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Ausgabe:

1967

Spalte:

721-730

Autor/Hrsg.:

Wolf, Ernst

Titel/Untertitel:

Reformation 1517-1967 1967

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ffionaWtytitt für ba*. gefamte (Bebtet Der Cijeoloöfe und Keli'gi'onsfoiffenfdjaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
HERAUSGEBER: PROFESSOR D.ERNST SOMMERLATH, LEIPZIG

NUMMER 10

Spalte

Ober .Klarheit der Heiligen Sdirift"
nach Luthers »De servo arbitrio".

Von E.Wolf............721

Existentielle und sapientiale Theologie.

Von O. H. Posch..........731

Zur Frage der Begründung von Heils-
gewissenheit beim jungen Luther.

Von R. Mau............741

Barth, H.: Erkenntnis der Existenz (G. Freudenberg
) ..............782

B a u r , J.: Gott, Recht und weltliches Regiment
im Werke Calvins (G. Gloede)......769

Behling, L: Die Pflanzenwelt der mittelalterlichen
Kathedralen (H. Jursch) .... 775

C V r i I | o - Methodiana. Zur Frühgeschichte
des Christentums bei den Slaven 863-1963,
hrsg. v. M. Hell mann, R. Olesch, B. Sta-
siewski, F. Zagiba (K. Onasch).....765

Erbacher, H.: Schatzkammern des Wissens
(H. Mogk).............748

Forsche, J. B.: Zur Philosophie Nicolai
Hartmanns (H.-G. Fritzsche).......781

^rielinghaus, D.: Ecclesia und Vita.
Eine Untersuchung zur Ekklesiologie des
Andreas Hyperius (M. Gresahat).....768

92. JAHRGANG

Spalte

G e I s e I m a n n , J. R.: Lebendiger Glaube
aus geheiligter Überlieferung. 2. Aufl. (F. W.
Kantzenbach)............772

Haenchen, E.: Gott und Mensch (W. G.
Kümmel)..............762

H a u b s t , R. <Hrsg.>: Das Cusanus-Jubiläum
in Bernkastel-Kues (R. Grabs)......785

Heinemann, H.l Die rechtliche Stellung
der nichtkatholischen Christen und ihre Wiederversöhnung
mit der Kirche (D. Pirson) . . 795

H e I I m a n n , M., s. Cyrillo-Methodiana . . 765

H e y d e n r e I c h , L. H., s. Reallexikon zur
Deutschen Kunstgeschichte.......779

Holte, R.: Die Vermittlungstheologie, übers,
v. B. Kommer (E. Schott)........786

Huffmon, H. B.: Amorite Personal Names
in the Mari Texts (R. Meyer)......749

Jeremias, J.: Abba. Studien zur neu-
testamentlichen Theologie und Zeitgeschichte
(G. Haufe).............764

K n i g h t, G. A. F.: Deutero-Isaiah (G. Fohrer) 756

Koch, K.: Was ist Formgeschichte (G. Bertram) 758

K o m m e r , B., s. Holte, R........ 78«

Leist, F.: Ober Leben, Lüge und Liebe

(A. Rensch)............. 794

L o h f i n k , N.: Das Hauptgebot (O. Kaiser) 751

O I e s c h , R., s. Cyrillo-Methodiana .... 765

OKT08ER 1967

Spalte

Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte
, hrsg. v. L. Heydenreich und K. A.
Wirth, Bd. V (E. Dinkler - von Schubert) . . 779

S c h i I I e , G., s. Wätzel, P.......747

Schoeck, H.: Der Neid (O. Dilschneider) 791

Stasiewski, B., s. Cyrillo-Methodiana . . 765

Strecker, G.: Der Weg zur Gerechtigkeit.
2. Aufl. (E. Fascher)..........760

T i I I I c h , P.: Das religiöse Fundament des
moralischen Handelns (W. Trillhaas) . . . 790

Voigt, G.i Die neue Kreatur, I. u. II (P.
Wätzel)..............792

Wätzel, P., u. G. Schi I le (Hrsg.): Theologische
Versuche (G. Haufe)......747

Weißbach, J.: Christologie und Ethik bei
Dietrich Bonhoeffer (R. Schulze).....789

Wichelhaus, M.: Kirchengeschichtsschreibung
und Soziologie im neunzehnten Jahrhundert
und bei Ernst Troeltsch (H. Moritz) 773

W i I d b e r g e r , H.: Jesaja, 1. Lfg. (W. H.

Schmidt).............. 754

Wirth, K. A., s. Reallexikon zur Deutschen

Kunstgeschichte........... 779

Z a g i b a , F., s. Cyrillo-Methodiana . . . 765

Neue Bücher............ 797

REFORMATION 1517 — 1967
Über „Klarheit der Heiligen Schrift" nach Luthers „De servo arbitrio"1

Von Ernst Wolf, Göttingen

Mit seiner Antwort an Erasmus hat Luther, nach längerem
Widerstreben und Zögern, dann doch die Gelegenheit ergriffen,
seine reformatorische Sache »vom Zentrum her", wie Iwand sagt2,
in einer breiten, nicht selten überspitzt erscheinenden, aber partienweise
auch ausgesprochen thetisch gehaltenen Darlegung zu
entfalten. Darum das Kompliment an Erasmus: „Unus tu et solus
cardinem rerum vidisti et ipsum iugulum petisti, pro quo ex
animo tibi gratias ago" am Ende der Schrift (WA 18, 786, 30).
Darum auch Luthers eigene Wertschätzung dieser seiner Schrift
zusammen mit dem Großen Katechismus als seiner besten (WA
Br 8, 99, 5). Verdeutlicht der Große Katechismus sehr eindringlich
- was kurz vorher die Visitationsartikel als Programm für
die kursächsische Kirchenreform formuliert hatten (CR 26, 12)
daf) alle Artikel des Glaubens auf das Ceschehnis der remissio
peccatorum hin zu verstehen und zu lehren seien, so geht es
auch in „De servo arbitrio" um das neue Verständnis des Wider-

') H. 0stergaord-Nielsen hat in seiner wichtigen Lu'therstudie: Scriptura
Sacra et Viva vox (FGLP X, 10, 1957) mit gewissem Recht behauptet (S. 121), die
Protestantische Theologie habe sich .kaum mit Luthers These über die Klarheit
er Schrift beschäftigt, sondern eher vorgezogen, sie zu beschränken und somit
?" "eu,ralisieren". In der Tat sind zwei Sonderuntersuchungen dazu erst nach
'»57 erschienen (R. Hermann, F. BeiBer). Im folgenden handelt es sich aber
nur um eine aktualisierende .Meditation" zu diesem Thema im Anschluß an
Luther, die in einer etwas kürzeren Fassung auf besonderen Wunsch hin in der
1-Sitzung des vom Rat der EKD gebildeten Ausschusses „Schrift und Verkündigung
" am 19. Oktober 1966 vorgelegt wurde.

^ In: M. Luther, Ausgewählte Werke, hg. von Borcherdt und Merz, Erg.-
Reihe Bd. 1, München, 3. Aufl. 1954, S. 263.

fahrnisses der Rechtfertigung des Gottlosen sola fide durch Gottes
freie Gnade in Christus kraft der geistlichen Wirkung des
verkündeten Wortes Gottes. Das bedeutet zugleich auch die entscheidende
Erhellung der Wirklichkeit des Menschen coram Deo,
die sich in ständiger Beunruhigung und Anfechtung, in ständigem
Kampf vollzieht und in der Gewißheit des Glaubens sich
erfahrbar macht.

Hier werden zutiefst die beiden Positionen klar, die in der
Auseinandersetzung zwischen Erasmus und Luther gegeneinan-
dertreten. Sie werden durch Definitionsformeln Luthers für den
Menschen'' deutlich umschrieben:

a) Durch die bekannte Definition aus der Disputatio de nomine
von 1536 (WA 39 I, 176, 34): „hominem iustificari fide",
also durch jene theologische Definition des Menschen in der
sich für den Reformator das Evangelium und sein ganzes wiederentdecktes
Christusverständnis zusammenfassen. Diese Definition
sagt, wie es in der gleichen Disputation später heifjt, daß
der „homo huius vitae est pura materia Dei ad futurae formae
suae vitam", zum Ziel der „reformata et perfecta imago Dei".
Der Mensch dieses Lebens sei reiner Stoff für Gott zum Leben
seiner künftigen Gestalt.

3) Vgl. zu dieser Reduktion auf die theologische Anthropologie im besonderen
bei „De servo arbitrio" auch Ostergaard-Nielsen, aaO., an vielen Stellen.

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