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Ausgabe:

1968

Spalte:

418-421

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

McKenzie, John L.

Titel/Untertitel:

Myths and realities 1968

Rezensent:

Westermann, Claus

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Theologische Litcraturzcitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 6

418

Schriften, 1953, S. 31. - Die im Amduat häufigen geographischen bindung von weitestem religionsgeschichtlichcm Univcrsalismus

Maßangaben finden u. a. in kosmischen Maßangaben jüdischer mit christozentrischcr und staurozentrischcr Entschiedenheit"

Literatur Parallelen, auf die mich seinerzeit unser unvergeßlicher (S. XXVIII) charakterisiert und auf sein entscheidendes Christus-

J. Leipoldt hingewiesen hat: bab. Chagiga 13a (Baraitha) sowie erlebnis hinweist, das er in der Zeit seiner theologischen Krise

W. Bacher, Die Agada der Tannaiten I ', 1903, S. 41. - Der Buchtitel hatte.

der Kurzfassung zitiert das (vorliegende lange) Amduat nicht nach Für Söderblom ist die Religionsgeschichte „eine göttliche Selbst-
seinem geläufigen Sachtitel („Schrift des verborgenen Raumes"), mitteilung" (S. 372). Zwar unterscheidet er zwischen allgemeiner
sondern nach seinen Anfangsworten: „Abriß dieses Buches ,Der und besonderer Offenbarung und es zeigen ihm „die Einzigartig-
Anfang ist das Horn des Westens, das Ende ist die Urfinsternis'" keit Christi als des historischen Offenbarcrs, als des fleischgewor-
(dazu H. S. 36). Wir finden also das Nebeneinander von Sachtiteln denen Wortes, und das Mysterium auf Golgatha. . . einen wesent-
und „Anfangstiteln" (wie „Genesis" neben rra^-n. hier aber eben lieh einzigartigen Charakter des Christentums"; und er fährt fort:
auf zwei Bereiche verteilt) in Ägypten ein weiteres Mal bekräftigt. „Lasset uns töricht sein und für einen Augenblick die Nuancen bei-
Die erwünschte Monographie darüber steht trotz der jetzt verfüg- seite lassen; dann können wir sagen: es ist nicht das Werk des
baren vortrefflichen Vorarbeiten noch aus. Menschen, der Gott sucht, sondern das Werk Gottes, der den Mcn-
Den Theologen wird interessieren, daß Franz Wcrfcl eine tief- schen sucht" <S- 337>- Aber es 9eht bei iener Unterscheidung zwi-
gehende Begegnung mit der vorzugsweise im Amduat gcschilder- schen allgemeiner und besonderer Offenbarung letztlich nur um
ten Reise durch die ägyptische Unterwelt vollzogen und später in graduelle Unterschiede. Gewiß, es gilt: „Der Mensch hatte nach
seinem Jeremiasroman fruchtbar gemacht hat. Durch Tagebuch- Gott gesucht. Das Kreuz ist das stärkste Zeugnis dafür, daß Gott
aufzeichnungen des Dichters (1. bis 4. Februar 1925) wird für sei- dcn Menschen sucht" (S. 332), aber eben nur das stärkste, nicht
nen Ägyptcnaufcnthalt Besuch der Gräber Amcnophis' III. und d a s Zeugnis. Gewiß, „der einzigartige Offenbarungsgchalt der in
Sethos- I. bezeugt, in denen das Amduat aufgezeichnet ist. Darüber der Blbel wiedergegebenen Geschichte scheint einem apriorischen
hinaus bekunden Vermerke („Fahrten des Gottes durch die Unter- Denken ganz unmöglich und unglaubhaft", aber „er erhält in ge-
Wclt" usw.) die geistige Realisierung. Als 1937 sein Jeremias wissem Maße eine unerwartete Bestätigung von der vcrglcichcn-
(.Höret die Stimme") erscheint, zeigt sich das Erlebte dichterisch dcn Rehgionsgeschichtc" (S. 338). Die allgemeine Offenbarung als
bewältigt. Im 13. Kapitel („Der Gang durch die Amenti") schildert »fortgesetzte göttliche Selbstmitteilung" findet Söderblom „1. in
Werfel die (unägyptisch schamanenhafte) Jenseitsreise des Pro- dcr Natur- 2- in der Geschichte, 3. im sittlichen Leben, oder 1. im
Pheten, der sich nach dem jähen Tode seiner ägyptischen Braut in Genms als cincm Tell der Natur< 2- im Zusammenhang und Ziel
äußerster Liebestreuc und verzweifeltem Trotz gegen seinen gött- der Geschichte, 3. in der Neugeburt und Charakterbildung des
liehen Herrn in die Geheimnisse der ägyptischen Unterwelt ein- einzelnen" (S. 340). Von dieser Grundposition her - im Schlußweihen
läßt. Freilich kündigt er die Reise im angeblichen Elysium kaPltcl »Dic fortdauernde Offenbarung" - zeigt sich in den ein-
mit dem Donnerwort seines (deuteronomischen) Glaubcnsbekcnnt- zelnen Kapiteln (I. Training und Inspiration in primitiver Rch-
nisses auf. Den Gegensatz der ägyptischen Ritualreligion, in der 9lor" II. Religion als Methode. Yoga; III. Religion als Psycholo-
mcnschliches Tun die Dinge wirkt, zur Jahwe-Religion des Pro- 9ie- Jamismus und Hinayäna; IV. Religion als glaubige Hingabc.
Pheten, die auf Gottes Wort und Handeln zu harren gebietet, hat Bhakti; V. Religion mit einer „Heils-Tatsachc". Mahayana, Bhakti
Werfel ebenso genial erfaßt wie das Vorwalten des Schauens im im Buddhismus; VI. Religion als Kampf gegen das Böse. Zara-
Ritus vor dem Wort bei Jahwes Propheten". Möge dieser Hinweis thustra; VII. Sokrates. Die Religion des guten Gewissens; VIII. Rch-
auf die Fernwirkung des Amduat"' zugleich dessen Fähigkeit zur 9ion als Offenbarung in der Geschichte. Der Mosaismus. IX. Die
geistigen Repräsentanz für ägyptisches Denken und Vorstellen be- Religion der Inkarnation) außer einer spürbaren Herzenswärme
wüßt machen und damit unseren Dank an seinen Editor und Inter- eine starke Kraft dcr Synthese, aber auch dic gefährliche Neigung,
Preten noch einmal bekräftigen. Unvergleichbares zu vergleichen.

Bad Elster Siegfried Morenz

Mainz W. Holsten

13 In grofjem Zusammenhang dargestellt bei Morenz, Die Begegnung Europas mit
Ägypten = BSAW 113, 5, 19G8, S. 191 f.

14 Statt der seinerzeit angekündigten gemeinsamen Arbeit von Hornung und
Morenz zum Nachleben ägyptischer »Höllenvorstellungen" bitte ich meine eben ge-

ALTES TESTAMENT

sa"b-mhri£t s 131 und Hornun9s dcmnäl:hst erscheinende Untersuchung Aiiägypti- McKenzie, John L., S. J.: Myths and Realities: Studies in

sehe Höllenvorstellungen = ASAW 59. 3, 1968. heranzuziehen. , _, , ' J J _ r,^^

Biblical Theology. Milwaukcc: Bruce Publishing Company [1963].
XVI, 285 S. gr. 8°. Lw. $ 4,75.

Söderblom, Lars Olof Jonathan Nathan, Erzbischof, D. thcol., Das Buch ist eine Sammlung von Aufsätzen, ausgewählt aus

P™" Dr- med.: Der lebendige Gott im Zeugnis der Rehgions- Arbcitcn des Verfassers aus fünfzehn Jahren. Die Aufsätze wurden

geschichtc. Nachgelassene Gifford-Vorlcsungen. In Verbindung in vier xci]c geordnct. t Free Scholarship in the Church; II Inspi-

m. Ch. M. Schröder u. R. Hafner hrsg. u. m. einem ration and Revclatiori; III Myth and the Old Testament; IV Mcs-

Lcbcnsbild Södcrbloms verschen v. F. Heiler. 2., durch eine sianism. _ Forschung und Lehre sind in dem Band bewußt ver-

oiographischc Einleitung verm. Aufl. München-Basel: Ernst eint. der Verfasser handelt von der Lehrfreiheit in der Kirche

Reinhardt 1966. LH, 388 S„ 1 Porträt gr. 8°. Lw. DM 24,-. (1. intellectual Liberty in the Church; 2. Faith and Intellectual

Daß Södcrbloms nachgelassene Gifford-Vorlcsungen, dic 1942 Freedom) und von der Bedeutung der exegetischen Arbeit für die

unter dem Titel „Der lebendige Gott im Zeugnis der Rcligions- kirchliche Praxis (5. Pastoral Apologetics and Modern Exegcsis;

geschiente" von Friedrich Heiler deutsch herausgegeben wurden, 11. Mcssianism and the Catholic College Teacher of Sacred Doc-

966 unverändert wiedererscheinen, könnte ein Zeugnis dafür sein, trine). Die Mehrzahl der Aufsätze behandelt Exegese (8. The

üaß sie trotz der Kritik, die damals anzubringen war (vgl. meine Literary Characteristics of Genesis 2-3) und Themen der AT-Thco-

Besprcchung in „Verkündigung und Forschung", 1949, S. 10 f.) nicht logie (3. The Word of God in the OT; 4. The Social Character of

veraltet, vielleicht sogar besonders aktuell sind. Auf der einen Inspiration; 6. God and Nature in the OT; 7. The Hebrew Attitüde

Seite ist des Verfassers Bekenntnis: „Ich weiß, daß Gott lebt. Ich Toward Mythological Polytheism; 9. Myth and the OT; 10. Royal

Kann es beweisen durch die Religionsgcschichte" der postume Mcssianism).

Widerspruch zu einer „Gott-ist-tot"-Theologie. Auf der anderen Die Sammlung ist ein wertvoller und weiterführender Beitrag
Seite kann seine Position auf der Linie jener Kontinuität zwischen zur Forschung am AT; die Vielseitigkeit, die Breite des Gesprächs
dem Evangelium und den Religionen gesehen werden, um die sich mit der bisherigen Forschung und die Erkenntnis der eigenen
viele in Neu-Delhi, im Gegensatz zu der von Hendrik Kraemer Grenzen erfreuen. Vor allem aber ist das Werk ein schönes Beivertretenen
Diskontinuität, bemühten. Vermehrt ist die neue Auf- spiel dafür, wie ein ausgeprägtes Bewußtsein der Verantwortung
Jage durch ein mit Wärme und Verehrung geschriebenes, instruk- des Lehrers für dic Auswirkung dessen, was er lehrt, in der kirch-
tives Lebensbild Södcrbloms von Friedrich Heiler, der Södcrbloms liehen Praxis sich mit betontem Bejahen der Freiheit der Erfor-
Velfältiges Wirken als Theologe und Religionswissenschaftler, als schung der Schrift und wissenschaftlich-methodischer Strenge ver-
Pfarrcr und Erzbischof samt seiner ökumenischen und Friedens- binden kann. - Ich beschränke mich auf die Besprechung dreier
arbeit darstellt und seine Theologie als „eine merkwürdige Ver- Aufsätze.