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Ausgabe: | 1968 |
Spalte: | 381-382 |
Kategorie: | Praktische Theologie |
Autor/Hrsg.: | Krüger, Hanfried |
Titel/Untertitel: | Appell an die Kirchen der Welt 1968 |
Rezensent: | Brück, Ulrich |
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kann doch ohne weiteres Situationen geben, in denen eine „prophetische
Rede" eine genauere schriftliche Vorbereitung erforderlich
macht als etwa eine vom Verfasser dagegen abgesetze Lehr-
predigt oder Trostrede.
Stärke und Schwäche der Studie liegen offensichtlich in der
weithin abwechslungsreichen und nicht selten sprunghaften Art
der Darbietung. Viele einzelne Abschnitte und Sätze regen zum
Nachdenken an.
Rüdersdorf b. Berlin Friedrich Winter
Krüger, Hanfried [Hrsg.J: Appell an die Kirchen der Welt. Du
kumente der Weltkonferenz für Kirche und Gesellschaft, hrsg.
vom ökumenischen Rat der Kirchen. Deutsche Ausgabe besorgt
von H. Krüger. Stuttgart-Berlin: Kreuz-Verlag [1967]. 289 S. 8°.
Kart. DM 14,80.
..Erst allmählich kommt einer breiteren Öffentlichkeit zu Bewußtsein
, wieviel Zündstoff die Weltkonferenz für .Kirche und
Gesellschaft' enthielt, die vom 12. bis 26. Juli 1966 in Genf stattfand
.'' Mit diesem Satz im Vorwort wird der Dokumentarband
..Appen an die Kirchen der Welt" vorgestellt. Die weltweite Spannung
zwischen reichen und armen Nationen, der Einsatz von Wirtschaft
und Technik in diesem Zusammenhang, die christliche Stel-
"ing zur Revolution, die Rassendiskriminierung, der Vietnamkrieg,
Probleme des Bevölkerungszuwachses und der Familienplanung,
' Verlegungen über das Wesen des Staates und die Rolle des Nationalismus
, die Verantwortung für die Herstellung und Erhaltung
'nternationalen Friedens, sind einige der Schwerpunkte jener
14 Tage, innerhalb deren an die 400 Christen aus etwa 80 Nationen
und 165 Kirchen im neuen Dienstgebäude des ökumenischen Rates
der Kirchen zusammen waren. Einleitend gibt der Herausgeber
einen Uberblick, wie es zu dieser Konferenz „Kirche und Gesellschaft
" kam. So knapp es nur irgendwie geht, werden der Konfe-
renzablauf und die Folge der Vorträge und Diskussionen sowie die
Arbeit in den Sektionen dargestellt. Der Auswahl aus den Vorträgen
steht voran das Referat des kurz danach aus dem Amte geschiedenen
Generalsekretärs W. A. Visser't Hooft. Nach seinen
eigenen Worten sollte diese Konferenz ihre Aufmerksamkeit auf
die Grundfragen des Lebens konzentrieren und von den langfristigen
Aufgaben her denken. Die Vorträge beschließt der Beitrag des
jetzigen Generalsekretärs des ÖRK, Eugene Carson Blake: „Wie
die Kirche zur Umformung der Gesellschaft beiträgt". Einer seiner
Gesichtspunkte: „Die Kirche muß mit denjenigen in der Gesellschaft
zusammengehen, die ihren Kampf für Gerechtigkeit, Freiheit
und Gleichheit nicht allein gewinnen können" (S. 105). Die
Themen der sieben ausgewählten Vorträge sind: „Religiöse Werte
■m Zeitalter der Technik"; „Die Dynamik der jungen Nationen im
Politischen und wirtschaftlichen Bereich"; „Politische und wirtschaftliche
Probleme neuerwachter Völker"; „Der Kampf um eine
neue kulturelle Gesinnung"; „Kirche und Revolution"; „Die revolutionäre
Herausforderung an Kirche und Theologie"; „Friede im
Atomzeitalter".
Es folgen die Berichte der vier Sektionen und der drei Arbeits
gruppen.
Aus der Schlußbotschaft der Konferenz: ...„Im Geist dieser
Konferenz muß unser letztes Wort an die Kirchen ein Ruf zur
Buße und zur Erkenntnis des göttlichen Gerichts über uns sein,
aber auch ein dringender Appell zu wirksamerem und entschiedenerem
Handeln als Ausdruck unseres Zeugnisses vom Evangelium
in der Welt, in der wir leben ..." (S. 269). Das Programm der gesamten
Tage und eine Teilnehmerliste beschließen den Berichtshand
. Ausgereifte Arbeitsergebnisse konnte die Konferenz nicht erbringen
. Nach der ganzen Anlage sollte sie vor allem sachkundiger
Information dienen und die Richtung aufzeigen, in der in den
Kirchen weiter gedacht und gearbeitet werden muß. Auch theologische
Fragen konnten mehr nur angerissen als abgehandelt werden
, z. B. die Forderung nach einer Theologie des Rechts, die Frage
nach einer Theologie der Revolution oder neue Gesichtspunkte für
eine Sozialethik.
Ein Auswahlband kann nicht das volle Bild der Konferenz wiedergeben
. Daß die Stimme der Orthodoxie in den Vor- und Beitrü
gen ganz fehlt und daß auch gewichtige Beitrüge von römisch-ka-
'holischer Seite innerhalb der Konferenz nur ganz am Rande erwähnt
werden, ist ein Mangel. Auch die Predigt von Dr. Martin
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Luther King wäre es wert, in einen Berichtsband mit aufgenommen
zu sein. Im ganzen aber bietet dieser Berichtsband einen guten
Ansatz, sich mit dieser Konferenz vertraut zu machen, deren
gefüllte Thematik und deren fruchtbringende Spannung noch
lange das theologische Denken und das praktische Handeln der
Kirchen in unserer Gegenwart beschäftigen wird.
Radebeul Ulrich von Brück
Brück, Ulrich von [Hrsg.]: Dienende Kirche. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
[1967J. 215 S. gr. 8°. Lw. DM 9,-.
Dieses Buch wurde zum hundertjährigen Bestehen der Inneren
Mission in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Sachsens herausgegeben
. Durch die Zusammenstellung der Themen und die Auswahl
der Mitarbeiter (Gottfried Noth, Dresden; Heinz Wagner,
Leipzig; Heinrich Benckert, Rostock; Martin Schellbach, Magdeburg
; Friedrich Lehmann, Dresden; Hanns-Joachim Wollstadt,
Rothenburg OL; Gerhard Laudien, Berlin) erhält das Werk eine
Bedeutung, die weit über den Rahmen der sächsischen Landeskirche
hinausgeht. Seit dem zweiten Weltkrieg ist das vorgelegte
Buch das erste im Raum der DDR, in dem mit solch theologischer
Gründlichkeit die Bedeutung der „diakonia" für die Kirche Christi
und für die Welt (Ökumene!) herausgearbeitet wird. In konzentrierter
Form werden eine Fülle von Denkanstößen und Thesen ge
geben, die, wenn sie recht gelesen und verstanden werden, eine
längst fällige Umorientierung in Theologie und Kirche auf die
„diakonia" hin auslösen und bereits vorhandene Ansätze bestärken
müßten. „Wir proklamieren das Heimatrecht der Diakonie in der
Theologie. Diakonische Theologie ist gesunde Theologie." (Wagner
, S. 46/47.) Trotz der Vielfalt der Beiträge, deren Inhalt sich von
der Exegese bis zur Praxis der Gemeinde- und Anstaltsdiakonie;
vom geschichtlichen Rückblick bis zum zukunftsweisenden Ausblick
spannt, bleibt das Grundthema in allen Variationen bestimmend
. Der Herausgeber formuliert es so (S. 12): „Mission und Diakonie
, Zeugnis und Dienst sind Urelemente der Gemeinde Jesu
Christi überhaupt. Die Gestaltungsform und der Gestaltungsradius
sind zweitrangig. Entscheidend bleibt, daß das Wissen um diese
Aufgabe und die Bereitschaft, sie zu erfüllen, einen jeden bestimmen
, der sich Christ nennt. Diakonie im Sinne der Dienstwilligkeit
darf in gar keiner Weise nur als das Arbeitsethos oder als „Berufsbezeichnung
" nur derer gelten, die im besonderen „Dienst", etwa
also in der Arbeit der Inneren Mission, tätig sind. Diakonie ist der
Grundcharakter jeder kirchlichen Arbeit und Verantwortung, jedes
christlichen Lebens; zumindest sollte es im Dienste Jesu so
sein."
Reichhaltige Literaturangaben und Anmerkungen regen zum
selbständigen Studium der aufgeworfenen Fragen an.
Arnstadt/Thür. Heinrich B e h r
LITURGIEWISSENSCHAFT
Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie. 11. Band 1966. Hrsg.
von K. Ameln, C. Mahrenholz, K. F. Müller. Kassel:
Stauda Verlag 1967. XVI, 272 S. m. 10 Abb., 10 Taf. gr. 8°. Hlw.
DM 52,-.
Wenn der vorausgehende Band versprochen hat, stärker als bisher
in diesem Jb. den Blick auch auf die Probleme der Gegenwart
zu richten, so hat Frieder Schulz mit dem liturgiegeschichtlichen
Hauptbeitrag „Die evangelischen Begräbnisgebete des 16. und 17.
Jahrhunderts" dieses Versprechen eingelöst. Seine Untersuchung
erweist zugleich, wie sehr er heute als der Fachmann auf dem Gebiet
der evangelischen Gebetsliteratui" gelten darf. Als solcher überrascht
er uns durch die Zusammenstellung von nicht weniger als
49 Begräbnisgebeten aus dem angegebenen Zeitraum; wer etwas
davon weiß, wie radikal die Reformation die ausgeuferte Liturgie
um Tod und Begräbnis auf das Unentbehrliche zurückgedämint
hat, nämlich auf die Wortverkündigung an die Lebenden mit Gesang
und Gebet, hätte nie mit so viel Material gerechnet. Dessen
Wert liegt zuerst darin, daß diese Gebete gleichsam „bekennen",
was die Gewißheit evangelischen Glaubens im Blick auf Grab und
Tod ist. Sie lassen konfessionelle Unterschiede nur in der Richtung
empfinden, daß lutherische Gebete in ihren Aussagen mit Be-
Theologische Literalurzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 5