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1967

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Religionswissenschaft

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 2

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und der Theologischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürn-
berg, zu der Neuendettelsauer und Leipziger Mission, außerhalb
Bayerns zu dem Deutschen Evangelischen Missionsrat, zu der Vereinigten
Evangelisch-Lutherischen Kirche mit ihrem Missionsausschuß
und zu anderen Gremien.

Eine biblische Besinnung „Wie sehen wir die Gemeinde
an?" an Hand von 1. Kor. 1, 4—9 von Kurt Horn steht am
Anfang. „Paulus schaut die Gemeinde trotz seines nüchternen
Denkens über die Menschen voll Freude, Dank und Hoffnung
an". Das Wunder der Kirche ist, wenn Menschen von Gott berufen
werden, an seinem Sohn teilzuhaben und damit gerecht,
heilig und frei vor Gott und Welt zu sein. Der Dank, der Bekenntnis
und Zeugnis ist, ist die sachgemäße Antwort.

Gerhard Heintze trägt eine Predigt bei über das Herrenwort
„Salz der Erde — Licht der Welt", wobei es nicht nur
um die Wegweisung in der praktischen Lebensentscheidung oder
im modernen Arbeitsprozeß geht, sondern auch um die rechte
Weise der Begegnung mit Menschen anderer Religionen oder
Weltanschauungen.

Wilhelm Maurer handelt das Thema „Reformation und
Mission" ab. Die reformationsgeschichtliche Forschung im letzten
Menschenalter hat manches getan, um das Verhältnis der Reformation
zur Mission in das rechte Licht zu rücken. So hat Karl
Holl in seinem Aufsatz über Luther und die Mission einige „Anstöße
" beseitigt. Luther, dem die Mission als „dauernde Aufgabe
der Christenheit" erschien und der sie bejaht auf Grund
des eindeutigen Missionsbefehls, hat „maßgebliche Grundsätze
für ihre Durchführung festgelegt: Zwangsbekehrungen... erschienen
ihm als unchristlich; Kenntnis der fremden Sprache ist
unerläßliche Voraussetzung. Damit hat Holl als erster Grundzüge
einer Missionstheologie aus Luthers Schriften entnommen".

In seiner Studie „Gott und die Götter" geht Wilhelm Andersen
davon aus, daß der Begriff Gott „als solcher nicht
spezifisch christlich, sondern allgemein religiöser Natur" ist. Der
christliche Gottesglaube, der mit dem Namen des Menschen Jesus
von Nazareth und durch ihn mit ganz bestimmten christlichen
Ereignissen unlöslich verbunden ist, läßt sich nicht mit den nichtchristlichen
auf den gleichen Nenner bringen. Man liest mit Gewinn
diese missionstheologischen Überlegungen zum biblischen
Gottesbegriff.

Martin P ö r k s e n weist in seinem Beitrag „Begegnung
mit Muslim" darauf hin, daß zu solcher Begegnung Sprachbeherrschung
des zu missionierenden Gebietes und gründliche Sachkenntnis
des Islam gehören. In 17 Abschnitten, die einer Vorlesung
entnommen sind, gibt der Verfasser eine praktische Einübung
, wie man Muslim im Leben und in der Lehre begegnet.

In seiner Studie „Zum Thema .lutherischer' Judenmission"
zeigt Martin Wittenberg, wie dem Luthertum Gaben in
die Hände gelegt sind, die „von besonderem Wert gerade auch
für die Judenheit sind".

Unter dem Thema. „Ein tragfähiger Konsensus?" bringt
August Kimme eine kritische Würdigung des Doctrinal Statement
der CSI-Lutheran Inter-Church Commission vom Juni 1962.
Die Verhandlungen über einen Zusammenschluß der Church of
South India mit den lutherischen Kirchen in Südindien fordere
die gesammelte Aufmerksamkeit der lutherischen Kirchen und
auch die Mitverantwortung für die heranreifenden Entschlüsse
der südindischen lutherischen Kirchen. A. Kimme bringt eine
ausführliche, kritische Würdigung der Lehrerklärung und stellt
den Vorzügen des Doctrinal Statement einige Unklarheiten und
Abweichungen von gesunder biblischer Lehre gegenüber. Erst
nach deren Überwindung kann sich der den beteiligten Kirchen
empfohlene Lehr-Konsensus als tragfähig für künftige Kirchengemeinschaft
erweisen.

Der Beitrag Hans-Werner Gensichens „Die theologische
Ausbildung im Bildungsumbruch Afrikas" bringt eine
gut orientierende, knappe Analyse zu dem Fragenkomplex
Theologie, theologische Ausbildung und allgemeine Bildung.
„Ohne die missionarische Neuorientierung der Theologenausbildung
wird auch die Kirche als ganze nicht den Anforderungen
der neuen weltlichen Welt in Afrika genügen können".

Leonhard Flierl bringt in seinem Aufsatz „Amt und Gemeinde
In Neuguinea und in der Heimat" die Erfahrungen ein,
die er in seiner Missionsarbeit in Neuguinea gesammelt hat. Daß
die Ausbreitung des Evangeliums in Neuguinea Sache der Gemeinden
blieb trotz aller Mithilfe der Missionare, zeigt die
rechte Zuordnung von Amt und Gemeinde. Der Missionar will
seiner Gemeinde „dienen" und wird sich hüten, seine Gemeinde
zu bedienen. Die Gemeinden in der Heimat müssen hingegen
neu begreifen, daß jeder Christ zum Dienen berufen ist.

In dem Beitrag Friedrich Hübners „Die bleibende Bedeutung
der Missionsfreunde" wird dem, der Missionskreise in
seiner Gemeinde hat, ein gutes Gewissen gemacht, sie nicht aufzulösen
, sondern sie als Sauerteig für die ganze Gemeinde zu
belassen. Für die praktische Gemeindearbeit ist das ein mutmachender
Beitrag.

Mit der Studie „Die Mission und ihr Geld" füllt Arno
Lehmann eine Lücke im Missionsschrifttum zu dieser Frage
aus. „Der Ruf nach Geld ist die ständige und reichlich unerfreuliche
Begleitmusik der Missionsarbeit von Anfang an gewesen".
Natürlich braucht die Mission Geld und auch opferbereite Menschen
, wobei eben Opfer nicht immer gleich Opfer ist.

Walter Ruf, der Herausgeber, befaßt sich mit dem Thema:
„Der Missionsbericht", der wie die Predigt Verkündigung ist, und
zwar Verkündigung in indirekter Weise, die von der Wirkung
der Christusbotschaft handelt und vor der ganzen Gemeinde
regelmäßig und wahrheitsgetreu erstattet werden soll.

Der Festschrift hat Gottfried P e t z o 1 d eine „Bibliographie
Georg F. Vicedom" beigegeben. Mit dieser Gabe ist der
Dank an den Jubilar zum Ausdruck gebracht, dessen „Beziehungen
und Wirkungen weit über die deutschen Grenzen
hinausreichen". Herausgeber und Autoren haben uns mit dieser
Festschrift einen guten Dienst getan.

Leipzig Herbert Staude

RELIGIONSWISSENSCHAFT

S t ö h r , Waldemar, u. Piet Zoetmulder: Die Religionen Indonesiens
. Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer [1965]. VI, 354
S., 2 Ktn. gr. 8° = Die Religionen d. Menschheit, hrsg. v. Ch. M.
Schröder, 5,1. Lw. DM 36.—.

Der Band ist in zwei Teile gegliedert, von denen der erste,
von Dr. Waldemar Stöhr (Köln) geschrieben, den Religionen der
indonesischen Altvölker, der zweite aus der Feder Professor Piet
Zoetmulders S. J. (Jogjakarta) den Hochreligionen der indonesischen
Kulturvölker gewidmet ist. Der erste Teil gewinnt seine
besondere Bedeutung durch die Tatsache, daß heute die Stammesreligionen
in aller Welt zum Untergang bestimmt sind; in Indonesien
gehören ihnen noch etwa 10 % der Bevölkerung an. „Dieser
Phase des Abschiednehmens vom Überkommenen, vom Erbe
der Ahnen widmet", so schreibt Stöhr (S. 203), „die moderne
Ethnologie besondere Aufmerksamkeit". Er fängt das, was noch
lebendig ist, in ein von Einzelheiten schier überquellendes Bild
ein, vor dem der Leser, der mit dieser Welt, ihren Gegebenheiten
und Problemen nicht oder kaum vertraut ist, in einiger Ratlosigkeit
steht. Aber Stöhr hilft ihm, sich zurechtzufinden. Rein äußerlich
ist schon das eine Hilfe, daß er das Gebiet, das er behandelt
, geographisch bestimmt. Es handelt sich um die „gewaltige
Inselflur zwischen dem asiatischen Festland und Australien", also
um die „Republik Indonesia ohne Irian (West-Guinea), aber einschließlich
^Sarawak, Brunei, Nord-Borneo und Portugiesisch-Ti-
mor"; dazu kommen noch die Philippinen (S. 3). Eine zweite Hilfe
bietet der Verfasser mit seinem Überblick über die Rolle, die die
Altvölker Indonesiens und der Philippinen seit langem in der Geschichte
der religionsethnologischen Forschung gespielt haben. Da
begegnen wir Namen, die uns vertraut sind: Kruyt, Jensen, Warneck
, Schärer u. a. Wir notieren: „Seit Beginn der Missionsarbeit
sind die Sendlinge beider Konfessionen die wichtigsten Träger der
religionsethnologischen Forschung im Malaiischen Archipel" (S.
13). So wird uns der Zugang zu der Fülle von Material erleichtert
, das Stöhr — immer darauf bedacht, die „Individualität,
Eigenart und Besonderheit" (S. 145) der jeweiligen Religionen
herauszuarbeiten — in monographischen Darstellungen der Stam-