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1967

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Kirchengeschichte: Alte Kirche

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 5

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bitten, und haben begerrt, das auch wir für sie bitten wolten. Sie katholischen Propst Joachim. Er verfügte: „soll einen evangelischen

haben sich auch beklaget, das sie keinen bestendigen Pfarher hetten, nehmen". Das Kloster bietet „zusätzlich 500 Taler an, wenn es

und hofften wen sie mit einem gueten Lehrer vorsorgt wurden, Propst Joachim behalten dürfe". „Der König aber verfügte: .Nein!

alsdann sollte sich der mehrer Teil zur Communion begeben ... In Plat abgeschlagen. Solln einen evangelischen nehmen und Ihnen dabey

diesem Closter ist guete Hoffnung . . . spuret man an vielen die sagen: Das geschehe wegen der torensche sache' ... Auf eine neue

Krafft des Evanggelii und ist zu hoffen, das Godt weiter Gnade geben Eingabe seiner Räte (1725 Januar 29) schrieb der König: .Soll

werde" (S 58—60) absoluthe ein evangelischer sein'. An demselben Tage erging an die

. . ' ,"„,,. i j_ j. • ja. magdeburgische Regierung der Befehl, dem Kloster zu verstehen zu

Leider gibt Schräder keine rechte, geschweige christliche ^ ^ dieses dcshalb geschehe daß man zu Thoren mjt denen

Würdigung dieses ergreifenden und kirchengeschichtlich wert- Evangeiischen so unchristlich und barbarisch umgegangen und wir

vollen Zeugnis-Berichtes: er rechnet: „von den 17 Nonnen dannenhero den Römisch-Katholischen in Unsern Landen einige

nur 3" (statt 4! Anna Tiß!) und betont sofort: „Der Propst Gnade zu bezeigen nicht Ursache hätten, da die Evangelisdie etwan

Heinrich von Bougkamp (1566—1585) und die Äbtissin Anna von denen Römisch-Katholischen aufs äußerste geplaget und verfolgt

von Cragen (1570—1607) waren die treuesten und heftigsten würden'" Schließlich „berichtete das Kloster am 24. März 1725, daß

Verteidiger des katholischen Glaubens" (S. 60). « einen evangelischen Propst Christian Friedrich Premsei" (dessen

_ , . c. , . Eltern katholisch waren, er selbst spater auch) „gewählt habe .

Etwa 1580 kommt es zur Bildung eines bimultaneums in Jm übrig£n {äten ihm die Vorfälle in Thorn herzlich leid. Aber daran

der Klosterkirche; „Egeln wird gemäß der Religion des Landes- wäre £S wie ersj(jltii(jlj vollkommen unschuldig. Es legte außerdem

herrn eine evangelische Stadt. Lediglich das Kloster bleibt ein Attest bei, daß der neue Propst evangelisch . . sei". Der König

katholisch, da bezüglich der Klöster, die nach 15 52 noch katho- versuchte es nacheinander, drei evangelischen Bittstellern, die alle

lisch waren, in Augsburg keine klaren Verfügungen getroffen 400 Taler boten, die Propst-Stelle zu verschaffen. Freilich wollte das

worden waren" (S 61) Nach 1577 etabliert sich in der Kloster für seinen evangelischen Propst Premsei die 400 Taler nicht

Klosterkirche mit' einem" evangelischen Prediger auch eine zahlen. Am 27. Oktober 1725 schlug die Regierung dem König vor,

evangelische Gemeinde" (S. 61-62). „Die wirtschaftliche Blüte Propst Premsei zu konfirmieren. Aber der Kon.g blieb finanziell hart-

J»? t'i v T , n - u i,. „,-j, :„ j„r -v™ näckig. „Endlich bot das Kloster am 6. September 1726 mit dem Bede
Klosters gab ihm den nötiger, Ruckhalt, sich in der evan- ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ umstrittenen 400 Ta]er

gehschen Gegend zu behaupten (S. 65). „Es konnte sogar um ^ Rckrutenkasse an, und am 15. November 1726 wurde dem Kloster
1612 dem Rat der Stadt Halle 3000 Taler ausleihen (S. 65). nach Bezahlung der 400 Taler die Konfirmation für Propst Premsei
Im Dreißigjährigen Kriege (1626) „wurde nun das katholi- ausgehändigt" (S. 126-128). Egeln hatte nur 30 Katholiken (S. 122).
sehe Kloster aktiver und verbot unter der (nicht konfirmierten) Schräder berichtet ohne weiteres Urteil und bezeichnet
Äbtissin Maria Magdalena von Schierstedt (1626-1640) der jm Register g. 199 das Thorner Blutgericht mit seinem Justizevangelischen
Gemeinde, die Klosterkirche zu benutzen . . . Höhe- mor(j an zehn iutherischen Bürgern tendenziös als „Religionspunkt
katholischer Machtentfaltung war das Restitutionsedikt tumuit"( Demgemäß müssen in „wirtschaftlicher Toleranz" die
vom Jahre 1629" (S. 64-54). Aber dann kamen die siegreichen Listen jn jeil ry S. 185 drei evangelische Laien als Pröpste
Schweden: „Nun wurden die Äbtissin und die Schwestern ge- 1597_1634 bzw. 1639 bzw. 1641 registrieren, als vierten „den
zwungen, noch im September 1631 Egeln zu verlassen". Nach evangeliSchen Propst Premsel" (1726-1772), der im 84. Jahr
dem Prager Frieden (1635) kamen sie zurück, in „das vollbesetz- starb der (nach einem „Beiblatt" seines katholischen Nachfol-
te und außerdem verarmte Kloster" (S. 67—70). Von 163 5 bis '^aas 1768) i aus wichtigen Ursachen nur in geheim zu
1730 „sind beide Konfessionen in der Klosterkirche unter einem wahren cafholischen Religion bekehret", aber „ratione succes-
Dache vereint" (S. 72). Erst „in der Folgezeit wird das Kloster sorjs cath0lici" doch „in der lutherischen Kirche St. Catharina"
Marienstuhl dem Zisterzienserorden einverleibt", 1641 visitiert bestattet wurde (S. 186, vgl. S. 143 Anm. 626). Es fehlt eigent-
und betrachtete sich „als ein exemtes Zisterzienserinnenkloster" ]ich nur djc Angabc, daß Premsei schon 1726 katholisch geson-
(S. 75). Der Westfälische Frieden entschied 1648 die politische ngn war Wann und warum wurde der katholisch Getaufte
Zukunft Egelns: „Die brandenburgischen Hohenzollern hatten evangelisch? Man ist versucht, für alle „religiös" Beteiligten
im Ringen um das Erzstift Magdeburg gegenüber den sächsi- auszurufen: „Wirtschaft! Wirtschaft! Horatio!"
sehen Wettinern den Sieg davongetragen" (S. 80). , .

, ~ , Das Ende des Klosters Marienstuhl geschah aus wirtschaft-

Teil III: In diesem Hauptteil Schräders der hier bei reich- Gründgn Der Bruder Napoleons, der katholische und

licheren Quellen viel Unwichtiges breiter schildern kann, geht ldhungrige« König Jerome, ließ es darum 1809 aufheben,

doch der Kampf rechtlich auch während der brandenburgisch- ^ Jahren mit fünf gnderen Klostern. Von einem katho-

preußischen Zeit weiter (s. seine Zusammenfassung S. 159-168), ErneUerungsversuch im 19. Jahrhundert kann Schräder

..die tatsächliche Rechtsstellung des Klosters Marienstuhl war berichten Möge es ihm> bei aller Anerkennung seines ar-

unklar" (S. 86). Zunächst bemühen sich die evangelischen Stan- ^3];^,, Fleißes, in künftigen Studien beschieden sein, über

de, die katholischen Klöster zur Hälfte mit evangelischen Non- djg ' leichmaßig positivistische Quellenwiedergabe gerade in der

nen zu besetzen (1653-1656). Das gelingt nicht. Es spiegelt sich ^ deg Vaticarlurn Secundum zu einer höheren, positiv-kriti-

kirchenrechtlich auf beiden Seiten die Auswirkung des nicht- Darstellung und allseitigen gerechten Würdigung zu ge-

neutestamentlichen und nicht-christlichen Grundsatzes der dama- ]an„en

Ügen Politik: Cuius regio, eius religio! wieder. Der branden- g HaHe,Saale Ernst Barnikol

burgische Kurfürst ist 1650—1680 „zuvorkommend"; endgültig -

Herr geworden, wird er anders (S 96) 1670 klagt noch der pügers Wiederkehr Drei Variationen über ein

evangelische Amtmann Kittelmann über die Katholiken: Die Lu- T*ema Hamburg. Furche-Verlag [1966]. 218 S. kl. 8° = Sonder-

theraner sollen nicht singen: Erhalt uns Herr bei deinem Wort! band der Stundenbücher, 64. DM 4.80.
(S. 98). 1680 starb der Administrator Augustus.

Bald wird der Druck des Kurfürsten stärker; 1670 gab eine

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worden sei. Sie selbst sei evangelisch geboren und erzogen worden,

und ab die N kten_ daß sie in Ihrra Herzen evangelisch f Hsm(. Das Prob,em der Abhan^ keit des Basilius

n nn Tn T1" ZU!fetZt • • ' ?T A 7n"u?Thr von Plotin. Quellenuntersuchungen zu seinen Schriften De Spiritu

2 A ' A' d3ß d'C b,Cfa?te N°nrne evangelisch wurde und nicht mehr Berlin: de Gruyter 1964. 100 S. gr. 8» = Patristische Texte

n das Kloster zurückkehrte" (S. 99-101). Wedrid1 ^«^8«^ und Studien, i. Auftr. d. Patristischen Kommission d. Akademien d.

1689 die Bestätigung der Äbtissin, 25 Jahre spater (1712) bestätigte Wissenschaften zu Göttingen, Heidelberg. Mainz, München, hrsg.

d.ese sein Nachfolger. Das wieder reiche Kloster sichert 1717 unter y A,and ^ w Schnee^clche } Lws DM
seinem Propst Jordan die katholische Propst-Nachfolge bei dem

Soldatenkönig, indem es 2000 T,ler in die Invalidenkasse zahlt! „Um dieser Hans Dehnhard eine Erstlingsarbeit

<ue eigenthche Seelsorse scheint Propst Jordan sich weniger ge- ___£> , __- _

kümmert zu haben" (S g12.) Doch als'jordan 1724 stirbt, „geschieht (D.ss. ph.l. Marburg 196.) vor. die s,ch zwar recht enge Gren-

etwai Erstaunliches": der König refüsierte den sofort gewählten zen steckt, innerhalb dieser Grenzen aber Beachtung und Aner-