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Ausgabe:

1967

Spalte:

829-831

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Jahrbuch für Antike und Christentum ; Jg 7 ; 1964 1967

Rezensent:

Campenhausen, H. v.

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829 Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 11 830

verlassen, um beim deutschen Kaiser Hilfe zu suchen, und sein Abstracta wie „Majestät" (mit einer alphabetischen Übersicht
Onkel Frederik I (1523-33) wurde zum König gewählt. Obwohl der geläufigsten Formen bei den Kirchenvätern), über Herr-
Fr. I in seiner Handfeste auf Grund der altkatholischen Reak- und < Frau. als feste Anredeform usw ein großes' Material ver.
tion gegen die Politik Chr. II sich dazu verpflichtet hatte, „kei- arbeitet. Wie lehrreich sind Feststellungen wie die daß die innen
Ketzer, Lutheranhänger oder andern" im Reiche predigen dividuel!e Freibeit in den griechischen Quellen» ;rheb]i"ch ö.
zu lassen breitete die Reformation sich unter königlichem

Schutz aus Grof3e Bedeutung erlangte das NT, das der vertrie- ,3er war a,s in den lateinischen Briefen, deren Anredeformen
bene König, nachdem er 1524 dem Luthertum beigetreten war, "mehr von den sozialen Relationen geprägt" waren, oder dafj
hatte übersetzen und in Dänemark verbreiten lassen. Auf dem sicn das »Inr" an Stelle des „Du" im 4. Jhd. „schneller in den
Herrentag in Odense 1527 wurde die Toleranzpolitik des Königs" christlichen als in den heidnischen Sprachgebrauch eingebürgert*
sanktioniert, wobei die Rechtsgrundlage für eine freie evange- hat, im übrigen aber auch bei den einzelnen Vätern persönliche
Verkündigung und Gemeindebildung geschaffen wurde, liehe Verschiedenheiten bestehen bleiben

Die Entwicklung der nächsten drei Jahre bahnte einen Entschei- Dc„ Band eroffnet wieder ^ Rdhe ^ ^ ^ ^
dungskampf zwischen den Katholiken und den ev. Predigern schichte des Kreuzeszeichnes" (VII) von F J Doelger (S 5-38)
auf dem Herrentag in Kopenhagen 1530 an. Die Prediger legten die die Rolle des Kreuzes in der Volksmediz;n in den Wunde„!
ein Bekenntnis vor, das nur im geringen Umfang lutherisch geschichten, bei Gottesurteilen, als Reisesegen 'u dgl z T bis
war, eher das Gepräge eines radikalen Bibelhumamsmus in An- ;ns Mittelalter hinein verfolgen In den archäologischen' Bereich
knüpfung an den süddeutschen radikalen Protestantismus hatte. führt eine kleine Studie von Alfred Hermann über eine un-
Obwohl keine Entscheidung getroffen und eine von den Pre- gewöhnliche Beter-Stelle aus Ägypten" (S. 39-44), die "ihm Ge-
digern erwünschte Disputation verzögert wurde, gingen die legenheit gibt, seine früher im Jahrbuch 1963 entwickelte heid-
Prediger gestärkt aus dem Herrentag hervor, dank des Auf- nische" Deutung der Oranten-Stelen von Terenuthis zu verteidi-
sehens, das ihre Predigertätigkeit in Kopenhagen erweckt hatte, gen. Auch Th. Klauser kann im Anschluß an einen schon von
Nach dem Tode Fr. I entstand ein Streit um die Wahl des Dal Pozzo gezeichneten und jetzt wieder identifizierten Sarko-
neuen Königs, und die Kirche war in altkatholische, reformka- phag seine heidnische Deutung der Orans (im Sinne der „Pic-
tholische und reformatorische Gruppen zerfallen, und eine Zwi- tas") noch einmal sichern (S. 67-76). (Zum entsprechenden Verschenpartei
, die die Macht ergriff, verhielt sich abwartend. Dia. ständnis des „guten Hirten" vgl. auch Klausers Besprechung von
Wahl wurde verschoben, und der Versuch einer einmütigen H. Kahler, die Stiftermosaiken in . . . Aquileja, S. 161 des
katholischen Aktion scheiterte. Als der amtierende Erzbischof. Jahrbuchs). Man wird künftig allenfalls die spezielle Deutung,
1536 die Prediger in seinem Bistum für vogelfrei erklärte, aber sicher nicht mehr das Vorhandensein heidnischer Vorbilder
brach in Malmö ein Aufruhr aus, der zu einem Bürgerkrieg für die christlichen „Orans" bestreiten können. Eine weitere
führte. Die Bürger Kopenhagens und Malmös versuchten mit höchst lehrreiche Untersuchung Hermanns gilt der „Porphyra",
Hilfe des Kaisers, der Niederlande und Lübecks unter Leitung dem kaiserlichen Gebärhaus in Konstantinopel, die mit einer
des Grafen Christopher von Oldenburg entweder den vertrie- Pyramide bekrönt war (S. 117-138). Die Zweifel Delbruecks an
benen König, Chr. II, oder seinen Schwiegersohn, Friedrich von diesem Aufbau sind unbegründet, wie aus der weiten Verbrei-
der Pfalz, auf den Thron zu setzen, aber der Adel in Jytland tung des Pyramidenmotivs deutlich erwiesen wird. Auch das
wählte zum König den Sohn Fr. I, Christian, der ein ausgepräg- Gebärhaus als solches dürfte auf ägyptische Vorbilder zurück-
ter Lutheraner war. Wegen ihrer ökonomischen Interessen unter- gehen. Doch sind die reichhaltigen Darlegungen über Geschichte
stützten die kath. Würdenträger den Adel, und 1536 mußte Ko- und Deutung der Pyramide auch unabhängig von dieser speziel-
penhaqen sich ergeben und Chr. III war Herr über das Reich. Ein len Nachweisung ungemein interessant. „Der Grab- und Sonnen-
RcichstacT der Stände mit Ausnahme des geistlichen Standes wurde zeichen-Charakler" haftete der Pyramide fast überall an, wo sie
einberufen die kath Bischöfe wurden schändlich verhaftet, die verwendet wurde, und der Verfasser meint. da6 sie auch im
Güter der Bischöfe gingen an den König über, und er versprach Fal1 der Porpnyra als „Sonnenmal. das zu dem Aufsteigen eines
feierlich eine christliche Ordinante und Reformation" nach dem neuen Seelenlirhts der Pnnzengeburt überaus gut paßte", darum

WllncA dnr prpdiaer Hiermit hatte die Reformation in Däne- geeignet war (?). Bei dem Nachwirken der Spekulationen über

Wunsch der Prediger. Hiermit na ^ vierzgh) g 133ff ^ auf dje ^ yerbrei_

mark gesiegt. 011 o s e n tete Dcutung der vier Evangelien verwiesen werden können. -

Aarhus A. v. Gerkan nimmt in seinen „weiteren Überlegungen zum

_ , _ll Petrusgrab" dieses erneut unter die archäologische Lupe und

KTUCHENGESCHTCHTE: ALTE KIRCHE unterzieht die neuen Veröffentlichungen von A. Prandi und be-

. • . t. t7 t~ sonders M. Guarducci einer vernichtenden Kritik. Da es im er-

Jahrbuch für Antike und Chnstentum, hrsg. v. Franz-Jo- ^ Jh ^ ^ ^ ^ ^ ncronisdlcn Gärten gegebcn

seph-Dölger-Institut a. d. Universität Bonn. Schnftlcitung: Tn. haben kann> rcchnct Getkan für den Leib des Aposieh zunächst
Klauser. A. Stuiber, A. Hermann. Jg. 7, 1964. Münster/W.: nur mit ciner Einscharrung. Erst als hier im zweiten Jh. eine
Aschendorff fl9661. 184 S. m. 16 Abb., 11 Taf. 4°. Kart. DM Nekropole entstand, konnten die Christen ein Gedenkmai er-
30-- Lw DM 33.-. richten; doch ist das „Tropaion" bei Gaius mit Erich Dinkler
Dieses Jahrbuch' des Franz-Joseph-Doelger-Instituts ist nicht hierauf, sondern auf „die Stelle des Triumphes" als solche,
wieder von gewohnter Reichhaltigkeit. Volkskundliche, archäo- den bI°Öen „Ort des Martyriums" zu beziehen Im übrigen be-
, . .... ....... . , .. . . ... ,. kennt sich Gerkan erneut zur Lietzmannschen Translationslogische
und hteraturgeschichthche Aufsatze stehen nicht wähl- hypothese

los nebeneinander, sondern entsprechen durchweg dem großen Den Übergang von den archäologischen zu den literaturge-

Themenkreis von „Antike und Christentum", dessen Erschließ schichtlichen Beiträgen bildet die Aufklärung eines „Miftver-

6ung und Durchdringung es dienen soll. Unter den Buchbespre- ständnisses heidnischer Kultübung bei Prudentius" durch

chungen ist die Stellungnahme von H. Brandenburg zu J. Mo- Chr. Gnilka, das angebliche „Einwachsen der Götterbilder"

reaus Trierer Kornmarktmosaik" (1960) hervorzuheben, weil (S. 52-57). Es beruht auf dem Mißverständnis eines Juvenal-

hier Morcaus im einzelnen sehr förderliche, im ganzen allzu verses und ist insofern lehrreich, als es zeigt, wie fern Pm-

v.., _ . , . . ... . . „.__B„ • . _„„v, Koi dentius den alten Kultubungen bereits stand: in seiner Umwelt

kühne Deutungen eingehend kritisiert werden. Es ist auch bei _H_ • , . .. . . n

.. ... , . . . . „ konnte er sich kaum mehr „eine lebendige Anschauung aller

diesem späten und eben darum beziehungsreichen und vieldeu- ^ ^ römischen Rulteg t,rwcrbe;. w. Speyer b^gt

tigen Monument eines heidnischen Sonderkultes besser, bei fflr den 0ctavius- des Minucius Felix durch den Nachweis typi-

einem „non liquet" stehen zu bleiben, als sich in weitgreifen- scher und z T widersprüchlicher Züge noch einmal den un-

den Kombinationen zu verlieren. Als „Nachtrag zum Reallexikon zweifelhaft fiktiven Chrakter des Gesprächs (S. 45-51). Der

für Antike und Christentum" steuert H. Zilliacus einen höchst Verf. meint darüber hinaus, Minucius könne das wenig re:z-

reichhaltigen und anregenden Artikel über die „Anredeformen" volle Gestade von Ostia gar nicht gekannt haben, wenn er die

bei. der u. a. über das Aufkommen der Anrede im Plural, der übliche Szenerie des Gespräches gerade in dieser Gegend