Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1968

Spalte:

461

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Haendler, Otto

Titel/Untertitel:

Zwischen Glaube und Unglaube 1968

Rezensent:

Henkys, Jürgen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

461

Theologische Litcraturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 6

462

PRAKTISCHE THEOLOGIE Leuenberger, Robert, Prof. Dr. theol. et phil.: Berufung und

Dienst. Beitrag zu einer Theologie des evangelischen Pfarrer-

H a e n d 1 e r , Otto: Zwischen Glaube und Unglaube. Göttingen: Berufes. Zürich: EVZ-Verlag (1966). 304 S. 8°. Lw. DM 19 50.

Vandenhoeck & Ruprecht (1966). 129 S. 8° = Handbibliothek für Was Robert Leuenberger hier vorlegt, ist eine Pastoraltheolo-

Beratung und Scelsorge, hrsg. v. G. N. Groeger und J. Scharfen- 9le- die sich durch theologische Wachheit und seelsorgerl.chc Fein-

u„™ i v t ^-.rnoA heit und Reife in gleicher Weise auszeichnet. Der Untertitel deutet

ucrg, o. ivart. 1J1V1 y.ou. ... ....... P • t.. c

Die Beziehung zwischen Glaube und Unglaube wird vorrangig die ™- *e der Verfasser nimmt, unter Verzicht auf

teügions- und tiefenpsychologisch aufgefaßt und so als der seel- enzyklopädische Vollständigkeit sich mit denjenigen Fragen ein-

..„„„,. , ,, , . . . . zulassen, durch die er den Pfarrer heute in besonderer Weise

sorgerhehen Verantwortung anheimgegeben dargestellt. ^tasn. , ...... _ . . ... , ,

r>, , . , , • , . „ ,. j herausgefordert sieht. An diesem Punkt erreicht er dann auch

»Glaube ist zu verstehen als eine ausgeprägte Haltung des "u ,a<' , .. ', , ,. ~ ,

n,.:„ ... . , ,, ._ ... ... , enc .innere Vol standiqkcit , die ein theologisches Denken aus-

Uiienticrtscins an einer Glaubenswahrhcit im ausdrücklichen '~~ »'""cil- s • . ™"

,-.„__i , i ,, i i_ i . .. — ■ zeichnet, das als verantwort ichc Rechenschaft vor der Schritt und

Gegenuber zu Unglauben, Unglaube als ausgeprägte Haltung des . "T." , „ .. . ■ ,, ......

n^i^ „ u u c j »i • • j„ /-i, ,i___JL~u» den Vätern und Brüdern in der einen, allgemeinen christlichen

Mein gegenüber Glaubensfragen und Nein zu jeder Glaubenswahr- ~* ~ "~ .,~Z , „ £ .„

Vioit „ j ., . i ■ u u u c. • . ■ . . , Kirche qeschicht. Es sind das die Fragen der „Berufung , der

neit, und Gläubigkeit als eine Zwischcnhaltung. Sic ist nicht an ~~ ' , . _, " _ _. . T .„„.

„;„„,. . .... . . ... . Theoloqie als Wesensfunktion des Dienstes am Wort, des „Lebens

einer ausgeprägten Glaubenswahrheit orientiert, es ist aber in *"ov™**" ... " , T~ , _ . , _ . . ...___

ihr eine Überwelt religiöser Prägung existenzbestimmend als ehr- der Heiligen Schrift im Zusammenhang des Kapitels fito

furchtgebietend (numinosum). als Tragkraft und als Schutzmacht.. . den pricstcrlichcn Dienst des Pfarrers die Frage de, ,

Die Dreiteilung ist wichtig, weil nur mit ausdrücklicher Berück- endlich der ganze Fragenkomplex um weltliches Leben und He ll-

■]/4.u _, .• n c ■ a« qunq". Der Pfarrer, der das lest, wird sich selber wie mit neuen

sichtigung der Mitte die Situation ganz erfaßt wird (24). ■ • ' . ■ •

,, u . .____, ,. " . , ' , . '__,_. Auqcn sehen und erschüttert und begluckt neu dem Strom nin-

Nicht in starren Fronten hegen sich Glaube und Unglaube " . . ° „;„„m ,.„;,-i,

gegenüber. Sie sind miteinander vermittelt - in empirischer Be- 3cben. d«.h«n in seinem Beruf ersch ossen ,s „e nem der icich-

trachtung durch jene Mittelgröße der Gläubigkeit, in grundsätz- sten und l'cfstcn- d»; cs auf 9lbhl. Schu ansich"

Hcher Betrachtung durch die menschliche Existenz als solche. Denn ^ mit Gemeinplätzen abgespeist »J^W^Jf^nS

in ? . . „, , . T, . , ., „ ■ ten oder auch noch so ernsthaften Pnvatcrfahrungen und -meinun-

•n jedem Menschen haben Glaube und Unglaube ihren „Keim- LC" " .. , „„,„_„„__

v» ,cv ^ tt j c j- r->- i i t-i j qen aufqehaltcn, sondern in jene drängende Bewegung versetzt,

bercich" (6). Es geht dem Verfasser nicht um die Dialektik des ^. , — ,, 1 Z Lmmm „„rman win sin

n„ . . .... t „. u u it. i die nur im Wort selber zur Ruhe zu kommen vermag, wie sie

Glaubens, wie sie sich darstellt, wenn man offenbarungsthcolo- , , , „, " * .__. i,i„r «,r,nl

i . letztlich aus dem Worte selber stammt. Er vernimmt niei woni

9isch denkt, sondern um die Werde- und Entfaltungsbedingungen „™ s . ^."r~~ . ,„re • H„ Ki..rl.p

■i-. ___. .... ■ . , • u iv • u • die Stimme eines einzelnen Gliedes und Lehrers in der Kncne,

des Glaubens, wie sie die durch psychologische Einsicht geschärfte *~ , *™ ~" , , _ .. „c • . Kirf.np

ni=,.u- r- r_ u • . i Tu ^ n u aber in dieser Stimme kommt die Sache, um die cs in der Kirche

gläubige Erfahrung wahrnimmt. Zu welchen Entfaltungen bzw. „ ____ . ,.ilf., . TIn.

v„.i •• , • j 1 ^ t ■■ v.- u i qcht, selber zur Sprache in der ihr eigenen Aktualität und un-

Vcrkummerungcn cs bei den einzelnen tatsachlich kommt, kann j".. fv t

unbeschadet dessen, daß der Glaube Gottes Werk ist (75), aus crschopflictikcit ..,.„„. crinHprtl

i„.„ ... , _ *. „, . . , , . . .. . , Es qcht im folgenden nicht um eine Inhaltsangabc, sondern

Lcbensschicksal, Erziehung, Charakter u. dgl. abgeleitet werden. , . • ,-• j i j . i__a„„„ <;.„,vt„. jpc

n;„ !~' „ .,' . , ,. „ , ... um den Versuch, einen Eindruck von der inneren Stiuktui des
u'c ganze Darstellung gilt der sich aus diesem Sachverhalt ergebenden
Verantwortung für Wcgbahnungcn zum Glauben. Buches zu geben. _

Im 1. Kapitel (Die Situation) sollen mit Hilfe geistesgeschicht- »• Es wlrd hler f cn9 ehr i s tolog isch gedacht. ****** ■

ücher Skizzen „Modelle" für Glauben. Gläubigkeit und Unglauben ubcr ^ie und aus der heraus hier gesprochen wird, ist Chnstus

,„<■ , _ . . . . j . . ,__ Er Christus, ist der Erstberufene und Erstberufende. Er, der

aufgezeigt werden. Beim Unglauben wird zwischen „großem" . * ~7~~.' * , , , ,. _ . . ,. D . f

fano cTZ-. . . . . , , f.. . .. c qent iche Prophet und so der Grund und die Krisis, die Recht-

Wus Entsetzen, aus Faszination) und „kleinem" (aus Nichtigkeit, cj*f™"~« ' 'T „ _..___. . v;,.^k^

ano /- ^ . o . i.- j t n v -v i /^v v fertiqung und die Kraft des prophetischen Dienstes der Kirche,

aus Genußsucht) unterschieden. Im 2. Kapitel (Der Mensch) wer- a B . • j , a %

Ho« r. / , . , j- t - „, j j «r ji Er ist - wenn auch nur zögernd als moaoyouiuvcm; zu bezeich-

den Personmcrkmalc besprochen, „die für Werden und Wandlung ^ * . , , . „ t . . u

von Glauben, Gläubigkeit oder Unglauben besondere Bedeutung ^ ~ "nlcht ^er Gegenstand^ sondern auch da wahre

haben' (50). „Urmotive" (Lebenswille, Gestaltungswille. Mut/ Subjekt der Theologie". Er der wahre Priester, so daß all unser

Angst) und „Personmotive" (Selbstwertgefühl. Lebensanspruch. priesterliches Tun und Leiden nur hinfuhren kann zu se.nem

Rechtschaffenheitswille. Wahrheitswille) schieben sich zum „Ge- -Gang ans Kreuz". Wenn heute immer wieder von vinserer chnsto-

flecht" der für Glauben und Unglauben jeweils maßgeblichen Be- logischen Verlegenheit gesprochen wird, so st für L die Chn-

dingungen zusammen. Im 3. Kapitel zeichnet der Verfasser das «tolog.e die große „Gelegenheit die ihm e.laubt überzeugend

p_„r, . , . . _ . , .... , .. und verpflichtend vom Dienst der Kirche und in der Kirche zu

»Profil des Glaubens" nach: Der Glaube kann traditionsbcstimmt, u"u ; ^ : ' . , ,. ^ .. • j_ _ D;l<:f„rai

bekehrungsbestimmt oder - wie etwa bei Barth, Bultmann, Til- «P^hen. Im Blick auf die Fre.he.t. in de. er seine Pastoral_

»eh (.. . .jeder hat die Theologie, die er haben muß, sie ist rieh- '«eolog.e am irdischenJesus und an semem Weg zum K euz und

«9 für ihn und die ebenso Strukturierten und wäre falsch für die seinem Sieg onenfert erscheint einem die Debatte^ den

anderen", 85) - durch die denkerische Eigenständigkeit seiner -historischen Jesus und den kerygmatischen Chnstus in ihrer

Träger bestimmt sein. Das Schlußkapitel handelt von der „Glau- hcuti9™ Form rclchhch akademisch.

bcnshaltung" als der Voraussetzung für das Erfahren der „Glau- 2. Indem hier von Christus her und auf Christus hin gedacht

benswahrheit" und will Wege sowohl zu der einen als auch zu wird, wird zugleich kirchlich gedacht. Die Sache, um die es

der anderen zeigen. Zugang zur Glaubenswahrhcit kann durch hier geht, ist Christus nicht ohne, sondern in und mit seiner Kirche.

■Symbole" eröffnet und durch „Meditation" wahrgenommen wer- Der Pfarrer gehört als servus servorum ganz hinein in die Glied-

den. schaff am Leibe Christi. Eben vom Auftrag des „allgemeinen

Kompakte theologia naturalis, unkritische Verwendung bibli- Pricstcrtums aller Gläubigen" her gibt es auch einen besonderen

scher Texte (111) und schwebende Begrifflichkeit werden bei nicht Auftrag des Pfarrers. Er besteht darin, den Zeugcndienst exem-

^enigen Lesern Befremden erregen. Auch ist die Arbeit zu kurz, plarisch darzustellen, der der Gemeinde als ganzer und in dieser

a's daß sie in der von einigen gewiß gewünschten Gründlichkeit oder jener Gestalt jedem Glied der Gemeinde aufgetragen ist. Es

methodische Rechenschaft über die Kombination theologischer, wird leicht sein, den Amtsbegriff Leuenbcrgers als Begriff zu

Philosophischer und psychologischer Urteile geben könnte. Doch kritisieren. Aber es wird schwer halten, die b.bl.sch-seelsorgei-

sollte der Dank für eine kundige, in der heutigen kirchlichen liehe Weisheit zu widerlegen, die gerade auch hier aus seinen

Lage immer noch unerläßliche Parteinahme für Kirchenfernc und Ausführungen spricht. .Die Geschichte der Kirche ist t.efraumig

Glaubenslose nicht verschwiegen werden, ebensowenig der Dank (S. 33). Das macht L. selber sichtbar, indem er in weitem Umfang

f"r ein fa dieser Knappheit an Schattierungen erstaunlich reiches das sonst so vernachlässigte Mittelalter zu Worte kommen laßt.

Schrs3crbVcrTucit CS*diesseits und auf dcr schwelle iö£M ^rSÄ

D. vtLGrSC JijÄ * W n a, auch Erschemungen wie den Pietismus und das Täufertum ernst

«• ersten Worte auf s. 66 müssen dodi wohl .«ie sich nicht rauben läftt" heiften. nimmt. Auffallend ist, daß die angelsächsischen Stimmen last

^■•uckfchlcr: Lies S. 59. 14 .projiziert": S. 63. 14 .Numinosc": S. 80. 9 .Seite": S. 81. völHg fehlen.

S l^': S. 84. 6 f. .Gebaren": S. 94. 11 .des". S. 106. 5 ergänze Anführungsstriche. j In gtrenge semer christologischen Und ekklesiologischen

Petein'^Beriin6" Jürgen Henky. Ausrichtung ist L.s Denken durch eine große „kosmologischc"