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Ausgabe:

1968

Spalte:

516-517

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Les Oeuvres de Philon d'Alexandrie; 20. De Abrahamo 1968

Rezensent:

Wiefel, Wolfgang

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schichtsübcrblickc in Futur-Form" (P. Vielhauer)- beruht zwar auf
der literarischen Fiktion der Vorzeitlichkeit der Offenbarung dieser
Geheimnisse; aber diese Fiktion will gerade mit ihrer Esoterik
einschärfen, da5 Gott den auserwähltcn Gerechten und Weisen
der Gegenwart durch den Mund der Gerechten der Vorzeit bereits
jetzt seine Offenbarung zuteil werden läfjt Erst am Ende aller
Tage wird das den Lesern der Geheimschriften offenbare Geheimnis
allen durch die angekündigten Ereignisse selbst offenbar. So
besagt die Antizipation im Grunde, dafj die Auserwählten durch
Geheimschriften dem Dualismus der zwei Äonen entnommen sind,
weil der Dualismus durch das bloße Faktum der apokalyptischen
Litcraturgattung für sie entschärft ist. Zeit Verständnis ist
eben etwas anderes als die Summe von Vorstellungsmotiven!

Auch zu den anderen nicht weniger wichtigen Kapiteln des
Buches (z. B. Kapitel 9) wären noch viele Einzelheiten zu erwähnen
. Aber der Eindruck einer eigentümlichen theologischen und
darstellerischen Schwache würde sich dadurch für mein Gefühl nur
intensivieren. Sollte die ntl. Exegese in Detail und Methode zum
Gespräch der theologischen Disziplinen nicht doch ein klein wenig
mehr beizutragen haben? Jedenfalls schiene es mir übereilt, dieses
Buch als für die heutige „postbultmannianische" Exegese typisch
zu halten, weil Verfasser kaum zu Ende gedacht haben dürfte, wem
er mit seiner supranaturalistischcn Hypostasicrung des Wortes
Vorschub leistet. Im übrigen gilt auch hier: Si quid novisti rectius
istis, Candidus inperti; si non, his uterc mecum (Horat., epist. I,
6, 67).

Bonn Erhardt Gültgemanns

- P. Vielhauer, in: E. Henneckc, Ncutestamcntliche Apoklyphcn in deutscher
Übersetzung, 3.. völlig neu bearb. Aufl. hrsg. v. W. Schnccmelcher. Bd. II. Apostolisches
, Apokalypsen und Verwandtes. 1964. 410.

Acker man, James S.: The Rabbinic Interpretation of Psalm 82

and the Gospcl of John: John 10:34 (HThR 59, 1966, S. 186-191).
B a k k e r , L.: Gelovcn in verrijzenis - Glauben an Auferstehung

(Bijdragcn 28, 1967, S. 294-320).
"Barbour, R. S.: Salvation and Cosmology: The Sctting of the

Epistle to the Colossians (SJTh 20, 1967, S. 257-271).
Barth, Gerhard: Comentärio ä primeira epistola de Pedro. Säo

Lcopoldo: Editöra Sinodal 1967. 119 S. gr. 8°.

- Bonnard, Pierre: La justice de Dieu et l'histoire (EThR 43,

1968, S. 61-68).

B o n s a e k , Bernhard: Eine neue Ausgabe des Neuen Testaments

(ThZ 24, 1968, S. 49-51).
B o v o n, Francois: L'epitre aux Romains dans la traduetion

oecumenique de la Bible (RThPh 100, 1968, S. 34-46).
Daniel, Constantin: Esseniens et Eunuqucs (Matthicu 19,

10-12) (Revue de Qumran 6, 1968, S. 353-390).
Fcuillet, A.: La coupe et lc bapteme de la Passion (Mc. X,

35-40; cf. Mt. XX, 20-23; Lc. XII, 50) (RB 46, 1967, S. 356-391).
Formesyn, R. E. C.: Was therc a Pronominal Connection for

the 'Bar Nasha' Sclfdesignation? (NovTest 8, 1966, S. 1-35).
Franke, Peter Robert: Kleinasien zur Römerzeit. Griechisches

Leben im Spiegel der Münzen. Mit 589 Abb. nach Aufnahmen

von W. Kisskalt. München: Beck [1968). 72 S., 589 Abb. a. Taf.,

1 Kte 8°. Kart. DM 16,80.

- Gerber, Uwe: Rom. VIII 18 ff. als exegetisches Problem der

Dogmatik (NovTest 8, 1966, S. 58-81).
Gilchrist, J. M.: On what charge was St. Paul brought to

Rome? (ET 78, 1967, S. 264-266).
Harrison, J.: St. Paul's Letters to the Corinthians (ET 77,

1966, S. 285-286).
H e r m a n s , R., und L. Geyscls : Efcsiers 1, 23: Het plcroma

van Gods heilswerk - Eph. 1, 23: Le pleröme de l'oeuvrc

salvifique de Dieu (Bijdragcn 28, 1967, S. 279-293).
Hill, Douglas: On the Third Day (ET 78, 1967, S. 266-267).
Howard, J. K.: Passover and Eucharist in the Fourth Gospcl

(SJTh 20, 1967, S. 329-337).
Jacobs, T.: „Als Christus nict is verrezen, is uw geloof waar-

deloos" (1. Kor. 15, 17) - Ist aber Christus nicht auferstanden,

so ist euer Glaube nichtig (1. Kor. 15, 17) (Bijdragen 28, 1967,

S. 260-278).

Jeremias, Joachim: Jesu Worte über sein Leiden und Sterben
(Die Innere Mission 58, 1968, S. 119-128).

Krämer, Helmut: Zur sprachlichen Form der Eulogic Eph. 1,
3-14 (WuD 9, 1967, S. 34-46).

Kümmel, Werner Georg: Verheißung und Erfüllung. Untersuchungen
zur eschatologischen Verkündigung Jesu. Nachdruck

516

der 3. Aufl. von 1956. Berlin: Evang. Verlagsanstalt (Lizenzausgabe
des Zwingli Verlages, Zürich) [1967). 158 S. gr. 8° = Ab-
handlgn zur Theologie des Alten und Neuen Testaments, hrsg.
von W. Eichrodt und O. Cullmann.

Lambrecht, Jan: De vijf parabels van Mc. 4, Structuur en
theologie van de parabelrede - The Five Parabels of Marc 4
(Bijdragen 29, 1968, S. 25-53).

Lindijer, C. H.: Kerk en Israel in de gclijkenis van de verloren
zoon (NedThT 20, 1966, S. 161-170).

Rese, Martin: Zur Lukas-Diskussion seit 1950 (WuD 9, 1967,
S. 62-67).

Swcllengrcbel, J. L.: Puzzles in Luke (The Bible Translator
17, 1966, S. 118-122).

Thomas, Johannes: Formgesetze des Begriffs-Katalogs im
N. T. (ThZ 24, 1968, S. 15-28).

W i 1 k e n s , W.: Zur Frage der literarischen Beziehung zwischen
Matthäus und Lukas (NovTest 8, 1966, S. 48-57).

Winandy, Jacques: Le logion de l'ignorancc (Mc. XIII, 32;
Mt. XXIV, 36) (RB 65, 1968, S. 63-79).

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

(Philond'Alexandrie-.) Les Oeuvres de Philon d'Alexandrie.

Publiecs sous le patronagc de l'Universite de Lyon par R. A r -
n a 1 d c z , J. P o u i 11 o u x , C. Mondcsert. 20: De Abra-
hamo. Introduction, traduetion et notes par J. Gorez. Paris:
Editions du Cerf 1966. 137 S. 8°. Fr. 15,-. 15: Quis rerum divi-
narum heres sit. Introduction, traduetion et notes par M. H a r 1.
346 S. 1966. Fr. 34,80.

Die in Frankreich besorgte Ausgabe und Übersetzung der
Werke Philos von Alexandrien (vgl. zuletzt ThLZ 93, 1968, Sp. 438
bis 439) ist um zwei weitere Bände bereichert worden. Band 20,
De Abrahamo, wiederum betreut von Jean Gorez, enthält nur eine
knappe Einleitung, die vor allem die literarisch-ästhetischen Qualitäten
des Traktates beleuchtet. Seine stilistische Eigenart setzt
er in Beziehung zu der Annahme, daß Philo selbst Lehrvorträge
gehalten habe und vieles der jüdisch-alcxandrinischcn Schultradition
verdanke. Der vorgelegte Text entspricht fast durchweg der
uns aus der Ausgabe von Cohn-Wendland vertrauten Gestalt. Die
Noten sind meist kurze Hinweise auf Bibclstellen, Par. im Werke
Philos selbst und (viel seltener) aus der klassischen griechischen
Literatur.

Band 15 mit dem Traktat Quis rerum divinarum heres sit ist
ohne Zweifel ein Höhepunkt dieser Ausgabe. Marguerite Harl,
auch bei uns bekannt durch ihre Mitarbeit an der im gleichen
Verlag erscheinenden Ausgabe der Werke Clemens von Alexandriens
(vgl. ThLZ 91, 1966, Sp. 673 f.), hat ohne die bewährte Gestalt
, die den Bänden dieser Edition eigen ist, aufzugeben, eine
höchsten Ansprüchen genügende Studicnausgabc geschaffen. In
der Gestalt des Textes hat sie sich an die Wcndlandsche Ausgabe
zwar angelehnt, sie aber keineswegs durchgängig übernommen.
Ein Editionsbericht, den man bei den früheren Bänden schmerzlich
vermißte, gibt Auskunft über die Tcxtgeschichtc dieses relativ
gut überlieferten Traktates (S. 155-164). Erstmalig werden auch
Indiccs der wichtigsten griechischen Vokabeln und der Begriffe
beigefügt.

Die am Beginn der Einleitung stehende analysc du traitc
(S. 13-46) setzt bereits deutliche Akzente und verweist auf die
philosophiegeschichtlichen Zusammenhänge. Hier findet sich die
Zuordnung Philos zur „koinc philosophique de son temps au pla-
tonisme et au stoicisme" (S. 20). Beachtenswert ist die hier in den
Anmerkungen geführte Auseinandersetzung mit der Philo-For-
schung, erstmalig im Rahmen dieser Ausgabe auch unter weitgehender
Heranziehung der deutschsprachigen Beiträge (bis hin
zu H. Thyen und F. N. Klein).

Der zweite Teil wendet sich der philonischen Interpretation
der aus Gen. 15, 2-18 stammenden biblischen Vorgegebenheiten
zu: der Gestalt Abrahams, der Nachkommenschaft, des verheißenen
Landes (S. 47-61). Der schon in der Analyse als Zentrum des
Traktates aufgewiesene Gedanke der Teilung des Universums ist
Gegenstand eines eigenen Abschnittes (S. 62-102), in dessen Mittelpunkt
der Versuch einer Hcrlcitung des Xöyos TO|ieüc steht.
Heraklit, Piatos Timaios, die stoische Naturphilosophie, Aristoteles
und die unmittelbare biblische Herkunft (Ex. 36, 10) werden

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 7