Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1968

Spalte:

211-213

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Iwand, Hans Joachim

Titel/Untertitel:

Briefe an Rudolf Hermann 1968

Rezensent:

Søe, Niels H.

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

211

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 3

212

Marsch, Wolf-Dieter: Bedingungen einer Verständigung zwischen
Christen und Marxisten (ZEE 12, 1968 S. 36-44).

Möller, Joseph: Zum Thema „Der spätere Heidegger und die
Theologie" (ThZ 147, 1967 S. 386-431).

Müller-Schwefe, Hans-Rudolf: Humanismus ohne Gott.
Grundzüge einer Auseinandersetzung. Stuttgart: Steinkopf [1967].
64 S. 8° = Dimensionen des Glaubens, 1. Kart. DM 4,-.

M u r r a y , George B.: Teilhard and Orthogenetic Evolution (HThR
60, 1967 S. 281-295).

Naud, Julien: Imagination et philosophie (Sciences Ecclesiasti-
ques 19, 1967 S. 409-431).

N o 11 e r, Gerhard [Hrsg.]: Heidegger und die Theologie. Beginn
und Fortgang der Diskussion. München: Kaiser 1967. 343 S. 8°
= Theologische Bücherei. Neudrucke und Berichte aus dem
20. Jahrhundert. Systematische Theologie, 38. Kart. DM 18,-.

Oberhammer, G.: Die Gottesidee in der indischen Philosophie
des ersten nachchristlichen Jahrtausends (ZKTh 89, 1967
S. 447-457).

S a 1 a, Giovanni B.: Seinserfahrung und Seinshorizont (ZKTh 89,
1967 S. 294-338).

Schäfer, Klaus: Hermeneutische Ontologie bei Sören Kierkegaard
? (ThQ 147, 1967 S. 453-474).

Schneider, Hans-Peter: Leibniz' Gedanken zur Ordnung von
Kirche und Staat (ZevKR 13, 1967 S. 18-31).

Voegelin, Eric: Immortality: Experience and Symbol (HThR
60, 1967 S. 235-279).

V o 1 a n d t, Erich i Immanenz - Transzendenz. Die Frage des gewandelten
Gottesverständnisses. Ein Beitrag zur didaktischen Erschließung
mit Textbeispielen. Hamburg: Furche-Verlag [1966).
64 S. gr. 8° = Hamburger Arbeitshilfen f. Religionsunterricht,
evang. Unterweisung u. Gruppenarbeit, (Reihe A), hrsg. v.
H. Schultze, 12. DM 3,-.

Wacker, Paulus, u. Herbert M ö 11 e : Atheismus als Frage an
die Christenheit (ThGl 57, 1967 S. 91-107).

Weizsäcker, Carl-Friedrich von, Prof. Dr.: Das Problem der
Zeit als philosophisches Problem. Berlin: Wichern-Verlag [1967].
35 S. 8° = Erkenntnis und Glaube. Schriften der Evang. Forschungsakademie
Ilsenburg, 28. Kart. DM 3,80.

Welte, Bernhard: Im Spielfeld von Endlichkeit und Unendlichkeit
. Gedanken zur Deutung des menschlichen Daseins. Frankfurt
/M.: Knecht [1967]. 119 K. 8°. Kart. DM 12,80.

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Iwaod, Hans Joachim: Nachgelassene Werke, hrsg. v. H. G o 11 -
witzer, W. Kr eck, K. G. Steck u. E. Wolf. VI. Bd.:
Briefe an Rudolf Hermann, hrsg. u. eingeleitet v. K. G. S t e c k.
München: Kaiser 1964. 356 S. 8° Lw. DM 19,-.

Rudolf Hermann, dessen Beiträge zur Lutherforschung noch
sehr wichtig sind, war für den jungen Iwand der eigentliche theologische
Lehrer, der ihn tief in Luthers Gedankenwelt einführte.
Noch 1941, wo diese beiden sich schon längst sehr bemerkbar
voneinander entfernt hatten, besonders wegen der verschiedenen
Haltung im Kirchenkampf, hat Iwand seiner Dankbarkeit dem
ehemaligen Lehrer gegenüber einen starken Ausdruck gegeben
(Vorwort zu seiner „Glaubensgerechtigkeit nach Luthers Lehre").
Die hier veröffentlichten 112 Briefe von Iwand an Hermann bezeugen
aufs stärkste diese Dankbarkeit. Und doch, die meisten
Briefe (90) stammen aus den Jahren 1920 bis Ende 1933. Später
werden die Briefe seltener und weniger herzlich. Der letzte erhaltene
Gruft sind zwei Ansichtskarten vom 28. August 1959, die
noch eine freundliche Gesinnung atmen. Leider sind die Briefe von
Hermann an Iwand nicht auffindbar. So wird das Bild natürlich
gewissermaßen einseitig.

Für diejenigen, die diese ganze Periode von 1920 bis 1955 miterlebt
haben, und besonders für diejenigen, welche Iwand etwas
Wesentliches zu verdanken haben, ist dieser Band eine geradezu
spannungsvolle Lektüre. Überraschend wahrscheinlich auch. Daß
Iwand sich so spät und zögernd Karl Barth angenähert hat, daß
er sich scheinbar gar nicht ernsthaft mit Barths „Römerbrief", nicht
einmal in der zweiten Auflage, beschäftigt hat und daß er die
„Christliche Dogmatik" (1921) ziemlich kritisch beurteilt, war
wenigstens dem Besprecher eine Überraschung. Auch Kierkegaard
wird nur einmal (1926) und ganz en passant erwähnt. Dagegen
ist er in seiner Jugend sehr stark von Carl Stange beeinflußt worden
und kann noch am 9. September 1933 schreiben, daß seine

Unterhaltung mit Stange „sehr angenehm und genußreich" gewesen
ist. Ein Jahr später kommen freilich kritische Bemerkungen über
ihn. Merkwürdig ist es, wie er schon 1921 Gogarten lobt und
später feststellt, daß er mit der Theologie Rudolf Hermanns ziemlich
verwandt ist. 1929 äußert er sich doch zurückhaltend über
diesen „dialektischen" Theologen, und 1953 kommt eine direkte
Absage an den „Existentialismus", „der mir bei Bultmann und auch
bei Gogarten solch ein Greuel ist".

Das Wichtigste ist aber natürlich Iwands eigener theologischer
Entwicklungsgang. Und hier geben die Briefe, wenigstens bis
etwa 1934, sehr vieles, denn das Thema ist nahezu immer das
gleiche: theologische Fragen, theologische Arbeit. Die politischen
Verhältnisse merken wir oft kaum oder nur am Rande. Das ändert
sich jedoch, wenn wir in die Jahre des Kirchenkampfes hineinkommen
. So sparsam der Briefwechsel hier wird, spürt man doch
sehr deutlich, wie er „allmählich dem Konfessionalismus gram"
wird (20. September 1935) und sich dem Kreis um Barth annähert.
Besonders in einem langen Brief vom 1. Januar 1936 wendet er
sich scharf gegen jede Zusammenarbeit mit den kirchlichen „Ausschüssen
".

Bekanntlich hat Iwand sich in seiner Jugend eifrig und sehr
kritisch mit Karl Heim beschäftigt. Schon persönlich war er ihm
unsympathisch. „Ich habe von ihm denselben Eindruck wie von den
meisten Stellen seiner Bücher, ein Mann der Welt" (21. April 1923),
eine Beurteilung, die diejenigen, die den damals so berühmten,
persönlich aber so anspruchslosen Tübinger Professor persönlich
gekannt haben, etwas eigenartig anmutet. Und weder mit seiner
Lehre von den Antinomien noch mit seinem Versuch einer Lösung
des christlichen Gewißheitsproblems hat er sich befreunden können
. Besonders überraschend wirkt es, wenn er meint, Heim mit
Schleiermacher bekämpfen zu können. Am 13. Januar 1924 schreibt
er: „Wie schön ist Schleiermacher. Ich lese immerfort seine Reden.
Ich bin ganz begeistert und haue tüchtig auf Heim mit Schleiermacher
ein." So ferne stand also damals Iwand der „dialektischen"
Theologie. Am 20. November 1924 wurde Iwand zum Lizentiaten
der Theologie in Königsberg promoviert. Seine Dissertation hatte
zum Thema: „Über die methodische Verwendung von Antinomien
in der Religionsphilosophie. Dargestellt an Karl Heims .Glaubensgewißheit
'". Seine damals gedruckte Zusammenfassung der Dissertation
ist in den „Erläuterungen" abgedruckt worden.

Merkwürdig stark begeistert sich Iwand für Heideggers „Sein
und Zeit" I. Erst als „die Marburger" von diesem Buch her „die
rechte Schriftauslegung" haben ermitteln wollen, kann Iwand nicht
mitmachen. Am 15. Februar 1929 preist er Bernhard als „wunderschön
" und stellt fest: „Ich lerne da mehr über den historischen
Jesus' als bei dem immer nur seinem eigenen Schatten begegnenden
Bultmann." Und dann zu eben dieser Zeit (31. März 1929)
schreibt er von der „wachsenden Erkenntnis des großen Unterschiedes
zwischen Luther und Schleiermacher einerseits, Luther
und Augustin andererseits" und fügt hinzu: „Die von diesen Männern
aufgenommenen Denkweisen bekriegen sich gegenseitig in
mir, und ich weiß den Streit nicht leicht zu schlichten."

In diesen Jahren hat aber Iwand seinen eigenen Weg gefunden
. Der ihm von Stange und vor allem von Rudolf Hermann interpretierte
Luther hat gesiegt. Aber auch hier sucht doch Iwand seine
eigene, betont christozentrische Auffassung. So kann er am 31. Dezember
1933 schreiben: „Barth ist doch vorbildlich in seiner Grad-
heit, Gogartens Schwanken hat mich sehr enttäuscht. Das hätte
ihm nicht passieren dürfen." Er fügt aber hinzu: „Nur daß Barth
mir mit seinen starken Schriftprinzipien nicht ganz geheuer ist."
Bekanntlich hat auch später Iwand den Unterschied zwischen Altem
und Neuem Testament in einer Nicht-Barthschen Weise unterstrichen
. Meines Erachtens mit Recht.

Meistens ist der Ton ernst oder geradezu feierlich. Amüsante
Passagen finden sich aber auch, so z. B., was Iwand über das
schreckliche Buch von Albrecht Oepke „Karl Barth und die Mystik"
(1928) schreibt: „Übrigens hatte ich ein kleines Heft von Oepke
aus Leipzig über Barth zu kritisieren, woraus ich dann eine Blütenlese
für die lustigen Blätter zusammengestellt habe." In den letzten
Briefen kommen aber bisweilen etwas wehmütige Klänge. Bultmann
macht ihm Kummer. „Barth ist hier wieder einmal der einzige
, der diesem traurigen Gebaren die Schelle umgehängt hat -
aber vergeblich. Auch seine Freunde hören ihn nicht mehr", schreibt
er am 4. April 1953. Oder schon am 17. August 1943: „Ich muß