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Ausgabe:

1968

Spalte:

269-270

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Watteville, Jean de

Titel/Untertitel:

Le sacrifice dans les textes eucharistiques des premiers siècles 1968

Rezensent:

Rordorf, Willy

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269

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 4

2Tii

II außer 2. Kor. 13,3 f. solche aus 1. Kor. 1 f., in III, „Das Kreuz -
Grundlage des Heilsgeschehens in der Taufe", nur Rom. 6,3-6. In
IV wird dann ein etwas summarischer Versuch einer Gesamtdarstellung
gemacht (83-103).

Holle/Soale Gerhard Delling

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Watte vi lle, J. de: Le Sacrifice dans les textes eucharistiques
des Premiers siecles. Neuchatcl: Delachaux & Niestie (1966).
XVI, 234 S. gr. 8" = Bibliotheque Theologique, publ. par
J."J. v. Allmen.

Der Verfasser, Pfarrer der wallonischen Gemeinde von Den
Haag, legt hier seine von der Leidener Universität angenommene
Doktordissertation vor. Er hat sie einem - im Blick auf das
ökumenische Gespräch - äußerst aktuellen Thema gewidmet.
Man ist deshalb nicht überrascht, dafj Marc Boegncr sie in einem
Vorwort sehr warm empfiehlt. De Watteville stellte sich als Aulgabe
(cf. die Einleitung S. 5-20), zu untersuchen, ob und inwiefern
die Opfervorstellungen, die sich mit der Eucharistie (vor
allem seit dem 4. Jahrhundert) verbunden haben, auf alte Tradition
zurückgehen. Da er der Meinung ist, daß das NT selbst
noch keine eindeutigen Schlüsse zulasse (man hätte sich trotzdem
ein einleitendes Kapitel mit einer Besprechung der einschlägigen
Texte gewünscht), beginnt er seine Untersuchung mit den
Apostolischen Vätern (Didache, 1. Klemensbricf, Ignatianen:
S 21-58). In einem 2. Teil (S. 59-131) befaßt er sich mit Justin,
Irenaus und Tcrtullian. Er versäumt nicht, dabei auch (auf 7
Seiten) „einige antakultische Texte" zu erwähnen (Aristides,
Athenagoras, Barnabas- und Diognetbrief; Gnostiker, Essener).
Am Schluß werden, auf 6 Seiten, noch Minucius Felix und die
apokryphen Apostelakten behandelt; sogar Kataikombenmalereien
(eingeordnet nach der Chronologie von Wilpert) finden in diesem
Teil des Buches Platz. Der 3. Teil (S. 133-180) bringt die
Behandlung von Cyprian, Arnobius, Laktanz, Klemens von Alexandrien
, Origenes und Hippolyt (es ist nicht ganz ersichtlich,
warum diese Reihenfolge gewählt wurde, da de W. sonst chronologisch
vorgeht). Nachher folgt eine Zusammenfassung (S. 181 bis
208) und ein Anhang (S. 211-221) über die Sakramentsauffassung
von Calvin und einigen reformierten Theologen. Dem Buch ist
«n Literaturverzeichnis und ein Namen- und Sachregister beigegeben
.

Man nimmt das Buch mit großen Erwartungen in die Hand.
Denn das Thema verdient eine gründliche historische Behandlung
. Es fehlt an neueren Arbeiten über die Genese der euchari-
stischcn Opfervorstellungen; die Studien von Wieland und Wetter
sind überholt. Obwohl de Watteville mit großem Fleiß und mit
Liebe zur Sache sich in seine Materie vertieft hat, kann allerdings
seine Arbeit die Lücke nicht schließen. Denn er hat sie auf
verfehlten methodischen Grundlagen aufgebaut. Anstatt von sorgfältigen
Wortstudien über thysia, prosphora, sacriticium, hostia,
oöia//o, etc. im frühchristlichen Sprachgebrauch auszugehen und
sich eingehend mit den wichtigsten Stellen zu befassen, wo Opfervorstellungen
vorliegen (z. B. Didache 14; Justin, Dial. 41;
117; Irenäus, Adv. haer. IV, 17-18; Tertullian, De orat. 19; 28 f.,
etc). gibt de Watteville ein breit angelegtes Gemälde der gesamten
Eucharistieauffassung des 2. und 3. Jahrhunderts und
repetiert dementsprechend Dinge, die längst bekannt sind. Man
würde sich sogar fragen, warum er seinem Buch ausgerechnet
den Titel gibt, den er ihm gegeben hat, wenn seinem ganzen
Unterfangen nicht das verhängnisvolle Mißverständnis zugrunde
hegen würde, daß er der Meinung ist, überall wo ein Sakraments
realismus in den Texten bezeugt sei, liege auch
implizit eine Opfer theologie vor. Davon ist natürlich keine
Rede. De Watteville gibt sich Mühe, nachzuweisen, daß in vielen
Texten die Eucharistie als Anamnese der Passion, als (wie immer
gedachte) Realpräsenz des Herrn und darum als Sakrament und
Gnadenmittel vorgestellt wird, das man würdig zu genießen hat
und das ein eminent kirchlicher Akt ist. Das alles genügt ihm
schon als Beweis, daß die Eucharistie in der gesamten altkirchlichen
Tradition als „Opfer" angesehen wird.

Freilich wendet er sich auch jenen Texten zu, wo vom eucha-
ristischen Opfer ausdrücklich in irgendeiner Weise die Rede ist.
Aber was gerade das Interesse eines diesem Thema gewidmeten
Buches ausgemacht hätte, fällt bei ihm unter den Tisch: nämlich
genau festzustellen, welche verschiedenen Opfervorstellungen
sich in der altchristlichen Literatur kreuzen. „Opfer" kann
das Gebet (vor allem die Danksagung) genannt werden, aber
auch die Selbsthingabe (bis hin zum Martyrium); „Opfer" ist
ferner die Oblation (ein Aspekt, den de W., in Allergie gegen
Wieland, gar nicht schätzt). Schließlich wird das eucharistischc
Geschehen selber als „Opfer" bezeichnet (aber auch hier sind die
Schattierungsunterschiedc groß: sie gehen von einer spiritualisti-
schen Auslegung des alttestamentlichen Vorbilds bis hin zu der
massiven Vorstellung einer Wiederholung des Opfers Christi, wie
wir sie erstmals bei Cyprian finden). Das alles müßte man genau
auseinanderhalten und in sorgfältiger Analyse auf seine möglichen
Wurzeln hin untersuchen.

Ein besonders delikates Problem sind die Anlehnungen an
das AT. De Watteville nimmt einen viel zu geradlinigen Übci
gang vom alttestamentlichen zum altkirchlichen Opfergedanken
an. Antikultische Strömungen in der frühchristlichen Literatur
(er möchte sie ohnehin am liebsten nicht wahrhaben) kann er
nur als in der Opposition gegen das heidnische Opferwesen begründet
sehen. Er beachtet nicht, daß eine Hauptquelle dieser
Strömungen in der frühchristlichen Polemik gegen das jüdische
Ritualgesetz liegt. Die materiellen, blutigen Opfer sind abgetan,
erfüllt, überhöht im Opfer Christi; es kann sich fortan nur darum
handeln, Gott „geistige" Opfer darzubringen (eine christliche Avs-
lcgungsgeschichte z. B. von Ps. 51,19; Mal. 1,11 würde das zeigen
können). Daß sich daneben, oft bei den gleichen Schriftstellern
(cf. Justin, Dial. 22 neben 41/117; Tertullian, Adv. lud. 5 neben
De orat. 19) alttestamentliche Opfervorstellungen mit dem
neuen christlichen „Opfer", der Eucharistie, zu verbinden beginnen
, ist das eigentliche Problem, das eine diesem Thema gewidmete
Arbeit zu lösen hätte.

Trotzdem man den Fleiß und den ökumenischen Eifer von de
Watteville loben muß, kann sein Buch also mangels klarer Problemstellung
nicht befriedigen. Das hindert nicht, daß es eine
nützliche Materialsammlung für viele die frühchristliche Eucharistie
betreffende Fragen bietet.

Neuchotel Willy Rordorf

Szymusiak, Jan Maria, S. J.: Grzegorz Teolog. U zröcl
chrzeseijariskiej mysli IV wieku. Przedmowc napisal H. c'.c
Lubac. Poznan-Warszawa-Lublin: Ksicgarnia Swietego Woj-
ciecha. 1965. IV, 660 S., 8 Taf., 1 Ktc. gr. 8° = Starozyt::a
Mysl Chrzescijaiiska, I. Zl. 180.-.

Der stattliche Band ist der erste in einer angekündigt; i
Reihe: „Das antike christliche Gedankengut". Das Buch enLh.üjl
eine ausführliche Lebensbeschreibung und die Darstellung der
Theologie Gregors von Nazianz sowie eine Übersetzung ausgewählter
Werke des Kappadoziers. Es folgen eine kurze Zusammenfassung
in französischer Sprache, Literaturhinweise und Register
. Im biographischen Teil beschreibt der Autor verschiedene
Details aus dem privaten Leben und aus der kirchlichen Tätigkeit
Gregors. Sogar den Familiensorgen ist ein eigenes Kapitr!
gewidmet. Bei aller Ausführlichkeit in der Beschreibung des Bi'-
dungswegs wird das Problem der Umwelteinflüsse verkürzt behandelt
. S. stellt Gregors Gedankengut dem Neuplatonismus gegenüber
, dringt aber nicht bis zur Erfassung der Denkstrukturen
in ihren genetischen Zusammenhängen vor. An einigen Stelle.i
verbaut sich der Verfasser das historische Verständnis dadurch,
daß er moderne Fragestellungen an die Texte heranträgt. Das
krasseste Beispiel (S. 187 ff.) sind die Erörterungen über .d ?
Tatsache des Urstandes und die Idee des Fortschritts". Mit BJC-
dernen Gedanken einer biologischen Evolution interpretiert de:
Autor die Aussagen des Kappadoziers über den Urständ.

Die Übersetzung der Werke geht auf mehrere Autoren zurück
. Die Dichtungen sind in gebundener Rede, teilweise soga~
mit Endreim wiedergegeben. Einige Übertragungen sind gan^