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Ausgabe:

1967

Spalte:

610-611

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Dinkler, Erich

Titel/Untertitel:

Das Apsismosaik von S. Apollinare in Classe 1967

Rezensent:

Thulin, Oskar

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besteht seit einem guten Menschenalter Sakramentsgemeinschaft:
jede Kirche erkennt die andere als im Vollbesitze der wesentlichen
Kennzeichen der Katholizität an. In das Wesen der anglikanischen
Kirche (besonders im englischen Mutterland) führt
der dem Buche „Begegnung mit der Kirche von England" entnommene
Aufsatz von Georg Günter Blum gut ein; er wird
durch wohl gelungene Illustrationen sowie eine Reihe von erläuternden
Aufsätzen umrahmt. Zum andern hat die schwedische
lutherische Kirche die Apostolische Sukzession seit der Reformation
beibehalten; sie wird jedenfalls von einer Gruppe dieser
Kirche als eines ihrer wesentlichen Merkmale angesehen,
ein Umstand, der die Kirche von England zur Sakramentsge-
meinschaft mit der schwedischen veranlagte. Auch hier wird
ein zentraler Aufsatz (ohne Verfasserangabe) durch eine Reihe
weiterer Beiträge ergänzt. - Erwähnt seien daneben eine (ungeschickt
angelegte) Chronik des Alt-Katholizismus 1965/66, eine
Beschreibung der neu gestalteten Kirche in Baden-Baden, endlich
das ausführliche Verzeichnis der Kirchengemeinden und der
Behörden des In- und Auslandes.

Hamburg Bertold Spuler

Svenskt kyrkoliv i Finland. 44. Jhrg. (Julbok för Borga stift).
Helsingfors: Förbundet för svenskt församlingsarbete i Finland
r. f. 1965. 136 S. m. 30 Abb. 8°.

In einer Zeit, da die Frage „Frau und kirchliches Amt" theo-
logisiert wird, ist es eine Wohltat, Tatsachen hingestellt zu sehen
, die überzeugen. Sollen unter den verstorbenen Pfarrern
auch Pfarrfrauen aufgeführt werden? Im vorliegenden Bande
taucht selbstverständlich Ester von Bonsdorff unter den Verstorbenen
auf, die Frau des ersten Bischofs im schwedischen
Stift.

Die „schwedische" theologische Fakultät in Abo-Turku, jetzt
40 Jahre alt, wird gerühmt, sie habe den deutschen Einfluß
aufs finnische Kirchenleben gebrochen.

Leipzig Friedrich Ostarhi I d

GESCHICHTE DER
CHRISTLICHEN KITNST

lange. Reinhold: Die byzantinische Reliefikone. Recklinghausen
: Bongers [1964). 150 S. m. 74 Text- u. Taf.-Abb. 4° = Beiträge
zur Kunst des christlichen Ostens, 1, hrsg. v. Ikonenmuseum
Recklinghausen u. d. Gesellschaft „Freunde der Ikonenkunst
E. V.". Lw. DM 42.-.

Unter der etwas seltenen Bezeichnung „Reliefikonen" versteht
der Verf. die sakrale Reliefplastik der Byzantiner. In Kapitel
A des I. allgemeinen Teils stellt er Technik, Form, In-
Schriften, Thematik u. a. äußere Formalien dar sowie die Position
der Reliefikone innerhalb der byzantinischen Plastik. B.
bietet die „morphologische Ableitung der Reliefikonc" und ihr
Verhältnis zur Ikone. Weiterhin werden die durch den Ikono-
klasmus bedingten Einwirkungen auf die theologischen Voraussetzungen
wie die ästhetischen und technischen Grundlagen der
Reliefikone beleuchtet. Kapitel C beschäftigt sich kurz mit den
Beziehungen zu anderen Künsten, während schließlich D eine
-historisch-topographische Obersicht" bringt. Der II. Teil enthält
den Katalog der erfaßten Denkmäler mit insgesamt 67
Nrn. Fast alle Stücke hat der Verf. selbst geprüft und aufgenommen
, von einigen schwer oder gar nicht zugänglichen abgesehen
. Einige andere werden hier zum ersten Male veröffentlicht
, vermerkt Verf. in der Vorbemerkung. Die einzelnen Nrn.
werden nach stilistisch-ästhetischen und inhaltlichen Gesichts-
Punkten besprochen und die Spezialliteratur angefügt. Leider
ist die Angabe der Maße nicht immer konsequent durchgeführt.
Verf. trägt die Einzelprobleme kurz und gedrängt, methodisch
sicher und instruktiv vor. Nur auf wenige Einzelheiten wäre
hinzuweisen. Daß der hl. Panteleimon statt Schreibrolle und
-griffel, wie Verf. meint, eine Medikamentenbüchse und ein Stilett
hält, ist von anderer Seite vermerkt worden (Irenikon 38.
Bd., 1965, s. 144). Zu anderen ikonographischen Fragen, wie der

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Gottesmutter „Zoodochos-Pighi", Kosmas und Damian und deren
Multiplizierung sollte man auch hagiographische Untersuchungen
benutzen wie H. Delehaye, Les legendes hagiographiques
Bruxelles 1954, oder P. Peeters, Le trefonds oriental de l'hagio-
graphie byzantie, ebendort 1950. Vielleicht hätte für die Grundlegung
der byzantinischen ikonographischen Typen noch A. Gra-
bar, L'iconoclasme byzantin, Paris 1957 herangezogen werden
sollen, wenn A. Wellen, Theotokos, Utrecht/Antwerpen 1961 als
außerhalb der Berichtszeit liegend ausgeschieden wurde. Diese
Hinweise wollen aber in keiner Weise die Leistung des Verf.s
schmälern, der in einigen Fällen in bisher nicht gelöste Fragen
der Identifizierung Licht gebracht hat. Ausgezeichnet sind seine
sicheren Ausführungen über die Eleusa auf S. 109-110, über deren
Genesis V. X. Antonova (K voprosu o pervonacal'noj kompo-
zicii ikony Vladimirskoj bogomateri, in: Vizantijskij Vremennik
18. Bd., 1961, 198-205) und K. Wessel (Die älteste Darstellung
der Maria Eleousa, in: Atti del VI Congresso Internazionale di
Srcheologia Cristiana Ravenna 23-30 Settembre 1962, Roma
1965, 207-213) interessante und weiterführende Bemerkungen
gemacht haben. - Der III. Teil enthält die Schlußbetrachtungen
. Hier geht Verf. vor allem der Frage nach, wo die Reliefi-
konen in und an der Kirche angebracht waren. M. E. müßten
zur Beantwortung dieser Frage die Skulpturen der Außenwände
der Kirchen in Vladimir a. d. Kljazma, Bogoljubov und
Jur'ev-Pol'skij herangezogen werden, über die jetzt detaillierte
Untersuchungen von Voronin (Zodcestvo severovostocnoi Rusi
XII-XV vekov. 1. Bd., Moskau 1961, 2. Bd., Moskau 1962) und
G. K. Vagner (Skul'ptura Vladimiro-Suzdal'l.skoj Rusi. G. Jur'ev-
Pol'skoj, Moskau 1964) vorliegen. Durchaus zutreffend hat Verf.
dabei den von der Ikonenmalerei bestimmten starken graphischen
Charakter der Reliefikonen herausgestellt und auf die
Ausmalung der Außenwände der Kirchen hingewiesen. Wahrscheinlich
geht die Beantwortung der oben gestellten Frage nach
dem eigentlichen Ort der sakralen Plastik im Zusammenhang
mit der Außenbemalung über den rein technischen und auch
ikonographischen Bereich hinaus, um im ikonologischen aufgenommen
zu werden. Beide, an den Innen- und Außenwänden
angebrachte Reliefikonen und Wandmalereien sind letzten
Endes aus der eigenartigen byzantinischen Kultästhetik zu verstehen
, die sich in einer ebenso eigenartigen Entstofflichung
Ausdruck verschaffte, welche ihrerseits endlich im umfassenden
„Illusionismus" der gegenständlichen Formen, einer sozusagen
„apophatischen Architekturkonzeption" Gestalt gewann. Die entsprechenden
, ständig an den Denkmälern selbst geprüften
und kontrollierten Vorstellungen, wie sie Sas-Zaloziecky in
seinen Arbeiten vertrat, könnten auch für die von Lange angeregten
Probleme fruchtbar gemacht werden. Wenn auch seine
Untersuchung über die Reliefikonen nicht alleine dasteht - 1963
erschien in Paris von A. Grabar, Sculptures Byzantines de Con-
stantinople (Iv.-X. siecle) - so hat sie doch ein Verdienst, das
nicht nur in der vorbildlichen wissenschaftlichen Darstellung
besteht. Verf. hat die sakrale Reliefskluptur der Byzantiner, die
Reliefikone, als selbständigen Forschungsgegenstand von der
Elfenbeinplastik abgesetzt, in deren Schatten sie bisher stand.
Er hat für die Weiterarbeit an ihr methodische, historische und
ikonographische Perspektiven eröffnet und zur Diskussion gestellt
.

Halle / Saale Konrad O n a s c h

Dinkler, Erich: Das Apsismosaik von S. Apollinare in Classe.
Köln-Opladen: Westdeutscher Verlag (1964). 136 S„ 32 Abb.,
XIX Taf., gr. 8° = Wissenschaftliche Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft
für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen
, hrsg. v. L. Brandt, 29. DM 20.80, Lw. DM 24.-.

Das Apsismosaik in S. Apollinare in Classe in Ravenna gehört
zu den eindrücklichsten Mosaiken nach Form und Inhalt
unter dem Reichtum frühchristlicher Mosaikkunst. Die nicht alltägliche
ikonographische Gestaltung hat immer wieder zu besonderen
Auslegungen, aber ebenso auch zu Vergleichen mit
anderen ähnlichen Themen, wie wir sie aus Mosaiken, Sarkophagreliefs
, Ampullenbildern, frühchristlicher Miniaturmalerei,

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 8