Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1967

Spalte:

25-26

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Textus. Annual of the Hebrew University Bible Project, Vol. IV 1967

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

25

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 1

26

Universität bleiben, ja, daß ihre Reformen letztlich nichts anderes
als eine zeitgemäße Restitution derselben bezwecken. — Daß das
Gutachten weiterhin ein Nachdiplomstudium für besonders Begabte
und Interessierte vorsieht, das mit dem Magister- oder dem
Doktorexamen abschließt, kann hier nur ebenso angemerkt werden
wie der Vorschlag, die Vikare nach dem einjährigen Lehr-
vikariat an das Praktisch-theologische Institut (Predigerseminar)
zurückzuführen, das sich die Gutachter an die Universität verlegt
wünschen. Der Bedarf der Kirchen an Fachleuten spricht einsichtig
für die Institutionalisierung des Nachdiplomstudiums. Ob den
Vikaren und den Kirchen mit einer generellen Verlegung der
theoretischen Ausbildung zwischen den beiden Examina an die
Universitäten wirklich gedient ist, wird man bezweifeln können.
Weniger als auf den Ort kommt es jedenfalls darauf an, daß die
Grundsätze während der Ausbildung einheitlich durchgehalten
werden.

Kein Zweifel: Das Gutachten des Fachverbandes Evangelische
Theologie hat Anspruch, als ernsthafter Beitrag zum Problem der
Studien- und Kirchenreform behandelt zu werden. Möge es in
den Fakultäten, Synoden und Kirchenleitungen die aufgeschlossenen
, seine Absichten erkennenden und wägenden Leser finden, die
es verdient. Mit der Frage einer allgemeinen Hochschulreform
ist auch die einer Reform des theologischen Studiums in den letzten
Jahren in ein akutes Stadium getreten.

Es würde dem Anspruch der Theologie, der Welt zu rechter
Weltlichkeit zu verhelfen, nur dienlich sein, wenn den Erwägungen
recht bald konkrete Maßnahmen folgten. Die Tatsache, daß
seit Sommer 1965 eine gemischte, von der Ausbildungsreferentenkonferenz
der EKiD und dem Ev. theol. Fakultätentag gebildete
Kommission zur Erstellung einer Rahmenstudien- und Prüfungsordnung
am Werke ist, an der auch der Fachverband beteiligt ist,
mag optimistisch stimmen. Entscheidend wird die Bereitschaft
zum Experiment und zum Wagnis aller an diesem Reformvorhaben
Beteiligten sein*.

4) Bedauerlich ist, daß das Gutachten die Ausbildung der Religionslehrer
, und zwar der Gymnasial- und Hauptschullehrer nicht ausführlicher
bzw. überhaupt nicht in seine Überlegungen eingeschlossen hat. —
Da mancher Leser ein Wort über die Praktika während der Studienzeit
vermissen wird, sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Gutachter
auf S. 141—156 darüber handeln.

Marburg/Lahn Otto Kaiser

Jurji, Edward J.: Religious Pluralism and World Community (The
Princeton Scminary Bulletin 59, 1966 S. 39—53).

ALTES TESTAMENT

T e x t u s. Annual of the Hebrew University Bible Project. Vol. IV,
ed. by S. T a 1 m o n. Jerusalem: Magnes Press, The Hebrew University
1964. VIII, 232, ^(=12) S., 8 Taf. gr. 8°.

Der vorliegende vierte Band des „Textus", der sich in Gehalt
und Ausstattung seinen drei in ThLZ 86, 1961, Sp. 752 f.; 88,
1963, Sp. 422 und 90, 1965 Sp. 263 angezeigten Vorgängern
würdig anreiht, wird eröffnet mit einem von den Kuratoren des
Hebrew University Bible Project unterzeichneten Nachruf auf
„Paulum Ernestum Kahle, virum studiis doctrinae prineipem, de
omni literarum sacrarum scientia unice meritum". Dann folgen
8 größere Aufsätze und 4 kleinere Mitteilungen, und den Beschluß
bilden ganz knappe Zusammenfassungen dieser Aufsätze
und Mitteilungen in hebräischer Sprache. Die Aufsätze sind
L. Lipschütz, Kitäb al-Khilaf. The Book of the Hillufim.
Mishael Ben Uzziel's Treatise on the Differences between Ben
Asher and Ben Naphrali (S. 1-29. Taf. I—IV); G. E. Weil,
La Massorah Magna du Targum du Pentateuque: Nouveaux
fragments et autres. Esquisse historique (S. 30—54. Taf. V—VIII);
A. Do tan, The Minor Ga'ya (S. 55-75); G. R. Driver,
Once Again Abbreviations (S. 76—94); S. Talmon, Aspects
of the Tcxtual Transmission of the Bible in the Light of
Qumran Manuscripts (S. 95—132); P. Wernberg-Meller,
The Contribution of the Hodayot to Biblical Textual Criticism

(S. 133—175); B. Kedar-Kopfstein, Divergent Readings
in Jerome's Isaiah (S. 176—210); Y. Ratzahbi, The Arabic
Tafsir to the Song of Deborah (S. 211—219). Die 4 Mitteilungen
aber sind diese: D. Flusser, „Do not commit adultery", „Do
not murder" (S. 220—224); G. E. W e i 1, Le Codex Neophiti I. —
A propos de I'article de W. F. Martin (S. 225—229); M. H.
Goshen-Gottstein, The Edition of Syrohexapla Materials
(S. 230—231) und Anonymus, Report on the Hebrew University
Bible Project (S. 232). Zu den Aufsätzen und Mitteilungen
, deren Titel nicht ohne weiteres erkennen läßt, worum es
sich handelt, seien hier ein paar Worte gesagt. Driver knüpft
an seinen in Vol. 1, 1960, S. 112—131 erschienenen Artikel
„Abbreviations in the Massoretic Texts" an, zeigt, daß schon
sehr früh der hebräische Text Abkürzungen verwendet hat und
daß deren Beachtung vielfach ohne Emendationen den Urtext
finden läßt. Nach Talmon liefern die Qumran-Handschriften
mit ihren im Text stehenden oder darüber geschriebenen
Doppellesarten, Korrekturen, Streichungen und anderen Schreibphänomenen
den Beweis für die Richtigkeit vieler bisher nur als
hypothetische Theorien möglicher textkritischer Postulate und
fördern das Verständnis der zur Gewinnung von Varianten führenden
Techniken, wie sie das masoretische Kethib-Qere- und
das midraschische 'Al-tiqrc-Sjstem darstellen. Flusser zeigt
in seiner Mitteilung, daß die masoretische Tradition „Du sollst
nicht töten" vor „Du sollst nicht ehebrechen" bringt, während
LXX die umgekehrte Folge beobachtet, und Jesus der masoreti-
schen Tradition, Paulus aber der der LXX folgt. In W e i 1 s Bemerkung
über den Kodex Neophiti handelt es sich um eine
kritische Auseinandersetzung mit Martins in „Textus",
Vol 3, 1963 erschienenen Artikel „The Paleographical Character
of Codex Neofiti I". Aus dem Bericht über die Arbeit des
Hebrew Bible Project für 1960—1964 schließlich sei mitgeteilt,
daß von dem Buche Jesaja, das als erstes erscheinen soll, einige
Kapitel als Proben zum Druck gegeben worden sind.

Halle/Saale Otto Eiflf eldt

Schmidt, Werner H.: Die Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift.

Zur Überlieferungsgeschichte von Genesis 1, 1—2, 4a. Neukirchen-
Vluyn: Neukirchener Verlag des Erziehungsvereins 1964. 204 S. gr.
8° = Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament
, hrsg. v. G. Bornkamm u. G. v. Rad, 17. DM 19.50; Lw.
DM 23.50.

Den „unendlich vielen Versuchen, das erste Kapitel (der
Genesis) zu erklären" (W. C. L. Ziegler, vgl. das Zitat auf
S. 192) wird hier ein neuer hinzugefügt. Die Arbeit, eine Mainzer
Theologische Habilitationsschrift, will eine überlieferungsgeschichtliche
Analyse von Gen 1 bieten. Sie tut dies unter so
eingehender Berücksichtigung des Wortsinns der einzelnen Ausdrücke
und aller sachlichen Probleme, daß man sie wohl einen
ausgeführten Kommentar des Kapitels nennen kann.

Begonnen wird mit einem forsdmngsgeschichtlichen Überblick, der
vom 18. Jahrhundert (Eichhorn, Ziegler, Gabler) an bis an die Gegenwart
heranführt. Interessant ist, daß man über die damalige Position in
vielem bis heute kaum hinausgekommen ist und die alten Fragestellungen
und Antworten noch immer aktuell sind (9—20). Es schließt
sich als „Vorgeschichte des Stoffes tiue ausführliche Darstellung aller
außerisraelitischen altorientalischen Kosmogonien an, in der, großenteils
mit wörtlicher Anführung der wichtigsten Abschnitte, das seit langem
bekannte Material übersichtlich zusammengestellt wird. Etwas Neues
kann man hier nicht erwarten, da dieser Abschnitt ohnehin nur als
„orientierendes Vorwort" (7) gedacht ist (21—48).

Die eigentliche Analyse (49—15"^ be?'"nt mit A. einer zergliedernden
Zusammenstellung der 1" nte des Rahmenwerkes des
Kapitels: 1. Wortbericht, 2. Vol'- ' -«tätigung, 3. Tatbericht,
4. Namengebung, 5. Billigungsformci, 6. Tageszählung (zum Vorkommen
vgl. die Tabelle, 50), deren Bedeutung zugleich einzeln besprochen
wird (49—72). Als HauFt,,u" »1 eilen sich Wort- und Tatbericht
heraus, deren Verhältnis zut.. iuer im folgenden Abschnitt
untersucht wird.

Dieser Abschnitt, B. (73—159), ist ganz in der Form eines Kommentars
des Kapitels aufgebaut, in dem, in elf Unterabschnitten, die
größtenteils nach der Abfolge der einzelnen Schöpfungswerke eingeteilt
sind und entsprechend d<"r Reihe nach die einzelnen Verse und
Versgruppen von 1, 1—2, 3 bc., ■ ' rn, unter besonderer Berücksichtigung
der Formprobleme der Gehalt des Kapitels analysiert wird.