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Ausgabe:

1967

Spalte:

63-64

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Trauung 1967

Rezensent:

Voigt, Gottfried

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Seite 1

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63

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 1

54

Koch, Gerhard: Geschichte der Offenbarung (ZThK 63, 1966 S. 496—
514).

Körner, Johannes: Die transzendente Wirklichkeit Gottes (ZThK 63,

1966 S. 473—495).
Patsch, Hermann: Friedrich Schlegels „Philosophie der Philologie"

und Schleiermachers frühe Entwürfe zur Hermeneutik (ZThK 63, 1966

S. 434—472).

Rahncr, Karl: Intellektuelle Redlichkeit und christlicher Glaube. —
Dan t ine, Wilhelm: Glaube und Wissenschaft. Ihre kritische Funktion
. Wien-Freiburg-Basel: Herder [1966]. 57 S. 8°. Kart. ö.S. 36.— ;
DM/sfr. 5.80.

— Vom Sinn des kirchlichen Amtes. Freiburg-Basel-Wien: Herder
[1966]. 47 S. gr. 8°.

S 1 e n c z k a , Reinhard: Ecclesia Particularis. Erwägungen zum Begriff
und zum Problem (KuD 12, 1966 S. 310—332).

T h i e 1 i c k e, Helmut: Der Glaube des Evangeliums und die Wirklichkeit
unserer Zeit (Universitas 21, 1966 S. 1257—1264).

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Breit, Herbert, u. Claus Westermann : Calwer Predigthilfen.

Bd. 3: Die alttestamentlichen Texte der fünften Reihe, unter Mitarb.
v. W. Rupprecht u. W. Warth hrsg. Stuttgart: Calwer Verlag
[1964]. 280 S. 8°. Lw. DM 16.—.

Der 1. Band dieser Reihe wurde in ThLZ 1963 Nr. 11 Sp.
864f. besprochen; das dort Gesagte gilt auch für diesen 3. Band.
Ein vierter soll die Reihe abschließen. Die 16 alttestamentlichen
Texte der Reihe V in der Ordnung der Predigttexte sind behandelt
, dazu 4 Marginaltexte. (Auch an den hier vorliegenden Beispielen
solcher Randperikopen — die Bezeichnung soll ja keine
Abwertung sein! — zeigt sich, daß den Predigern Mut zu machen
ist, nach ihnen zu greifen.) Die vier bewährten Mitarbeiter sind
gleichmäßig mit je 5 Textbearbeitungen an dem Werk beteiligt.
Auch diesmal nehmen sie sich hinreichend Raum für ihre Darlegungen
(durchschnittlich 13 Seiten für eine Perikope; am breitesten
— Breit, mit 18—22 Seiten). Der Prediger wird zu gründlicher
Vorarbeit angehalten, muß freilich dann desto mehr darauf bedacht
sein, auszuwählen und zu straffen.

Der Aufbau der Beiträge ist im allgemeinen einheitlich: Ein
erster Abschnitt („Zum Text") gibt die „Präparation" des hebräischen
Textes (Wortbedeutung, Ableitung, Weiterbildungen), Anmerkungen
zum Luthertext und Literaturhinweise. Der Umgang
mit dem Urtext wird so leicht gemacht, daß auch der des Hebräischen
Entwöhnte ohne Plackerei zurechtkommt. Der zweite, meist
umfänglichste Teil bietet gründliche Exegese. Ein dritter Teil ist
„Besinnung" überschrieben (W. Warth schreibt statt dessen:
„Überlegungen auf dem Wege zur Predigt"). Der vierte Teil gibt
Vorschläge „zur Predigt". Um es gleich zu sagen: dieser letzte
Teil ist mir der problematischste; nicht, weil die dort gezeigten
Wege nicht einleuchten, sondern weil eine Predigthilfe dem Benutzer
zuviel abnimmt, wenn sie, vom Einleitungsgedanken an, den
Weg skizziert. Spätestens an der Stelle, wo es an das Aufbauen
und Gestalten geht, ist ja nicht mehr Information nötig, sondern
die Auseinandersetzung mit der Sache, aus der dann auch die
Marschroute sich ergibt. Quellfrisch wird immer nur das sein,
worin viel Eigenes investiert ist. Trotzdem: auch die praktischen
Vorschläge zur Predigtgestaltung, die das vorliegende Buch gibt,
sind hilfreich, wenn man sie recht benutzt. So etwa Westermanns
Vorschlag, bei der Silvesterpredigt über Ps. 90 den Text in drei
Teilen zu verlesen und die Auslegung jedesmal folgen zu lassen.
Interessant Breits Versuch — den er sodann noch modifiziert —,
die Schilfmeerperikope erzählend „durchzuspielen" (die Vergegenwärtigung
bliebe dann Aufgabe des Hörers); andererseits weist
Breit überzeugend auf die neutestamentlichen Anspielungen auf
den Text hin, die die „geradezu sakramentale Bedeutung" des
Schilfmeergeschehens beleuchten. Ist hier, am 4. S. n. Epiph., von
der Taufe mit Recht die Rede, so bleibt in Westermanns Auslegung
von Jes. 43, 1—7 am 6. S. n. Trin. (Taufgedächtnis) die Taufe
auffälligerweise unerwähnt.

Die Autoren haben sich nicht auf eine geschlossene theolo-
gisch-hermeneutische Konzeption festgelegt. Das ist ganz gewiß
nicht Not, sondern Tugend. Gottes vielfältige und vielgestaltige

Rede (Hebr. 1, 1) kann nur in ebenso vielgestaltiger Weise verstehend
aufgeschlossen werden. Mit einem bestimmten hermeneu-
tischen Dreh oder auch mit einer festgelegten Folge methodischer
Handgriffe käme man hier nicht weiter. Es darf dem Buche
nachgerühmt werden, daß es die historische Textsituation durchweg
ebenso ernst nimmt wie die Aufgabe, christliche Predigten
zu halten. Das kann bedeuten, daß man alttestamentliches
Kolorit wohl klar wiedergibt, die Gemeinde aber wissen läßt, daß
das nicht abstreifbare „sinnlich Vorstellbare" nur das Geheimnis
Gottes umschreiben kann, das sich in Christus und auf seine Weise
erfüllt (so z. B. Breit zu Jes. 3 5). Das kann auch bedeuten, daß
man deutlich erklärt (wie es Westermann zu Ps. 90 tut), daß die
Christengemeinde an einen anderen Ort gestellt und die Textsituation
für sie zwar nicht einfach vergangen, aber überboten ist.
Es kann sogar sein, daß wir bekennen, auch als Christen darauf zu
warten, daß Gott die im Text gegebene Verheißung erst noch
einlösen wird, nämlich am Tage der Parusie Christi (so z. B. Westermann
zu Mal. 3). Damit wird der alttestamentliche Text nicht
etwa entbehrlich; richtet sich doch der Glaube nicht auf allerlei
Überraschungen, die die Zukunft bringen mag, — er kennt vielmehr
den Gott, der ihn wissen läßt, worauf er zugeht. So wird
„die heilsgeschichtlich-typologische Linie . . . ebenso unentbehrlich
wie die über den Text hinausführende Antwort der neutestamentlichen
Gesamtbotschaft" (Rupprecht).

Vorangestellt sind sehr hilfreiche Überlegungen über „Möglichkeit
und Grenze der Übersetzung" (Westermann), „über die
Bedeutung der Septuaginta und Vulgata" (Breit) und über „moderne
deutsche Bibelübersetzungen" (Rupprecht). Hier bekommt
der Leser Hilfen zu sinnvollem Umgang mit seinem Handwerkszeug
.

Leipzig Gottfried Voigt

Krause, Oswald: Die Osterpredigt nach dem Ersten Weltkrieg bis
zur Gegenwart. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G. Mohn [1965].
207 S. gr. 8°. Lw. DM 28.—

Diese Arbeit schließt nicht nur eine wesentliche Lücke in der
historischen Homiletik; sie faßt zugleich das Gegenwartsproblem
der Osterpredigt an der theologischen und philosophischen
Wurzel und will aus der Verlegenheit helfen, die hier für die
Theologie zwischen Historismus und Existentialismus herrscht.
So ist es von der Sache her gegeben, daß das Buch weniger historisch
und homiletisch-methodisch als vielmehr dogmatisch orientiert
und interessiert ist.

Die 103 erfaßten Predigten dürften einen annähernd
repräsentativen Querschnitt für den untersuchten Zeitabschnitt
bieten. Neben profilierten Theologen verschiedenster Prägung
stehen unbekanntere Verfasser (warum fehlen Predigten von
Gollwitzer?). Mit einleuchtender Begründung verzichtet der Verfasser
auf eine historische Anordnung und Periodisierung des
Stoffes. Die Predigten sind im Spannungsfeld der geistigen
Situation gesehen, die für den ganzen Zeitraum durch das Auseinanderbrechen
von Glauben und Erkennen in wissenschaftliches
Welterkennen einerseits und ethisch-personalistisch verstandenen
Glauben andererseits charakterisiert ist. Ob sich Theologie und
Predigt in mannigfachen Variationen im Banne des Subjekt-
Objekt-Schemas zwischen „Absolutsetzung der Zeit" und
„Absolutsetzung des Subjekts" bewegen oder diese doppelte
philosophische Umklammerung des Osterkerygmas durchbrechen,
das ist die Hauptfragestellung, die das Buch durchzieht und gegen
Ende immer deutlicher hervortritt. Der Verf. selbst weiß sich als
Schüler Hans-Joachim Iwands und gewinnt aus dessen Theologie
des Wortes und der Rechtfertigung und dessen Verhältnisbestimmung
von Glaube und Wissen seine theologischen
Kriterien.

Der Aufbau des Buches erfolgt nach Gesichtspunkten, die
sich aus der Sachproblematik der Osterpredigt ergeben. So fragt
der erste Teil nach dem Textbezug, der zweite Teil nach der exegetischen
Grundlage der Predigten. Im dritten Teil wird die
christologische Begründung und im vierten Teil das Glaubensverständnis
der Predigten erhoben. Dieser Aufriß läßt die exegetischen
und dogmarischen Sachfragen klar und differenziert