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Ausgabe: | 1967 |
Spalte: | 901-903 |
Kategorie: | Altes Testament |
Autor/Hrsg.: | Woudstra, Marten H. |
Titel/Untertitel: | The ark of the covenant from conquest to kingship 1967 |
Rezensent: | Bernhardt, Karl-Heinz |
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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 12
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schichte Israels verwendet wird, während die Königsgeschichte,
die exilische und nachexilische Zeit keine eigene Darstellung
finden. Das ist offenbar nur möglich, weil die biblische Erzählung
als das richtige Bild der Geschichte hingenommen wird,
das keiner kritischen Analyse bedarf, sondern in der priesterlichen
und deuteronomistischen Auslegung die sachgemäße Deutung
erfahren habe. Trotz der sehr verdienstlichen Heranziehung
der wissenschaftlichen Auslegung der Gegenwart in umfangreichen
Anmerkungen des 2. und 3. Teils, in denen die
neue Perspektiven aufreißende kritische Problemstellung zu
Worte kommt, geht leider keine tiefere Beeinflussung der Gesamtschau
des Verf. von ihnen aus. Alles Gewicht fällt auf die
Weissagung über die völlige Überwindung der Sünde in einer
neuen Welt (neuer Bund, neuer Himmel, neue Erde S. 481 -547),
wobei die Hoffnung auf Unsterblichkeit, die Unterscheidung
eines zeitlichen und ewigen Lebens und Todes und der Nachweis
von zwei Stufen der Enderlösung, einer irdischen und
einer der neuen Welt angehörigen, zentrale Bedeutung gewinnt.
Das Zutrauen zu diesem Entwurf wird aber wiederum durch
die Benützung der spätesten Zeugnisse für die Auslegung der
um Jahrhunderte älteren erschüttert; denn diese geben nun
einmal das Material zu diesem Bild der eschatologischen Heilsentwicklung
nicht her. Wenn dazu der neue Bund keine wesentliche
Veränderung des Gottesverhältnisses bringt, sondern nur
die Möglichkeit gewährt, durch treue Erfüllung seiner Forderungen
die göttliche Belohnung der eschatologischen Vollendung
zu verdienen (S. 583 f.), so bleibt das in ungelöstem Widerspruch
zu der prophetischen Verheißung der vollkommenen
inneren Umwandlung als der von Gott dem sündigen Volk
verheißenen neuen Bundesgabc. Damit führt die kühne Konstruktion
einer lehrmäßig zu definierenden einheitlichen Heils-
vollendung, die Adam und das neue Gottesvolk, Israel und die
Völker, den Ein?elmenschen und die Menschheit umfaßt, nicht
zu einer wirklichen Wendung der Sündengeschichte, sondern
bleibt bei dem Dienstverhältnis des Menschen gegenüber dem
fordernden und mit Lohn und Strafe arbeitenden Herrn stehen
, über das die Propheten bereits weit hinausgeschritten sind,
während die Spätzeit ihre Botschaft nur mit großen Abstrichen
zu übernehmen vermag.
Wir müssen uns begnügen, den Finger auf diese Zrntrnl-
rmnkte zu legen und an ihnen unsere grundsätzlichen Bedenken
klarzumachen, ohne den vielen damit zusammenhängenden
Fragen nachgehen zu können, da sie allzu viel Raum beanspruchen
würden. Der Verf. hat durch seine weitgespannte
Gesamtschau jeden Leser vor die unausweichliche Fra<re gesollt
ob diese so breit unterbaute Darstellung der HamsrHologie dem
biblischen Zeugnis, auf das sie sich beruft, wirklich gerecht
wird, oder ob sie, indem sie es in seiner letzten Ausformung
übernimmt, die Bedeutung seiner wissenschaftlichen Durchleuchtung
in textlicher, literarischer und geschichtlicher Beziehung
unterschätzt und in den Linien der Tradition festgebannt
bleibt, statt die neue Problemstellung zur Herausarbeitung der
ganzen Eigenart des Schriftzeugnisses zu benützen. Möchte das
in seiner Art imponierende Werk das Ringen um neue Bewältigung
des in ihm gestellten Problems auf den Plan rufen!
Münchenstein b. Basel Walther Eichrodt
Woudstra, Marten H.: The Ark of the Covenant from Con-
quest to Kingship. Philadelphia/Pa.: Presbytcrian and Reform-
ed Publishing Company (1965). II, 152 S. gr. 8° = Biblical
and Theological Studies, ed. J. M. Kik.
Der Titel der vorliegenden Studie läßt eine der üblichen historischen
Untersuchungen über das israelitische Ladeheiligtum
erwarten, die letztlich doch mit einem Fragezeichen schließen.
Aber in diesem Falle täuscht der Anschein; denn es handelt sich
eher um das Gegenteil. Dr. Marten H. Woudstra, Professor of
Old Testament at Calvin Theological Seminary, will gerade diese
durch die historisch-kritische Forschung der letzten Generationen
gesetzten Fragezeichen überwinden. Außerdem geht es ihm nicht
allein um eine Erörterung der historischen Probleme der Lade-
Überlieferungen, sondern zugleich auch um einen Beitrag zu gegenwärtigen
grundsätzlichen theologischen Auseinandersetzungen
speziell in Nordamerika1. Es mag - jedenfalls für den europäischen
und besonders für den lutherischen Leser - ungewöhnlich
sein, daß eine alttestamentliche Spezialuntersuchung unmittelbar
in eine kirchlich-dogmatische Debatte eingreift Aber es
ist interessant und lehrreich zu sehen, wie der Verf. beide Anliegen
, die Auseinandersetzung mit der historisch-kritischen Forschung
und mit der amerikanischen Neuorthodoxie, miteinander
verquickt.
Nach einleitenden Bemerkungen über die Bedeutsamkeit kultgeschichtlicher
Forschung und einer ersten Attacke gegen A.
Alts und M. Noths „seepticism" und „nihilism" (S. 11) wird eine
recht interessante Darstellung und Kritik der unterschiedlichen
Lade-Interpretationen von Augustin über die Reformatoren bis
zu den jüngsten Deutungsversuchen gegeben (S. 14-27). Für die
angemessenste Auffassung hält W. das Verständnis als „represen-
tation" Jahwes (S. 30). Die Realpräsenz Gottes ist mit der Lade
ebenso verbunden wie mit dem Abendmahl der christlichen Gemeinde
. Dementsprechend ist die Lade als »the very heart of the
Old Testament cultus" anzusehen (S. 33). Deshalb erfährt auch
die Lade innerhalb des Alten Testaments keinerlei Kritik. Hinter
Jer. 3, 16 steht nicht etwa eine Polemik gegen die Lade, sondern
diese Stelle muß gesehen werden »in the light of the progress
of God's revelation", wonach nunmehr die heilige Stadt insgesamt
(Jer. 3, 17) die Funktion der Lade übernehmen wird (S.
37 f.). Wenn die Lade nach I. Sam 4, 1 ff. in die Hand der Philister
gerät, so liegt die Ursache dafür nicht etwa in einem Versagen
der Lade, sondern bei den Israeliten, die der Lade ein
falsches Vertrauen entgegenbrachten: „There is a similarity
between the Israelites' trust in the ark and the Romanists' view
of their idols" (S. 45). Ähnlich werden I. Sam. 6, 19 f. und II.
Sam. 6, 6 f. als Schilderungen von gerechten Strafen für unsachgemäße
, d. h. den Num. 4, 15 gegebenen Vorschriften nicht entsprechende
Behandlung der Lade angesehen. Keinesfalls wirkt
die Lade »ex opere operato", wie Verf. gerade auf Grund der
Aussagen über die Lade im Josuabuch feststellt (S. 56). Die Lade
ist „the true pledge of Yahweh's presence" (S. 55) und verfügt
über „rieh religious symbolism" (S. 63), ein Reichtum, der in den
verschiedenen Namen der Lade zum Ausdruck kommt. niNS-C nw
ist allerdings weder eine spezielle Bezeichnung für den Ladegott
, noch hat dieser Gottesname etwas mit Krieg zu tun. Er ist
vielmehr ein Ausdruck für Gottes Allmacht (S. 64 f.). Ähnlich bezeichnet
^r"f 53die himmlische Majestät dessen, der sich
im Heiligtum vergegenwärtigt (S. 65 f.). Die Keruben sind von
vornherein mit der Lade verbunden. Das zweite große Keruben-
paar im Tempel ist unter Salomo nach dem Vorbild der Lade-
keruben geschaffen worden (S. 70 ff.). Keinesfalls dürfen unter
den Keruben, so warnt W., ,synkretistische' Größen verstanden
werden; denn nicht ohne Grund erwähnt Ex. 25, 9.40 ein genaues
himmlisches Vorbild für den Bau der Lade (S. 75). Beide Gottesbezeichnungen
liegen also hinsichtlich ihrer Beziehungen zur
Lade parallel. Sie enthalten eine Warnung vor „too great a fami-
liarity" gegenüber der Lade, zugleich aber auch die Zusicherung,
daß der majestätische Gott Jahwe unter Menschen wohnen will
(S. 76 f.). - Die Bezeichnung E^ai^hMt W. ebenfalls für alt.
Sie bezieht sich auf den Inhalt der Lade (S. 77 ff.), die als Behälter
des Gesetzes das Unterpfand des Bundes Jahwes stets in sich
barg (S. 96 ff.). Die Lade ist nie als Thron verstanden worden
(S. 84 ff.), was ja auch mit dem vom Verf. vertretenen Grundsatz
der „uniqueness of the revelation attached to this cult object"
(S. 40) nicht zu vereinbaren wäre. Ihre gelegentliche Bezeichnung
als Fußschemel ist „no more than a figure of speech" (S. 88).
Auch von einer Verwendung als Kriegsheiligtum will der Verf.
nichts wissen, nachdem er den Gegenbeweis von II. Sam. 11,11
mittels eines exegetischen Seiltänzeraktes überwunden zu haben
glaubt (S. 119 ff.). - Die Lade ist bis zu ihrer philistäischen .Gefangenschaft
' stets in Silo aufbewahrt worden. Nur vorübergehend
, so meint W. weiterhin, hat man sie an andere Orte gebracht
(S. 126 ff.). Ihren Standort hatte sie in einem Zelt, nicht
') Diesen Beitrag hat R. J. Rushdoony aus Polo Alto/Californien in einer der
Arbeit vorangestellten „Introduction" folgendermaßen gewürdigt: Woudstra's
„explorotions and conclusions concerning the nature of faith and Symbol, of
Symbol and word, and of Symbol and reality, in relation to the ark, have a major
implication for any doctrine of the sacraments and of the church, . . ." (S. 7).
Es werden also Ergebnisse von zentraler dogmatischer Bedeutung angekündigt,
die sich zugleich gegen „neo-orthodoxy, as an intensified and latter-day
pietism" richten, deren Vertreter zwar an den Symbolen sehr interessiert seien,
jedoch ihre „Separation from history" förderten. Verderbliche Folgen seien u. a.
doketlsche Christologie und konsequente Eschatalogie.