Berlin-Weißensee gehalten wurden. Der evangelische Dozent Ulrich
Kühn sucht das Rechtfertigungsverständnis des Thomas neu zur
Sprache zu bringen; der Dominikaner Otto H. Pesch möchte Luthers
Rechtfertigungszeugnis für die katholischen Christen erschließen.
Beide Theologen fassen in ihren Referaten die Ergebnisse ausgedehnter
Studien zusammen; U. Kühn: Via caritatis. Theologie
des Gesetzes bei Thomas von Aquin; Berlin-Göttingen 1964/65;

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O. H.Pesch: Theologie der Rechtfertigung bei Martin Luther und
Thomas von Aquin. Versuch eines systematisch-theologischen Dialogs
; Mainz 1967. So führen die Referate zugleich ein in diese für
die Forschung sowie für die Kontroverstheologie wegweisenden
Arbeiten. Gemeinsam kommen die beiden Theologen zu dem Ergebnis
: In der zwischen den Kirchen und Konfessionen stehenden
Frage der Rechtfertigung ist das gegenseitige Anathema nicht aufrechtzuerhalten
(S. 35. 82); es beruht auf eklatanten Mißverständnissen
und aufhellbaren Fehldeutungen. Die Schau des Aquinatcn
sowie diejenige Luthers seien zu deuten als zwei legitime „Ausdrucksformen
. .., das eine Evangelium vom Heilshandcln Gottes
in der Rettung des Menschen durch den menschgewordenen, gekreuzigten
und auferstandenen Sohn Gottes zur Sprache zu bringen
" (S. 35). Die „sapientiale" Schau des Thomas nehme den Ausgangspunkt
gleichsam in Gott selber und denke im Lichte des
Glaubens aus seiner Perspektive heraus sein umfassendes Wirken
in Welt, Menschheit und Geschichte nach; Luthers „existentielle"
Theologie dagegen thematisiere das Geschehen zwischen dem
rechtfertigenden Gott und dem sündigen Menschen, wobei sie bewußt
am Ort der Confessio verharre (S. 81 f., vgl. S. 34 f). Beide
Sichtweisen seien legitim und dürften sich deshalb nicht gegenseitig
ausschließen. Dies ist die Kernthesc, welche das Büchlein
zur Diskussion stellen möchte.

In dem ersten Referat (S. 9-36) konfrontiert Ulrich Kühn das
Rechtfertigungsverständnis des Aquinaten mit Luther und der
gegenwärtigen evangelischen Diskussion. Zunächst skizziert er den
Ort der Rechtfertigung in der Summe des Thomas; Thema der
Summe sei die Bewegung: Von Gott her (Teil I: Gott selbst und
der Ausgang der Geschöpfe von Gott) - zu Gott hin (Teil II: Die
Rückkehr des Menschen zu Gott) - durch Jesus Christus (Teil III:
Christus und die Sakramente); in diesem Aufbau komme die
Rechtfertigung zu stehen als der Eingriff Gottes, durch welchen
dieser den durch die Sünde gestörten Schöpfungsplan durchhalte.
Inhaltlich sei sie nicht so sehr Gottes Richterspruch als innere
Umwandlung des Menschen; durch die Gottesgnade als „habitualc
donum" und „qualitas animae" werde die Herzmitte unseres
Menschseins auf Gott hin ausgerichtet und hierdurch in freier
Spontaneität willentlicher Entscheidung die menschlichen Scclcn-
kräfte dem Geistig-Vernunfthaften erneut ein- und untergeordnet.
In keiner Hinsicht könne sich der Mensch die rechtfertigende
Gnade verdienen, wohl aber das ewige Leben als das Ziel der
gottgewirkten Kindschaft.

Diese straff skizzierten Kernthesen des Thomas konfrontiert
Kühn mit Luther; der Reformator dränge auf die „iustitia extra
nos" als gottgelegten Grund unserer Heilsgewißheit, weil er unter
dem Gericht des heiligen Gotteszornes unsere Sündhaftigkeit radikaler
fasse, während Thomas mit dem Neuplatonismus Augustins
Gott selber in seinem innersten Wesen herauslöse aus einem
Affiziertwerden durch die Schuld des Menschen. Thomas lasse
deshalb auch das Verhältnis des Menschen zu Gott in der Liebe
gipfeln, Luther im Glauben.

Ein dritter Abschnitt greift die gegenwärtige Diskussion auf;
hierbei wendet sich Kühn gegen ein Auseinanderreißen des „forensischen
" und des „effektiven" Rechtfertigungsgeschehens, komme
Gottes Urteil doch erst zum Zuge im Existenzwandel des Glaubenden
. Zugleich bekämpft er die vorschnelle Alternative: hier
eine geschichtsfremde, situationslose Metaphysik - dort die Analyse
unserer geschichtsverhafteten Existenz, Thomas stehe vielmehr
in der Situation dessen, „der überwältigt von der Heilsfüllc des
göttlichen Tuns im Evangelium der unendlichen Weisheit Gottes
des Schöpfers und Begnaders nachspürt und in solcher Erkenntnis
einen Akt des Lobes und der Anbetung verrichtet" (S. 34).

Der zweite Beitrag des katholischen Theologen zu Luthers
Rechtfertigungslehrc (S. 37-82) markiert zunächst den neuen Einsatz
innerhalb der katholischen Lutherforschung. Hatte J. Lortz
Luthers Theologie noch von dessen „akademischer und spiritueller
Biographie" her aufschlüsseln wollen, so sucht sich eine jüngere
Forschergeneration unmittelbar den Sachfragen zu stellen. Im Hinblick
auf die Rechtfertigung hat hier H. Küngs Buch über K. Barth
das Eis gebrochen; seitdem bemühen sich viele jüngere Theologen
um eine Integration des „articulus stantis et cadentis ecclesiae" in
das katholische Glaubensbewußtsein, genannt seien A. Brandenburg
, St. Pfürtner, R. Kösters, H. McSorley, A. Hasler. In einem
ausgezeichneten Durchblick entwickelt Pesch die Themenkreise:

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 7