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Ausgabe:

1968

Spalte:

335-336

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Mulder, Martin J.

Titel/Untertitel:

Kanaänitische Goden in het oude testament 1968

Rezensent:

Frankena, Rintje

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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 5

336

führt. Ein ähnlicher Papyrus seiner Ehefrau1 hclindet sich ebenfalls
im Besitz des Berliner Museums (Pap. 3128).

Das vorliegende Exemplar gehört zu jener Gruppe von Jenseits-
papyri, in denen Darstellungen im Verhältnis zur beigegebenen
Schrill überwiegen. Sie knüpfen deutlich an Bild und Schrift von
Totenbuch und Amduat an. Eine größere Zahl ist unter der irreführenden
Bezeichnung „Mythological Papyri" von A. Piankoff
und N. Bambova bequem zugänglich gemacht worden (Egyptian
religious texts and representations Vol. 3, New York 1957). Hieraus
stimmt Nr. 3 weitgehend überein mit dem vorliegenden Papyrus
, das gleiche trifft zu für Pap. Louvre 3287.2 An das Totenbuch
knüpft der Berliner Papyrus an mit der Szene, in welcher der Tote
sein Heiz anfleht, nicht gegen ihn zu zeugen (Kap. 30), fei ner mit
der Darstellung der Jenseitswächter (Kap. 1451'.), der Jenseits-
Stätten (Kap. 149f.) und der vier auf das Sonnenschiff verweisenden
Buder (Kap. 148).

Bis zur Szene mit dem Pavian, also fast bis zur Hälfte des ganzen
Papyrus, ist die Maat Leitmotiv. Interessant ist dabei die
Szene, in welcher Maat und Toter dem Herz des letzteren zugewandt
sind, und welche Morenz deutet als Zusammengehen der
Maat mit dem ihr rituell als Osiris entsprechenden Verstorbenen.

Der Papyrus schließt nach der Darstellung jenseitiger Gefährdungen
mit der im Westen lokalisierten Erfüllung des eigentlichen
Begehrens des Toten, nämlich der lebensnotwendigen Gegenwart
der Sonne teilhaftig zu werden.3

Es sei nur noch der Wunsch angefügt, dal! diese Edition ein Anreiz
sein möchte für eine grundlegende Besserung des im allgemeinen
beklagenswerten Angebotes an Publikationen antiker Quellen,
die bei weitem nicht das mit den gegenwärtigen technischen Möglichkeiten
realisierbare Niveau erreichen.

Scheidt/Saarbrücken Alfred Hupp

') II. de Mculenacre, CdE 4n, lflfift, S. OSf.
!) E. Chassinat, BIKAO 3, 1003, S. 120— 163 und Tat. I—III.
") Bislang die einzige aus diesem Papyrus veröffentlichte Szene, s. II. Schäfer
, ZAS 71, 1036, S. 1« f. u. Abb. fc

Bernard-Mailrc, Henri: Die Präge der chinesischen und
malabarischen Biten (Concilium 3, 1967. S. 551-558).

Peltazzoni, Baffaelc: Essays on tbe History of Heligions.
Authorised Translation by H. .1. Rose. Photomechanical Reprint.
Leiden: Brill 1967. VII, 225 S., 12 Taf. gr. 8° = Studies in the History
of Beligions (Supplements to Numen), I. Lw. hfl. 32.—.
(S. Bespr. in Tb LZ 1957, 11 Sp. 844.)

Bondot, Pierre: Der Islam. Lehre und Macht einer Weltreli
gion, übers, v. U. Steier. Freiburg-Basel-Wien: Herder |1'.)(>K!.
1 12 S. m. Abb. u. 1 Kte. kl. 8° = Herder-Bücherei 301.

ALTES TESTAMENT

M u I d c r, M. J., Dr.: Kanaänltlsehe Goden in hctOudc Testament.

Den Haag: van Keulen 1965. III S. gr. 8° = Exegetica. Oud- en
Nieuw-testamentische Studien, hrsg. v. W. H. Gispen, F. W. Grosheide
, H. Mulder, IV, 4 u. 5. hfl. 9.-.

Das zu rezensierende, in holländischer Sprache verfaßte Buch
beschreibt die kanaanäisehen Götter im Alten Testament, wobei
das Wort ,kanaanäisch' sehr breit aufgefaßt wird, weil auch das
Land Kanaan im Alten Testament keine scharf umrissene Größe ist.
Die folgenden Gottheiten weiden behandelt: El (S. 13-24), Ba'al
(S. 25-36), Asjera (S. 39-42), Astarte (S. 43-51), Anat (S. 52-54),
Moloch (S. 57-64), M6t (S. 65-70), Dagon (S. 71-75), Kamos (S. 76
bis 78), Hadad (S. 79-80), Bimmon (S. 81-83), Gad und Meni (S. 84
bis 86), Besjef (S. 87-88), während in den zwei Schlußkapiteln die
Fragen aufgeworfen werden, ob auch der Name Jahwes kanaaniti-
scher Herkunft sei und welche Beziehungen zwischen Jahwe und
den kanaanitischen Göttern aufgezeigt werden können (S. 89—90,
91-99). Nach einer kurzen Einleitung (S. 5-12) wird in den die
Gottheiten behandelnden Kapiteln jeweils die einschlägige Literatur
vom Verfasser kritisch gewertet, wobei er immer deutlich Stellung
nimmt und auch dann und wann versucht, neue Thesen zu

entwickeln, welche aber bei dem recht dürftigen Material zu diesen
Göttern leider Hypothesen bleiben müssen, z. B. die Annahme
einer Verehrung des Gottes Mot im Alten Testament und die Meinung
, daß Moloch ein Name des Gottes Möt und Möt selber ein
Aspekt des Gottes Bacal ist (S. 681'.). Da das dank der umfassenden
Literaturkenntnisse des Verfassers und einer klaren Stellungnahme
zu den Meinungen anderer sehr wichtige Buch in knapper
Form alles das sammelt, was jeder, der sicli mit den kanaanäisehen
Gottheiten belassen will, wissen soll, ist es sehr zu bedauern,
daß es nur einem holländisch lesenden Publikum zugänglich ist.
Prinzipiell möchte Rezensent aber gegen die vom Verfasser befolgte
Methode einwenden, daß er zu schnell geneigt ist, Götter zu
identifizieren und die denselben Namen tragenden Götter zu verbinden
. Ist es nicht gefährlich, die Vielheit der Ba'alim ohne weiteres
als die lokale Differenzierung des uns aus den ugaritischen
Texten gut bekannten Gottes dieses Namens zu betrachten, weil
dieser doch ein spezifischer Gott des ugaritischen Pantheons ist,
das wir durch die glücklichen Funde in Bas-S'amra zufälligerweise
besser kennen als die Pantheons anderer Städte. Dasselbe
könnte gesagt werden über den aus Byblos bekannten Gott Bacal-
samem, den Verfasser als eine Form des Gottes Bacal/Hadad betrachtet
, während er auf S. 26 noch zögernd, aber auf S. 79 und 81
definitiv die (iötter Bacal und Hadad identifiziert. Auch scheint es
dem Rezensenten bei unseren jetzigen Kenntnissen methodisch
nicht erlaubt, den Gott Dagon der Philister mit den aus tlgarit und
Terqa gut bekannten, Dagän genannten Göttern gleichzustellen.
Namensgleichheit und das Vorliegen verwandter Züge bei zwei
Göttern bedeuten noch nicht die Wesensgleichhcit dieser Götter.
Methodisch soll man immer zwei Möglichkeiten offenhalten: erstens
, daß es in mehreren lokalen Pantheons Götter des Namens
Dagän (,Korn') gegeben hat, die erst später, als man nach Göttertypen
unterschied und größere Einheit in der Vielheil der Gölter
suchte, mehr und mehr verbunden wurden, und zweitens, daß die
Götter des Namens Dagan geschichtlich zwar auf ein und densel
ben Gott zurückgehen können und dennoch in den lokalen Pantheons
ein ganz eigenes Gepräge bekommen haben. Schlechthin
nige Gleichstellung dieser gleichgenannten (iötter birgt die Gefahr
in sich, daß die lokalen Götter ihr eigenes Gesicht verlieren. So
geht der Verfasser weiter, als die Texte ihm erlauben, wenn er auf
S. 81 den Gott Amurru mit Adad identifiziert. Die Assyrer haben
typologisch Ordnung bringen wollen in der Vielheil der Götter und
haben Amurru einen Adad sa abübe genannt, also in ihm einen
Adad ,der Flut' gesehen (CT 24, 40, 48), d. h., sie haben bei Amurru
den abübu-Aspekt ihres Gottes Adad zurückgefunden. Man soll sich
davor hüten, die von den Assyrern gemachten Verbindungen fremder
Götter mit eigenen Gölten) als Identifikationen zu betrachten,
weil sie höchstens als typologische Entsprechungen gemeint sind.

Zu diesen prinzipiellen Erwägungen möchte ich schließlich noch
einige kleine Hemel klingen hinzufügen:

Die Erklärung des Namens El-Sjaddaj auf S. 18 von sadii (,Berg')
seheinl dem Rezensenten richtig zu sein, aber er möchte die ak
kadisehe Nebenform s a d d ü bzw. das Wort saddä'u (.Bergbewohner
') hinzuziehen, um die Längung des minieren Kadikais zu erklären
. Die auf S. 79 gemachte Behauptung, daß Adad auch Adda
und Addu geschrieben wird, bedarf einer Erklärung: Adad isl als
Form der Vokativ des Namens Addu, wie Saraus der Vokativ von
samsu isl, während Adda der Akkusativ dieses Namens ist, aber
auch als die aramäische Form des Namens betrachtet wird. Im Namen
des Stadtfürsten Rlb-Addi von Byblos findet sich der Genetiv
dieses Namens. Zu der Literatur über den Namen Jahwe kann jetzt
noch der Artikel von Sodens in Well des Orients III/.'!, 1966, S. 176
bis 187 „Jahwe ,Er isl, Er erweist sieh'", hinzugefügt werden. Die
zur Erklärung des Namens der Göttin Anal manchmal vorgeschlagene
Verbindung mit dem hebräischen Worte cet und dem akkadi-
schen Wort ittu wird auf S. 53f. vom Verfasser mit Recht abgewiesen
, sei es nicht auf Grund philologischer Erwägungen, die aber
am schwersten wiegen sollten: Die Etymologie des hebräischen
Woldes cel isl ja unklar, während die Verbindung von liebr. 'et mit
nkk. ittu von Landsberger (Well des Orients III, 1-2, S. 78 und
Anm. 123) abgew iesen wird. Von Soden (AHw S. 405 1.) verbindet
ittu mit hebr. cöt, aber auch das weist Landsberger ab (a. a. O.
S. 7188).

Utrecht R. P r a n k c n a