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Ausgabe:

1967

Spalte:

658-660

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Resch, Andreas

Titel/Untertitel:

Der Traum im Heilsplan Gottes 1967

Rezensent:

Kaiser, Otto

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Anlaß dazu geboten gewesen wäre. Seit Gideon und Abimelakh
legen sich die Versuche zur Bildung des Königtums. Sind dabei
schon Gegenwehrkräfte spürbar, so treten diese in der Saulzeit
offen in Erscheinung in Gestalt Samuels und der Prophetenscharen
. Wahrscheinlich ist aus dem frühen 11. Jahrhundert diese Anerkennung
Jahwes als König in bewußt-polemischer Absicht herzuleiten
. Auch die Thronvorstellung von Jahwe wird in diese
Zeit zurückgeführt werden müssen. Auseinandersetzung mit Hal-
dar und Ringgren geschieht in dem Aufsatz „Kultprophetische
Genossenschaften und Hypostasierungen göttlicher Eigenschaften
und Tätigkeiten im Alten Orient" (S. 48 - 54). In seinem Aufsatz
..El und Jahwe" (S. 386- 397) hat der Verfasser aus verschiedenen
Stellen des AT herausgearbeitet, daß einzelne Gruppen der
vormosaischen Hebräer mit dem Gott El durch kanaanäische Kultstätten
Fühlung bekommen haben müssen, so dafj später Jahwe
bestimmte Züge von El übernahm. Mit Eifjfeldts Ausführungen
über „Jahwe Zebaoth" hängt die weitere Arbeit über „Silo und
Jerusalem" (S. 417-425) zusammen. Literarkritische Methoden
wendet der Verfasser in dem letzten Aufsatz „Lade und Gesetzestafeln
" (S 526- 529) an. Mit dem Hinweis auf den sehr bedeutsamen
Aufsatz „Religionshistorie und Religionspolemik im Alten
Testament" (S. 359-366) sei diese Obersicht abgeschlossen. Der
Aufsatz erscheint nicht nur wegen seiner Behauptung bemerkenswert
, dafj das AT genug religionshistorisches Material enthält
, das noch der vollständigen Bearbeitung harrt, wobei Alts
These von den Vätergöttern nicht im Gegensatz zu Jahwe, sondern
zu El gesehen wird, sondern auch wegen der religionspolemischen
Tendenz des AT, die alles andere überwiegt und
damit zeigt, dafj die Gottesanschauung Israels mit Jahwe wirklich
rechnet als einer alles übersteigenden Größe, der sich nicht
zu unterwerfen und sie anzuerkennen Torheit und Schande ist,
wie es ebenso Torheit und Schande ist, anderen Göttern außer
Jahwe zu dienen.

Druck und Tafeln sind ausgezeichnet. Herausgeber und Verlag
haben abermals ihre Verehrung und Ehrerbietung gegenüber
dem Verfasser durch Vorlage dieses hervorragenden Sammelbandes
bewiesen. Sie haben der Verehrung eine würdige Gestalt verliehen
, wie es diesem Meister der alttestamentlichen Forschung
gegenüber auch nicht anders sein konnte und sein durfte.

Leipzig Hans B o r d t k e

Bardtke, Hans: Luther und das Buch Esther. Tübingen: Mohr
1964. 90 S. 8° = Sammlung gemeinverständlicher Vorträge u.
Schriften a. d. Gebiet d. Theologie u. Religionsgeschichte, 240/
241. DM 4.50.

Bardtkes Arbeit ist ein wesentlicher Beitrag zur Auslegungsgeschichte
des Alten Testaments, vor allem des Buches Esther,
das ja einer christlichen Auslegung immer Schwierigkeiten
bereitet hat. Mit großem Fleiß hat B. alles zusammengetragen,
was einen Schluß auf Luthers Urteile über das Buch Esther und
seine Gestalten zuläßt.

Am Ende, S. 87, deutet B. vorsichtig (vielleicht allzu vorsichtig
) an, daß eine ähnliche Arbeit über Zwingli oder Calvin nicht
möglich wäre, da beide sich über Esther kaum geäußert zu haben
scheinen.

Dazu gehört zunächst einmal Luthers Übersetzung selbst,
sowohl nach ihrer Gliederung, wie nach ihrer Wiedergabe. Zunächst
zeigt B., mit wie feinem Verständnis Luther das Buch
bis in kleine Einheiten hinein gliedert und damit seinem Aufbau
und seiner Absicht durchaus gerecht geworden ist.

Ich möchte hierbei allerdings noch stärker als B. Luthers
selbständige Leistung und seine Unabhängigkeit von der vorgefundenen
Parascheneinteilung betonen. Wenn man beachtet,
daß Luther sich grundsätzlich an die Kapiteleinteilung hält und
die Kapitel gliedert, und zwar nach Ablauf und Motiv, so ist er
dabei nicht von den Paraschen bestimmt; die wenigen genauen
Entsprechungen zu den Paraschen (1, 9-12; 2, 1-4. 21-23; 8,
1-6; 9, 29-32; 10, 1-3) ergeben sich vom Inhalt her. So hat
Luther vielleicht auch die Paraschen zu den erst kürzlich ge-

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machten rabbinischen Funden („recens inventum" WA 403, 664)
gerechnet, wie eben auch die Punktation und die Akzentuation.
Von daher dürfte auch die von B. häufiger konstatierte Nichtbeachtung
des Atnach verständlich werden.

Ebenso wichtig ist die Übersetzung selbst, die B. genau analysiert
. Es wird deutlich, wie ernsthaft L. dem Wortlaut nachgegangen
ist und doch von einem Gesamtverständnis her auch
die Einzelheiten deutet und übersetzt. Vor allem aber zeigt B.,
wie L. auch dieses Buch theologisch interpretiert, da „er in dem
künstlerischen Geflecht der für historisch gehaltenen Esthererzählung
und in ihren einzelnen berichteten Ereignissen Gott
verborgen am Werk sah", ja sogar „Gott" einführt (7, 4), der
sich im hebräischen Text an keiner Stelle findet. Jedenfalls hat
Luther das Buch Esther mit der gleichen Sorgfalt übersetzt
wie die übrigen Bücher des Kanons.

So kann es auch nicht verwundern, wenn die Mehrzahl der
Stellen, an denen Luther das Buch oder seine Gestalten zitiert,
etwa vierzig, positiv gehalten ist, während nur fünf eindeutig
Kritik an dem Buch üben. B., der alle Vorkommen einzeln bespricht
, kommt wohl mit Recht zu dem Schluß, daß man nicht
nur das eine oder das andere Urteil Luthers sehen und gelten
lassen darf, daß vor allem auch die negativen Urteile nur im
Zusammenhang mit der kritischen Haltung Luthers gegenüber
dem zeitgenössischem Judentum gesehen werden dürfen. Mit
alledem hat B. wohl Luthers Stellung zum Buch Esther gut dargestellt
.

Greifswald Alfred J e p s e n

R e s c h, Andreas: Der Traum im Heilsplan Gottes. Deutung und
Bedeutung des Traums im Alten Testament. Freiburg: Herder
(1964). XVI, 152 S. 8'. DM 18.-.

Mit dem Einwand, der Traum im Alten Testament sei „weniger
ein psychologisches Phänomen als vor allem ein traditions-
und religionsgeschichtliches", hatte E. I.. Ehrlich in seiner 1953
erschienenen Monographie zum gleichen Thema (BZAW 73, vgl.
S. V) die Fragestellungen der modernen Tiefenpsychologie bewußt
ausgeklammert. Resch möchte dagegen den Traum als „ein
theologisches Faktum" würdigen und gleichzeitig zur psychologisch
-exegetischen Arbeit anregen, da das biblische Traumphä-
nomen „weder durch Textkritik noch durch Literarkritik" befriedigend
gelöst werden kann, da es sich „hierbei letztlich um
eine Frage des menschlichen Potentials und der göttlichen Offenbarung
handelt" (S. VII f. und S. 5). Wird man ihm gern zugestehen
, daß der Traum im Alten Testament unbeschadet seiner
Überlieferungen in der Tat als ein entsprechendes Sachproblem
gewürdigt werden muß, so stellt sich dem Rezensenten sogleich
die Frage, ob es dem Verfasser gelingen wird, den grundsätzlichen
und ebenso berechtigten Vorbehalt Ehrlich's gebührend
im Auge zu behalten.

Dem doppelten Anliegen entsprechend erarbeitet sich Resch
zunächst im Abschnitt I „Der Traum in der Psychologie" (S. 5-
36) die psychologischen Grundlagen, um dann im Abschnitt II
(S. 37-137) sein eigentliches Thema zu behandeln. Die üblichen
Verzeichnisse (S. 138-152) beschließen das Buch.

In der „Einleitung" (S. 1-4) wird der Traum vom Mythos
abgehoben: Ist dieser in der archaischen Weltanschauung „Ausdruck
der eigentlichen Weise des In-der-Welt-Seins" („Denn der
Mythos ist die absolute Wahrheit und Wirklichkeit"), so der
Traum „eine Überbrückung des einst verursachten Bruches zwischen
Himmel und Erde", in welcher die alltägliche Welterfahrung
durchbrochen und eine „Teilhabe am Mythos, der Transzendenz
und Freiheit" gewonnen wird (S. 3 f.).

Der 1. Abschnitt „Der Traum in der Psychologie" gibt in
einem ersten Kapitel (S. 6-14) einen geschichtlichen Überblick
über die Bedeutung und Bewertung des Traumes von altorientalischer
Zeit bis in die Gegenwart, wobei deutlich wird, wie
sehr sich die Bewertungsproblematik durchgehalten hat. Das 2.
Kapitel vermittelt einen kenntnisreichen Überblick über die

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 9