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1968

Kategorie:

Altes Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 3

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sowie die von den Errungenschaften gehören. Schon aus dieser
Aufteilung des Stoffes kann man ersehen, daß W. bewußt form-
kritisch vorangeht, dabei aber das Schwergewicht von der Einzelerzählung
fort auf das Ganze der Urgeschichte in ihrer dreifachen
Traditionsgestalt - der des Jahwisten, der Priesterschrift und des
sie beide vereinigenden Redaktors - verlegt und somit einen guten
Schritt über Gunkels Kommentar hinaus tut. Das ermöglicht es
ihm, die einleitende Funktion der Urgeschichte im Pentateuch
klar zu umreiften sowie die Vorgeschichte von Gen 1-11 in seiner
Ganzheit zu verfolgen mit dem Ergebnis, dafi die Besonderheit
der biblischen Urgeschichte im Vergleich mit den aufierbiblischen
Traditionen noch eindeutiger als bisher hervortritt.

Schon jetzt kann festgestellt werden, daft der Kommentar W.s
einen merklichen Fortschritt in der Auslegungsgeschichte der Genesis
bedeutet und dafi er deshalb einen bevorzugten Platz in der
Kommentar-Literatur der Gegenwart einnehmen wird. Aufier dem
neuen Ansatz lassen viele neuen Einsichten, etwa in die Bedeutung
der Genealogie, deren Verhältnis zur Erzählung und deren theologische
Aussage, die durch einen angenehmen Stil ausgezeichnete
und durch gut ausgewählte Zitate sehr erleichterte Lektüre dieser
Lfg. zu einem Gewinn werden und erwecken gewifi bei jedem
Leser den Wunsch, die folgenden Lieferungen recht bald in die
Hand zu bekommen.

Halle/Saale Hans-Jürgen Zobel

Mayer, Rudolf: Das achämenidische Weltreich und seine Bedeutung
in der politischen und religiösen Geschichte des antiken
Orients (BZ 12, 1968 S. 1-16).

P r e u s s , Horst Dietrich: Das Alte Testament in der Verkündigung
der Kirche (DtPfrBl 68, 1968 S. 73-79).

Salo, Vello: „Joseph, Sohn der Färse" (BZ 12, 1968 S. 94-95).

Watts, John D. W.: Lists of Words occuring frequently in the
Hebrew Bible. Hebrew-English Edition. 2nd Edition. Leiden:
Brill 1967. 33 S. 8° = Seminary Edition, hfl. 3,-.

Z e n g c r , Erich i Die deuteronomistische Interpretation der Rehabilitierung
Jojachins (BZ 12, 1968 S. 16-30).

Zimmer Ii, Walther: Ich bin, der ich bin - Glaube an Gott im
Alten Testament (DtPfrBl 68, 1968 S. 152-157).

NEUES TESTAMENT

Daniel, Suzannc i Recherches sur le vocabulaire du culte dans
la Septante. Paris: C. Klincksieck 1966. 428 S. gr. 8° = Etudes et
Commentaires, LXI. Fr. 72,-.

Die LXX-Forschung ist mit der vorliegenden semasiologischen
Untersuchung einer Gruppe von Kultbegriffen wesentlich und
wertvoll bereichert worden. Die Verfasserin möchte zur Begründung
einer selbständigen LXX-Forschung beitragen, die nicht durch
die Zwiespältigkeit biblisch-exegetischer und philologischer Fragestellungen
gehemmt wird. So wird das sprachliche Material der
hebräischen und der griechischen Bibel in eigener Arbeit bereitgestellt
. Zugleich geschieht die kritische Verwertung der bisherigen
Forschungsergebnisse. Die LXX ist nicht in einer künstlichen
Sprache, einem Übersetzungsgriechisch, belastet mit schwerverständlichen
Hebraismen, abgefaßt, sondern sie darf als erste Übersetzung
eines geistesgeschichtlich bedeutsamen Werkes klassischen
Charakter beanspruchen und muft als authentisches Dokument der
griechischen Sprache im Alexandria der Ptolemäerzeit gelten.

Für die Übersetzer des hebräischen Alten Testaments muftte die
kultische Terminologie die größten Schwierigkeiten bieten, da bei
aller formalen Gleichartigkeit der religiösen Erscheinungsformen
m der Wiedergabe die religiöse Besonderheit Israels zur Geltung
kommen muftte. Diese Eigenart tritt in der griechischen Prägung
der Terminologie der religiösen Praxis deutlich hervor, da die
Frömmigkeitsübung eine genaue Wiedergabe der konkreten Ausdrücke
erfordert. Die technischen Bezeichnungen, um die es der
Verf. geht, werden in 14 Kapiteln behandelt. Ausgangspunkt ist
jeweils die hebräische Vokabel bzw. Vokabelgruppe. Unterschieden
wird je nach Notwendigkeit die profane von der religiösen
Verwendung und bei der letzteren die auf israelische oder heidnische
Fakten, auf Priester oder Laien bezügliche Wortwahl. So
werden die verschiedenen griechischen Äquivalente für Altar, die

altüberlieferte Vokabel wie die spezifisch biblische mit dem Opferbegriff
zusammenhängende Bildung und ebenso die Ausdrücke für
Kulthöhe und Kulthöhen besprochen. Ausführlich wird das vielseitige
Begriffsfeld des Dienstes behandelt: Dieselben Vokabeln
bedeuten „arbeiten" und „dienen", „dienstbar sein" und „Sklave
sein". Sie stehen im religiösen Zusammenhang für die Ausübung
des Gottesdienstes mit seinen Riten durch die Frommen und für
die besonderen Leistungen der Priester. Auch hier bemühen sich
die Übersetzer um sorgfältige Unterscheidung. Dasselbe gilt für
die verschiedenen hebräischen Ausdrücke, die die Opfergabe bezeichnen
. Auch seltene Ausdrücke werden eingehend diskutiert.
Der Begriff des Erinnerungsopfers (Duftteil) (?) leitet LXX jedenfalls
von der hebräischen Wurzel „gedenken" ab und entfaltet so
eine bestimmte Terminologie, die im Gegenüber des profanen und
paganen Sprachgebrauchs mit den Prägungen der griechischen
Bibel diskutiert wird. Der Begriff des Abschlufiopfers wird von
dem bekannten wurzelverwandten Substantiv schalom her im
Sinne von Frieden oder (und) Heil verstanden. Heidnischer Einfluß
ist bei der Wahl insbesondere der griechischen Vokabel für Heil
(soteria) nicht auszuschließen, wie er von den Übersetzern offenbar
auch sonst nicht ängstlich vermieden wird. Aber im Alten Testament
geht es nicht um Heil im Sinne der Errettung aus einer bestimmten
Gefahr, sondern um die göttliche Gnade, wie sie sich in
Heil und Frieden an den großen Festen offenbart, während die
heidnischen Soteria als Dankopfer in Einzelfällen aufzufassen sind.
Im Pentateuch ist diese Deutung festgehalten, während sonst in
der LXX die Abschlufiopfer als Friedensopfer verstanden werden.
Im letzten Kapitel geht es um das Sündopfer. Im hebräischen und
in Anlehnung daran auch im griechischen Text wird in verkürzter
Redeweise statt von Sündopfer von (für die) Sünde gesprochen.
Daneben steht der Begriff des Schuldopfers. Die Entsprechung der
in der LXX verwendeten Vokabeln ist nur unvollkommen. Der
Sprachgebrauch der Übersetzer wird auch hier weit in die Bezirke
des aufierbiblischen Griechisch verfolgt.

Da die Opferterminologie im Pentateuch besonders ausgeprägt
ist, wie die kultische Sprache mit ihren gesetzlichen Bestimmungen
überhaupt, und weil hier der älteste Teil des Übersetzungswerkes
der LXX vorliegt, der grundlegende und beispiejhafte Bedeutung
für alles andere hatte, wird das Material des Pentateuchs in der
Untersuchung jeweils in einem ersten Abschnitt behandelt. Die
übrigen Teile des Alten Testaments schließen sich an, wobei je
nach Befund einzelne Teile wie die historischen Bücher, die
Psalmen, die Propheten, darunter Hezechiel mit seinem besonderen
kultischen Interesse, und die priesterlich eingestellten Bücher der
Chronika in ihrer Eigenart hervortreten. Schließlich greift die
Arbeit auch auf die Apokryphen und auf die hexaplarischen Übersetzungen
über, so daß eine Geschichte der Übersetzungstätigkeit
und der Interpretation der Texte bis in die Zeit des entstehenden
Christentums sich andeutet, die durch die Heranziehung der jüdischen
Auslegung späterer Zeiten noch eine Ergänzung findet.

Drei Exkurse gehen bestimmten Einzelproblemen, wie etwa der
bildlichen Verwendung des Begriffes „Riechen", im aufierbiblischen
Griechisch weiter nach, und in einem abschließenden Kapitel werden
die Ergebnisse der Einzeluntersuchungen kurz zusammengefaßt
. Dabei wird die behandelte Kultterminologie der LXX im
ganzen den entsprechenden Begriffsfeldern der profanen Sprache,
der heidnischen Kultterminologie wie den Fachausdrücken der
hebräischen Bibel gegenübergestellt. So ergibt sich die Bedeutung
der Leistung der Übersetzer besonders des Pentateuchs. Sie schöpften
unvoreingenommen aus der Alltagssprache ihrer Zeit und ihrer
Umwelt und scheuten sich auch nicht, die israelischen Kultbräuche
in der religiösen Sprache der hellenistischen Umgebung darzustellen
und sie so dem Verständnis der Außenstehenden, der Heiden
zugänglich zu machen. Eigene Vokabelprägungen entstammen daher
- das ist eine bedeutsame grundsätzliche Erkenntnis - nicht
dem Bedürfnis nach Distanz, sondern ergeben sich aus der sachlichen
Notwendigkeit der Unterscheidung. So können die Übersetzer
sowohl verschiedene hebräische Wörter in einem Begriff zusammenfassen
als auch umgekehrt aus dem Reichtum des griechischen
Sprachschatzes, aus dem sie wohl zu schöpfen verstanden,
dem genauen Wortsinn der einzelnen Stelle differenzierend und
nuanzierend Rechnung tragen. Dabei wirkt die Übersetzungsmethode
des Pentateuchs auch in den später übersetzten biblischen
Büchern bis in die Apokryphen hinein nach und bestimmt deren