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1967

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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„intakten" Landeskirche erkennen. Eine Gesamtgeschichte, für
die Pfr. Richard Fischer (Reutlingen) das Material gesammelt
hat (S. 16), wird neben der Kirchenpolitik des Oberkirchenrates
auch die sehr differenzierte Geschichte der Deutschen
Christen in Württemberg und die Zusammenhänge Württembergs
mit der Reichskirchenpolitik sicher stärker ins Blickfeld
rücken müssen. Doch dürfte die vorliegende Darstellung auch
dann noch ihre selbständige Bedeutung behalten.

Leipzig Kurt Meier

Schnabel, Reimund: Die Frommen in der Hölle. Geistliche
in Dachau. Berlin t Union Verlag [1966). 335 S. 20 Tat. 8°.
Lw. MDN 12.80.

Auf den ersten Blick könnte der Titel ironisch wirken, aber
er bezeichnet eine ernste Wirklichkeit der jüngsten Vergangenheit
. Das KZ-Lager in Dachau unter dem Gesichtspunkt der dort
inhaftierten Geistlichen aller Konfessionen und Nationen ist Gegenstand
der Darstellung dieses Buches, dessen Lektüre den
Leser in Atem hält. Der Verfasser, einst HJ-Führer, hat seit 1942
selber als Gefangener im Lager geweilt, nachdem ihn die Gestapo
wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und sechs Monate
in der Todeszelle eingekerkert hatte. Was er mit guter Beobachtung
und unter Auswertung des inzwischen erschienenen
Materials nun erzählt, ist wirklich ein Höllendrama. Dabei
brauchte der Vf. nicht selber rhetorischen Aufwand zu treiben.
Die nüchterne Tatsachenerzählung ist grauenvoll genug. Im Anhang
werden 2771 Namen von Geistlichen genannt, die mehr
oder weniger lange in Dachau eingesperrt waren und oft größte
Qualen erleiden mußten, die für viele den Tod bedeuteten. Von
diesen Inhaftierten gehörten 93,8 % dem römisch-katholischen
Bekenntnis an, 4,9 % <3em protestantischen, die übrigen verschiedenen
anderen Konfessionen. Der hohe Prozentsatz der Katholiken
erklärt sich aus dem Anteil der Polen (1773), dazu 156 Franzosen
. An deutschen Geistlichen waren es 390, wozu noch 105
Österreicher kommen. Der Vf. geht nicht auf die Gründe ein,
die bei den einzelnen zur Verhaftung und Überführung in das
Lager führten. Die Tatsache, daß das NS-Regime ohne gerichtliches
Verfahren vorging, spricht für sich.

In zwei einleitenden Abschnitten spricht der Vf. auch kurz
von der Haltung der Kirchen zu Beginn der NS-Herrschaft. Was
er hier über die deutsche evangelische Kirche schreibt, ist gewiß
zutreffend, während er die katholische Kirche zu einseitig positiv
beurteilt. Hier wäre unter Benutzung der jüngsten Arbeiten
über die Stellung des deutschen Episkopats eine sachliche Korrektur
nötig.

Berlin Karl K u p i s c h

Neuorientierung. Studentenarbeiten aus dem gesellschaftswissenschaftlichen
Studium an der Theologischen Fakultät der
Humboldt-Universität Berlin (hrsg. v. Helmut Dressler), Berlin:
Union 1966.

Berg er. Almuth: Über Johann Hinrich Wichern und die
Wahrnehmung der christlichen Verantwortung für die soziale
Frage S. 13-27.

Knitt, Reinhard: Zur Geschichte der religiösen Sozialisten

in der Weimarer Republik S. 28-56.
Thiel, Winfried: Zur Geschichte der Bekennenden Kirche im

„Dritten Reich" S. 57-94.
Zarnekow, Reinhart: Zur Bedeutung der Mitarbeit von

Geistlichen im Nationalkomitee „Freies Deutschland" S. 95-

103.

Dressler, Helmut: Evangelische Kirche und Revanche-Ideologie
in der Weimarer Republik und in Westdeutschland S.
113-158.

Bethge. Hans-Gebhard: Humanismus - Element der Ge-
meinsamseit S. 159-168.
Semler, Johann Salomo: Abhandlung von freier Untersuchung
des Canon, hrsg. v. H. Scheible. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
G. Mohn [1967]. 94 S. gr. 8° = Texte zur Kirchen-
und Theologiegeschichte, hrsg. v. G. Ruhbach unter Mitarbeit
v. G. A. Benrath, H. Scheible u. K.-V. Selge, 5. Kart. DM 8.80.

983

KIRCHEN- UND KONFESSION SKUNDK

II Concilio di Trento e la Riforma Tridentina. Atti del Convegno
Storico Internazionale, Trento 2-6 Settembre 1963. I. u. II.
Rom-Freiburg-Basel-Barcellona-Wien: Herder 1965. XVII,
V, 799 S. gr. 8°. Lire 7 800.-.

Anläßlich der 400jährigen Wiederkehr des Abschlusses des
Trienter Konzils wurde in Trient ein internationaler Historiker-
Kongreß veranstaltet, an dem über 200 Gelehrte aus 17 Nationen
teilnahmen. Die auf dem Kongreß gehaltenen Vorträg«
und kürzeren Berichte liegen nunmehr in zwei stattlichen Bänden
im Druck vor. Lediglich der Vortrag von Th. M. Parker,.
The Tridentine Reform in Comparison with the Anglican Reform
, ist nicht abgedruckt worden (cf. p.X). Sämtliche hier vereinigten
Beiträge bereichern das Bild von dem Trienter Konzil
in hohem Maße. Allerdings kann wegen der Fülle und auch
wegen der Verschiedenartigkeit des gebotenen Materials im
Folgenden nur knapp auf den Inhalt hingewiesen werden; eine
Auseinandersetzung muß aus Raumgründen unterbleiben.

H. Jedin, Der Kampf um die bischöfliche Residenzpflicht
1562/63 (S. 1-25), zeigt, wie die Frage der bischöflichen Residenzpflicht
auf dem Konzil mit dem Gegensatz zwischen Kuria-
listen und Episkopalisten verquickt wurde. Insbesondere stritt
man darüber, ob die Residenzpflicht iure divino sei oder nicht.
Allerdings können die Gegner des iure divino-Charakters der
Residenzpflicht keineswegs samt und sonders auch als Gegner,,
der Reform angesehen werden, wie andererseits die Befürworter
nicht einfach als Konziliaristen betrachtet werden können.
Die Entscheidung des Konzils brachte in manchem einen Kompromiß
, ermöglichte aber doch im wesentlichen durch die Einschärfung
der Residenzpflicht eine umfassende Erneuerung der
Seelsorge. - G. G. Meersseman O. P., Ii Udo ideale di parroco
secondo la riforma tridentina nelle sue fonti letterarie (S. 27-
44), untersucht das konziliare Verständnis von der Parochie und
der Seelsorge. - R. Creytens O. P, La Riforma dei monasteri
femminili dopo i Decreti Tridentini (S. 45-84), erörtert u. a.
insbesondere die Durchsetzung der Klausur sowie die Verhinderung
von Mißbräuchen bei der mendicit'is - M. R. Cabanel-
las, Diego Laynez en la ultima etapa del Concilio (S. 85-114),
zeigt die Bedeutung Laynez's für die letzte Phase des Konzils,
z. T. auf Grund bisher unedierter Texte. Dabei wird deutlich,
daß Laynez durchaus für die „Reformation" der Kurie eintrat.
Allerdings wollte er sie nicht durch das Konzil vorgenommen
wissen, da dort zu viele nicht wirklich sachkundige Teilnehmer
seien, sondern durch den Papst mit Hilfe von Kardinälen und
„alii periti curiae". Scharf werden die verschiedenen Positionen
von Morone und Laynez gezeichnet. - R. G. Villoslada S. I.,
Pedro Guerrero representante de la reforma espanola (S. 115
-155), erörtert Fragen der Kirchenreform in Spanien. - J. A.
O'Donohoe, The Seminary Legislation of the Council of Trent
(S. 157-172), untersucht speziell die Quellen des Konzilsdekretes
über die Einrichtung von Priesterseminaren. Diese Quellen
sind hauptsächlich in Poles Reformatio Angliae, die ihrerseits
weitgehend auf Cranmers Reform der Kathedralschulen beruht,
in den neuen Jesuiten-Kollegien (vornehmlich im Collegium
Germanicum) sowie in anderen zeitgenössischen Versuchen
einer Erneuerung der alten Kathedralschulen zu sehen. -
I. Rcgger, II governo spirituale della diocesi di Trento r,otto i
vescovi Cristoforo (1539-1567) c Ludovico Madruzzo (1567-
1600) (S. 173-213), untersucht an den von ihm gewählten Beispielen
Fragen der Struktur der Diözese, der bischöflichen Visitation
, der Erneuerung der Residenzpflicht, der Seelsorge, der bischöflichen
Seminare usw. und zeigt hier die Auswirkungen der
Konzilsbeschlüsse in konkreten Fällen, z. T. unter Heranziehung
von unveröffentlichtem Material; im Anhang teilt er,
einige dieser Quellen mit - es handelt sich um Berichte Mad-
ruzzos -, die ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten bei der
Durchführung der Reformbeschlüsse werfen. - E. Cattanjo, II
primo Concilio provinciale milanese (A. 1565) (S. 215-275),
behandelt die Durchführung der in Trient beschlossenen Reformmaßnahmen
, wie sie auf dem Mailänder Konzil (1565) in

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 12