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Ausgabe:

1968

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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355

Kongreß 1814/15 der Gedanke eines Reichskonkordates zugunsten
des Partikularismus fallengelassen und damit zum anderen für
die deutschen Staaten die Möglichkeit geschaffen, seit dem Jahre
1815 mit dem Hl. Stuhl Partikularkonventionen abzuschließen. So
traf Preußen mit dem Hl. Stuhl eine Ubereinkunft, welche zugleich
integrierender Bestandteil der Bulle de salute animarum
(9. 6. 1821) wurde. Sie erhielt am 23. 8. 1821 die Sanktion des preußischen
Königs. Gemäß der Bulle wurde das Kommissariat Magdeburg
mit dem Bistum Paderborn in Personalunion verbunden. Eine
umfangreiche Untersuchung des Buches gilt den inneren Verhältnissen
des Kommissariates in dem geschilderten Zeitraum. Besonders
die kirchenrechtlichen Ausführungen verdienen Beachtung.

Das Kommissariat wurde seit 1825 zunächst auf dem pastoralen
Gebiet den Bistumsverhältnissen angeglichen. Die Revolution von
1848 und die sich aus ihr ergebenden Preußischen Verfassungsurkunden
vom 5. 12. 1848 und vom 31. 1. 1850 räumten den Religionsgesellschaften
die Autonomie ein. Es fiel mit ihr für die katholische
Kirche die durch zwei Jahrhunderte geübte altbranden-
burgische Staatsaufsicht. Sie wurde von nun an kaum noch durch
die Katholische Abteilung im preußischen Kultusministeriuni ausgeübt
. Jetzt konnten in der Prov. Sachsen neue katholische Gemeinden
gegründet werden, war es doch in den Jahren 1821-1848
zu keinen Neugründungen gekommen. Das wichtigste Ereignis war
jedoch die Eingliederung des Kommissariats Magdeburg in das
Bistum Paderborn. Der Bischof von Paderborn nutzte geschickt
die durch die Revolution 1848 und durch die nachfolgenden Verfassungskämpfe
geschaffenen Verhältnisse aus. Es fanden keine
Verhandlungen mit den Berliner Regierungsstellen statt. Vielmehr
war die Eingliederung ein glatter Rechtsbruch.

Auch für diese Teile der Untersuchung gilt die lobende Beurteilung
(ThLZ 92, 1967, Sp. 118).

Berlin Walter D e 1 i u s

Brecht, Martin: Kirchenordnung und Kirchenziicht in Württemberg
vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Stuttgart: Calwer Verlag
[1967]. 104 S. gr. 8° = Quellen u. Forschungen zur württeni-
bergischen Kirchengeschichte, hrsg. v. M. Brecht u. G. Schäfer,
1. Kart. DM 12,80.

G e n n r i c h, Paul Wilhelm: Die neue Schau der Diaspora. Franz
Laus Beitrag zur Diasporawissenschaft (Die evangeliche Diaspora
38, 1967, S. 7-36).

K a werau, Peter: Arabische Quellen zur Christianisierung Ruß.
lands. Wiesbaden: Harrassowitz 1967. X, 73 S. gr. 8° = Osl-
europastudien der Hochschulen des Landes Hessen, II. Marbur-
burger Abhandlgn. zur Geschichte u. Kultur Osteuropas, hrsg. V.
d. Arbeitsgemeinschaft f. Osteuropaforschung der Philipps-Universität
Marburg, 7. Kart. DM 14,—.

Köhler, Hans: Grundzüge der Kirchengeschichte. München-
Salzburg: Anton Pustet [1967]. 248 S. 8°. Lw. DM 18,80.

Kohls, Ernst-Wilhelm: Evangelische Bewegung und Kirchen
Ordnung. Studien und Quellen zur Rcformalionsgeschichte der
Reichsstadt Gengenbach. Karlsruhe: Verlag Evangelischer
Presseverband für Baden 1966. IX, 68 S. gr. 8° = Veröffentl. d.
Vereins f. Kirchengeschichte in d. evang. Landeskirche in Baden
, 25.

Reinhardt, Rudolf: Zur nachtridentinischen Reform in der
Frauenabtei Sonnenburg (Pustertal) (ThQ 147, 1967, S. 204-209).

[Scultetus, Abraham:] Die Selbstbiographie des Heidelberger
Theologen und Hofpredigers Abraham Scultetus (1566-1624).
Neu hrsg. u. erläutert v. G. A. Benrath. Karlsruhe: Verlag Evang.
Presseverband 1966. IV, 152 S., 12 Taf. gr. 8° = Veröffentlichungen
d. Vereins f. Kirchengeschichte in d. evang. Landeskirche in
Baden, 24.

V i n a y, Valdo: La prima e la seconda Riforma nel passato e nel
presente della Chiesa Valdese (Protestantesimo 22, 1967, S. 129
bis 147).

Zumk eller, Adolar, O.S.A. [Bearb.]: Urkunden und Regesten
zur Geschichte der Augustinerklöster Würzburg und Münner-
stadt. Von den Anfängen bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts (Re-
gesta Herbipolensia V), I. Würzburg: Schöningh 1966. XIX,
554 S., 8 Taf. gr. 8° = Quellen u. Forschungen z. Geschichte d.
Bistums u. Hochstifts Würzburg, hrsg. v. T. Krämer, 18. DM 50,-.

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KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Hoffmann, Manfred: Der Dialog bei den christlichen Schriftstellern
der ersten vier Jahrhunderte. Berlin: Akademie-Verlag
1966. XX, 168 S. gr. 8° = Texte und Untersuchungen zur Geschichte
der altchristlichen Literatur, 96. M 25,50.

Das Thema ist oft angesprochen, jedoch außer im RAC-Artikel
von Bardy, der nicht allzu ausführlich sein konnte, kaum im Zusammenhang
behandelt worden. So muß II. zunächst eine „Bestandsaufnahme
" vornehmen, der eine formgeschichtliche Analyse
angeschlossen wird. Sein Vorhaben, jede einzelne Schrift „soweit
geschlossen zu behandeln, daß die sie betreffenden Abschnitte
für sich gelesen werden können" (VII), setzt er ebenfalls in die
Tat um.

Inhaltlich handelt es sich um die „mehr oder weniger liktiven
Kunstdialoge" (S. 6), so daß verwandte Abarten wie die Diatribe,
die Gespräche ohne Dialogcharakter, die „Fragen und Antworten",
beiseite bleiben. Trotzdem war die Grenzziehung kompliziert, aber es
läßt sich feststellen, daß alle wichtigeren Dialoge erfaßt sind, und
zwar innerhalb der apologetischen Literatur (Kap. 1) Ariston von
Pella (Jason und Papiskus), Justin (Tryphon) und Minucius Felix
(Octavius). In Kap. III (Der dogmatisch-polemische Dialog) wer
den Gaius, Origenes, Arius, Pseudo-Athanasius, Gregor Thauma
lurgos, Methodius, Hegemonius und einige Anonymi behandelt; in
uerhalb des christlich-philosophischen Dialogs (Kap. IV) kommen
Bardesanes, Methodius, Gregor von Nyssa und Augustin (mit Con
tra Academicos, De beata vita, De ordine und den Soliloquia) zur
Sprache; das zweite Kapitel behandelt den „Dialog in den Märtyrerakten
und Martyrien", wobei H. wichtige Ergebnisse hinsieht
lieh der „rein fiktiven Martyrien" (S. 41), der Verhördialoge (S. 45)
sowie der Entwicklungs- und Bearbeitungsstadien der Märtyrerakten
(S. 44 ff.) erreicht. Es wäre jedoch eine eigene Untersuchung
wünschenswert, um sowohl den möglichen theologisch-religionsgeschichtlichen
wie den historischen Aussagewert der Märtyrer
akten noch besser abzusichern und ihren engen Zusammenhang
mit der antihäretischen Literatur unter allen gegebenen Aspekten
auszuweisen.

Infolge seiner formalen wie chronologisch-inhaltlichen Begrenzung
erreicht der Verfasser wichtige Ergebnisse, die in den Schlußbemerkungen
demonstriert werden (S. 160-164). Methodisch ist
dabei vor allem das Zurückblenden auf die sokratische Mäeutik
und auf die Dialoge und die Lehre Piatons belangvoll. — Ein Register
und ein ausführliches Literaturverzeichnis (XI—XIX) sind
beigegeben.

Halle/Saale Uans-.!om-him Üiesner

Korbache r, Joachim: Außerhalb der Kirehe kein Hell? Eine
dogmengeschichtlichc Untersuchung über Kirche und Kirchen-
Zugehörigkeit bei Johannes Chrysostomus. München: Hueber
1963. XII, 216 S., 1 Taf. gr. 8° = Münchener Theologische Studien
, hrsg. von J. Pascher, K. Mörsdorf, H. Tüchle, II. Systemat.
Abteilung, 27. Bd. DM 20,-.

Etwas seufzend nimmt man zunächst die erneute Vermehrung
der zahlreichen Sekundärliteratur zu Johannes Chrysostomus zur
Kenntnis, um dann sehr bald zu seiner Verwunderung darüber informiert
zu werden, daß die ekklesiologische Thematik bei dem
griech. Kirchenvater bisher nur in Aufsätzen behandelt wurde.
Erst mit der Arbeit von K. D. M u r a t i d e s, Wesen und Struktur
der Kirche nach der Lehre von Johannes Chrysostomus, Athen
1958 (griech.) hat sie eine monographische Untersuchung gefunden
. Diese vom griech.-orth. Selbstverständnis, um nicht zu sagen,
Selbstbewußtsein stark geprägte Arbeit scheint K. seinerseits zur
Themawahl angeregt zu haben. Was er S. 19 Anm. 74b daraus mit
teilt, ist jedenfalls dazu angetan, den röm.-kath. Theologen zum
Widerspruch zu reizen. Um so lobenswerter ist, daß der Verfasser
dieser Antwort sich jeder polemischer Nebentöne enthält; ausdrücklich
spricht er in der Einleitung (S. 1) die Hoffnung aus, mit
seiner Untersuchung einen Verständigungsbeitrag im Verhältnis
zwischen der röm.-kath. Kirche und den griech.-orth. Kirchen leisten
zu können. Hierfür bietet die Art, wie er stets auf die Texte
bzw. Quellen rekurriert, beste Voraussetzungen. Vor allem das

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 5