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Ausgabe:

1967

Spalte:

451-452

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Die Heilige Schrift in den katholischen Missionen 1967

Rezensent:

Lehmann, Arno

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 6

452

MISSIONSWISSENSCHAFT UND ÖKUMENE

Beckmann, Johannes, SMB [Hrsg.], mit P. W. Bühlmann,
u. Joh. Speckel : Die Heilige Schrift in den katholischen
Missionen. Gesammelte Aufsätze. Schöneck-Beckenried: Administration
d. Neuen Zeitschrift f. Missionswissenschaft 1966. VIII, 375 S.
gr. 8° = Neue Zeitschrift f. Missionswissenschaft, hrsg. v. J. Beckmann
, J. Specker, W. Bühlmann, P. de Menasce, I. Auf der Maur,
Suppl. XIV. Kart. sfr. 28.-.

Dieses Buch ist für katholische wie evangelische Leser gleich
wichtig und interessant, weil es bisher, wie es im Vorwort heißt,
„wirklich kein Werk gibt, das den Bemühungen kath. Missionare
um die Übersetzung der Hl. Schrift in die verschiedensten
Sprachen nachgeht". Auf der ev. Seite herrschte ebenfalls „großes
Schweigen": „Sie können nichts wissen, weil wir selber
darüber nichts wissen" (18). Als einzige Ausnahme wird nur genannt
ein Aufsatz Prof. Dammanns aus dem Jahre 1954, weil
er auch den Katholiken bescheinigt, daß auch sie seit Krapfs Tagen
„sehr eifrig gewesen sind, Teile der Hl. Schrift oder die
ganze Bibel ins Swahili zu übersetzen" (17). Die Arbeit von
Oliver Beguin: "Roman Catholicism and the Bible" (London
1963) finde ich leider als eine 2. Ausnahme nicht erwähnt.

Dem beklagten Wissensmangel auf beiden Seiten soll nun
abgeholfen werden mit dem vorgelegten Nachdruck von Forschungsarbeiten
aus den jüngst vergangenen Jahren, deren Erscheinungsort
und -jähr bedauerlicherweise nicht angegeben worden
sind. Man findet sie aber, soweit ich sehen kann, in der
NZMW, wo W. Bühlmann im Jahrgang 1960 die Veröffentlichungsreihe
mit einem Grundsatzartikel „Die B. in der kath.
Weltmission" eröffnet hat (im Buch S. 3—28). Da es Nachdrucke
sind, waren zT sehr nötige Ergänzungen nicht anzubringen. Nur
so wird verständlich, daß in diesem 1966 erschienenen Buche
S. 6 die Zahlen von 195 5 und S. 4 von 1958 angegeben wurden,
und daß auf S. 7 die Angaben über die Revisionsarbeiten auf ev.
Seite nur aus den Jahren 1950—1956 gemacht werden konnten.
Seither haben sich natürlich diese Zahlen sehr verändert, wie
man aus den Veröffentlichungen der United Bible Societies
(London) wissen kann. Um gleich noch einen zweiten Mangel
zu nennen: bei Nennung der RGG fehlt die Angabe der zit.
Auflage (S. 5, 8, 10).

Alle Beiträge dieses Buches haben Sachkenner als ihre Verfasser
. Einige der Arbeiten sind in französischer und eine in englischer
Sprache verfaßt. Die gebotenen reichen und gut belegten
Sachmitteilungen, Namen und Zahlen können unmöglich nachgeprüft
oder hier auch nur in Kürze genannt werden. Es ist ein
reiches Buch, wenn das Vorwort auch einräumt, daß noch keine
abgeschlossenen Forschungen vorliegen; das Vorwort sieht indessen
„erste Umrisse" aufgewiesen, die zeigen können, „wie
katholischerseits für und um die Übersetzung der Hl. Schrift in
den einzelnen Ländern gerungen worden ist". An mehreren Stellen
wird ganz kühl festgestellt, daß „die Protestanten am Siegeszug
der B. das Hauptverdienst haben" und man römischer-
seits „nicht halb" an das heranreicht, was ev. Missionare geleistet
haben (S. 5, 8, 22, 124, 132, 134, 185, 200, 210, 329, 336).
Das Buch zeigt dann auch, daß auf der kath. Seite von Anfang
an und im Laufe der Jahrhunderte sehr viel mehr getan und erreicht
worden ist als man bisher ahnte, geschweige denn wußte.
Freilich sind die Protestanten „bei weitem voraus" und sie gingen
vielfach sogar voran (S. 3 36). Aber man weiß heute, daß
auch „in einzelnen Missionsländern bereits kath. Bibeln existierten
, als die protest. Kirchen noch nicht einmal ans Missionieren
dachten" (S. 19). Und dies war möglich trotz vieler Unklarheiten
in der Leitung, trotz mancher Engstirnigkeit und Behinderungen
und sich widersprechender Anweisungen von oben, was
manchmal „die Ausgabe von Bibelübersetzungen in den Missionen
fast unmöglich machte". Darüber werden die nötigen Angaben
und Daten ganz freimütig gemacht (S. 9, 15, 19/20, 29, 31/
32, 39fl., 43, 47, 55).

Das Buch beginnt mit zwei Grundsatzartikeln, dem von W.
Bühlmann und einem von N. Kowalsky über Die Sacra Congre-
gatio 'De Propaganda Fide' und die Übersetzung der Hl. Schrift.
Das 2. Kap. bringt die eigentlichen Stoffe zum Thema des Bu>-

ches. Es handelt also von den „Kath. Bibelübersetzungen in Vergangenheit
und Gegenwart" und bringt zwei Beiträge über
Amerika, zehn über Asien und Ozeanien, drei über die arabische
Welt und neun über Afrika.

Aus allen Beiträgen wird ganz klar, daß immer und überall
großer Wert auf ein gründliches Studium der Landessprachen gelegt
worden ist, wenn auch dieser an sich strengen Forderung
(ebenso wenig wie auf der evang. Seite) alle Missionare nachgekommen
sind, man denke nur an Franz Xaver, wie G. Schurhammers
Arbeiten gezeigt haben. Die auf zu wenig Sachkunde
beruhende Redeweise, als ob ein größerer Lerneifer und größere
Sprachbeherrschung fast einseitig und womöglich gar noch konfessionell
bedingt auf der luth. Seite nachzuweisen sei, sollte
endlich und völlig zum Schweigen gebracht werden.

Diese Buchbeiträge bringen sehr viel Material bei über
frühe und hervorragende Sprachforschungen, die sich auch in
Druckwerken niedergeschlagen haben, also vor allem in Wörterbüchern
. Das gilt z. B. für die ersten annamesischen Wörterbücher
. „200 Jahre lang konnte die kath. Mission die Ehre für sich
in Anspruch nehmen, als einzige Institution Wörterbücher dieser
Sprache gedruckt zu haben" (S. 139). Ferner wird sehr deutlich,
was alles getan worden ist, ehe man an volle Übersetzungen
hat denken und herangehen können: in hohem Maße wurden
überall die nötigen Bibeltexte übersetzt für den gottesdienstlich-
liturgischen Gebrauch. Davon ist überall in diesem Buche die
Rede, und zwar mit sehr genauen Angaben. Ein frühes Beispiel
dafür ist der Appendix S. 68—71, der, eng gedruckt, allein die
im „Evangeliarium, Epistolarium et Lectionarium Aztecum" aus
dem AT und dem NT übersetzten Schrifttexte anführt. „Viel
Bibel" ist ferner enthalten in den Biblischen Geschichten und
Katechismen und Glaubenslehren, aber auch in den vielen biblischen
Dramen, die schon überraschend früh begegnen.

Aber darüber hinaus sind auch zu allen Zeiten ganze biblische
Bücher und das Neue Testament und die ganze Bibel übersetzt
worden, wenn auch nicht alle von ihnen gedruckt werden
konnten. Das gilt z. B. von der Übersetzung des ersten getauften
Japaners (S. 8 3/84). Es gilt als sicher, daß das „NT auf Japanisch
, von der Gesellschaft Jesu vor 1613 in Miyako gedruckt"
worden ist (S. 93). Von diesen Dingen ist zusammenfassend im
„Rückblick" von Joh. Beckmann allerlei zu lesen. Wieviel mehr
an Übersetzungsarbeit geschehen ist, als man hat annehmen
können, zeigt der ausgezeichnet gearbeitete Index unter „Übersetzungen
(Kath.)" auf den S. 370-373.

Der Nachweis „daß wir auch etwas tun" ist fraglos gelungen
und die erhoffte „Reaktion der Freude bei unseren getrennten
Brüdern" (S. 20)' wird sich einstellen, wo man den Inhalt
dieses Buches zur Kenntnis nimmt.

In unserer Zeit, und das geht schon in vorkonziliare Tage
zurück, wird aber ständig intensiviert, zeigt sich auf beiden Seiten
eine große Bereitschaft, gemeinsame Bibelübersetzungen i'15
Auge zu fassen und sich dabei der beiderseitigen Gaben zu bedienen
. Gute Anfänge dazu sind bereits gemacht worden, kath-
Beziehungen zu den großen ev. Bibelgesellschaften sind aufgenommen
worden und der Generalsekretär Oliver Beguin von
den United Bible Societies gehört zu den Mitarbeitern an diesem
Buche, und noch viel mehr ist in naher Zukunft zu erwarten
. Dieses „ökumenische Anliegen" behandelt Walbert Bühlmann
auf S. 20-28, wobei die Schwierigkeiten und die kath.
Desideria ihre Erwähnung finden.

Halle/Saale Arno Lehmann

Best, Ernest E.: Christian Faith and Cultural Crisis. The Japanese
Case. Leiden: Brill 1966. XV, 199 S. gr. 8°. Lw. hfl. 28.—.

Der Verfasser, der von 1950-1955 als Missionar der „Vereinigten
Kirche Christi in Japan" (Kyodan) in Nagasaki wirkte,
wurde auf Grund seiner Dissertation "The Influence of Political
and Economic Factors upon the Development of Protestant Chri-
stianity in Japanese Society" von der Universität Drew zum
Doktor promoviert. Die unveröffentlichte Dissertation liegt seinem
Buch zugrunde, das sich, methodisch in der Nachfolge Max
Webers, nicht etwa - was der Titel vermuten lassen könnte -
mit dem gegenwärtigen Verhältnis zwischen christlichem Glau-