Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1968

Spalte:

294-295

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Brunner, Peter

Titel/Untertitel:

Pro ecclesia; II 1968

Rezensent:

Schott, Erdmann

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

293 Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 4

Der von Walter Feurich besorgte Sammelband ist „Zum 10. Trebs erliegt dabei nicht der Gefahr einer publizistischen

Mai 1966" herausgegeben. Er stellt ein gutes Gedenkbuch zum Verallgemeinerung. Er fällt sehr differenzierte und wohlfun-

80. Geburtstag Karl Barths dar. In einem Vorwort (9-22) be- dierte Urteile. Er verfolgt genau den soziologischen Ort der

gründet und erläutert der Herausgeber Auswahl und Zusammen- theologischen Arbeit Karl Barths. Darüber wäre im einzelnen

Stellung der Texte zu diskutieren, besonders was eine sogenannte neuorthodoxe

Das Schwergewicht liegt auf dem vollständig mitgeteilten Phase im Denken von Karl Barth betrifft. Der Gesamtweg Karl
..Briefwechsel zwischen Karl Barth und Eduard Thurneysen von Barths wird von Trebs beschrieben als .Vorgang, durch das
1914 bis 1925" (23-273). Man muß Herausgeber und Verlag Lernen in der Schule der Orthodoxie die eigene Sprache für die
danken, dafi dieser Briefwechsel damit einem weiten Leserkreis eigene Lage und Zeit zu finden und einzuüben' (42). Die „neu-
zugängig gemacht worden ist. Bisher war er zu finden zu einem orthodoxe Phase im Denken Barths wäre danach als zwar
Teil in „Antwort" (Festschrift für Karl Barth zum 70. Geburts- notwendig zu durchschreitende, aber im Endergebnis hinter
tag 1956). zum anderen Teil in „Gottesdienst - Menschendienst" sich zu lassende Periode, als Moment, aber nicht als Ends adium
(Festschrift für Eduard Thurneysen zum 70. Geburtstag 1958). anzusehen" (42). Hier lohnt es sich, weiter zu fragen. Ist nicht

Der Wert eines Briefwechsels für die Erkenntnis eines theo- gerade in den ersten Bänden der Kirchlichen Dogmatik viel

logiegeschichtlichen Prozesses ist unbestritten. In Briefen wer- mehr Endgültiges enthalten, was stehenbleiben wird, aucn

den Schlaglichter geworfen, Akzente gesetzt. Profile gerade wenn „Eine Schweizer Stimme" nur mehr historisches Intet esse

durch Überzeichnung deutlich, wie es ein von vornherein auf beanspruchen wird? Die Schrift von Trebs stellt sich die Frage:

Veröffentlichung bestimmtes Werk gewöhnlich nicht schafft. Im Worin besteht die Kontinuität im Weg und in den wanal""

Fall Barth - 'Thurneysen kommt noch eine überlegene Kunst gen Karl Barths (4)? Sie sucht diese Frage zu beantworte.! mit

des Briefschreibens dazu. In diesen Briefen erleben wir ein dem Aufweis einer durchgehenden Blumhardtschcn "n'c-

Stück Theologiegeschichte, und zwar mit Spannung und mit trifft damit ganz und gar Richtiges Aber die Antwort weist uoe

Schmunzeln! Gelassenheit und Heiterkeit kennzeichnen diesen sich hinaus: auf die Kontinuität des Evangeliums. £U oe

Briefwechsel, und wo es nötig ist, fehlt nicht die beizende ken ist noch, dafi die Schrift mit einer Reihe denkwürdig«

Schärfe, mit der Urteile hingeworfen werden, die dem Leser Bildaufnahmen versehen ist.

Wegen ihrer Prägnanz unverlierbar bleiben. Man kann aus die- Krummenhennersdorf über Freiberg Gerhard Z w e y n e r t

Sem Briefwechsel mehr lernen als aus mancher theologischen

Analyse. Brunner, Peter: Pro Ecclesia, Gesammelte Aufsätze zur dog-

Die weiteren Stücke sind Texte von Karl Barth: „Vergangen- matischen Theologie. II. Berlin-Hamburg: Lutherisches Ver-

heit und Zukunft - Friedrich Naumann und Christoph Blum- lagshaus 1966 380 S. gr. 8°. Lw. DM 30.-.

hardt" (274-290). „Der Christ in der Gesellschaft» (291-338)^ ^ ^ ^ Aufsatzsammlung n.s ist in ThLZ 89. 1964

die berühmte „Auseinandersetzung zwischen A. v. Harnack besprochen worden. Der vorliegende zweite Band be-

und k Barth" in der Christlichen Welt" 1923 (339-372), ,.Wa- ^J^^^^emenkreise: Schöpfung und Christologie (13-88),

Fan n ? man/!!1 ^ÄSS arl 7 9an7^in™Vnndr Rechtfertigung und neuer Gehorsam (89-194), Kirche und Kir-
Fal Dehn und die dialekt.sche Theologie (373- 381) Und (195_324) Zur Theologie des Gottesdienstes (325-378). Der
noch einmal ein kleiner, aber bedeutender Briefwechsel: zw.^ Aufsatz Allgemeine und besondere Offenbarung in Calden
Dietrich Bonhoeffer und Karl Barth aus dem Jahre 1933 ^ ^y^. entstand _unter dem Eindruck der Kontroverse.
(382-392). die .m hre lg34 zwischen Emii Brunner (Natur und Gnade) und
Wenn man will, kann man in allen diesen mitgeteilten Tex- ^ fc ( Antwort an £mil Brunner) ausgebrochen war",
ten ein Stück „Vorgeschichte der Kirchlichen Dogmatik sehen. „Versuch, die beiden theologischen Lehrer auf dem Boden
Die jetzige Veröffentlichung tragt zur Erhellung der Vorge- reformatorischen Theologie wieder näher zueinander zu füh-
sch.chte nichts Neues bei. aber es werden zweifei os charak- ^ ^ £rfolg vcrsagt„ {5) Besonderen
tenstische Stücke mitgeteilt. Zu Barmen wird Barths eigener - selbst ^ ekklesiologische Arbeiten, die nach
Betrag m Niemöllers 60. Geburtstag (1952) wiedergegeben « durch ^ ^ Ereiqnisse selbst eine neue
395-408). Aus der „Kirchlichen Dogmatik" werden aus Il/l G ung erhalten haben könnten" (6). „Eisenach 1948'
194- 200 die Ausführungen über die Erkennbarkeit Gottes ab- " ^ emcn kurzcn geschichtlichen Überblick über die
gedruckt. Aus der neuesten Zeit vermittelt der Sammc oand ^ dcl. ERD und gipfelt in der Frage der Abendmahls-
eimge weniger bekannte Stücke: „An die deutschen Theologen einschaft der tiefste Grund dafür, warum eine Inter-
m der Kriegsgefangenschaft" (431-442), -Neueste^Nachrichten » den in der EKD verbundenen Kirchen bis
zur „eueren deutschen K.rchcngeschichtc? (443-451) und weUcres schwierig sein wird", liegt nach B. darin, daft Män-
schliefMich den Dankbrief nach seinem 75. Geburtstag 1961 ^ ^ (ß ^ auf Beckmann) mit der Interkom-

, . L . . - . , munion zugleich die unitas ecclesiae proklamieren wollen. „So-
Man darf die Frage nicht unterdrucken, ob nicht anderes Tatbestand der eine Interkommunion vielleicht ermög-
«nd Gewichtigeres zu bieten gewesen wäre als z. B. die „Neue- a oleichzeitig als Grund für die Proklamation der
sten Nachrichten" (zum Fall Gerstenmaier). Aber da dem Her- ™i kc> ^ uA ommcn wird, wird sie vereitelt"
ausgeber und dem Verlag daran gelegen war, das politische Lutherische Weltbund als ekklesiologischcs Problem-
Engagement 'sichtbar zu machen, das {Barths ganzes Leben ) nt die Frage nach der unitas ecclesiae von der andurchzieht
, muft auch diese Auswahl als treffend bezeichnet , her ^ gs möglich< da5 lutherische Kirchen, die ge-
^erden. m den Erläuterungen (457-479) werden die in den dje Leh;grundiagc des Weltbundes bejahen, sich ledig
rexten vorkommenden Personen mit ihren Lebensdaten und Verdnigung. Zusamnicnschlief)cn, ohne untrer
theologiegeschichtlichen oder kirchenpolitischen Bedeutung der dj Kirchengemeinschaft zu vollziehen?" (246). B.
vorgestellt. Die Angaben sind zuverlässig, die Beurteilung ist ^ Konzi] der ,utherischen Kirchen (6) analog dem
schlich. Druck und Ausgestaltung des Buches ist ausgezeichnet. Zwe;ten Vatikanischen Konzil „Das Geheimnis der Trennung und
Die Schrift von Herbert Trebs über Karl Barth beruft sich ^ Einhcit der Kirchc« (253-282) „enthält sehr konkret formu-
m't den biographischen Einzelheiten und theologischen Ak- Fra£Jen die an das Konzil vor seinem Zusammentritt ge-
zentsetzungen ausdrücklich (60) auf Georges Casalis (Karl » ■ ^ ^ Nachqeschichte des Konzils betreffen.
Barth, Person und Werk, 1960) und auf Helmut Gollwitzer r ^ ^ ^ ^ ^ Mischchcnfrage ausfallen?
(Vorwort zur Auswahl aus der Kirchlichen Dogmatik 1957). Die ^ sich ^ Vcrhaltnis der missionierenden Kirchen in der
Schrift will die Gestalt Karl Barths anläßlich seines 80. Ge- Mission axis gestalten? Vor allem aber ist nach wie vor die
ourtstags der breiteren Öffentlichkeit, vor allem der DDR, nahe ^ brennend wie die Exklusivität des Dogmas, in dem die
br>ngen. Sie tut das in einer Schriftenreihe „Christ in der Welt", Not9Arendigkcit dcr Exkommunikation gründet, zu vereinigen sei
u"d interessiert sich deshalb für die Impulse, die aus der gan- ^ ^ Offenheit für die Erkenntnis eines wesenhaft Gemeinsamen
Theologie Karl Barths für christliche Weltverantwortung zu ^ ^ dem die Möglichkeit einer echten Kommunikation inmit-
9ewinnen sind.