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Ausgabe:

1967

Spalte:

748-749

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Erbacher, Hermann

Titel/Untertitel:

Schatzkammern des Wissens 1967

Rezensent:

Mogk, Helmut

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 10

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evangelische Deutung des Gesetzes (Gal. 3,24: „Lex est pae-
dagogus in Christum") der Verzweifelnde - in mediis terrori-
bus - aufgerichtet wird, also die Funktion des Evangeliums,
des verbum promissionis, erfüllt wird37.

Unbestreitbar ist Heilsgewißheit zur Zeit der Römerbriefvorlesung
für Luther „Problem", wie sie es für ihn in bestimmter
Weise zeitlebens geblieben ist. Als wichtig erscheint uns aber,
daß entscheidende Einsichten zur Begründung von Heilsgewißheit
bereits vorliegen. Mit der Betonung der Demut (in

37) WA 39 I, 441,8 - 442,2.

ALLGEMEINES, FESTSCHRIFTEN

Watzel, Paul, u. Gottfried Schille [Hrsg.]: Theologische
Versuche. Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1966]. 144 S. gr. 8°.
Kart. MDN 12.-.
Der vorliegende Sammelband soll, wie es im Vorwort heißt,
„besonders jüngeren Theologen" (sc. aus der DDR) Gelegenheit
geben, die Ergebnisse eigener Forschung einem breiteren Leserkreis
vorzulegen, wobei auf ausschließliche Bindung an bestimmte
„Schulen" bewußt verzichtet wird. Einige Arbeiten tragen
betont informattiven Charakter. Das gilt einmal für
Georg Walt her mit seinem „Beitrag zur Diskussion über die
Kindertaufe" (46-65). Der Verf. referiert sorgfältig abwägend
die wesentlichen Argumente der diesbezüglichen Schriften von
J. Jeremias und K. Aland, wobei er abschließend zu dem Ergebnis
gelangt, daß für die Bestimmtheit, mit der Jeremias Anzeichen
der Kindertaufe im N. T. findet, die Voraussetzungen fehlen
. Gegen Jeremias macht er vor allem die übergreifende Kraft
der Familiensolidarität und die eschatologische Hochspannung
in der Urchfistenheit geltend, in deren Rahmen offenbar das
Getauftwerden der Erwachsenen in aller Heilsbedeutung auch
für die Kinder genügte. - Martin L i p p o 1 d informiert unter
der Fragestellung: „Was ist eine exegetische Aussage?" (104 bis
115) über die wesentlichen Einwände, die in neuester Zeit gegen
das existenztheologische Verständnis der Interpretationsaufgabe
geltend gemacht worden sind (Betonung des Glaubensinhaltes
, der Tradition als Faktor der Interpretation sowie des
factum extra nos und ante nos gegenüber einem vereinseitigten
pro me). Die Lösung der Problematik wird darin gesehen, daß
die Exegese die Traditionen der Heilsgeschichte in der heutigen
Situation der Gemeinde neu auslegt und damit ihre Verkündigung
zu dem rechten Verstehen des Damals führt, das in der
Predigt immer wieder zum Heute wird. — Heinz P f 1 u g k
schreibt über „Christliche Verkündigung und Wirklichkeitsverständnis
" (116-134). Dem mittelalterlich-aristotelischen Wirklichkeitsverständnis
stellt er das Wirklichkeitsverständnis der Neuzeit
gegenüber, das aufeinanderfolgend durch positivistische,
spiritualistische und existentialistische Tendenzen gekennzeichnet
äst. Keine von ihnen hat die christliche Verkündigung einfach zu
übernehmen, sondern vielmehr im Anschluß an das Zeugnis der
Bibel die Wirklichkeit als Schöpfung Gottes zu verstehen, die
kraft der Auferstehung Jesu Christi für den neuen Äon geöffnet
ist.

Andere Arbeiten wollen unmittelbar der Spezialforsch
u n g dienen. Konrad von Rabenau nimmt die literar-
kritische Untersuchung an der Überlieferung vom Schilfmeerwunder
Ex. 13, 17-14, 31 wieder auf (7-29). Er unterscheidet
zwei Fassungen, wobei er die Fassung A nach den Erfahrungen
des Heiligen Krieges geformt sieht und dem Jahwisten zuweist,
während hinter der Fassung B Formen und Erfahrungen der
unmittelbar vorexilischen Prophetie stehen, so daß sie der priesterschriftlichen
Quelle zugeordnet werden kann. - Ilse von
Loewenclau beschäftigt sich mit der Gestalt des göttlichen
Hirten im Griechentum und im Alten Testament (30-45). Das
Eigentümliche des alttestamentlichen Hirtenbildes, besonders in
seiner Übertragung auf Gott, wird präzis herausgearbeitet. Wäh-

ihrem Gegensatz zur superbia der Gesetzesgerechtigkeit) ist
Heilsgewißheit nicht ausgeschlossen; vielmehr ist mit ihr der
Ort bezeichnet, an dem allein eine im Hören auf das verbum
Dei, im Christusglauben zu empfangende Heilsgewißheit sich
ereignen kann. Nicht eigentlich die Frage der Möglichkeit oder
der Begründung von Heilsgcwißheit ist für Luther Problem,
wohl aber die Frage, inwieweit Heilsgewißheit für die Existenz
des Glaubenden bestimmend sein kann. Luther spricht von der
i m Glauben sich ereignenden Gewißheit, bringt sie aber noch
nicht als konstitutives Element des Glaubensb e g r i f f s zur
Geltung.

rend das Bild des göttlichen Hirten im Griechentum ungeschichtliche
Züge trägt bzw. das Moment der Distanz zur Herde betont
(Piaton), dient es im A. T. dem Bekenntnis zu Jahwes Geschichtshandeln
und drückt Vertrauen aus. - Den sicher interessantesten
, aber auch eigenwilligsten Beitrag des Bandes liefert
Gottfried Schille mit seinen „Erwägungen zur urchristlichen
Kirchenbildung" (66-83). In eindrucksvoller Weise wird hier
der Versuch gemacht, die christologischen Differenzen vorpauli-
nischer und vorsynoptischer Traditionen auf räumlich getrennte
Urgemeinden und deren Theologien zurückzuführen. Sch. eruiert
als selbständige Größen eine täuferische, eine apokalyptische und
eine durch die Theios- Aner- Vorstellung bestimmte Traditionsreihe
. Die sehr früh einsetzende Mission führt bald zur gegenseitigen
Berührung, Anerkennung und Vertiefung der ursprünglich
selbständigen christologischen Konzeptionen, denen es allen
primär um die Bewältigung des Kreuzes Jesu geht. Diese chri-
stologische Angleichung, deren Ergebnisse sich im kanonischen
Schrifttum niedergeschlagen haben, ist mithin das äußere Kennzeichen
einer im Hintergrund der Überlieferung bleibenden kirchenbildenden
Diskussion. - In einem weiteren Aufsatz bemüht
sich Sch. (84-103), mit Hilfe form- und traditionsgeschichtlicher
Beobachtungen zu Didache (11-13) altertümliche Formen des
Rechtes der Propheten und Apostel herauszuarbeiten. Namentlich
das durch die sog. „deklarative Formel" gekennzeichnete
Recht der Prüfung wird durch mehrere Entwicklungsstadien verfolgt
. - Der Band wird abgeschlossen mit Gedanken Paul Watzels
zu dem Thema: „Pastorenkirche - Verhängnis oder Verheißung
?" (135-144). Dem Verf. geht es um die Einsicht, daß
die Pastorenkirche nicht nur ein Verhängnis zu sein braucht,
sofern die Amtsträger sich selbst ernsthaft als Gemeinde verstehen
und diese in seelsorgerlicher Verantwortung füreinander
praktizieren. Hierzu werden praktische Vorschläge gemacht.

Wenn es auch nicht möglich ist, in eine kritische Diskussion
über die einzelnen Aufsätze einzutreten, so muß doch abschließend
noch ein Wort zum Gesamtunternehmen des Sammelbandes
gesagt werden. So begrüßenswert es einerseits ist, daß jüngeren
Theologen die Möglichkeit der Veröffentlichung eigener
Arbeiten gegeben wird, so problematisch ist andererseits die Zusammenstellung
von Aufsätzen aus fast allen theologischen Disziplinen
ohne jede thematische Klammer, zumal es sich offenbar
nicht um ein fortlaufendes Unternehmen handelt. Wer wird sich
ernsthaft für den Kauf interessieren? Gerade im Interesse der
jüngeren Autoren hätte man sich eine thematisch bzw. disziplinmäßig
enger gefaßte Ausrichtung des Bandes gewünscht.

Leipzig Günter Haufe

Erbacher, Hermanni Schatzkammern des Wissens. Ein Beitrag
zur Geschichte der kirchlichen Bibliotheken. Neustadt/
Aisch: Degener & Co. 1966. VII, 124 S. gr. 8° = Veröffentl. d.
Arbeitsgemeinschaft f. d. Archiv- u. Bibliothekswesen in d.
evang. Kirche, 5. Kldr. DM 9.60.

Die vorliegende Arbeit setzt sich das Ziel, einen Beitrag zur
Geschichte des kirchlichen Bibliothekswesens, bes. im deutschen
evangelischen Raum zu liefern. Die Darstellung wurde veranlaßt
durch ein Manuskript des 1957 verstorbenen Oberkonsi-
storialrats i. R. D. Walter Schwarz, das Erbacher, allerdings ganz
wesentlich erweitert, auf Grund eigener ausführlicher Quellen-