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1968

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Altes Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Litcralurzcitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 6

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aufgenommen, eine Untersuchung der alttcstamentlichcn Zitate im
Neuen Testament und in Qumran durchzuführen und einen Vergleich
anzustellen. Er hat in seinem Buche sämtliche in Frage
kommenden Qumranschriftcn in Betracht gezogen, aber er bedauert
, daß das reichliche Tcxtmatcrial von Höhle IV noch nicht
vollständig veröffentlicht ist.

Seine Studie ist rein analytisch. Er versucht, bestimmte neu-
testamcntliche Formen von alttcstamcntlichen Texten im Lichte
der Qumranlitcratur zu interpretieren oder zu zeigen, daß bestimmte
Zitate trotz Verschiedenheiten in der Textform faktisch
in derselben Weise in den Qumranschriftcn und im Neuen Testament
fungieren (S. 4). Theologische Fragen werden gewöhnlich
nicht diskutiert.

Die Schlußfolgerungen müssen vorläufig sein, weil noch nicht
alle Texte veröffentlicht sind. Seine Untersuchung zeigt, dafj nicht
alle ncutcstamcntlichcn Schriften den Qumranschriftcn nahestehen
bei ihrem Gebrauch von alttcstamentlichcn Texten. Einen markanten
Platz nimmt die Apostelgeschichte ein. Der Text von Deut.
18, 18 f., wie er in 4 QTcst vorkommt, mag dem Text unterliegen,
der in Acta 3, 22 f. zitiert wird. Die Textform von Arnos 9, 11 in
Acta 15, 16 ist identisch mit der in 4 QFlor. Der peser zu
Hab. 1, 5 in I QpHab ist in Übereinstimmung mit dem in Acta
13, I7_4i; uncj Jqj. midras zu Arnos 5, 26 f. in der Damaskusschrift
VII, 14 f. muß dem Verfasser von Stcphanus' Rede, Acta
A 43, bekannt gewesen sein.

Nach Dibclius sind die Reden an die Juden in Acta gewöhnlich
als literarische Kompositionen von Lukas angesehen, sehr
selten hat man dahinter eine Quelle sehen wollen (doch z. B.
Conzclmann als Ausnahme); de Waard findet dagegen, dafj die
Übereinstimmung zwischen Qumran und Acta, die er aufgezeigt
hat, darauf h indeuten, da§ Lukas eine Vorlage gehabt hat, vielleicht
eine palästinensisch-jüdische Texttradition, die älter ist als
die Redenkompositionen.

De Waard erinnert hier an das, was Dibclius über Acta 3, 13
gesagt hat: „Der Gebrauch altertümlicher Wendungen im Kcrygma
spricht eher für als gegen eine Abhängigkeit von älteren Texten."
Diese älteren Texte waren doch nicht Predigten, sondern pesarim
und midrasim, wie sie in Qumran benutzt waren. Dies bedeutet
auch, nebenbei, dafj die gewöhnliche Beurteilung des LXX-
Charaktcrs der Texte notwendigerweise revidiert werden muß,
weil die pro-massoretischen Qumrantcxtc eine Scptuagintischc
Tendenz in sich haben.

Eine andere Schrift im Neuen Testament, die eine spezielle
Affinität zu den Qumranschriftcn hat, ist der Hebräerbrief. Hier
sind es besonders zwei Zitate, Deut. 32, 43 und Jes. 45, 17, die
ohne Zweifel Teil der Vorlage des Briefes waren. Diese Vorlage
war nahe mit den Texttraditionen von Qumran verbunden oder
bestand ganz einfach aus Qumrantexten. Die Tatsache, dafj die
beiden Schriften Acta und Hebräerbrief die zwei neutestament-
Üchcn Schriften sind, die den Qumranschriftcn am nächsten stehen,
deutet an, dafj eine starke Verbindung zwischen den beiden Schriften
besteht.

Vergleicht man nun die Evangelien mit den Qumranschriftcn,
findet man, dafj es sich nur mit einer Ausnahme um Jcsajazitate
bandelt, die einander nahestehen. Die paulinischc Literatur end-
bch hat für de Waards Untersuchung kein Interesse.

Der Verfasser beendet seine ausführliche Übersicht mit einer
gutgewähltcn Bibliographie, mit Verfasserindex und Stcllenrcgi-
ster. Sein Buch ist ein gutes Arbeitsinstrument, das Fragen in den
Vordergrund gezogen hat, die weiter bearbeitet werden müssen.
Dann wird es auch möglich, mit größerer Sicherheit zu entscheiden
, ob seine Andeutungen über den Hintergrund für die Reden
jn der Apostelgeschichte richtig oder nicht haltbar sind. Es ist
m ohne Zweifel gelungen, nochmals zu unterstreichen, da5 die
Qumrantcxtc neue Bearbeitungen von alten Problemen ganz notwendig
machen.

°3l° Arvid S. Kapelrud

^oersch, Sigrid: Das Deuteronomium und seine Deutungen.

Ein forschungsgcschichtlichcr Überblick. Vorwort von A. Dcisslcr.
Stuttgart: Kath. Bibelwcrk (1967). 116 S. 8° = Stuttgarter Bibelstudien
, hrsg. v. H. Haag, N. Lohfink und W. Pesch, 22. Kart.
°M 6,80.

Die vorliegende Darstellung der Geschichte der Erforschung des
Dcutcronomiums basiert auf der theologischen Diplomarbeit der
Verfasserin. Nach einer Einführung „Das Deuteronomium und die
deutcronomischc Frage" wird im ersten Kapitel „Der Status
quaestionis vor dem 19. Jahrhundert" auf Ansätze zu einer kritischen
Fragestellung hingewiesen. Das folgende Kapitel ist der
Erforschung des Deuteronomiums mit Hilfe der Litcrarkritik im
19. und beginnenden 20. Jahrhundert gewidmet. Danach zeigt die
Verfasserin, wie die Arbeit am Deuteronomium in den zwanziger
Jahren dieses Jahrhunderts vor allem durch die Veröffentlichungen
von J. Hcmpcl, G. Hölscher, F. Horst und Th. Ocstrcichcr neue
Impulse erhielt und wendet sich dann der formgcschichtlichcn
Betrachtungsweise zu, wobei sie die einschlägigen Untersuchungen
von F. Horst, A. Alt, H. Breit, G. v. Rad, M. Noth und H. Cazcllcs
würdigt. Im fünften und letzten Kapitel wird die gegenwärtige
Forschung charakterisiert, die durch die Diskussion über das Problem
des Bundesformulars und durch stilistische Einzclunter-
suchungen bestimmt ist. Am Schluß findet sich eine kurze Zusammenfassung
sowie ein Verzeichnis der Bibclstcllcn und ein Autorcn-
registcr.

In klarer, konzentrierter und gut lesbarer Darstellung führt
die Verfasserin den Leser durch das Labyrinth der Meinungen
über die Probleme des Deuteronomiums. Die verschiedenen
Lösungsversuche gibt sie in korrekter Weise wieder. Mit dem
eigenen Urteil hält sie weithin zurück, doch wird deutlich, daß
sie vor allem die Arbeiten positiv bewertet, deren Autoren sich
bemühen, die theologischen Aussagen des Deuteronomiums zu
erfassen.

Es wird unumwunden zugegeben, da§ sich der Einfluß des
kirchlichen Lehramtes lange Zeit hemmend für die katholische
Forschung auswirkte, und gezeigt, wie seit der Enzyklika „Divino
afflantc Spiritu" vom Jahre 1943 die katholische Bibelwissenschaft
auch in der Pcntateuchkritik und speziell in der Deuteronomium-
forschung einen entscheidenden Aufschwung nahm, was vor allem
an den diesbezüglichen Arbeiten von H. Cazcllcs (vgl. S. 88 ff.)
sichtbar wird.

Der Verfasserin gebührt für diese wertvolle wissenschafts-
gcschichtlichc Arbeit aufrichtiger Dank.

Jena Eva O 6 w a 1 d

Smcnd, Rudolf: Elemente alttcstamentlichcn Gcschichtsdcnkcns.

Zürich: EVZ-Vcrlag [1968]. 37 S. 8° = Theologische Studien,

hrsg. v. K. Barth u. M. Geiger, 95. DM 4,90.
Van den Wijngacrt, Luc: Die Sünde in der priesterschrift-

lichen Urgeschichte (ThPh 43, 1968, S. 35-50).

NEUES TESTAMENT

Bieder, Werner, Prof. Dr. theol.: Die Verheißung der Taufe im
Neuen Testament. Zürich: EVZ-Verlag (1966). VIII, 320 S. 8°. Lw.
DM 19,80.

Bieder liegt daran, das Nebeneinander der vielfältigen Aussagen
des Neuen Testaments über die Taufe als ein notwendiges
Zugleich sichtbar zu machen (s. u.). Der theologische Gesichtspunkt,
unter dem er sie zusammenschließt, ist der im Titel hervorgehobene
der Verheißung, die die Taufe in sich birgt. Die Aussagen
werden weithin im Rahmen größerer Sachzusammcnhüngc behandelt
, die sich dem Verfasser vom Neuen Testament her nahelegen
; der Gesichtspunkt der missio spielt dabei eine nicht geringe
Rolle - B. lehrt an der Universität und am Missionshaus Basel;
die Weise der Darstellung kann des öfteren an die Vorlesung erinnern
.

Der Stoff ist systematisch geordnet, auch wenn einige Schriften
in gesonderten Kapiteln behandelt werden (Hebr. in Kap. 7, Joh.
überwiegend in 13). Die wichtigsten Themen werden m. E. in
Kap. 6 und 9 erörtert; zu Kap. 6 „Die christliche Wassertaufc in
ihrem Verhältnis zu Jesus Christus und seinem Geist" sagt das B.
selbst (80. 136). Das Opus der Taufe „vollzieht sich nicht automatisch
, ist aber auch nicht schlechthin abhängig von der Haltung
.. . eines operans, sondern von Haus aus ein Opus im Lichte
der göttlichen Verheißung"1: Gott will „den Menschen mit einer

1 Kursiv stammt immer vom Autor des Buches.