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1967

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 1

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ist es nur am Rande geduldet? . . . Das reiche Erbe, das etwa in
Citeaux und La-Perre-qui-Vire, beispielhaft in aller Stille, wirklich
in der stillen Einsamkeit gelebt wird, wirkt nach Taize hinüber;
während von dort aus ,Ströme lebendigen Wassers' sich ergießen,
gerade auch in katholische Gemeinschaften. Der Geist weht, wo
er will" (S. 155-173).

Der besondere Wert dieses Buches besteht in einem dreifachen
: Einmal wird hier eine kritische Bestandsaufnahme geboten,
zum andern wird die ebenso kritische Frage nach dem Wagnis der
Nachfolge im Ordensstand erhoben: Hat das Gebot der Nachfolge
und haben die „evangelischen Räte" in der Nachfolge neue Wege
zu suchen? Die Antwort auf diese Frage ist umso erfreulicher, als sie
eine überraschende Offenheit wie ökumenische Weite verrät — was
dann schließlich besonders in der Beurteilung der „Orden in der
evangelischen Christenheit" zutage tritt und beispielhaft an Taize
dargestellt wird: „Taizes Sendung scheint in dem Bemühen der
wieder zu gewinnenden vollen Einheit der Christenheit in der
einen Kirche unseres Herrn zu liegen. Nie darf ein Bruder von
Taize sich mit dem Ärgernis der Glaubensspaltung abfinden, ,mit
dem Skandal unter den Christen, die alle so leicht die Nächstenliebe
bekennen und doch getrennt bleiben. Habe die Leidenschaft
für die Einheit des Leibes Christi' ... Ich gestehe auch offen, daß
mir im Mitbeten und Mitsingen des Gotteslobes der Brüder die
Glaubensspaltung überwunden schien: Man war die eine Familie"
(S. 168f.).

MUnster/Westf. Paul Jacobs

Bodzenta, E., Grein ach er, N., u. L. Grond: Regionalplanung
in der Kirche. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1965].
182 S., 21 S. m. Zeichngn. u. Plänen, 1 Faltkte. 8°. Lw. DM 22.50.

Seit mehr als 15 Jahren gibt es im Bereich der katholischen
Kirche in Westeuropa mehrere Institute, die sich mit regionalen
Planungsstudien befassen, so insbesondere in den Niederlanden
und Belgien, in Frankreich, in Österreich und der Bundesrepublik
. Der hier vorgelegte Band verfolgt das Ziel, einige
wichtige Ergebnisse dieser Institutsforschungen zusammenzufassen
und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Zugleich werden die Grenzen und Möglichkeiten des Einsatzes
profanwissenschaftlicher Erfahrungen und Methoden bei der
kirchlichen Regionalplanung in großen Zügen bestimmt; insofern
stellt dieser Band auch einen wichtigen Beitrag zur kirchlichen
Organisationsanalyse im Rahmen einer allgemeinen
Kirchensoziologie dar.

Einleitend wird ein statistischer Überblick über die Diözesan- und
die Pfarrstruktur der katholischen Kirche in Westeuropa gegeben, wobei
insbesondere auf die Diskrepanz zwischen der Rechtsbestimmung
und der sozialen Wirklichkeit der Diözesen hingewiesen wird. Wenn
auch ausdrücklich anerkannt wird, daß eine kirchliche Regionalplanung
nicht einfach über die historischen Unterschiede in der kirchlichen
Territorialgliederung, in der Sozialstruktur und in der Eigenart der
Religiosität hinweggehen und so etwas wie eine „ideale Struktur" der
kirchlichen Organisation postulieren könne, so werden doch einige
allgemeine Leitsätze kirchlicher Regionalplanung und Organisationsformen
aufgestellt. Zu ihnen gehören etwa die Aussagen, daß weder
Mammut- noch Kleinstdiözesen den optimalen Bedingungen für eine
geregelte Seelsorge entsprechen können; — daß eine Diözese groß
genug und derart strukturiert sein müsse, daß sie sich vor allem im
Blick auf Kirchenbau und Nachwuchsrekrutierung selbst erhalten
könne; — und daß eine Diözese aus einer oder mehreren „zones
humaines" aufgebaut sein sollte, d. h. aus sozial einheitlichen
Regionen. Kirchliche Regionalplanung hat also stets zwei Aspekte zu
beachten: wie kann die kirchliche Organisationsstruktur optimiert
werden im Blick auf ihre ureigenen Funktionen einer geregelten Verkündigung
und Seelsorge; und wie kann die kirchliche Organisationsstruktur
in optimale Übereinstimmung mit der Sozialstruktur und
deren Substrukturen gebracht werden?

Im zweiten Teil des Bandes werden zunächst die bisher erprobten
Methoden der Pfarr- und Kirchenplanung, insbesondere der Ermittlung
des Pfarr- und Kirchenbedarfs, und die in bisherigen Untersuchungen
entwickelten Kriterien zur Festlegung von Pfarrgrenzen, zur Standortbestimmung
von Pfarrkichen und zur Bestimmung der Größe des
Kirchenraums dargelegt und an Hand einiger Planungsbeispiele erläutert
. Sodann wird ausführlich über die Ergebnisse zweier größerer
Untersuchungen katholischer Planungsinstitute berichtet: über eine
Untersuchung der Pfarrstruktur der Stadt Dortmund und über eine

kirchliche Strukturanalyse im niederösterreichischen Landgebiet. Es
würde zu weit führen, diese Ergebnisse hier im einzelnen zu referieren.
Sie sind eindrucksvoll genug, um allen verantwortlichen kirchlichen
Instanzen im katholischen wie protestantischen Bereich nachdrücklidi
zum Stud ium empfohlen zu werden. Sie münden in beiden Fällen in
konkrete Vorschläge zu einer sozialorientierten kirchlichen Neugliederung
. Im Falle der Stadt Dortmund wird, ausgehend von der Forderung
nach einer Stadtkirche als echter seelsorgerlicher Einheit des
städtischen Lebens, innerhalb dieser Stadtkirche zwischen der eigentlichen
„Citykirche", der Vorstadtpfarrei und der Außenstadtpfarrei
unterschieden. Der Citykirche wird angesichts der hohen innerstädtischen
Mobilität die Bedeutung einer seelsorgerlichen Klammer für die
Stadt zugeschrieben, durch die „von Fall zu Fall das Erlebnis der über
die Ortspfarreien hinausgehenden Zugehörigkeit zur größeren Gemeinschaft
" ermöglicht wird. Die Vorstadtpfarrei, die der städtischen
Anonymität in den dichtbesiedelten Wohnvierteln ausgesetzt ist, vermag
kaum zu einem Zentrum des religiösen und sozialen Lebens zu
werden und wird eine mehr koordinierende und anregende Aufgabe,
insbesondere im Blick auf eine ausgedehnte Seelsorgeorganisation,
haben. Die Außenstadtpfarrei wiederum vermag durchaus eine sozial
nützliche Funktion zu erfüllen, insofern sie dem Wunsch des Menschen
entgegenkommen kann, ihn in seinen Wohnbezirk zu integrieren.

Es liegt auf der Hand, daß alle diese Überlegungen und
Vorschläge zu einer kirchlichen Regionalplanung hier in den
Bezugsrahmen jener normativen Aspekte eingeordnet sind, die
das katholische Kirchenverständnis bestimmen. Doch es wäre
völlig verfehlt, diesen Umstand zum Anlaß zu nehmen, um etwa
die Nichtanwendbarkeit derartiger Überlegungen auf den Bereich
evangelischer Kirchen zu postulieren. Es wäre dringend zu wünschen
, daß die Auseinandersetzung mit diesem Band und seinen
zahlreichen methodischen und sachlichen Anregungen und Ergebnissen
Gelegenheit gibt, auch im protestantischen Bereich
das bislang sträflich vernachlässigte Problem der Sozial-
adäquatheit kirchlicher Organisationsstrukturen nachdrücklich
zur Diskussion zu stellen.

Münster/W. Joachim Mittles

Bertetto, Domenico: Pio VII e la festa liturgica di Maria „Auxi-
lium Christianorum" (Salesianum XXVIII, 1966 S. 130—149).

Bopp, Jörg: Die Pastoralkonstitution „Die Kirche in der Welt von
heute" vom II. Vatikanischen Konzil (ZEE 10, 1966 S. 193—212).

Eckert, Willehad Paul: Das Zweite Vatikanische Konzil — Beginn
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Gerhartz, Johannes Günter: Die Mischehe, das Konzil und die
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Hild, Gottlob: Welt von heute — Kirche von morgen? Erwägungen
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Hofmeister, Philipp: Die Form der Eheschließung bei den Katholiken
und Protestanten (TThZ 75, 1966 S. 223—237).

Küppers, Werner: Die apostolische Sukzession in der Lehre und im
Recht der römisch-katholischen Kirche (IKZ 56, 1966 S. 166—180).

Madey, Johannes: Der Abschluß einer bekenntnisverschiedenen Ehe
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Murray, John Courtney: Die Erklärung über die Religionsfreiheit
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Nell-Breuning, Oswald von: Die politische Gemeinschaft im
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Pavan, Pietro: Das Recht auf Religionsfreiheit in der Konzilserklärung
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Pfürtner, Stephanus: Der ökumenische Gedanke auf dem Zweiten
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Rödding, Gerhard: Die Reform der römischen Messe nach der Con-
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Slenczka, Reinhard: Das Ostkirchendekret des Zweiten Vatikanischen
Konzils (ÖR 15, 1966 S. 321-336).

Urrcsti, Teodoro Ignatius limenez: Die Religionsfreiheit in der
Sicht eines katholischen Landes: Spanien (Concilium 2, 1966 S. 613—
620).