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Ausgabe: | 1968 |
Spalte: | 177-179 |
Kategorie: | Altes Testament |
Autor/Hrsg.: | Kilian, Rudolf |
Titel/Untertitel: | Die vorpriesterlichen Abrahamsüberlieferungen 1968 |
Rezensent: | Rost, Leonhard |
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Theologische Litcraturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 3
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auf Papyrus haben althcbräisch geschriebenen Text oder griechischen
sowie lateinischen Text. Ferner sind zahlreiche Ostraka mit
hebräischen Namen, mit einem Briefrest usw. und Krugaufschriften
gefunden worden. Aus vielen dieser Aufschriften und Ostraka geht
hervor, daß in Masada die rituellen Vorschriften treu eingehalten
worden sind, ähnlich wie später im Aufstand des Bar Kochba.
Die hebräische Jesus-Sirach-Handschrift ist von Yadin mit bewunderungswürdiger
Eile herausgegeben worden als eine repräsentative
Publikation zur Eröffnung des „Shrine of the Book" am
20. April 1965 in Jerusalem. Ein Jahr zuvor war die Rolle an
einer Stelle innerhalb der Kasemattenmauer auf der Ostseite von
Masada entdeckt worden. Sie enthält den hebräischen Text 39,
27-43, 30. Leider ist die Handschrift in einem sehr schlechten
Erhaltungszustand. Nur mit aller Vorsicht kann geurteilt werden.
Zu den aus der Geniza von Altkairo aufgetauchten Blättern mit
dem hebräischen Text des Jesus Sirach weist die neue Masada-
Rolle viele Varianten auf, ist aber „basically identical" mit diesen
Geniza-Texten. Die hebräische Textvorlage für die griechische
Übersetzung des Enkels des Jesus Sirach soll eng verwandt gewesen
sein mit dem Text der Masada-Rolle. Mit Ausnahme einiger
Versehen und Lakunen kann nach Yadins Urteil der Text der
Masada-Rolle dem originalen Text des Jesus Sirach sehr nahekommen
bzw. mit ihm identisch sein, so dafi sie als Archetypus
für verschiedene Rezensionen gelten kann. Yadin ist auch der
Meinung, dafi die syrische Übersetzung des Sirach-Textes unabhängig
von einer griechischen Übersetzung sei und auf einer
hebräischen Vorlage beruhe. Freilich gilt das nur für einige Fälle!
Die Masada-Rolle ist zu fragmentarisch, um allzu weitgehende
Schlüsse auf sie gründen zu können. Der textkritische, umfangreiche
Apparat zur Transkription ist sehr gründlich gearbeitet. Die
Wiedergabe des Textes auf den Faksimile-Tafeln ist sehr gut, und
mit einem Vergrößerungsglas sind die Einzelheiten der Buchstaben
gut auszumachen. Auch die Beschreibung der Rolle nach
Kolumneneinteilung, Abschnittsgliederung, Paläographie ist von
Yadin exakt ausgeführt. Aber hier gebietet der schlechte Erhaltungszustand
Vorsicht in verschiedenen Schlüssen, die man zu
ziehen vielleicht bereit wäre. Die Schrift weist nach Meinung
Yadins, die von Gross jr. und Avigad geteilt wird, auf die Zeit
zwischen 100 und 75 v. Chr. Die Rolle wäre also rund einhundert
Jahre jünger als die Entstehung des Originals. Das erhaltene Stück
ist 17 cm hoch und 39 cm lang. Die Textanordnung stellt jeden
Vers auf eine besondere Zeile, die wiederum in Halbverse eingeteilt
ist. Lediglich Kl. V Zeile 14 f. macht eine Ausnahme. Die Ausgrabungen
auf Masada sollen noch fortgesetzt werden. Möge den
Ausgräbern weiterhin Entdeckerglück beschieden sein.
Leipzig Hans ßardtke
Kilian, Rudolf, Prof. Dr.: Die vorpriesterlichen Abrahams-Überlieferungen
litcrarkritisch und traditionsgcschichtlich untersucht.
Bonn: Hanstein 1966. XX, 320 S. gr. 8° = Bonner Biblische Beiträge
, hrsg. v. J. Botterwcck u. K. Th. Schäfer, 24. DM 56,-.
Das Vorwort dieser gründlichen und sauberen Studie verweist
auf die Mahnung Eiftfeldts, „die historische Sachkritik sauber von
der Traditions- und der Litcrarkritik zu trennen" (ThLZ 18, 1950,
S. 287). Der Verfasser hat diese Mahnung beherzigt und eine
gründliche litcrarkritische Analyse der vorpriesterschriftlichen
Abrahamserzählungen sowie eine besonnene Untersuchung nach
der Herkunft der Abrahamstraditionen dargeboten, wobei er nur
zögernd zu vorliterarischen Stufen vorstößt. Untersucht werden
Gen 11, 28-30; 12; 13; 15; 16; 18; 19; 20; 21; 22; 25, 1-6. IIb
und 26, 1-11, dies um der Erzählung von der Gefährdung der
Ahnfrau willen, die von Isaak auf Abraham übertragen worden ist.
°er priesterschriftliche Faden bleibt bei der Themastellung unberücksichtigt
; breiter Raum wird dabei der von Eififeldt aufgeworfenen
Frage einer Laienquelle neben Jahwistcn und Elohisten
eingeräumt. Das Ergebnis ist dies, dafi eine durchgehende Schicht,
die als Laienquelle herausgestellt werden könnte, nicht nachzuweisen
ist. Dagegen stehen nach Meinung des Verfassers hinter
der jahwistischen Quelle ältere Überlieferungen, die vom Jahwistcn
ergänzt und überarbeitet worden sind und im Laufe der
weiteren Geschichte des Pentateuchs jehowistische und noch spätere
Überarbeitung gefunden hätten. Es wird nicht ganz deutlich,
ob diese älteren festgeformten Traditionen bereits schriftlich fixiert
waren oder nur mündlich weitergegeben wurden, jedenfalls aber
sind sie wörtlich erhalten, soweit sie nicht durch die Bearbeitung
mehr oder minder grofie Veränderungen erlitten haben, wie z. B.
Ersatz des Gottesnamens durch Jahwe, Unterdrückung von einzelnen
Wendungen, die bei der Überarbeitung und bei dem Zusammenkomponieren
der Quellen nicht beizubehalten waren.
An älteren Erzählungen werden herausgearbeitet: Aus Gen 12f.
die noch vor Bearbeitung durch den Jahwisten durch 13, 12bß.
13. 18 erweiterte Grundschicht 12, 1. 4a. 6a. 7. 8; 13, 2. 5. 7a. 8.
9. 10a. IIa. 14*. 15-17, wobei Gen 12 nur Einleitung zur folgenden
Erzählung ist; ihr folgt eine jahwistische Erweiterung durch
die Erzählung von der Gefährdung der Ahnfrau 12, 10(* ?). 11. 12.
13abß. 14. 15. 17-20 und den Einschub 12, 13ba. 16, sowie die
Verbindungsstücke 12, 9; 13, 1. 3. 4 und 12, 2. 3 sowie 12, 6b;
13, 7b. 10. 14a*. Der P-Redaktion gehören an: 12, 4b. 5; 13, 6.
IIb. 12aba. Nicht fixierbare Glossen sind „Eselinnen und Kamele"
in 12, 16 sowie „und sein Haus" in 12, 17.
Als Grundschicht werden in Kap. 15 die Verse 9. 10. 12* (ohne:
„Finsternis"). 17. 18aba herausgestellt, zu denen als früher Zusatz
v 11 tritt. Der Jahwist gliedert diese Tradition durch vi* (ohne:
„ich bin dir Schild"). 2. 7* (ohne: „es zu besitzen"). 8. 18bßy in
sein Werk ein. Es wird in den Versen 4aa* (ohne: „folgendermaßen
"). 5. 6. 13* (ohne: „400 Jahre"). 14* (ohne: „mit großer
Habe"). 16 (als Anhang der Quelle) eine Art geschichtliches Credo
gefunden.
Der Grundstock in Gen 16 sind zwei alte ismaelitische Genealogien
16, llaßb. 12 und 16, 13. 14a. Bereits vereinigt übernahm
sie der Jahwist und erweiterte sie um die Erzählung 16, lb. 2.
4-7a. IIa. 14b. Dazu kommen spätere Zusätze.
Die zusammengehörigen Kapitel 18 und 19 bestehen aus einer
älteren moabitischen Tradition über Sodom und die Ahnherren der
Moabiter und Ammonitcr, mit der später eine in Mamre umlaufende
Überlieferung von dem Besuch der drei Männer bei
Abraham verbunden wurde, wobei die Gastmahlschilderung in
Kap. 18 der älteren in Kap. 19 nachgebildet wurde. Der Jahwist
hat diese Überlieferungen aufgenommen, wobei er Jahwe und zwei
Begleiter an die Stelle der drei Männer setzte, Sara, die der Grundschicht
dieser Erzählung ursprünglich nicht zugehört, einführte
(18, 9-15, sowie 18, 17 ff.). Neben kleinen Änderungen in Kap. 19
gehen auf den Jahwisten vv. 17a. 19. 21. 22a. 23b (24 f.). 27. 28
zurück. Auch hier sind spätere Zusätze vorhanden.
In Kap. 20 wird die vorelohistische Erzählung durch E-Zusätze
3a. 4a. 6aßb. 7*. 8*. 10. 12. 13 (?). 16. 17a und „im Traum" (v 6aa)
erweitert. Gen 26, 1-11 zeigt eine Erweiterung der Grundschicht
in laßy. 2-5. 7bßy und in v 1 und v 8 den späteren Zusatz „König
der Philister".
In Gen 21, 9-21 ist eine Grundschicht 17aab. 18b. 19 (ohne
„und füllte den Schlauch mit Wasser"). 20 schon vor dem Elohisten
durch die vv. 10. 14 (ohne „am frühen Morgen") ba. 15. 16aa. bß.
17aß. 18a. 19ba. 21 zu einer Erzählung ausgestaltet worden, der
dann der Elohist noch vv. 9. 11-13. „am frühen Morgen" und „sie
irrte in der Wüste von Beerscheba umher" in v 14. 16aß. ba hinzufügte
und dadurch die Verbindung mit Sara und mit Beerscheba
herstellte. In Gen 21, 22 - 34 hat der Elohist zwei ältere Schichten,
eine Schwurschicht vv. 22. 23. 24. 27. 31. 33 und eine Siebener-
Schicht vv. 25. 26. 28. 29. 30. 32 zusammengearbeitet, die keine
Spur jahwistischer Tätigkeit aufweisen, während in v 34, in „Philisterland
" in v 32 und „Jahwe" in v 33 nachelohistische Zusätze
vorliegen.
In Gen 22 sind zwei alte Traditionen in der Grundschicht zusammengefaßt
, eine Wallfahrtstradition in den vv. 3*. 4. 5*. 9*.
14a*. 19aa und eine Kultstiftungstradition in den vv. 5* (nur „und
das Kind"). 9*. 10b. llaa*. 12a. 13*, die vom Elohisten bearbeitet
wurden, so daß das Korpus vv. l-14a. 19 entstand, das in nach-
elohistischer Zeit durch 2bßy. 14b. 15-18 sowie „Moria" in v 2
und „Jahwe" in den vv. 11 und 14a erweitert wurde. Von den
Genealogien gehört 11, 28-30 als sekundär entstanden dem J zu,
ebenso 22, 20-24. Sekundär entstanden ist auch die nicht einheitliche
Genealogie Gen 25, 1-6. IIb, die vorjehowistisch ist, aber
keiner bestimmten Quelle zugewiesen werden kann.
Wie dieser kurze Überblick über den analytischen Teil zeigt,
erarbeitet der Verfasser fast durchwegs eine Grundschicht, die
unter sich aber nicht zusammenhängt, sondern aus selbständigen
Traditionen besteht, mit einer Ausnahme: die Grundschichten von
Gen 12 f. und 18 f. sind vor der jahwistischen Bearbeitung durch