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Ausgabe:

1968

Spalte:

253-254

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Mansoor, Menahem

Titel/Untertitel:

The dead sea scrolls 1968

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 4

254

Dieser methodische Mangel wirkt sich im Ergebnis im 1. Ka- lieh sind emige Versehen stehengeblieben, Wiederholungen sind
pitel, wo es um theologisch so geladene Begriffe wie Gola, Israel, nicht zu vermeiden gewesen und manchmal vermißt man wich-
Juda, Volk, Gemeinde gehe, negativer aus als in den darauffol- tige Literatur. So fehlt beispielsweise Mowinckel, der mit unter
genden Abschnitten, die z. T. weniger schwerwiegende Größen den ersten war, die die Vermutung aussprachen, daß die Kupferbehandeln
. Dieser kritische Vorbehalt möchte freilich den eige- blechrollen rein folkloristisch zu deuten seien (JBL LXXVI, 1957,
Jen Wert dieser Studie nicht schmälern, deren Verdienst insbe 261-265).

sondere darin liegt, das ziemlich spröde Begriffsmaterial zusam- Dankenswert ist es auch, daß der Verfasser sich nicht nur
mengestellt und überschaubar gesichtet zu haben. Darüber hin- auf Qumrän beschränkt hat, sondern die Funde der Wüste JuUa
aus bietet die Arbeit manche wertvolle Exegesen und Einzel- miteinbezogen hat. Selbst Masada hat er genannt, obwohl durch
beobachtungen, die bei der künftigen Bearbeitung der Probleme die nach Erscheinen des Buches unternommenen Ausgrabungen
von Esra-Nehemia nicht übergangen werden dürfen. Hiervon seine Angaben überholt sind. Aber ein Studentenhandbuch hat
müssen genannt werden: die Begriffsexegese von nVu in Esra Nachauflagen zu erwarten, so dafj der Verfasser die Möglichkeit
9-10 (S. 23 ff.), wo auch die Bedeutungsgeschichte gut nachge- hat, sein Lehrbuch auf dem neuesten Stand zu halten. Ein Vorzeichnet
wird (Gefangenschaft, Menschengruppe in Gefangen- teil dieses Studentenhandbuches ist die in ihm gegebene Mögschaft
, Menschengruppe, die aus Gefangenschaft heimkehrte, der lichkeit zu rascher Orientierung, so dafj es auch in der Hand
gerettete Rest, die Repräsentanz des wahren Israel); die Erwä- des Fachgelehrten, der einmal eine Einzelheit nachschlagen will,
gungen zum Terminus „Juda und Benjamin" (S. 66 ff.), dessen seinen Dienst tun kann. Für diesen Zweck sollten manche An-
antisamaritanische Spitze herausgestellt wird, und die Ausführun- gaben genauer sein. So sollten auch die fünf Münzen aus der
gen über „Vaterhaus" (S. 101 ff.), wo Verf. überzeugend darlegt, Zeit Antiochus III. und Antiochus IV. Epiphanes S. 15 nicht feh-
dafj entgegen der älteren Ansicht von R. de Vaux, Les institutions len. S. 17 müßten die Angaben über die Begräbnisplätze erwei-
de TAT, I, 1958, und J. v. d. Ploeg, Les nobles Israelites, OTS 9, tert werden. Freilich ist die Streitfrage, welche Materialien am
1951, S. 49-64, die Sippenorganisation in nachexilischer Zeit der wichtigsten sind, kaum befriedigend zu entscheiden. Da der VerGliederung
in Vaterhäuser wich. Bei seiner Behandlung der fasser in der Qumränliteratur bestens ausgewiesen ist - ich
-hierarchisch verschiedenen Gruppen" (S. 118 ff.), nämlich der weise nur auf seine Hodajothbearbeitung hin, die in dieser Zeit-
Priester und Leviten übernimmt Verf. die These von R. Meyer, schritt besprochen werden wird -, ist in den Neuauflagen die Be-
Emanzipationsbestrcbungen in nachexilischer Zeit, OLZ 41, 1938, sedtigung dieser kleinen Mängel, die jetzt noch bestehen, zu er-
S. 721-728, wonach in nachexilischer Zeit der Levitendienst all- warten.

mählich angehoben worden sein soll. Beachtenswert ist in diesem Leipzig Hans Bardtie
Zusammenhang die Exegese von Esra 8, 15-20 (S. 128 ff.), deren

Ergebnis lautet: im Exil waren Leviten als synagogale Gesetzes- Hcntschke, Richard- Satzung und Setzender. Ein Beitrag

lehrer tätig. Von ganz anderen Voraussetzungen ausgehend kam zur israelitischen Rechtsterminologie. Stuttgart: Kohlhammer

Rezensent zu einer ähnlichen These (vgl. Leviten und Priester, [1963]. 116 S. gr. 8° = Beiträge zur Wissenschaft v. Alten u.

FRLANT 89, 1965). Dafj sich hiermit eine levitische Emanzipation Neuen Testament, 5. Folge, hrsg. v. K. H. Rengstorf u. L.

allerdings schwerlich verträgt, hat Verf. nicht beobachtet. Rost, H. 3. Kart. DM 18.-.

Im Mittelpunkt dieser Münsteraner Habilitationsschrift, die dort

Die Arbeit enthält ein ausführliches Literaturverzeichnis.

Marburg/Lohn A. H. J. G u n n e w e g

Auf einige Versehen sei schließlich noch aufmerksam gemacht:

S. 6, Z. 12 v. u. ff. heifit es: „Der TM ordnet nämlich ... die

i_ i_ . _ , , . , . . , „ T . bereits im Wintersemester 1958/59 angenommen wurde, stehen

Geschehnisse des 5. Jahrhunderts zeitlich nach denen des 6. Jahr ,. „„_;«: . ,___- , c . „. ,. . „ ,' ,

v.___, . . ___,_. _ . . „, .. , die Begriffe noq und huqqa („Satzung"), die im Verlaufe der

hunderts v. Chr. an , die Ereignisse von Esra 4,6-23 liegen aber „ . , T . , , ,, . .. ,

_-„v. j a-i cio _c ,u 4 t e n i.- ^u» Untersuchung mit anderen, teils eng benachbarten Ausdrucken

nach denen von 5,1-6,18, wie Verf. selbst auf S. 12 richtig angibt. , D ... 3 . . . ',. , ^ ~ ... ,

n; . ... ... , _ , , , , „ n. der Kechtsterrrunologie verglichen werden. Dazu gehören haupt-

Die statistischen Zahlen zum Vorkommen von "711 auf S. 21 „s-vi;/* ►*_= „■„.„- • - -. . ^-

„,. . , . , ' . . „ . „___. sachlich tora, miswa, mispat, eda und edut. Die Arbeit ist klar

stimmen nicht mit den Angaben auf S. 22 („13mal , was richtig ,. ._. „. . _ _ ... .

. . ,,,, , , • . c ™ _ disponiert. Sie geht aus von Erwägungen über den Stamm hqq
ist) uberein. An Druckfehlern fand sich: S. 27, Z. 21 v. o. Tm. j « t, j . ^ j ^ i-

-t. . ~ - u- i__- c m t. i c un<l Uber den allgemeinen Bedeutungsumfang der Worte noq

..shwingt ; S. 44,2a Z. 2 „unriggebliebenen ; S. 70, B Z. 6: iTTO , , - _.. , . , ,. _ , ^ ' .

■v ui- mmm. c- ™ t o xt i ■ - ht c 1 ~j xtn° huqqa. Für hqq wird die Grundbedeutung „einritzen, einsichtig
: nra); S.91, Z.8: „N 5,12 (richtig wäre N 5,13). . , , ,.. , , - . „

zeichnen" angenommen, für hoq und huqqa im allgemeinen,

nicht spezifisch gesetzlich-paränetischen Sprachgebrauch die
„ziemlich eindeutige" Grundbedeutung „Grenze, Schranke". Beachtenswert
ist in den einleitenden Abschnitten die Behandlung
Man soor, Menahem: The Dead Sea Scrolls. A College Text- ^ Amtstitels hoqeq und mehöqeq, der wahrscheinlich im Be-
book and a Study Guide. Leiden: Brill 1964. X. 210 S. 8». rekh der Heerbannorganisation beheimatet war (S. 15), jedoch
' • später im Zusammenhang mit der königlichen Staatsverwaltung
Innerhalb der grofjen Flut der Literatur über die Qumrän- "ne Rolle spielte. Deshalb wird die Übersetzung „Gebieter" oder
Problematik zeichnet sich dieses Büchlein durch seine Eigenart -Verweser" (des Heeres und Landes Jahwes) vorgeschlagen
aus. Es bietet das wesentliche Material dar über die Archäolo- (s- 2°)- ßea weitem der gröfjte Teil der Arbeit gilt der Bedeutung
gie und die Textfunde von Qumrän, ohne doch eigene Überset- der genannten Begriffe im Rahmen der alttestamentlichcn Ge-
zungen zu geben. Die Materialien beziehen sich auf den Inhalt, setzesterminologie, wobei nicht nur die Materialien des Penta-
die Sprache, die Schrift, die Einteilung etc. jeder einzelnen teuch, sondern ebenso die Geschichtsbücher, die prophetischen
Schrift. Empfehlenswerte Bücher werden an jedem Abschnitt zum Bücher und die Psalmen ausführlich berücksichtigt sind. Ein Ablesen
empfohlen, in der Regel alles englisch-sprachige Literatur schni« üb*r die Wiedergabe von höq und huqqä in der Sep-
und fast zu jedem Abschnitt die gleichen Bücher, von denen tuaginta beschließt das Ganze.

aber die einzelnen zur Lektüre gegebenen Abschnitte mit Seiten- Man kann nicht sagen, dafi es sich hier um eine begriffsge-

zahlen aufgeführt werden. Da es sich um ein Studentenhand- schichtliche Studie der herkömmlichen Art handelt. Das Ziel
buch handelt, sind am Ende eines jeden Abschnitts die Arbeits- kormite es keineswegs sein, für jeden Begriff einen möglichst

autgaben gestellt, die bei Behandlung der Kupferblechrollen eindeutigen Radius abzustecken, um ihn am Ende vielleicht gat-
etwa so lauten: 1) „Gib einen Bericht der Entdeckung und be- tungs- oder überlieferungsgeschichtlich zu etikettieren. Die aufier-

schreibe die Kupferblechrollen". 2) „Beschreibe die Öffnung der gewöhnliche Schwierigkeit liegt gerade darin, dafi die genannten
Kupferblechrollen an der Universität von Manchester". 3) „Dis- Termini in verschiedenen Zusammenhängen auch sehr unter-
kutiere im einzelnen die verschiedenen Theorien über die in schiedlich gebraucht werden, dafi aber andererseits die sachliche
diesen Rollen beschriebenen Schätze". 4) „Schreibe mindestens Nähe zu scheinbaren Parallelbegriffen so gro5 ist, daß der Leser
eine Seite über die Bedeutung dieser Rollen". Aus diesen Fragen des hebräischen Textes sich von Fall zu Fall fragen mufi, warum
geht hervor da5 der wesentliche Wert dieses Buches in der sehr diese verschiedenen Begriffe überhaupt gebraucht werden und
geschickten, methodischen Darbietung der Materialien über welche Nuancen dabei eine Rolle spielen. Es hat sich eingebür-
Qumrän und in der Anleitung zu eigenem Studium besteht. Fred- gert, sehr pauschal vom „Gesetz" im Alten Testament zu reden