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Ausgabe:

1968

Spalte:

424-425

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Waard, Jan de

Titel/Untertitel:

A comparative study of the Old Testament text in the Dead Sea Scrolls and in the New Testament 1968

Rezensent:

Kapelrud, Arvid Schou

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madischer Bevölkerung die Ursache dieses Verfalls, doch bedarf
diese Annahme noch weiterer Erforschung des saeculum obscurum,
des 4. Jahrhunderts v. Chr.

Das Stratum III umfaßt das 3. und 2. Jahrhundert v. Chr., Stratum
II die hasmonäische Periode von Alexander Jannäus bis Herories
dem Großen. Das jüngste Stratum umfaßt die römisch-byzantinische
Ära des 3. bis 5. Jahrhunderts n. Chr. Dieser Übersicht
ist zu entnehmen, daß zwischen den Siedlungsgeschichten auch
Intervalle der Besiedlung vorhanden sind. Das bedeutet aber nicht,
daß die Besiedlung der Oase aufgegeben worden sei, die Siedlung
mag sich nur auf einen anderen Platz der Oase verlagert haben.

Vom ältesten Stratum sind nur geringe Mauerzüge und Scherben
übriggeblieben. Immerhin hat der Ausgräber Krüge, Kochtöpfe
und öfen aus spätisraelitisch-vorexilischer Zeit gefunden, die nach
der ganzen feststellbaren Anordnung Teil jener Duftstoffmanufaktur
des judäischen Königs gewesen sein mögen. Auch das Siegel
eines Beamten in althebräischen Buchstaben „Dem Urijahu, (Sohn
des) Azarjahu (gehörig)" ist gefunden worden. Krughenkel mit
dem zwölfblättrigen Rosettenstempel sind zahlreich aufgefunden
worden. Die Rosette ist offenbar königliches Symbol gewesen.

Aus der Davidzeit ist bisher noch keine sichere Spur gefunden
worden. Man kann annehmen, daß in dieser Periode noch keine
Festungen, sondern vielleicht nur Lager errichtet worden sind, die
keine archäologisch greifbaren Spuren hinterlassen haben. Die große
Ausdehnung der Oase gibt aber zu Hoffnungen Anlaß, daß nach
gründlicher Durchforschung aller ihrer Bezirke noch weitere Funde
und Erkenntnisse gewonnen werden.

Die spärlichen Münzfunde sind von L. Y. Rahmani bearbeitet
worden (S. 51-52). Mehrere Münzen des Alexander Jannäus, zwei
Münzen des Ptolemäus II, eine Münze des Antiochus III sind entdeckt
worden. Ein Glasgefäß aus der Clark-Collection wird von
Dan Barag behandelt (S. 53-59). Auf den Seiten 60-99 werden
detaillierte Keramikbeschreibungen mit einwandfreien Umriß- und
Querschnittzeichnungen gegeben. In diese Darstellung ist auch die
Clark-Collection einbezogen worden. Gelegentliche Kleinfunde sind
ebenfalls in Schwarzweißzeichnung wiedergegeben. 36 Schwarz-
wcißtafeln nach Fotografien bilden den Schluß des Buches. Es sind
durchweg gute, scharfe Aufnahmen, deren Reproduktion mitunter
die ursprüngliche Bildschärfe nicht einwandfrei zum Ausdruck
bringt. Von Tafel XIV an werden auch die Keramikfunde in Fotografie
geboten, desgleichen die Kleinfunde, wobei die Abbildung
der Rosettenstempel (Tafel XIX) und der Siegel (Tafel XXVI) besonders
hervorzuheben sind.

Sehr wertvoll ist das Luftbild vom Teil Goren (teil ed-dschurn),
das dem Titelblatt gegenübergestellt ist. Am Nordabfall des Teils
erkennt man die Grabung an den terrassierten Abhängen wie auch
auf der Süd- und der Westseite. Die lange schmale Gestalt des an
den Rändern steil abfallenden Teils kommt auf diesem Bild sehr
gut zum Ausdruck.

Der vorliegende Band ist nur als eine Erstlingsgabe über En-
Gedi zu betrachten. Weitere Bände werden folgen müssen, denn
die Erforschung dieser berühmten Oase wird eine wichtige Quelle
für die Geschichte des vorisraelitischen wie für die des israelitischen
Palästinas bilden. Dem Ausgräber sei weiterhin echtes Ausgräberglück
bei seinen weiteren Kampagnen gewünscht.

Leipzig Hans B a r d t k e

Burchard, Christoph: Bibliographie zu den Handschriften vom
Toten Meer. II. (Nr. 1557-4459.) Berlin: Töpelmann 1965. XX,
359 S. gr. 8° = Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche
Wissenschaft, 89, hrsg. v. G. Fohrer. Lw. DM 84,-.
Die Bibliographie zu den Handschriften vom Toten Meer, deren
erster Band in ThLZ 84. 1959, Sp. 748, rezensiert und daselbst als
ein „unentbehrliches Handwerkszeug" bezeichnet wurde, hat in
dem nunmehr vorliegenden Bande eine würdige Fortsetzung gefunden
. Er übertrifft nicht nur den Umfang seines Vorgängers um
mehr als das Dreifache, sondern er gibt auch einen ausgezeichneten
Überblick über den Gang der Forschung seit 1956 sowie über
die Erweiterung des Blickfeldes insofern, als eine Reihe neuer
Funde mit einbezogen werden konnte.

Man wird es begrüßen, daß der Fortsetzungsband, dem noch
Johannes Hempel (f 9. Dezember 1964) ein Geleitwort vorangestellt
hat, in seinem Hauptteil, nämlich der Bibliographie 1956

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bis Mitte Oktober 1962 nebst einem Nachtrag über die Veröffentlichungen
bis Ende des Jahres 1962, dispositionell dem ersten Band
gleicht, so daß der Benutzer sich nicht auf ein neues System umzustellen
braucht. Nur insofern ist ein Unterschied zu verzeichnen,
als aus druckökonomischen Gründen der äußerst komplizierte
Satz, wie er im ersten Bande begegnet, vereinfacht werden mußte;
für das Schriftbild bedeutet diese Veränderung meines Erachtens
einen Gewinn.

Die Bibliographie ist in drei Teile gegliedert: der erste umfaßt
alle Titel in Lateinschrift, wobei z. B. das kyrillische Alphabet in
Umschrift erscheint (S. 1-242); der zweite enthält die griechischen
(S. 242 f.) und der dritte die hebräischen (S. 244-268) Titel, wozu
noch der Nachtrag in entsprechender Einteilung (S. 269-288 [lat] ;
289 [griech.]; 290-297 [hebr.]) kommt. Besondere Beachtung verdient
, daß Veröffentlichungen in nicht weniger als 30 Sprachen
erfaßt worden sind, ein Zeichen für das weltweite Interesse, das
die Funde in der Wüste Juda gefunden haben und noch immer
finden.

Während der erste Band in vier Bereiche Hirbet Qumran und
'Ayn Fesha, Wadi Murabba'at, Hirbet Mird und die Buqe'a zu berücksichtigen
hatte, bietet der vorliegende Band darüber hinaus
die seither hinzugekommenen israelischen Entdeckungen in folgenden
Wadis westlich von Engedi: Nahal Se'elim, N. Hardof,
N. Mismar, N. Hever, N. Dawid, N. 'Asahel und N. 'Arugot. Als
besonders nützlich wird man das ausführliche „Register der Text-
veröffentlichungen und Übersetzungen" (S. 313-356) begrüßen, das
für den Bearbeiter der einzelnen Texte eine wesentliche Handreichung
darstellt und zugleich die Benutzung der Bibliographie
erleichtert, sofern sie darüber Auskunft gibt, wo ein Text erschienen
ist und wer darüber gearbeitet hat. Das Register enthält zwei
Teile: „Biblische Texte" (S. 321-330) und „Nichtbiblische Texte"
(S. 330-356) sowie einen Anhang „Antike und frühmittelalterliche
Berichte über die Essener" (S. 357-359). Während die biblischen
Texte wiederum untergliedert sind nach kanonischen, deutero-
kanonischen Schriften sowie Phylakterien und Mesusoth und das
Material innerhalb dieser Rubriken in der Reihenfolge der einzelnen
Fundorte aufgezählt wird, verfährt der Verfasser bei den
außerbiblischen Texten so, daß die Fundstellen das Leitprinzip
darstellen. Damit ergeben sich für den nichtbiblischen Teil drei
Hauptthemen: „Qumran", „Höhlen in der Wüste Juda" und „Hirbet
Mird". Unter den „Höhlen der Wüste Juda" sind Wadi Murabba'at,
Nahal Se'elim, Nahal Mismar und Nahal Hever angeführt. Damit
wird der Verfasser, wie Rezensent selbst wiederholt ausprobieren
konnte, dem disparaten Material in hervorragender Weise gerecht.

Nur eine kritische Anmerkung sei vom Standpunkt des Philologen
aus gestattet. Im ersten Band wurde die Ruinenstätte von
Qumran mit Khirbet Qumran (Bd. I, S. XI) umschrieben; das war
richtig, wenn auch im deutschen Sprachbereich, wo die Umschrift
der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft gilt, nicht üblich.
Jetzt begegnet die Umschrift Hirbet Qumran oder Hirbet Mird,
die auf jeden Fall unrichtig ist. Das Arabische unterscheidet scharf
zwischen Ha und Ha (vgl. hariba erzürnt sein, dagegen haraba
zerstören, wovon hirba Trümmerstätte); es muß also auf jeden
Fall Hirbet oder auch Chirbet umschrieben werden, während h
dem arabischen Ha und dem hebräischen Het vorbehalten sind.
Es wäre begrüßenswert, wenn im nächsten Band, auf den man
wohl in einigen Jahren hoffen darf, die Umschrift entsprechend
korrigiert würde.

Diese kleine Ausstellung trägt natürlich dem Wert dieser Bibliographie
nicht das geringste ab. Das Werk als Ganzes stellt eine
Meisterleistung dar, und man muß seinem Verfasser für die entsagungsvolle
Arbeit aufrichtig danken, die er für alle diejenigen
geleistet hat, die einen zuverlässigen Führer durch die nun schon
längst unübersehbare Primär- und Sekundärliteratur benötigen,
wie sie durch die Funde am Toten Meer ausgelöst worden ist.

Jena Rudolf Meyer

Waard, J. de: A Comparative Study of the Old Testament Text
in the Dead Sea Scrolls and in the New Testament. Leiden: Brill
1965. VII, 101 S. gr. 8° = Studies on the Texts of the Descrt of
Judah, ed. by J. van der Ploeg, IV. Lw. hfl. 25,-.
Nur wenige Forscher haben ihre Aufmerksamkeit den alt-
testamcntlichen Texten in Qumran und im Neuen Testament in
ihrem Zusammenhang gewidmet. Dr. de Waard hat die Aufgabe

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 6