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1967

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 1

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storischen Forschung, deren Ergebnisse der Verf. ständig und kritisch
heranzieht, seit längerem bearbeitete Gebiet wird hier einer
gründlichen theologisch-liturgiegeschichtlichen Analyse unterworfen
. Auf das Unterkapitel über die Proskomidie (S. 113—118) sei
hier nur im Vorbeigehen aufmerksam gemacht, ebenso auf den
folgenden Abschnitt über den Kommentar des Patriarchen Germa-
nos, den Verf. entgegen allen bisher geäußerten Zweifeln diesem
Patriarchen zuspricht (S. 119). Die Kap. V und VI befassen sich
mit dem Abschluß des Werdens des symbolischen Gehaltes der byzantinischen
Liturgie: „Die vollständige Abbildung des Christusmysteriums
in der Liturgie der Komnenenzeit" (S. 131—164) und
„Liturgische Fixierung und Reflexion im Zeitalter der Palaiolo-
gen" (S. 165-212).

Die ganze Arbeit macht einen vorzüglichen Eindruck. Verf.
kennt alle Quellen und beherrscht die Sekundärliteratur. In einem
Schlußwort (S. 213—215) faßt Verf. die Ergebnisse zusammen.
Er hat zwei Symbolkreise im Verlaufe der ganzen Untersuchung
herausgearbeitet: die „Leben-Jesu-" und die „Himmelsliturgie-
Symbolik". „Die Leben-Jesu-Symbolik ist besonders verwirklicht
in den Riten der Proksomidie, der Brechung und Mischung, der
Gabenniederlegung und im Gebrauch des Zeon, die Himmeslitur-
gie-Symbolik im Cherubshymnus und in den Gebeten zum Kleinen
Einzug und zum Trishagion." S. 214). Dabei wird nochmals
die Bedeutung der areopagitischen Symboldeutung hervorgehoben.

Halle/Saale Konrad O n a s c h

Jones, Bayard H.: The Formation of the Nestorian Liturgy: The
Great Conflation (Anglican Theological Review 48, 1966 (S. 276—
306).

KATECHETIK UND RELIGIONSPÄDAGOGIK

Surkau, Hans-Werner: Vom Text zum Unterrichtsentwurf. Gütersloh
: Gütersloher Verlagshaus G. Mohn [1965]. 91 S. 8° = Handbücherei
für Gemeindearbeit, hrsg. v. A. Funke, W. Hahn, A. Nieber-
gall, H.-W. Surkau, 31/32. Kart. DM 7.20.

Das allgemeinverständliche Doppelheft will zu einer sachgemäßen
Unterweisung über biblische Texte anleiten, ohne sich
auf die Auseinandersetzungen über den Religionsunterricht heute
in ihrer Breite einzulassen. Es erfüllt seine Aufgabe in den
Arbeitsschritten: Hermeneutik — Exegese — Didaktik —
Methodik, mit einem ausgeführten Beispiel (Tempelreinigung).
In lebendiger Auseinandersetzung mit der neueren Literatur wird
viel Erprobtes aufgenommen, manches pointiert, nicht selten auch
eigenwillig akzentuiert, nicht überall die erwünschte Eindeutigkeit
erreicht. Die hermeneutischen Grundsätze sind im wesentlichen
an Barth und Iwand orientiert, an ersterem vor allem die
Aufgabenbestimmung der Katechese, sich „nüchtern" „zu informieren
und informieren zu lassen" (21). Die vielerörterte Frage
nach dem Skopus wird so gelöst, daß der Text „auf die .dogmatische
' Aussage abgehört wird" und damit „unsere Lebensfragen
mit dem Kerygma des Textes konfrontiert" werden (39).
Die Skopusmethode wird damit ausdrücklich „nicht gänzlich abgewiesen
" (38). Man fragt sich freilich, wie das zu anderen
radikalen Verdikten passen will. Besonderen Nachdruck legt die
Anleitung auf die didaktische Fragestellung, die Surkau vor allem
bei den Vertretern der existentialen Interpretation in der modernen
Katechetik vermißt1 und in der er sich eng an Klafki anschließt
, nicht ohne einige kritische Bemerkungen zu diesem.
Der Sachanspruch des Textes und das „Lebensrecht" des Kindes
bilden die beiden Brennpunkte, die der Unterricht zu einer Art
Ellipse vereinigen soll (49; 52). Die Anweisungen zur Methodik
führen nicht in gleicher Weise zu abgerundeten Ergebnissen und
rennen vielfach offene Türen ein. Im ganzen kann das Heft dem
nichttheologischen Religionslehrer, für den es offenbar in erster
Linie bestimmt ist, vielerlei Einblicke in die bewegte Welt der
heutigen Katechetik vermitteln, ohne ihm freilich überall die
Klarheit zu schenken, die er nötig hätte.

Erlangen Kurf F rii r

l) Vgl. Surkau, Hans-Werner: Neue Begründung des Religionsunterrichts
? Der evangelische Erzieher, 17, 1965, S. 2 56—271.

Wegenast, Klaus: Jesus und die Evangelien. 95. S.

Becker, Ulrich, u. Siegfried Wibbing: Wundergeschichten. 78 S.

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G. Mohn [1965]. 8° = Handbücherei
f. d. Religionsunterricht, hrsg. v. U. Becker, H. Stock,
K. Wegenast, S. Wibbing, 1 u. 2. Kart, je DM 7.20.

Ein neues Handbuch (HB) in mehreren Heften mit neuen Namen
(außer Stock) für ein altes Fach mit beinahe so alten Problemen
: Man greift mit gespannter Aufmerksamkeit danach und ist,
nach dem Vorwort zunächst, nicht enttäuscht. Die Herausgeber
haben ein klares, einheitliches Programm: Die Bultmannschule
soll nun endlich auf breiter Front „Schule machen", und die allgemeine
didaktische Forschung der Gegenwart (Klafki u. a.) soll
für den biblischen Unterricht fruchtbar gemacht werden. Dem Lehrer
soll einerseits wegweisende Information zur methodengerechten
Auslegung seiner Stoffe geboten werden und andererseits soll
er zu verantwortlicher Planung seines Unterrichtsvorhabens angeleitet
werden. Dabei gehen die Herausgeber von der Annahme
aus, daß der gegenwärtigen Misere des Religionsunterrichts gerade
durch die Übernahme moderner Synoptikerexegese gesteuert
werden kann.

Im 1. Band, der sich, entgegen seinem Titel, nur auf die
synoptischen Evangelien beschränkt, informiert Wegenast
mit einem gedrängten Referat über die Erforschung der synoptischen
Evangelien, über Form- und Redaktionsgeschichte und dergl.
Daran schließen sich allgemeine Überlegungen zur Fachdidaktik
des biblischen Unterrichts an, wie sie dann in den folgenden Heften
(es sind zunächst mehrere Hefte zu den verschiedenen Gattungen
synoptischer Stoffe, danach auch zum Johannesevangelium,
zur Apostelgeschichte und anderen Stoffen des Religionsunterrichts
vorgesehen) an Hand beispielhaft ausgewählter Texte durchexerziert
werden sollen.

Der 2. Band, der dankenswerterweise gleichzeitig erschienen
ist, macht dann deutlich, wie alles im Einzelnen aussehen soll.
Auf eine kurze, im Sinn der Information kaum zureichende Einführung
in die besonderen hermeneutischen Fragen der biblischen
Wundergeschichten folgen vier paradigmatische Unterrichtsent-
würfe. Bezüglich ihrer Auswahl fragt man sich, warum — etwa im
Hinblick auf Stocks gut eingeführtes Werk über die Auslegung der
synoptischen Evangelien im Unterricht — nicht auch einmal andere
Texte berücksichtigt wurden. Die einzige Ausnahme macht Band
2 dadurch, daß Wibbing in Anlehnung an die bekannte Analyse
der Sturmstillung von Günther Bornkamm sowohl für den Mk-als
auch für den Mt-Text gesonderte Unterrichtsentwürfe vorlegt. Im
Einzelnen sind sie gute Beispiele für den Studenten, wie er selber
bei katechetischen Entwürfen vorgehen soll. Es ist beachtlich, daß
die Vf. auch an die Volksschul unter stufe gedacht haben und die
biblischen Texte für eine Erzählung neu gefaßt haben. Aber an
diesem Punkt nun, umfassender gesagt, an dem, was bei dem geistig
aufwendigen Unternehmen herauskommt, müssen die kritischen
Fragen einsetzen. Was sind das für Klassen, mit denen man
bei 6—10jährigen „Textarbeit", verbunden mit „geographischen
Hinweisen", mit dem Ziel, „die Besonderheit des Mk herauszustellen
", leisten will (11/44)? Die innere Verknüpfung der See-
sturmperikope mit dem einleitenden „Bericht" über die Verfolgung
der Pfarrer im 3. Reich (?) bei 7—9jährigen (II/54f.) mag
zwar prinzipiell richtig gemeint sein, dürfte aber bei dieser Altersstufe
noch nicht gelingen. Auch was kindgemäßes Erzählen angeht
halten die katechetischen Beispiele etwa bei Steinwand-Corbach
immer noch einen Vergleich aus. Überhaupt: Was versprechen
sich die Vf. von der Übertragung der Proseminarmethoden in die
Volksschuloberstufe? Ob man das, was sich der Student in mühsamem
Studium erarbeitet, so einfach jedem Volksschüler beibringen
kann („Fertigkeit, einen synoptischen Vergleich herzustellen"
1/86)? Soll der Religionsunterricht Miniatur-Exegeten heranbilden
? Kennen 12jährige schon viele „Beispiele aus der Bibel und
der Kirchengeschichte" zum Thema Nachfolge, so daß sie solche
selbständig „sammeln" können (11/53)? Muß man ihnen nicht vielmehr
bei diesem Text zuerst ein gutes Beispiel gut erzählen?

Es besteht wohl kein Zweifel an der Notwendigkeit, den
heutigen Religionslehrer in die gegenwärtig geübten Methoden
formgeschichtlicher Exegese ntl. Texte einzuführen und ihm Wege
zur katechetischen Verwirklichung der damit erzielten Ergebnisse