Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1967

Spalte:

464-465

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Schenk, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Der Segen im Neuen Testament 1967

Rezensent:

Schenk, Wolfgang

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

463

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 6

464

In einem Unterabschnitt werden Sonderprobleme der Lebensgemeinschaft
im Erziehungsheim behandelt. Dabei gibt das Problem der
gerichtlich angeordneten Fürsorgeerziehung zu einer Besinnung über
das Verhältnis zwischen freier und öffentlicher Wohltätigkeit Anlaß.
— Die Untersuchung zum Thema „entwicklungsgestörte und milieugeschädigte
Kinder" läßt erkennen, daß Ansätze zu heilpädagogischem
Denken in der württ. Rettungshauspädagogik bis in das ausgehende
19. Jahrhundert zurückreichen.

ad 3) In der Mitarbeiterfrage sieht die Heimerziehung heute ihr
Hauptproblem. Die Sorge für den Heimerzieherstand, vor allem für
seine Aus- und Fortbildung, steht gegenwärtig an erster Stelle. In
diesem Zusammenhang gewinnt die Geschichte der württ. Rettungshauspädagogik
besondere Bedeutung, denn an ihrem Anfang steht
Christian Heinrich Zellers „Freiwillige Armenschullehrcranstalt" als
sichtbares Zeichen dafür, daß das Bemühen um die gefährdeten und
verwahrlosten Kinder und Jugendlichen von den ersten Tagen an auf
das Fundament der christlichen Erzieherpersönlichkeit aufgebaut worden
ist.

Preuß, Horst Dietrich: Jahveglaube und Zukunftserwartung. Diss.
Kiel 1965. II, 210 S.

Die Arbeit möchte zeigen, daß, warum und wie der Jahveglaube
Israels seinem Wesen nach stets zukunftsbezogen war, — daß ihm
stets eine Zukunftserwartung innewohnte, die auf eine abschließende
positive Vollendung ausgerichtet war. Es wird dabei nicht die Herkunft
des Materials bestimmter eschatologischer Vorstellungen usw.
untersucht, sondern es soll vielmehr der Nachweis versucht werden,
daß „Eschatologie" innerhalb des Alten Testamentes nicht ein Zusatz
zum Jahveglauben oder gar seine Entstellung ist, daß sie außerdem
nicht als Einfluß von außen angesehen werden muß, sondern daß die
Erwartung einer kommenden abschließenden Vollendung stets im
Glauben des Alten Testamentes mit angelegt war, wenn auch die jeweilige
Füllung der entsprechenden Aussagen sich wandelte. So werden
die Aussagen des Alten Testamentes auf die in ihnen sich ausdrückende
wesenhafte Zukunftsbezogenheit des Jahveglaubens befragt
, wobei die gleichzeitige Heranziehung der wichtigsten Literatur
heutiger Forschung unter gleicher Fragestellung erfolgt.

Der erste Hauptteil stellt die „Grundgegebenheiten des Jahveglaubens
" dar: Das Auszugserlebnis der Mosegruppe (§ 1, S. 3—33),
Israel als Exodusgemeinde und seine Jahveerkenntnis (§ 2, S. 34—47)
und das Verständnis der Geschichte als Weg mit Jahve (§ 3, S. 48—
74). — Es zeigt sich, daß folgende Aussagen als für den Jahveglauben
konstitutiv angesehen werden können: Die Bindung an die Geschichte
; die Namensoffenbarung Jahves und die Gotteserkenntnis
durch verheißendes Wort und vorlaufende Geschichte; das Verständnis
der Geschichte als zielgerichteter Weg mit Jahve, wobei Israel durch
neu ergehendes „Wort" in ständigem Unterwegs gehalten wird; die
Befreiung vom zyklischen Denken. Diesen Grundgegebenheiten ordnen
sich andere Glaubenstraditionen (oft sie verstärkend) ein und weitere
Glaubensaussagen zu. welche die Zukunftsbezogenheit des Jahveglaubens
Israels verdeutlichen, unterstreichen und auch mit bedingen:
jahve wird geglaubt als führender, helfender, eifernder Gott — sein
Name ist nach israelitischem Verständnis geschichts- und zukunftsbezogen
— er ist Kriegsgott seines Volkes, ist geschichtlich erwählender
Gott, König seines Volkes, Bundesgott. Jahvenamc, geschichtliche
Erfahrung, Verheißung und Zukunftshoffnung hängen von Anfang an
zusammen. Auch und gerade die israelitische Geschichtsschreibung
zeigt das Verständnis nach vorn stürzender und auf Vollendung
drängender Geschichte. Die Aussagen über die Zeit und über die
Schöpfung werden ebenfalls diesem Geschichtsdenken eingeordnet. Die
Geschichtsidee des Alten Testamentes begegnet dann besonders bei
den Propheten, wo sie ebenfalls (und nicht erst hier!) in die Eschatologie
ausmündet.

Im zweiten Hauptteil („Der Ausbau", S. 75—100) werden mit
der Erzvätertradition (§ 4, S. 75—89) und dem Davidsbund (§ 5,
S. 90—100) zwei Glaubenstraditionen Israels untersucht, die dem
Glaubensgut des ursprünglichen Jahveglaubens erst später zugewachsen
sind, die aber anderseits besonders zukunftsbezogen waren und so
diese Eigenart des Jahveglaubens zu unterstreichen und auszubauen
in der Lage waren. Die §§ schildern jeweils Eigenart, Zukunftsbezogenheit
und Einbau dieser Traditionen, wobei wichtige Einzelmotive
(Verheißung, Segen, Abrahambund, nomadische Strukturen,
Landverheißung, Nathanverheißung usw.) gesondert untersucht
werden.

Der dritte Hauptteil („Das Ziel", S. 101—179) entfaltet (in § 6,
S. 101—141: D?s Gericht und die Möglichkeit der Rettung, — und
in § 7, S. 142—179: Die Vollendung im Heil) die Botschaft der
Propheten. Hier stehen die üblichen Themenkreise zur Diskussion:
Gericht und Heil, Tag Jahves, Rest, Umkehr; Hoffnung für Israel

und den einzelnen Frommen, eschatologisches Königtum Jahves, neuer
Davidide, neuer Bund, neuer Exodus). Die Darstellung führt bis zu
Deuterojesaja, in dessen Botschaft sich die früheren Traditionen in
aktualisierender Eschatologie verdichten. Die nachexilische Zeit wird
nicht mehr besprochen, da für diese Epoche auch kritischere Forscher
die Existenz einer „Eschatologie" nicht bestreiten, und weil mit dem
Exil eine entscheidende Umstimmung israelitischer Zukunftserwartung
einsetzt. Außerdem wäre die hier dann zu verhandelnde Entwicklung
zur Apokalyptik ein eigenes Thema. Innerhalb der Darstellung der
prophetischen Verkündigung wird mehrmals auf eine hier erfolgte
Aufnahme und Umprägung ursprünglich nicht eschatologischer Termini
, Vorstellungen usw. aufmerksam gemacht.

Der abschließende § 8 bringt (auf S. 180—189) unter der Überschrift
„Geschichte und Eschatologie" Ergebnisse und Folgerungen der
Arbeit, wobei auch die zusammenfassende Abgrenzung von Forschungsergebnissen
anderer noch einmal erfolgt.

Die Zukunftserwartung Israels hat ihren Ursprung im Jahveglauben
und seiner Eigenart. Jahve ist der Gott, der sich in der Geschichte
offenbart, der Macht besitzt und sie entfaltet, der sich und
seinen Charakter in der Geschichte durchsetzt. Es kann somit vom
Jahveglauben als (!) Zukunftserwartung geredet werden (S. 183).
Eschatologie ist für das Alte Testament „Funktion des Gcschichts-
erlebnisses" (mit Maag). Sie ist Explikation des Jahveglaubens in
Applikation auf die Geschichte.

Die Arbeit wird in überarbeiteter Form im Druck erscheinen.

Schenk, Wolfgang: Der Segen im Neuen Testament. Eine begriffsanalytische
Studie. Diss. Jena 1965. 208 S.

Diese Dissertation hat sich einer dreifachen Aufgabe zugewandt.
Sie möchte erstens einen ergänzenden Beitrag zu dem betreffenden
Artikel im zweiten Bande von Kittels Theologischem Wörterbuch zum
NT leisten, der heute, nach einer Generation, in manchen Partien
nicht mehr den Anforderungen genügt. Sie will zweitens helfen,
unseren in den Kommentaren oft stiefmütterlich behandelten Begriff
in das Licht begrifflicher Klarheit zu rücken. Sie unternimmt es
drittens, die Tendenzen, die einem mehr oder weniger bestimmt geprägten
Segensbegriff theologisch-liturgischen Grundlagcnwcrt zusprechen
wollen, auf ihre Legitimität und Brauchbarkeit hin zu
prüfen.

Das erste Kapitel gibt eine wissenschaftsgeschichtliche Einleitung,
und skizziert die ersten atl. Untersuchungen (Mowinckel, Hempcl),
die ersten ntl. Veröffentlichungen (Brun, Beyer) und die Entwürfe
einer biblischen Grundlegung zur theologischen Segenslehre (Echternach
, Horst, Stauffer, Kiessmann, Westermann), um die leitenden
Gesichtspunkte und Fragestellungen für die exegetischen Untersuchungen
zu gewinnen.

Das zweite Kapitel analysiert nach einem kurzen statistischen
Überblick und dem Hinweis auf die Wurzeln des ntl. Begriffs (der
urspr. griechische Begriff im NT: Rom. 16,18; der atl. übernommene
Begriff im NT: Hebr. 11, 20 f.) die ntl. Stellen in drei Gruppen:
prinzipiell theologischer (Gott Subjekt — Mensch Objekt), euclio-
logischer (Mensch Subjekt — Mensch Objekt) und doxologischer
(Mensch Subjekt — Gott Objekt) Anwendungsbereich. In der ersten
Gruppe steht unser Begriff im NT durchweg als Nebenbegrilt für das
Heilshandeln oder die Heilsgabe in Christus. Zuerst werden die
christologisch-präscntischen Anwendungsstellen analysiert: Gal. 3, 8 ff.
und Act. 3, 25 f. im Anschluß an die Abrahamverheißung, Rom. 12, 29
und Eph. 1, 3 in pneumatologischer Interpretation; Hebr. 7, 1 ff.
spricht typologisch vom Segnen des messianischen Hohenpriesters, das
sich im Segnen des Melchisedek präfiguriert. Lk. 24, 50 f. wird der
Abschluß der Erscheinungen ^es Auferstandenen mit dem Bild des
priesterlich Segnenden literarisch als Abschluß gestaltet. Die christo-
logisch-futurischen Stellen (Mt. 25,34; Hebr. 6,7,14; 12,17;
1. Petr. 3,9) erscheinen immer im Zusammenhang mit paränetischer
Abzweckung.

Die zweite Gruppe zeigt das zwischenmenschliche Segnen der
Fürbitte ein- und untergeordnet in der Perikope der Kindersegnung
(Mk. 10,16 par) und in der Mahnung zur Feindeslicbc (Lk. 6,28;
1. Kor. 4,12; Rom. 12,14; 1. Petr. 3,9). Der aaronitischc Priestersegen
hat im NT offensichtlich keine Fortsetzung gefunden. Er hat
auch keine Entsprechung, da die liturgische Prägung der ntl. Briefgrüße
zu bestreiten ist. Das Grüßen Lk. 10, 5 f. par ist keine Scgens-
handlung, da es um den Inhalt und nicht um den Vollzug des
Grüßens geht. Dagegen bedeutet der Priestersegen im Bundesformular
von Qumran den Zuspruch der Sündenvergebung.

Am häufigsten steht unser Begriff im NT im doxologischen
Sinne. Doxologien im Vollzuge sind die kurzen Lobspruch-Interjektionen
(2. Kor. 11,31; Rom. 1,25; 9,5), die erweiterten Doxologien
der Apk. (5,12f.; 7,12), die Eingangsdoxologien (2. Kor. 1,3; 1. Petr.
1,3; Eph. 1,3; Lk. 1,68) und di<> Huldigungsgrüße (Mt. 23,39 par;