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Ausgabe: | 1967 |
Spalte: | 749-751 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie |
Autor/Hrsg.: | Huffmon, Herbert B. |
Titel/Untertitel: | Amorite personal names in the Mari texts 1967 |
Rezensent: | Meyer, Rudolf |
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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 10
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forschung überprüft und zu einer bedeutend umfangreicheren
Darstellung verarbeitet hat. Der Verfasser bemüht sich um die
Würdigung aller biibliotheksgründenden und -hemmenden Kräfte
von den Uranfängen der frühchristlichen Gemeinden an über
das Mittelalter hin bis in die jüngste Zeit hinein. Da er die
Ceschichte des kirchlichen Bibliothekswesens nicht isoliert betrachtet
, sondern sie in den Gesamtrahmen des geistigen und
geschichtlichen Lebens der gesamten Zeitspanne hineinstellt, vermittelt
er auch dem nicht unmittelbar fachlich interessierten Leser
ein anschauliches Bild der geistigen Bewegungen, die im
kirchlichen Bibliothekswesen ihren Niederschlag fanden.
Durch die ganze Arbeit ziehen sich, an vielen Beispielen erörtert
, die Versuche zur Lösung vieler Probleme der Bibliotheksverwaltung
: Verhältnis von Bibliothek zu Archiv, Erwerb und
Finanzierung, Umfang und Inhalt der zu sammelnden Literatur,
die Frage der Ausleihe und Bestandserfassung durch Kataloge.
Auf Grund der bibliotheksgeschichtlichen Erfahrungen stellt der
Autor zusammenfassend Forderungen und Thesen für die weitere
gegenwärtige Arbeit im kirchlichen Bibliothekswesen auf:
so den Ausbau der im Entstehen begriffenen leistungsfähigen
Zentralkirchenbibliotheken, die Bildung von Schwerpunktsbibliotheken
, die Erschließung der Bibliotheksbestände durch Zentralkataloge
und Sonderbibliographien, die Durchführung eines
innerkirchlichen Leihverkehrs und die Weiterführung der 1962
veröffentlichten Zeitschriftenverzeichnisse evangelisch-kirchlicher
Bibliotheken.
Besonders eindringlich weist Erbacher auf die Notwendigkeit
des Einsatzes bibliothekarisch vorgebildeter Fachkräfte des
höheren und gehobenen Dienstes hin und stellt die ausschlaggebende
Frage nach der Finanzierung und der Ausbildung dieser
Kräfte.
Einen besonderen Wert erhält die vorliegende Arbeit durch
das mitgegebene reiche Quellenmaterial, das für zukünftige, vom
Verfasser als notwendig erachtete Einzeluntersuchungen auf dem
Sachgebiet - so z. B. über die sich ergebenden soziologischen
Aspekte _ äußerst brauchbar sein dürfte.
Threna bei Leipzig Helmut Mogk
Kaiser, Otto: Zur Lage evangelischer Theologie und Kirche
(NZSTh 9, 1967 S. 1-7).
Turner, H. W.: Theology and the Universitär ZRGG 19,
1967 S. 114-126
ALTER ORIENT
H u f f m o n, Herbert Bardwell: Amorite Personal Names in the
Mari Texts: A Structural and Lexikal Study. Baltimore: Johns
Hopkins Press [1965]. XVI, 304 S. gr. 8°. Lw. $ 7.50.
Vorliegende Studie verfolgt zwei Ziele: einerseits möchte sie
auf Grund der strukturalen und lexikalischen Erschließung der
amurritischen Personennamen, in denen in erster Linie religiöse
Gedanken zum Ausdruck kommen, einen Beitrag zur Erforschung
der Religion der Amurriter liefern, anderseits will sie die Frühgeschichte
des West- bzw. Nordwestsemitischen erhellen, da die
amurritischen Namen die älteste Quelle hierfür darstellen.
Die Abhandlung beginnt mit einer „Einleitung" (S. 1 bis 12),
in der in anschaulicher und gedrängter Form über die Geschichte
der Forschung berichtet wird. Hierbei stellt selbstredend
Th. Bauer, Die Ostkanaanäer. Eine philologisch-historische
Untersuchung über die Wanderschicht der sogenannten
,Amoriter' in Babylonien. Leipzig 1926, einen Markstein in der
Entwicklung dar. Aber während Th. Bauer über knapp 700 Namen
verfügte, die sich über einen Zeitraum von 300 Jahren
verstreuen, kann Verf. seiner Untersuchung 900 Personennamen
im Rahmen eines homogenen Materials zugrunde legen, das
sich lediglich über etwa 70 Jahre erstreckt.
Besonderes Augenmerk widmet Verf. der Benennung jener
nicht-akkadischen Semiten, die in den Tontafeln von Mari jetzt
in so massierter Form erkennbar werden. Th. Bauer und B.
Landsberger bezeichneten sie als „ostkanaanäisch", wobei sich
die Himmelsrichtung auf die angebliche Heimat der Vorfahren
dieser Westsemiten, nämlich das Osttigrisland beziehen sollte.
Diese These ist mit Recht aufgegeben. Von „ost"-kanaanäisch
kann man - mit W. F. Albright - nur insofern reden, als es
sich hierbei um sprachliche Reste aus einem Gebiet östlich des
syrischen Küstenlandes handelt (S. 2f.). Aber auch der Begriff
„kanaanäisch", wie er etwa von D. O. Edzard oder B. Landsberger
nach Revision seiner eben kurz angedeuteten Hypothese
noch gegenwärtig vertreten wird, erscheint ebenso problematisch
wie M. Noths Hypothese, wonach die Träger der zur Debatte
stehenden Namen am besten als „Proto-Aramäer" zu bezeichnen
seien1. So schließt sich Verf. den in der Mehrzahl befindlichen
Forschern an, die den sich durch Neutralität auszeichnenden
Ausdruck „Amurriter" gebrauchen, und er sagt mit Recht:
„One clear advantage of the term ,Amorite' is that it does not
prejudice the case as to the linguistic or onomastic relation-
ship between the Semitic but non-Akkadian, names known from
BabylonI texts and the various (later) Northwest Semitic dia-
lects or South Arabic" (S. 5).
Die eigentliche Untersuchung setzt ein mit einer „Liste von
amurritischen Personennamen" (S. 13-60), die eingeleitet wird
durch eine Darstellung der Kriterien, nach denen die westsemitischen
Namen oder deren Elemente von akkadischen und
hurritischen Formen zu trennen sind. Verf. beschränkt sich hierbei
auf reine Personennamen; geographische Namen und Genti-
lilicia werden nicht berücksichtigt. Zugrunde gelegt ist die Ordnung
des nordwestsemitischen Alphabets mit dem Unterschied,
daß die Wörter mit a, e, i, u als Anfangsbuchstaben vorausgeschickt
sind. Daß hierbei manches problematisch bleibt, versteht
sich von selbst, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die für
das Sumerische entwickelte Keilschrift für das Westsemitische
noch weniger geeignet ist als für das Akkadische. Die in zwei
Kolumnen angelegte Tabelle enthält neben den Namen zugleich
die vollständige Angabe der Belege, so daß der Benutzer
jederzeit in der Lage ist, sie am Original nachzuprüfen.
Der nunmehr folgende analytische Teil bietet zunächst die
verbalen (S. 61-94) und anschließend die nominalen Satznamen
(S. 95-117). Weiterhin werden Namen in Form von Genitivverbindungen
(S. 118-125), Namen mit drei Elementen (S. 126-129)
und die Hypokoristika (S. 130-140) behandelt. Den Abschluß
bilden die Namen, die nur aus einem Element bestehen; hierbei
werden die eigentlichen Ein-Wort-Namen (S. 141-147) und
solche mit Augmenten (S. 147-151) sowie Tiernamen (S. 151f.)
unterschieden.
Besondere Beachtung verdient das umfangreiche Glossar, das
in seinem Hauptteil die amurritischen Elemente in den behandelten
Personennamen enthält (S. 153-270) und separat die in
ihnen begegnenden mesopotamischem Gottheiten umfaßt (S. 270
bis 273). Es faßt die vorhergehende Strukturanalyse zusammen
und bietet zahlreiche Vergleiche zu den übrigen semitischen
Idiomen, wobei laufend auf die grundlegenden Arbeiten von
M. Noth für das Hebräische und J. J. Stamm für das Akkadische
Bezug genommen wird2. Wenn auch Verf. betont, daß manche
der hier ausgesprochenen Vermutungen nur als Versuche zu
werten sind (S. 153), so wird man ihm gleichwohl gern das
Zeugnis ausstellen, daß er mit diesem Wörterbuch des Amurritischen
einen grundlegenden und mustergültigen Beitrag zur
vergleichenden semitischen Grammatik geleistet hat.
Dieses Urteil wird auch dadurch nicht eingeschränkt, daß
das hier verarbeitete Material durchaus noch ergänzungsfähig
ist. Bringt schon Verf. selbst anhangsweise weitere Belege für
1) Vgl. hienu ThLZ 89. 1964, Sp. 22 f.
2) M. Noth, die israelitischen Personennamen Im Rahmen der gemeinsemitischen
Namengebung. Stuttgart 1928 = BZWANT III 10; J. J. Stamm, Die
akkadische Namengebung. Leipzig 1939 = MVAeG 44.