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Ausgabe: | 1967 |
Spalte: | 419 |
Kategorie: | Altes Testament |
Autor/Hrsg.: | Rust, Ella Arienette |
Titel/Untertitel: | An Exposition on the Book of Esther 1967 |
Rezensent: | Bardtke, Hans |
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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 6
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irrig ist die Definition des Wesens des Feuerordals p. 32: „man
einigt sich von der begangenen Sünde oder von dem durch die
Anklage auf einen zukommenden Bösen dadurch, daß man durch
das Feuer geht". Richtig ist m. E.: Man geht durch das Feuer,
um zu zeigen, daß man keine Sünde begangen hat, daß nichts
Böses an einem ist, was das Feuer bzw. den durch es repräsentierten
Gott erzürnen könnte. — Vor allem aber hätte man von
einem Wissenschaftler vom Range Ws. doch auch eine über
wohlbekannte Formulierungen hinausgehende Äußerung zu den
Antworten erwartet, die der Zarafhustrismus auf die den religiösen
Menschen bewegenden Fragen gibt.
Mainz Helmut H u m h a c Ii
ALTES TESTAMENT
Rust, Ella Arjenette, B. D., Th. D., Litt. D.: An Exposition on
the Book of Esther. Fort Dodge, Iowa/USA: Walterick [1963].
117 S. 8°. $ 1.—.
Das kleine Buch ist mit einem Vorwort von Lloyd
Walterick sowie mit einer Vorrede der Verfasserin versehen.
Während ersterer in dem Satz "Mordecai is a type of the Lord
Jesus Christ in His coming glorious exaltation" schon die Grundhaltung
der theologischen Auslegung anzeigt, weist die Verfasserin
die Schwierigkeiten auf, in die sie bei der Behandlung
des Buches Esther geriet, so daß sie zeitweilig die Arbeit an
diesem Buch abbrach und am Buch Ruth zu arbeiten begann.
Ihre Grundthese lautet: "The Book of Esther is a prophetic
Book", und sie führt diese These durch am gesamten Buch, so
daß Mordecai und Esther erscheinen als "a double Type of our
Lord Jesus Christ" (S. 63). Ähnliche Formulierungen finden sich
in dem Buch noch oft. Die Peinlichkeit des zweiten Rachetages
in Susa, den Esther vom König erbittet, überwindet die Verfasserin
mit dem Hinweis auf Ex 17, 8—14, der Ankündigung
der Ausrottung der Amalekiter auf Erden (S. 100 f.). Ich vermag
diese Art der Auslegung des Estherbuches nicht zu teilen.
Es werden durch sie in das Estherbuch Züge eingetragen, die
ihm fremd sind und die die im Estherbuch handelnd dargestellten
Juden nicht im Licht der Erlösungsbedürftigkeit erscheinen
lassen. Es muß aber betont werden, um der Verfasserin volle
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, daß sie sich um die historischen
Umstände der Esthererzählung bemüht hat. Sie verweist
auf Ausgrabungsergebnisse in Susa z. B. S. 10. 12 u. ö. und
zitiert mehrfach Flavius Josephus. Desgleichen beruft sie sich
hin und wieder auf Kommentarwerke, auch Marco Polo wird
angeführt. Aber diese Bemerkungen stehen isoliert da und
kommen in der theologischen Deutung nicht zur Auswirkung.
Das literarische Problem und die Einleitungsfragen werden gar
nicht berührt. So bleibt das Buch als ein Beispiel theologischer
energischer Bemühung stehen, ohne daß man sich der Verfasserin
in ihren Auslegungsergebnissen anschließen kann.
Leipzig Hans Bardtke
North, Christopher R.: The Second Isaiah. Introduction, Translation
and Commentary to Chapters XL—LV. Oxford: Clarendon Press;
London: Oxford University Press 1964. XII, 290 S. 8°. Lw. 3 5 s.
C. R. North ist bereits verschiedentlich mit Arbeiten über
Deuterojesaja hervorgetreten, von denen besonders die Monographie
"The Suffering Servant in Deutero Isaiah" (2. ed.
Oxford 1956) zu erwähnen ist. Nun läßt N. diesen speziellen
Publikationen einen ausführlichen Kommentar zum Deutero-
jesaja-Buche folgen, nachdem er bereits vor Jahren in der Reihe
"The Torch Bible Commentaries" Jesaja 40—5 5 bearbeitet hat
(erschienen 1952). Der Verf. bezeichnet sein Werk ausdrücklich
als "allpurposes commentary", der auch dem Prediger und dein
Lehrer, der wenige oder gar keine hebräischen Sprachkenntnisse
hat, verständlich und nützlich sein soll (S. VII). Allerdings
stellt N. dann doch größere Anforderungen an den Leser, als
es mit diesem Vorhaben zu vereinbaren ist, da er gerade auf
die grammatikalische Erklärung des Textes — an sich mit Recht
— großes Gewicht legt. Auch die weitgehende Verwendung der
Umschrift zur Wiedergabe hebräischer Wörter bedeutet weder
für den, der Hebräisch kann, noch für den, der dieser Sprache
nicht mächtig ist, eine Erleichterung.
North's Kommentar ist folgendermaßen aufgebaut: Nach
einer knappen "Introduction", in der alle wichtigeren Einleitungsfragen
behandelt werden (S. 1—29), folgt eine ausgewählte
Bibliographie (S. 30 f.). Sodann wird eine fortlaufende
Übersetzung des gesamten Textes geboten (S. 32—69). Der anschließende
Kommentar (S. 70—262) behandelt den Text in
rund fünfzig Einzelabschnitten, wobei die textkritischen Bemerkungen
im engeren Sinne (unter Verwendung hebräischer
Lettern) jeweils vorangestellt werden, während die umfangreicheren
exegetischen Erläuterungen (mit Umschrift für
hebräische Wörter) gesondert folgen. Die Benutzung des Werkes
erleichtern vier sehr ausführliche Indices (S. 263—90).
Im Grundansatz ist N.s Kommentar konservativ, ohne
jedoch eine extreme Richtung zu vertreten. Gerade für einen
Kommentar, der weiteren Kreisen in der Praxis dienen soll,
ist es durchaus als ein Vorzug anzusehen, wenn Zurückhaltung
in der Aufstellung von Hypothesen geübt wird. Dabei fehlt es
keineswegs auch an Auseinandersetzungen mit bedeutsameren
Beiträgen der modernen Forschung. Konjekturen am masore-
tischen Text aber werden möglichst vermieden. Die Exegese ist
bemüht, dem Leser eine solide Kenntnis des Textinhaltes zu
vermitteln. Besonderes Gewicht legt N. dabei auf eine exakte
Wiedergabe der einzelnen Begriffe, vor allem der theologischen.
Dies geschieht durch eine im großen und ganzen überlegte,
manchmal freilich etwas biblizistische Auswertung der für die
jeweiligen Begriffe vorhandenen Belege in anderen biblischen
Büchern. Weitgehend werden zur Begriffserklärung arabische
Analogien herangezogen, seltener wird auf akkadisches oder
ugaritisches Material verwiesen. Zur Erläuterung sachlicher
Zusammenhänge werden auch neutestamentliche Belege in ziemlich
bedeutendem Umfange genutzt. Dies ist zu begrüßen, da
ja der christliche Prediger und Katechet ohnehin auf die neu-
testamentliche Wirkungsgeschichte der Texte einzugehen hat
und gewiß dankbar sein wird, wenn ihm Hinweise auf die legitimen
Beziehungen zwischen der Verkündigung Deuterojesajas
und der Botschaft des Neuen Testaments gegeben werden.
Gelegentlich geschieht freilich hierin des Guten zu viel. So
dürfte das Einstimmen natürlicher Größen in das .Neue Lied'
zum Preise Jahwes in Kap. 42, 10 f. wohl nicht ohne weiteres
zum Schluß führen, daß diese Stelle " antieipates the doefrine
of the redemption of all creation (Rom VIII. 19—21)" (S. 115).
Noch weniger exegetisch tragbar sind die Ausführungen zu
Kap. 42,13—16, wo N. "patripassianism in nuce" vorfinden
möchte (S. 116). Grundsätzlich dargelegt hat N. seine Ansicht
von den Beziehungen zwischen den beiden Testamenten in der
Einleitung zum Kommentar. Danach bedienen sich die alt-
testamentlichen Erwartungen durchaus zeitgemäßer Vokabeln
und Bilder. Ihre Verwirklichung wird durchweg "in the imme-
diate future" erwartet (S. 28). Diese Erwartungen haben sich
nun zwar nicht erfüllt, sind aber letztlich doch in Christus
realisiert worden.
Überhaupt trägt N. viel zur praktischen Auslegung des
Textes bei. Er zitiert antike und klassische englische Dichtung
und berichtet auch gelegentlich aus eigenem Erleben. Alles dies
ist gewiß von Nutzen für die Arbeit des Predigers oder Katecheten
. So kann zusammenfassend gesagt werden, daß N.'s
Kommentar das gesteckte Ziel erreicht und sich gewiß nicht nur
in Ländern englischer Sprache viele dankbare Freunde erwerben
wird.
Rostock Karl-Heinz B e r n h a r d t
Scharbert, Josef: Die Propheten Israels bis 700 v. Chr. Köln:
Bachem [1965]. 3 59 S., 1 Faltkte. 8°. Lw. DM 36.—.
Sch. — Professor für alttestamentliche Bibelwissenschaft an
der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising — will
„einen größeren Leserkreis in die Verkündigung der alttcsta-
mentlichen Propheten einführen", er versucht, „ein möglichst
lebendiges, historisch getreues Bild von den einzelnen Propheten
und von der prophetischen Bewegung bis um 700 v. Chr.
zu zeichnen" und das Wesen der israelitischen Prophetie zu er-