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1967

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 1

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auch aus traditionell-theologischen Gründen, eine allzu klare
Scheidung anstrebt. „Traces of magical thought in the Bible are
one thing, the assumption that the Operation of curse is magical
and independent of the Deity is quite another" (S. 210). Das ist
gewiß systematisch richtig, aber in der Wirklichkeit des alten
Israel scheint es im Werden des Glaubens doch nicht so klar und
folgerichtig zugegangen zu sein, was ja auch jeder religionsgeschichtlichen
Erfahrung widerspräche. Dagegen wird man sich
dem Widerspruch des Verf. gegen die von Blank und Gevirtz
vertretene Überbewertung des Passivs der Form THN im Sinne
einer von der Gottheit unabhängigen Wirksamkeit des gesprochenen
Worts (S. 211 f.) anschließen können. — Eine abschließende
Zusammenfassung (S. 215—218) stellt erneut alle untersuchten
Stämme nach dem Ergebnis abgrenzend zusammen. Ein Anhang
(S. 219—221) umfaßt drei Tabellen mit Aufgliederungen der
Form "VAS, des Verbs 33p und des Nomens !"6bp nach den
Bedeutungsnuancen in ihren Belegstellen. Eine ausgewählte
Bibliographie (S. 222—227) enthält 99 Titel aus der Literatur bis
1961. Den Abschluß bildet ein Verzeichnis der zitierten Bibelstellen
.

Der Text des Buches ist in Maschinenschrift photomechanisdi
reproduziert. Alle Termini semitischer Sprachen, also auch alle hebräischen
Wörter, sind daher transkribiert; griechische Wörter sind handschriftlich
eingesetzt. Die Lesbarkeit ist durch dieses Verfahren nicht
beeinträchtigt. Eine größere Anzahl von Schreibfehlern, besonders in
deutschen Zitaten und Buchtiteln, ist zu bedauern, erschwert aber nicht
das Verständnis. Sehr ungünstig ist dagegen im Inhaltsverzeichnis und
entsprechend im Text eine doppelte Verwendung der römischen Zahlen,
die trotz des Ausrückens der Kapitelzahlen die Übersicht erschwert. Zu
korrigieren ist in der Bibliographie bei Hempel (S. 223): Erscheinungsjahr
1925 (nicht 1915).

Man darf zusammenfassend sagen, daß der Verf. die selbstgesetzte
Aufgabe, alle Belegstellen der Begriffe für „Fluch" im
AT detaillierter als dies bisher geschah zu untersuchen mit dem
besonderen Ziel der Ermittlung ihrer Ähnlichkeit oder Differenz
im Einzelfall, um so zur ursprünglichen Bedeutung jedes Begriffs
zu gelangen (S. 14), in dieser eingehenden Studie weitgehend gelöst
hat. Der abschließende Index von 414 zitierten Bibelstellen
allein zeigt die Sorgfalt der Arbeit, und die nötige etymologische
und semasiologische Breite ist durch die stetige Zuziehung der
übrigen semitischen Sprachen, der jüdischen Traditionsliteratur
bis zu den mittelalterlichen Kommentaren sowie zahlreicher
moderner Übersetzungen, Kommentare und Einzeluntcrsuchungen
gesichert. Es ist zu hoffen, daß dieses Werk künftig für die exegetischen
Arbeiten am AT seinem Wert gemäß zugezogen wird.

Leipzig Rudi K r o e b e r

Bächli, Otto: Die Erwählung des Geringen im Alten Testament
(ThZ 22, 1966 S. 385-395).

Deichgräber, Reinhard: Zur Messiaserwartung der Damaskusschrift
(ZAW 78, 1966 S. 333—343).

Kraus, Hans-Joachim: Die ausgebliebene Endtheophanie (ZAW 78,
1966 S. 317—332).

Neubauer, Karl-Wilhelm: Erwägungen zu Arnos 5, 4—15 (ZAW
78, 1966 S. 292—316).

R e n d t o r f f , Rolf: El, Ba'al und Jahwe (ZAW 78, 1966 S. 277—292).

Schilling, Othmar: Israels Lieder — Gebete der Kirche. Vergegenwärtigung
der Psalmen. Stuttgart: Kath. Bibelwerk [1966]. 163 S. kl.
8°. Kart. DM 6.80.

Takahashi, Masashi: An Oriental's Approach to the Problems of
Angelology (ZAW 78, 1966 S. 343—350).

Wright, G. R. H.: The Bronze Age Temple at Amman (ZAW 78,
1966 S. 351—357).

Zimmerli, Walter: Johannes Hempel (ZAW 78, 1966 S. I—XI).

NEUES TESTAMENT

Loos, H. van der, Dr.: The Miracles of Jesus. Leiden: Brill 1965. XV,
748 S. gr. 8° = Supplements to Novum Testamentum, red. W. C.
van Unnik. Lw. hfl. 52.—.

Der Vf. hat eine Art Handbuch zur Frage der Wunder Jesu
geschaffen, in dem er in jahrzehntelanger Arbeit eine Fülle von
Stoff zusammentrug. Er zieht z. B. nicht nur die neuere Literatur
(allerdings überwiegend ohne die Zeitschriftenaufsätze, XIII)
reichlich an; wir werden auch über die Auffassungen etwa bei

D. F. Strauß, bei H. E. G. Paulus, bei Calvin, beim Aquinaten,
bei den Kirchenvätern unterrichtet. Eine Vielzahl von Zitaten
wird im Text übersetzt, andere (gelegentlich auch die gleichen)
in den Anmerkungen in der Originalsprache (außer Holländisch)
wiedergegeben. Nach den eingehenden, z. T. bereits mit kritischer
Auseinandersetzung verbundenen Referaten wird das eigene
Urteil des Vf.s des öfteren relativ kurz dargelegt. Überdies enthält
das Buch eine Fülle von religions- und vorstellungsgeschichtlichem
Material nicht nur für die Antike (altsprachliche Zitate
werden auch englisch gegeben), sondern nicht selten auch für
Mittelalter und Neuzeit (etwa zum Aussatz, 464—479, zum
Dämonenglauben, 3 39—361, zur Behandlung der Epilepsie). So
wird das Werk zunächst einmal schon durch seine reichlichen
Informationen nützlich.

Der Vf. geht in der Beurteilung der Wunder Jesu seinerseits
aus von dem Glauben, daß ,der Gott Israels in seinem Sohn Jesus
Christus den Herrn und Heiland der Welt sandte' (34). Dieses
Credo bestimmt zuletzt das Wunderverständnis nach Form und
Inhalt (3 5). Ein Wunder ist (schon im Alten Testament, 23 3)
eine unmittelbare Tat Gottes, in der er der Menschheit mit einer
bestimmten Intention eine neue Wirklichkeit offenbart, die allein
vom Glauben voll verstanden werden kann. In ihr verkündigt
Gott, außerhalb der bekannten Naturordnung, seine Freiheit,
Macht und Liebe (47).

Der einleitende erste Teil, Miracles (3—113), bietet u. a. in
Kap. I einen Überblick über die Geschichte der in irgendeiner Weise
rationalisierenden Erklärung der Wunder lesu bis hin zu der aus der
Formgeschichte zumal durch Bultmann gefolgerten Auffassung (11—34),
weiterhin eine Überschau über das gläubige Verständnis der Wunder
Jesu in der Geschichte der Kirche und der Theologie (3 5—43), in
Kap. II eine solche über das Problem Miracle and Science (48—79), die
eingehender das 20. Ih. berücksichtigt. Nachdrücklich wird hier herausgestellt
, daß die neuere Entwicklung der Naturwissenschaft der Ein-
fügbarkeit des Wunders in den Naturablauf keine neuen Möglichkeiten
erschließt (62—67); das Kausalitätsgesetz ist vielmehr seinerseits eine
Offenbarung der Macht, des Willens, der Liebe Gottes, der ein Gott
der Ordnung ist (77). Im letzten Abschnitt des Kap. III (Miracles and
Medicine) betont der Vf. die Andersartigkeit der Heilungen Jesu
gegenüber psychischen Heilungsvorgängen (110—113).

Teil II beginnt mit einem Vergleich des Stils der Wundergeschichten
der Evangelien mit dem der Aretalogien (117—138); die unleugbaren
Gemeinsamkeiten sind vor allem in der Sache begründet (119 f.). In
Palästina gab es nach dem Vf. zur Zeit Jesu eine bestimmte rabbinische
Praxis der Heilungswunder (150). Anschließend werden die ältesten
außerbiblischen und außerjüdischen Zeugnisse für Jesu Wundertätigkeit
(aber einschließlich Josephus) und das Urteil des ludentums über sie
besprochen (150—155 bzw. 156—175).

In Teil III wird das Thema Jesus as Miracle-Worker geschlossen
behandelt (177—336). Der Vf. sieht in den Wundern
Jesu insbesondere messianische Taten des von Gott mit Macht
ausgestatteten Sohnes (23 5 f., s. o.). Der Glaube, von dem im
Zusammenhang der Heilungen die Rede ist, bezieht sich auf Jesu
gesamtes Handeln in Wort und Tat (268) bzw. auf ihn als den
Bringer des Heils (270). Der Vf. mißt im Wirken Jesu dem Wort
und dem Wunder, das vom Wort nicht gelöst werden kann, ausdrücklich
die gleiche Bedeutsamkeit zu; in den Wundern — die
nicht nur Zeichen sind (245—251) — wird die Gottesherrschaft in
spezifischer Weise wirksam (281—286.251—254 und oft); sie
sind the revelation of God's salutary power of love (28 8,
s. 292.528; Jesus wünschte keinen bloßen Wunderglauben, 542).
Der Vorgang der Heilung durch Jesu Berührung ist nicht als eine
mechanische Kraftübertragung zu verstehen, sondern christo-
logisch zu interpretieren; der Vf. verweist dazu auf alt-
testamentliche Reden von der Hand Gottes; die schöpferische
Kraft Jesu wird in der Handlung konkret kund (320 f.).

Mehr als die Hälfte des Werkes (3 37-698) füllt die Behandlung
der einzelnen Erzählungen, die gegebenenfalls in Gruppen
erfolgt. Die Möglichkeit psychologischer Erklärung der Heilungen
von Geisteskranken — als solche werden die Besessenen betont
verstanden (210) — durch Jesus wird abgelehnt (371—378); sie
hatten übrigens nicht etwa ein übernatürliches Wissen um Jesu
Person (363—371). — Für manche — nicht nur formale — Fragen,
vor die die Texte stellen, wird ausdrücklich auf eine Antwort