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1967

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Von Personen

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 2

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Es ist eine ausgesprochen rechtsphilosophische Arbeit. Aber es
kann nicht wohl verschwiegen werden, daß der Verf. zur Philosophie
ein unglückliches Verhältnis hat.

Es ist die Rede von „dem transzendentalen Idealismus Fichtes mit
seinem seltsamen Glauben, der Mensch (sie!) sei der Angelpunkt des All"
(3 8). Die Art, wie L. mit der Phänomenologie umspringt, erinnert an die
Polemik, mit der anfangs der zwanziger Jahre ältere Professoren sich
darüber geäußert haben. Ein Zitat Husserls „kann nur Heiterkeit erregen
" (8), die an Pfänder und vor allem an Ad. Reinach angeschlossenen
Darstellungen laufen der Sache nach auf Karikaturen hinaus. M. Scheler,
„darin Nietzsche verwandt", ist für L. ein genialer Seelenkenner, aber
kein Philosoph im strengen Sinne (85). N. Hartmann wird frohgemut
seiner zahlreichen Irrtümer überführt. Die Verteidiger von Menschenwürde
, Humanität und Religion, wenn ich recht verstehe: die vom Primat
des Geistes überzeugten Männer, werden als „Spiritualisten" apostrophiert
(124). Man könnte so fortfahren. Der in Zustimmung und tiefer
Ablehnung von Satz zu Satz affektgeladene Stil und das Reportoir der
in Adjektiven dargereichten Zensuren könnte Spalten füllen.

Die Bekenntnisse zur Tragkraft des religiösen Glaubens und
zur Überlegenheit des christlichen Glaubens (188) führen dann
dazu, daß am Ende des Buches der alles Recht wahrhaft begründende
Kern der Sittlichkeit unter Berufung auf Emil Brunner in der
Nächstenliebe (der „wärmenden" Nächstenliebe 189) gefunden
wird. Ich kann diese These, die L. auch nicht weiter in ihre Konsequenzen
auf dem Gebiet des Rechtes verfolgt, nicht einleuchtend
finden. Wenn man schon im Finale eines der Religion, dem Christentum
so aufgeschlossenen Buches einen christlichen Grundbegriff
einsetzen will, so könnte man ja auch an den Begriff der Gerechtigkeit
selbst denken — und man könnte sich auch dafür auf
E. Brunner berufen —, oder an Rechtfertigung und Recht. Aber
diese Begriffe, die das Problem des Naturrechts immer neu anstoßen
werden, liegen zuletzt überraschenderweise gar nicht im
Gesichtskreis des Verfassers.

Das Buch wird beschlossen mit 26 Seiten Schrifttumsverzeichnis, Namen
und Sachregister. Die reichlidi herangezogene theologische Literatur
ist trotz aller Bemühung nur zufällig zusammengestellt.

Göttingen Wolfgang Trillhoas

Engelmeier, Max-P.: Hat Krankheit einen Sinn? (ThGl 56, 1966
S. 454—469).

Jüngel, Eberhard: Erwägungen zur Grundlegung evangelischer
Ethik im Anschluß an die Theologie des Paulus (ZThK 63, 1966
S. 379—390).

Krimm, Herbert: „Gesellschaftliche Diakonie"? (ZEE 10, 1966
S. 361—367).

Menzel, Eberhard: Gibt es „völkerrechtliche Irrtümer" in der EKD-
Denkschrift? (ZEE 10, 1966 S. 321—343).

Preuß, Horst Dietrich: Das biblisch-theologische Zeugnis vom
Frieden. Eine Vortragsnachschrift (Sonderdruck, Hannover 1966,
20 Seiten).

Theologische Besinnung über die Revolution. Bericht der Theologischen
Kommission des Beratenden Ausschusses der CFK. Sofia
Oktober 1966 (JK 27, 1966 S. 657—659).

Schulte, Raphael: Über Ehe und lungfräulichkeit und ihre ekkle-

siale Bedeutung (ThGl 56, 1966 S. 439—453).
Schweitzer, Wolf gang: Nachtrag zur Frage der „Geschichtlichkeit

des Rechts" (ZEE 10, 1966 S. 343—345).
Siegmund, G.: Begrenzte Euthanasie? (ThGl 56, 1966 S. 469—

486).

Wolf, Ernst: Das Problem der „Euthanasie" im Spiegel evangelisdier
Ethik. Ein Gutachten (ZEE 10, 1966 S. 345—361).

VON PERSONEN

Franz Lau zum 60. Geburtstag

am 18. Februar 1967

An Ihrem Ehrentag grüßen wir Sie in Verbundenheit und gedenken
dankbar der zwei Jahrzehnte Ihres Wirkens als Ordinarius für Kirchengeschichte
an unserer Fakultät.

Sie haben als Hochschullehrer große Resonanz bei den Studierenden
gefunden und in einer weitgespannten Vortragstätigkeit vor Pfarrern,
Gemeinden und gesamtkirchlichen Gremien die Geschichte der Kirche
lebendig werden lassen. Nicht wenige Ihrer Studierenden, aber auch
eine Reihe von älteren Amtsträgern fühlten sich von Ihnen zu eigener
Forschungstätigkeit angeregt. Die thematische Spannweite der von
Ihnen betreuten Arbeiten entspricht Ihren vielseitigen Interessen auf
kirchen- und dogmengeschichtlichem wie konfessionskundlichem Gebiet.
Auch die Territorialgeschichte, insbesondere die sächsische Kirchengeschichte
, gehört zu Ihren vielfältigen Arbeitsbereichen. Ihr Institut
ist die Werkstatt, in der in jahrelanger Forschungsarbeit an der Fortführung
der wichtigen reformationsgcschichtlichen Quellenedition, der
politischen Korrespondenz des Kurfürsten Moritz von Sachsen, gearbeitet
wird. Die allgemeininteressierenden Beiträge der Arbeitsgemeinschaft
für Sächsische Kirchengeschichte, deren Vorsitzender Sie
sind, wie auch Arbeiten der übrigen territorialgeschichtlichen Arbeitsgremien
der evangelischen Kirchen in der DDR erscheinen in den von
Ihnen herausgegebenen „Herbergen der Christenheit". Damit wird die
Geschichte der Landeskirche auch denen erschlossen, die an den unter
Ihrer Leitung stattfindenden jährlidicn Arbeitstagungen für sächsische
Kirchcngeschichte nicht teilnehmen können.

Eine Würdigung Ihrer wissenschaftlichen Bedeutung würde jedoch
am Zentralsten vorbeigehen, wenn sie nicht hervorhöbe, daß Ihre
Lebensarbeit in besonderer Weise der Lutherforschung gewidmet ist. Sie
setzten vor weit über drei Jahrzehnten mit einer Untersuchung über
„ .Äußerliche Ordnung' und .Weltlich Ding' in Luthers Theologie"
ein und haben sich seither dem geschichtlidien Verstehen der Reformation
Martin Luthers verpflichtet gewußt. Seit 1957 geben Sie das
Luther-Jahrbuch mit der Luther-Bibliographie heraus. Ihre wissenschaftliche
Forschungsarbeit, die in zahlreichen Publikationen zum Thema
Luther ihren Niederschlag fand, hat Ihnen einen Platz in der internationalen
Lutherforschung gesichert, die Ihnen in einer von einigen
Ihrer Schüler herausgegebenen Festschrift zu Ihrem 60. Geburtstag
Dank und Verehrung zollt. In Ihrer Bedeutung als Reformationshistoriker
wurden Sie auch in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
anerkannt.

Ihre wissenschaftliche Arbeit haben Sie stets auch als Dienst an der
Kirche verstanden, aus deren Leitungsamt Sie 1947 dem Ruf an die
Theologische Fakultät Leipzig folgten. Zunächst Pfarrer einer sächsischen
Industriegemeinde seit 1932, wurden Sie 1936 Studiendirektor des Predigerseminars
in Lückendorf. Von 193 8 bis Dezember 1939 waren Sie
wegen Ihrer Haltung im Kirchenkampf suspendiert und danach Pfarrer
an der Martin-Luther-Kirche in Dresden. Nach dem Zusammenbruch des
Dritten Reiches ins Amt des leitenden Geistlichen der Evangelisch-
Lutherischen Landeskirche Sachsens berufen, hatten Sie als Landessuperintendent
die nach den Jahren nationalsozialistischer Überfremdung des
kirchlichen Lebens notwendige und verantwortungsschwere Aufgabe
kirchlichen Neuaufbaus zu leisten.

Eine ehrenvolle Aufgabe erfüllen Sie auch als Domdechant des
Hochstiftes Meißen.

Es entsprach Ihrer kirchlichen wie theologischen Wertschätzung,
daß Ihnen im Jahre 1952 die Leitung des Gustav-Adolf-Werkes anvertraut
wurde, dessen wissenschaftliche Zeitschrift „Die Evangelische Diaspora
" Sie herausgeben. Ihr aus geschichtlicher Kenntnis geborenes Verstehen
der differenzierten Gestalt der inner- wie außerdeutschen evangelischen
Diaspora ließ Sie in diesen wichtigen Zweig gesamtkirchlichcr
Verantwortung hineinwachsen.

Es ist unser Wunsch, daß Ihnen noch viele Jahre gesegneten Wirkens
als Lehrer und Forscher an unserer Fakultät geschenkt sein möchten
.

Im Namen der Theologischen Fakultät
der Karl-Marx-Universität Leipzig
Prof. Dr. Heinz Wagner, Dekan