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1967

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557

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 7

558

ist die Mitteilung einschlägiger Informationen zunächst der gewiesene
Weg.

Diese Informationen (insgesamt handelt es sich um 58 Beiträge
) sind - sehen wir von den persönlichen Eindrücken der
Präsidenten des ökumenischen Rates ab, die an den Anfang
gestellt sind - in folgende Bereiche gegliedert:

1. Geschichte und gegenwärtiger Stand der christlichen Einigungsbemühungen
, 2. dogmatische und organisatorische Probleme,
3. die brennende Frage der Abendmahlsgemeinschaft, 4. das Verhältnis
einzelner Konfessionen und Kirchen zur Ökumene (hierbei
nimmt die Behandlung der Orthodoxie einen vergleichsweise
breiten Raum ein), 5. praktische Fragen des Verhältnisses von
Ortsgemeinde und Ökumene. Dieser letzte Teil ist - so seltsam
das klingt - der „akademischste"; man muß dabei bedenken, da5
in einem Land mit Territorialkirchen das unmittelbare Zusammenleben
getrennter Konfessionen nicht so gravierend ist wie in
Ländern mit denominationellem System. Wo mehrere Gemeinden
der aus der Reformation und der Erweckung hervorgegangenen
Konfessionen zusammenleben, ist das Verhältnis oft noch zu stark
historisch belastet (vgl. den Beitrag des Baptisten Wieske, aus dem
die Vorbehalte der kleinen Gemeinschaft gegen die Großkirche
deutlich werden). Und gegenüber der katholischen Kirche scheint
sich der deutsche Protestantismus mehr und mehr abzuschirmen
- trotz oder wegen der katholischen Öffnung zum Ökumenismus?

Die Vielzahl der Titel und der Umfang des Stoffes verbietet es,
auf Einzelheiten näher einzugehen. So kann der Rezensent nur
versuchen, einen Gesamteindruck zu schildern. Dieser Eindruck
setzt sich nun auch - neben den geschilderten Vorzügen - aus einer
Reihe negativer Aspekte zusammen. Wir greifen heraus: Fixiert
wird im wesentlichen der Stand der ökumenischen Bewegung
nach Neu Delhi, obwohl manche Beiträge später geschrieben sind,
danach aber ist bereits wieder Wesentliches geschehen, das nicht
berücksichtigt oder gerade eben gestreift wurde. Besonders bedauerlich
ist, daß der römische Ökumenismus und der Dialog mit
Rom nur am Rande gestreift wird, obwohl auch Beiträge römischkatholischer
Autoren enthalten sind. Diese aber spiegeln überwiegend
die vorkonziliare Situation wider. Immerhin lie5 sich
bereits 1962/63 erkennen, daß sich in der römischen Kirche ein
neuer Aufbruch zu ereignen anschickte. Genaueres erfährt man
freilich in manchen Artikeln (Vinay!) von der Angst kleinerer
Gemeinschaften vor der römischen Kirche. Es scheint, als hätte
das Konzil diese Angst eher noch verstärkt.

Bedenklicher erscheint mir die häufig begegnende Identifikation
von Ökumene bzw. ökumenischer Bewegung mit dem Weltkirchenrat
. Manche Autoren sehen nicht, dafj der Weltkirchenrat
nur ein Teil der ökumenischen Bewegung darstellt und dafj diese
mehrere Manifestationen hat. Hierzu gehören u. a. die konfessionellen
Weltbünde, über die man in diesem Symposium wenig
erfährt. Die Frage sei erlaubt: Ist es Absicht oder Zufall, dafj
zwar dem Reformierten Weltbund, der Anglikanischen Gemeinschaft
, dem methodistischen und baptistischen Weltbund ein
Artikel eingeräumt wurde, dem Lutherischen Weltbund hingegen
nicht?

Auch die Auswahl der Länder, aus denen über das Verhältnis
von Kirche und Ökumene berichtet wird, scheint mehr oder
minder zufällig zu sein.

Eine letzte Bemerkung: Die einzelnen Beiträge enthalten Informationen
, Analysen und systematische Darstellungen genug.
Hingegen sind die meisten - nicht alle - Autoren merklich zurückhaltend
mit Literaturangaben, ja gelegentlich sind nicht einmal
die Zitate entsprechend nachgewiesen. Und überhaupt hätte man
sich eine ausgewählte Bibliographie gewünscht.

So hinterläßt der Band bei allen Vorzügen doch auch Wünsche,
die man gern erfüllt gesehen hätte.

Loccum H. Weissgerber

VON PERSONEN
Erhard Peschke zum 60. Geburtstag am 21. Juli 1967

Hochverehrter Herr Kollege!

Zu Ihrem 60. Geburtstag grüßen wir Sie in dankbarer Verbundenheit
gemeinsamer Arbeit. Sie können an diesem Tage
auf eine reiche über dreißigjährige akademische Tätigkeit zurückblicken
, die Sie als Dozent und späterer a. o. Professor für
Kirchengeschichte, insbesondere für die Kirchengeschichte Osteuropas
, in Breslau begannen, dann als Professor mit Lehrstuhl
für Kirchengeschichte in Rostock fortsetzten, bis Sie dem Ruf
unserer Fakultät nach Halle folgten.

Bereits während Ihres Studiums der Theologie und Slawistik
in Berlin schufen Sie die Voraussetzungen für Ihre auf umfassenden
Quellenstudien der alttschechischen Handschriften beruhende
Darstellung der „Theologie der Böhmischen Brüder in
ihrer Frühzeit". Zahlreiche Untersuchungen aus Ihrer Rostocker
Zeit zeigen, daß Sie an diesen Fragen intensiv weitergearbeitet
haben. An unserer Fakultät, die Ihnen für diese bahnbrechenden
Forschungen die theologische Ehrendoktorwürde verliehen hatte,
konnten Sie dann auch mit dem Aufbau einer Sonderabteilung
für westslawische Religions- und Kirchengeschichte beginnen und
dadurch die persönlichen und wissenschaftlichen Kontakte unserer
Fakultät zur Komenius-Fakultät in Prag und zur Christlichen
Theologischen Akademie in Warschau vertiefen.

Seit Beginn Ihrer Tätigkeit in Halle haben Sie sich gleichzeitig
verstärkt einem weiteren Forschungsgebiet zugewandt,
an dem Sie schon lange, vor allem auf Grund Ihrer Beschäftigung
mit der Theologie Zinzendorfs und der Rostocker Reformorthodoxie
, interessiert waren: dem Pietismus des 17. und 18.
Jahrhunderts und seiner Einordnung in die Geschichte der evangelischen
Theologie und Kirche. Wir danken Ihnen besonders

für Ihre Bemühungen um die Erforschung der Theologie August
Hermann Franckes und die Herausgabe seiner Schriften und
Predigten, zumal sich unsere Fakultät gerade der Pflege dieses
Erbes besonders verpflichtet weiß.

Ihre Forschungen sind wie Ihre gesamte wissenschaftliche
Arbeit in Vorlesungen und Seminaren von dem Anliegen getragen
, die Kirchengeschichte von dem Zentrum evangelischen
Glaubens her zu verstehen und somit neue Impulse für die
evangelische Kirche der Gegenwart zu gewinnen. In strenger
Konzentration auf die Quellen wollen Sie vor allem von Luther
her Mafj und Inhalt historischer und theologischer Interpretation
finden. Die Arbeiten Ihrer Schüler zeigen, daß es Ihnen gelungen
ist, diese Grundsätze weiter zu vermitteln und neue Kräfte
für die Arbeit der kirchengeschichtlichen Forschung zu gewinnen
.

Es sei uns zum Schluß erlaubt, Ihnen auch bei dieser Gelegenheit
den Dank für die Arbeit auszusprechen, die Sie für
unsere Fakultät im Rahmen der Universität und darüber hinaus
in der Synode, dem Prüfungsausschuß und der Kirchenleitung
der Kirchenprovinz Sachsen sowie auch für die Arbeit, die Sie als
Mitglied des Redaktionsausschusses der Theologischen Literaturzeitung
und als Vorsitzender der Historischen Kommission zur
Erforschung des Pietismus in der DDR geleistet haben und noch
leisten.

Hochverehrter Herr Kollege! Eine reiche Arbeit liegt hinter
Ihnen,- eine große Ernte ist noch einzubringen. Dafür wünschen
wir Ihnen von Herzen Gottes Segen.

Der Rat der Theologischen Fakultät Halle