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Ausgabe:

1967

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Religionswissenschaft

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Am Ende seines Vorwortes, datiert im Juli 1965, bittet Dr.
Werbeck, voll von Geduld und Zähigkeit, um neue Anregungen
und Vorschläge für die Weiterarbeit, also für eine zukünftige
vierte Auflage, muß man annehmen. Die RGG ist jetzt sozusagen
eine Institution geworden - und mit guten Gründen.

Lund Gustaf W i n g r e n

[Jacob, Günter:] Anruf und Aufbruch. Zur Gestalt der Kirche
in Gegenwart und Zukunft. Für Günter Jacob zum 8. Februar
1966, hrsg. v. G. Johann, J. Michel, A. Schönherr
u. B. Schottstädt. Berlin: Evang. Verlagsanstalt (1965].
264 S., 1 Porträt 8°. Pp. MDN 9.20.

Die Festschrift zum 60. Geburtstag G. Jacobs vereinigt eine
Fülle von Namen und Themen, die dem Jubilar in gleicher
Weise nahestehen. Die Breite des gebotenen Materials vermag
weder der Titel noch das Inhaltsverzeichnis in seiner Gliederung
gültig zu erfassen, ein Zeichen für die Breite der Tätigkeit
des Cottbuser Generalsuperintendenten in seinen verschiedenen
Verantwortungsbereichen kirchenleitender, missionarischer
und ökumenischer Dimension.

Mehrere Artikel nehmen Stellung zu den gegenwärtig anstehenden
Fragen einer umfassenden Strukturwandlung der
abendländischen Kirche, an deren Beginn das vom Jubilar geprägte
und inzwischen viel gebrauchte und mißbrauchte Wort
vom .Ende des konstantinischen Zeitalters" stand. Ruh versucht
in seinem Beitrag »Kirche und Welt am Ende des kon«
stantinischen Zeitalters" von der Versöhnungslehre Karl Barths
her die besondere Verantwortung des Christen nachzuzeichnen,
die er für die Welt auf Grund seines Wissens um die „Zuwendung
Gottes zur Welt in Jesus Christus" hat. Auch G o 11 w i t z e r
fordert zu verstärktem Dienst an der Welt auf in „Die Zukunft
des Christentums - das Christentum der Zukunft". Orphal
schlägt vor, den belasteten Begriff „Weltlichkeit Gottes" (in
..Weltlichkeit Gottes - Weltlichkeit der Kirche") nach Titus 3,4
durch „Philanthropie Gottes" zu ersetzen, einen Begriff, der auch
bei Lochman („Um eine .zivile Interpretation'") eine Rolle
spielt. L. bemüht sich um eine Deutung der Bonhoefferschen
„nichtreligiösen Interpretation" in dreifacher Entfaltung, es geht
um „zivile Lebensweise" des Christen, um ..evangelischen Dienst
. . . im zivilen Leben" und um das „Bezeugen des Evangeliums
in mitmenschlichen Beziehungen". Auch die Artikel von Po-
k o r n y „Die Kirche am Beginn", Burckhardt „Der Strukturwandel
der Gemeinde als Antwort auf die moderne Arbeitsund
Lebenswelt" und Schottstädt „Wirklichkeit Gottes und
Wirklichkeit der Welt" behandeln Aspekte der missionarischen
Gemeinde von heute und morgen. In Ergänzung dazu fragt
Krusche „Was muß in der Kirche bleiben, wie es ist?", wobei
er die Sachbezüge des „Evangeliums von Jesus Christus"
und der „Gemeinschaft unter dem Evangelium" als Kriterien
entwickelt und erläutert, dabei allerdings im Gegensatz zu den
anderen Beiträgen zum gleichen Fragenkomplex der Parochial-
gemeinde eine entscheidende, bleibende Rolle zubilligt.

Spezialproblemen gehen nach Bassarak in „Nachfolge.
Eine wiederentdeckte Formel", Heisenberg, .„Atomphysik
und modernes Denken" und C o x „Die Verantwortung der Christen
in einer technisierten Welt". Die Verkündigung kommt zu
Wort in einer Predigt von Casa 1 is und in Symanowskis
„Buße der Kirche".

Besondere Akzente setzen einmal die Artikel von H o e k e n-
d i j k „Unklerikale Kirche" und M a r g u 11 „Kleine Gemeinden",
die beide die „Hausgemeinde" oder „kleine Gemeinde" als lebendige
, selbständige, missionarische Gruppe propagieren und
darin eine Möglichkeit sehen, die Kirche wieder „diasporafähig"
(Marguli) zu machen, zum anderen der Beitrag Bohrens „Der
dreifach angepredigte Laie", der darauf hinweist, daß „das ganze
Sein der Kirche . . . Auslegungscharakter hat" und die „Existenz
(der Laien) die Macht und Ohnmacht der Predigt dokumentiert
". Schließlich legt Hans-Ruedi Weber, beigeordneter
Direktor des ökumenischen Instituts in Bossey, eine interessante
Studie vor: „Kirche in Todesgefahr", in der er Selbstgenügsamkeit
und Verfehlen des missionarischen Auftrags für

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den Untergang der alten Kirchen in Nordafrika verantwortlich
macht. Eine Kurzvita, eine Auswahl der Publikationen G. Jacobs
und Quellennachweise vervollständigen das anregende
Buch.

Karl-Marx-Stadt Dietrich Mendt

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Martin, Marie-Louise, B. D., D.D.: The Biblical Concept of
Messianism and Messianism in Southern Africa. Morija-Ba-
sutoland: Morija Sesuto Book Depot 1964. XIII, 207 S. 8°.

Den Grundstock der vorliegenden Arbeit bildet die Dissertation
, mit der die Verfasserin, die als Schweizerin im Missionsdienst
im südlichen Afrika steht, bei der Theologischen Fakultät
der University of South Africa in Pretoria promoviert hat. Sie
gliedert entsprechend dem Titel den Stoff in drei Teile. Zunächst
behandelt sie die Messiasvorstellung im Alten Testament. Dabei
begnügt sie sich nicht mit einer phänomenologischen Darstellung
, sondern bringt eine theologische Interpretation. So stellt
sie z. B. die Frage, ob man in dem Jahwe ungehorsam gewor
denen Saul nicht den Prototyp eines Antimessianismus sehen
könne. Im zweiten Teil wird die Messiasvorstellung des Neuen
Testaments dargestellt. Man wird in diesen beiden Kapiteln
keine eigenen Forschungen der Verfasserin erwarten dürfen.
Sie schließt sich im wesentlichen in der theologischen Beurteilung
Karl Barth an. Sie zitiert auch manchen anderen Autor,
gibt bisweilen auch einen Oberblick über verschiedene Auffassungen
. So referiert sie bei der Behandlung des kommenden
Reiches über das Verständnis der Eschatologie bei A. Schweitzer,
Cullmann, Althaus und Dodd.

Der dritte Teil ist überschrieben: The Church and Messianism
in Africa with special Regard to messianic Movements in
Southern Africa to-day. Hier findet man zunächst Ausführungen
darüber, daß die Kirche die messianische Gemeinde ist, und daß
ihr das dreifache, nämlich das prophetische, das priesterliche
und das königliche Amt obliegt. Dann erst beginnen die Ausführungen
über den Messianismus, die theologische Bewertung
des afrikanischen Messianismus und über die Kirche im Hinblick
auf die Herausforderung durch den afrikanischen Messianismus
.

Mit Recht wird im Vorwort gesagt, daß keine alle südafrikanischen
messianischen Bewegungen umfassende Übersicht gegeben
werden soll. Eine Dokumentation dieser Art wäre bei
dem mehr als 3000 Gruppen umfassenden Stoff unmöglich. Es
werden daher vornehmlich nur einige charakteristische Personen
wie Hendrik Witbooi, Enoch Mgijima, Isajah Schembe und
Edward Lekganyane dargestellt. Wichtig ist, daß die Verfasserin
z. T. aus eigener Kenntnis über ähnliche Bewegungen in Basuto-
land berichtet, wo Walter Matita, ein „gestorbener und auferstandener
Prophet", und Edward Tau Lyon, der „Bruder Jesu",
eine besondere Rolle spielten (S. 118-22).

Das Hauptgewicht des Buches liegt auf dem letzten Teil.
Hier hätte man den Wunsch nach genauer Definition. In einem
großen Kapitel, das Messianism in Southern Africa überschrieben
ist, werden frühe prophetische Bewegungen in Südafrika,
Witbooi, Propheten und Heilande in Betschuanaland, Mgijima
mit seinen „Israeliten", der „Zionismus" in Südafrika, die oben
erwähnten Bewegungen in Basutoland und die messianic chur-
ches (Schembe, Lekganyane) behandelt. Danach ist Messianismus
also eine Art Oberbegriff, dem die einzelnen Bewegungen untergeordnet
sind. Lediglich die sog. äthiopischen Erscheinungen,
die sich im wesentlichen nur durch die grundsätzlich afrikanische
Leitung von den aus der Missionsarbeit entstandenen „legitimen
" Kirchen untenscheiden, bleiben bei dieser Betrachtung
außer Ansatz. Innerhalb dieses weit gefaßten Messianismus erscheint
dann als Untergruppe der Typ messianischer Kirchen,
wie ihn die Verfasserin aus Sundkiers späteren Arbeiten über
nommen hat. Man mag zwar Einwände gegen Sundkiers Einteilung
in äthopische, zionistische und messianische „Kirchen"

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 7