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Ausgabe:

1968

Spalte:

353-354

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Harms, Hans Heinrich

Titel/Untertitel:

Die Kirche von England und die Anglikanische Kirchengemeinschaft 1968

Rezensent:

Slenczka, Reinhard

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Seite 1

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KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES
u. TERRITORIALKIRCHENGESCHICHTE

Handboek der Kerkgeschiedcn 1s. Vierde druk, opnieuw bewerkt
door J. N. Bakhuizen van den Brink, C. C. de Bruin, W. F.
Dankbaar. I: De Kerk tot Gregorius de Grote. Von J.N.Bak-
•i n i z e Ii van den Brink. II: De Middeleeuwen. Von ('.. C.
de Bruin. Den Haag: Bakker/Daamen N. V. 1965. IX, .508 S.
u. IX, 315 S. gr. 8°. Lw. je hfl. 27.50.

Di fsi's Werk, dessen zweiter Band bis :m die Schwelle des Re-
formationszeitaltera führt, ist als Studienbuch für .Studenten
und Pfarrer gedacht und beabsichtigt, der niederländischen Kir
chengeschichte mehr Kaum zu geben, als dies in den Handbüchern
deutscher, englischer oder französischer Sprache in der Hegel geschieht
. Das wird natürlich auch für Benutzer außerhalb der Niederlande
von Interesse sein, ich verweise z. B. auf die Behandlung
der devofio moderna und des niederländischen Humanismus im
'-■ Bande. Die Verfasser haben die dogmen- und theologiegeschicht-
liche Entwicklung absichtlich stark in ihre Darstellung einbezogen
. Entsprechend ihrer Begriffsbestimmung der Kirchengeschichte
uls Geschichte der Lebensformen der Kirche Christi, unter denen
der Gottesdienst besonderes Gewicht beansprucht, treten kirchliche
Literatur, Literaturgeschichte und christliche Kunst mehr in den
Vordergrund als etwa im Krügerschen Handbuch. Das ergibt ein
lebendiges Bild der inneren Entwicklung der Kirche, setzt aber,
besonders im ersten Band, beim Studenten schon eine gewisse
Orientierung über die großen Linien des historischen Geschehens
voraus. Wenn etwa der Chronograph von .'t54 ungefähr ebensoviel
Baum erhält wie die Darstellung der Rückkehr zur Staatskirchcn-
politik unter Gratian und Theodosius [., so kann die Abwägung
der historischen Proportionen nur erfolgen, wenn schon entsprechende
Kenntnisse vorhanden sind. Damit soll nichts gegen die
knapp und zuverlässig unterrichtende Darstellung Bakhuizens van
den Brinks gesagt sein, sondern nur gefragt werden, ob nicht in
der Behandlung des 4. Jahrhunderts die Bedeutung der Kaiserge-
Schichte für die Kirche zu sehr zurücktritt. Das Gleichgewicht
zwischen „äußerer" Kirchengeschichte und der Schilderung des
inneren Lebens der Kirche scheint mir in dem Bande C. C. de
Bruins in glücklicher Weise erreicht zu sein.

Die Auswahl der Literatur ist in beiden Bänden sachgemäß und
so bemessen, daß sie zur ersten Orientierung auch für die Eachge-
'lossen brauchbar ist.

Dem nützlichen Werk ist eine baldige Vollendung zu wünschen.

Mainz R. L, o p ( n z

Harms, Hans Heinrieh. I). Dr. Hrsg.): Die Kirche von England
und die anglikanische Kirchengemeinschaft, übers, von G. Gass-
mann. Stuttgart: Evang. Verlagswerk [1966]. 258 S., 1 Ktc. 8°
Die Kirchen der Welt, hrsg. von H. H. Harms, F. Siggt f, H. II.

Wolf, G. Wagner, II. Klüger, IV. Lw. DM 32,-.

Als vierter Hand in der Reihe „Die Kirchen der Welt" erscheint
die Selbstdarstellung der Anglikanischen Kirche. Das Werk ist wesentlich
umfangreicher als sein 1934 in der Reihe „Ekklesia" veröffentlichter
Vorgänger mit der glänzenden Darstellung der englischen
Kirchengeschichte von G. K. A. Bell. Aber es ist doch erheblich
knapper gefaßt als die anderen Darstellungen seiner Reihe
wie etwa die beiden Hände über „Die Orthodoxe Kirche in grie
eliiseher Sicht" oder der umfangreiche Band über „Die Altkatholische
Kirche". Dabei ist das Angebot an deutschsprachigen Arbeiten
über die Anglikanische Kirche keineswegs überwältigend, und
es ist zudem nicht einfach, sich in der bunten Mannigfaltigkeit der
englischen Kirchen- und Theologiegeschichte zurechtzufinden.

Her Band umfaßt elf Heiträge von unterschiedlicher Länge in
denen von zehn Autoren nicht nur verschiedene Sachgebiete behandelt
, sondern mitunter auch verschiedene Perspektiven vertreten
werden. Auf diese Weise wird sehr schön die typische „com-
Prehensiveness" widergespiegelt. Alle Beiträge zeichnen sich aus
durch einen auch in der Übersetzung gewahrten flüssigen und Stel-
'enwebe fasl feuilletonistischen Stil.

Bereits in dein geschichtlichen Überblick von George Kvery wird
eindrucksvoll die ständige Dialektik von Staat und Kirche entfallt
, in der wohl einer der wesentlichen Zugänge zum Anglikanis-

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mus zu suchen ist. Denn dieses Thema durchzieht dann auch alle
weiteren Beiträge, wobei es auffallend ist, wie die Vielfalt der
Strömungen eigentlich niemals aus abgeschlossenen Epochen besteht
, sondern sich in die unmittelbare Gegenwart fortsetzt.

Die beiden folgenden Beiträge von Colin Dunlop und dein inzwischen
verstorbenen Norman Sykes behandeln die Grundpfeiler
des AnglikanismUS, Bibel und Gebetbuch sowie die Apostolische
Sukzession und das Amtsverständnis. Es sind jeweils wohlabgewo
gene Darstellungen, in denen die verschiedenen Standpunkte innerhalb
der Kirche zur Geltung gebracht werden. Die beiden theo
logischen Hauptrichtuiigen, die anglokatholische IE. L. Mascall)
und die evangelikale IE. .1. Taylor), werden in zwei Aufsätzen skiz
ziert. Es ist vermutlich eine bei der Beschränkung auf die anglikanische
Kirche unvermeidliche Verkürzung, wenn die Heiträge englischer
Theologen zur biblischen Exegese und Textkritik nur ganz
am Rande vorkommen, obwohl hier, ähnlich wie in anderen Ländern
, eine weitreichende überkonfessionelle Zusammenarbeit prak
lizierl wird. Sie hat sich nicht zuletzt in dem beneidenswerten Ge
meinschaftswerk der ..New Englisll Bible" niedergeschlagen.

Eine kurze Information bieten die Aufsätze über das Theologie-
studium iP. Curgenven) und über die anglikanischen Ordensgemeinschaften
(S. M. Gibbard).

Ein Kabinettstück an eigenwilliger Brillanz sind zwei Beiträge

on Stephen Neill über die Anglikanische Kirchengemeinschaft in
ihrer Entwicklung sowie über die Kirche von England heute. Besonders
in dem zweiten Beitrag über die gegenwärtigen Probleme
und Aufgaben der Kirche von England werden mit großer Schärfe
die Gefahren einer Staatskirche aufgezeigt, die dort aufbrechen,
wo das „establishment" den Kräften des modernen Sakularisinus
nicht gewachsen zu sein scheint. Es sind Phänomene, die sicher
nicht nur auf die Kirche von England beschränkt sind. Von älin
lieber Prägnanz gegenüber der gegenwärtigen Situation ist der Abschnitt
von R. W. Stopford über das Verhältnis von Staat und
Kirche und über den Einfluß der Kirche auf das öffentliche Leben
in England.

Leider nur auf Umrisse und einige wiehligere Fakten beschränkt
ist die Darstellung der Beziehungen der Kirche von England zu
anderen Kirchen (II. M. Waddams). Wo sich die anderen Beiträge
noch gegenseitig ergänzen, kommt es hier doch zu einigen Verkürzungen
, etwa in der keineswegs so positiven Beurteilung der anglikanischen
Weihen durch die Orthodoxen Kirchen (S. 223) oder
auch in den bedauerlich knappen Hinweisen auf die ökumenischen
Verhandlungen zwischen den verschiedenen Kirchengemeinschaften
in Großbritannien, wo gerade in den letzten Jahren manches in
Bewegung gekommen ist.

Mit großer Sorgfalt gearbeitet ist der statistische Überblick von
Gotthold Müller am Ende des Buches, der eine wertvolle Ergänzung
zu den Einzeldarstellungen liefert. Vermerkt sei schließlich
noch, daß es um die theologische l äge der Anglikanischen Kirche
doch nicht so schlecht bestellt sein kann, wie manche ihrer Angc
hörigen meinen, wenn von den zehn englischen Autoren dieses
Bandes immerhin vier Bischöfe sind.

(Anm.: Auf Seite 51 wird irrtümlich Maria Stuart an Stelle von Maria Tudor
|die Katholische] als Königin von England genannt. S. IM und 22U wird der
Maine des Ökumenischen Patriarchen Kyritt f.ukaris jeweils verschieden geschrieben
.)

Bern Reinhard S I e n c z k a

Joppen, Umlolf: Das Erzbischüfllclie Kommissariat .Magdeburg
. Geschichte und Rechtsstellung bis zur Eingliederung in
den Diözesanverband Paderborn. III: Die Entwicklung des mitteldeutschen
Kommissariats von 1815 bis zur Inkorporation in
den Bistunisverband Paderborn. IV: Der Zustand des Kommissariats
bis zur Eingliederung in den Bistumsverband Paderborn.
V: Die Eingliederung des Kommissariats in den Bistumsverband
Paderborn: Das Ende der Personalunion. Leipzig: St. Benno-
Verlag [196(5]. 303 S. 8° = Studien z. katholischen Bistums- u. Klostergeschichte
, hrsg. von II. Holtmann u. F. P. Sonntag. 10.

Die Teile I und II sind in ThLZ 92, 1007, Nr. 2, Sp. 117/118 be
sprochen worden. In den Teilen III—V handelt es sich um die Entwicklung
des mitteldeutschen Kommissariats vom Jahre 1815 ah
und um dessen Eingliederung in den Bistumsverband Paderborn
im Jahre 1849. Zwei Tatsachen waren wichtige Voraussetzungen
dieser geschichtlichen Ereignisse. Einmal wurde auf dem Wiener

Theologische Literaturzeitung 93, .lahrgang 1008 Nr. 5