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Ausgabe:

1967

Spalte:

67-68

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Schröter, Martin

Titel/Untertitel:

Verkündigung in der Studentengemeinde 1967

Rezensent:

Hempel, Johannes

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67

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 1

68

Gesichtspunkte, die J. Molfmann für die Deutung und Beurteilung
der frühen dialektischen Theologie und für die Interpretation der
Osterbotschaft überhaupt beigebracht hat, mag sich das Bild
allerdings wohl etwas verschieben. Auffallend ist, daß der Bezug
von Ostern zur Parusie in den Predigten, aber auch in der Kritik
kaum eine Rolle spielt. Dankenswert ist, daß die Theologie und
die Verkündigung H. J. Iwands für das theologische Gespräch
und die Frage nach der Osterpredigt fruchtbar gemacht werden.

Einige Predigten scheinen mir dogmatisch überinterpretiert. Ist aus
dem Bild der Bodelschwingh-Predigt (S. 158) wirklich die „idealistische
Mitgift des Pietismus", eine falsche Verinnerlichung des Wortes herauszuhören
und spricht der Text nicht von einem perisseuein, das Neue Testament
und Luther nicht von einem Wachsen im Glauben, das nicht auf
ein „immer neues Christwerden" zu reduzieren ist? Wieso will das Bild
der Trillhaas-Predigt (S. 173) psychologisch auf die Schicht des Unbewußten
aufmerksam machen? Es ist in der Predigt eindeutig auf die
„Offenbarung lesu Christi", den „Grund der Hoffnung" und das „Ende
des Glaubens" bezogen. Der Nachweis einer „psychologischen Motivierung
des Osterglaubens" scheint mir nicht gelungen. Die kritischen Analysen
der Predigten von H. Vogel sind mir nicht ganz durchsichtig geworden
. Wird das „pro nobis" bei Vogel wirklich ausgeklammert (S.
130; 132, vgl. Vogel a. a. O. S. 112; 116 und die Predigt S. 103f.), und
tritt das Wort wirklich zurück(S. 130 f.; 136, vgl. Vogel S. 106; 108;
110; 117)? Und wenn nach Vogel Gott in den Abgründen unserer Existenz
begegnet (S. 130), so ist doch nicht eine unmittelbare Zugänglichkeit
Gottes gemeint, sondern Gott in Christus.

Corrigenda: S. 89 Norm statt Form; S. 126 Christusbegegnung statt
Christusbewegung; S. 136 am Gekreuzigten statt im Gekreuzigten;
S. 199 Bösinger, Rudolf: Um die Mitte des XX. lahrhunderts gepredigt
statt; um die Mitte des XIX. Jahrhunderts.

Gnadau Heino Falckc

Schröter, Martin: Verkündigung in der Studentengemeinde. Zwölf
Predigten. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1964]. 79 S. gr. 8° =
Pflüget ein Neues. Göttinger Predigt-Hefte 13/14. DM 5.80.

Der ehemalige Heidelberger Studentenpfarrer legt aus der
Verkündigung seiner Amtsjahre zehn ausgewählte Predigten und
zwei biblische Vorträge vor, die Gerhard von Rad mit einem Geleitwort
versehen hat.

Wer — weil es sich doch um für Studenten erarbeitete Verkündigung
handelt — reißerische Brillanz oder akademische Intel-
lektualität befürchtet, wird angenehm überrascht. Die Sprache des
Predigers ist zwar von außergewöhnlicher Beweglichkeit des Ausdrucks
und seine Gedankenführung wohltuend klar und thematisch
konzentriert. Aber: Diese Predigten sind im Grunde ,ganz normal
' und könnten vor vielen anderen Gemeinden so gehalten werden
.

Der Prediger ist in theologischer Hinsicht vermutlich Karl
Barth verpflichtet. Seine Verkündigung ist stark auf das Evangelium
konzentriert; lediglich in einer Bußtagspredigt (S. 29 — 33)
kommt auch das .Gesetz' ernstlich zur Sprache. Immer wieder geht
es Sehr, vordringlich um diese in folgendem Zitat exemplarisch
formulierte Botschaft: „Ich sage also: Es gibt keine menschliche
Lage, es gibt keine menschliche Schuld, es gibt keine menschliche
Verzweiflung, es gibt keine menschliche Schwachheit und es gibt
keinen menschlichen Irrweg, wo Gott, der Vater, mein Leben nicht
mit mir teilt!" (S. 38). — Sehr' Prägung durch Barth wird auch an
der ungebrochenen Einbeziehung des politischen Bereiches deutlich
, die von der lutherischen Zweireichelehre her so kaum möglich
wäre. — Vor allem aber ist in diesem Zusammenhang auf eine
gewisse zweifellos bewußte Sorglosigkeit des Predigers gegenüber
modernen hermeneutischen Fragestellungen zu verweisen. Freilich
kennt er sie, auch von Text zu Text, genau; aber in der Verkündigung
selbst gelangen sie kaum zur Auswirkung. So ist das folgende
Zitat ein charakteristischer Satz: „ . . . gerade da, ... wo wir unser
literarkritisches, historisches und religionswissenschaftliches
Bemühen mit vollem Ernst betreiben, werden wir immer wieder
auf den Text zurückgeworfen" (S. 9), — so angesichts der Verheißung
der Geburt Jesu an Maria und Joseph durch den Engel
(Mt. 1, 18-25).

Das vorrangig und entscheidend Besondere dieser Predigten
liegt aber in der Konkretisierung der jeweiligen Botschaft für die
Hörenden. Jenseits aller peinlichen Kasuistik, unter strenger Wahrung
des zentralen Themas der Perikopen gelingt es dem Prediger
— begünstigt durch umfangreiche Sachkenntnis und seelsorgerlichen
Durchblick — die Lebensprobleme vieler in den Griff zu bekommen
. Diese erstaunliche Fähigkeit zum Brückenschlag zwischen
dem einzelnen Text und der konkreten Gemeinde dürfte diesen
Predigten unter den Heidelberger Studenten Gehör verschafft haben
und rechtfertigt u. a. die Veröffentlichung.

Leipzig Johannes H e m p e 1

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