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1967

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Judaica

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 5

358

JUDA1CA

Meesters, J. H., Dr.: Op zoek naar de oorsprong van de Sabbat.

Assen: van Gorcum 1966. VII, 207 S. gr. 8° = Studia Semitica
Neerlandica, red. v. M. A. Beek, J. H. Hospers en Th. C. Vriezen,
VII. Lw. hfl. 19.50.

Es geht in dieser Untersuchung um die Bedeutung des Sabbat
und der Sabbatheiligung für das Judentum. Die Vorgeschichte
des Sabbat ist wenig bekannt und nur schwer zu erhellen. Die
Ergebnisse der bisherigen Forschung, in die eine kritische Einführung
geboten wird, haben zu keinen greifbaren Resultaten
geführt. Weder läßt sich die Vokabel Sabbat aus der orientalischen
Umwelt ableiten, noch findet sich für den Sabbat als solchen
in seinem biblischen Sinn eine Parallele in anderen Kulturen
oder Religionen. Nur primitive Tabuvorstellungen könnten
so oder so eingewirkt haben. Das Verbum schabat bedeutet
eigentlich .aufhören' und dann erst .ruhen'. (Aber es bliebe zu
beachten: in Gn 2,2 [schabat] und der Parallele Ex 20,11
nuach. haben die beiden Verben den gleichen Sinn: .ruhen'.
So hat auch LXX beide Verben fast als Synonyma aufgefaßt
und mit den Komposita von Jtavtt* oder diesem Verbum selbst
wiedergegeben). Auch die Untersuchung des Verhältnisses von
Mondphasen und Sabbat führt nicht weiter. Die Herleitung der
7-Tage-Woche vom Mond-Monat ist abzulehnen. Und die Planetenwoche
mit Parallele von Sabbat und Saturnstag ist eher
von Israel beeinflußt worden als umgekehrt.

So läßt sich die Sabbatfrage sowohl sprachlich als geschichtlich
nur von biblischen Voraussetzungen aus klären. Der Sabbat
ist Erinnerungstag an den Exodus als das Aufhören der
Sklaverei in Ägypten und wird durch Arbeitsunterbrechung begangen
. Die Zeit der Wüste ist die Zeit der Entstehung des Dekalogs
einschließlich des 4. Gebots. Die biblischen Texte liegen
allerdings im allg. erst in exilischer oder nachexilischer Bearbeitung
vor. Sie werden daher in der Reihenfolge der kanonischen
Bücher behandelt. Die so stark hervorgehobene soziale Bedeutung
verbindet sich mit der theolgischen Besinnung, die in dem
Schöpfungshymnus Gn 1.2 begründet ist. So wird der Sabbat
(neben der Peschneidung) zum Ausdruck des Bekenntnisses des
Judentums mit seiner unbedingten Wendung zu Gott und zum
Nächsten als ein Zeichen, daß die Juden in der Verbannung
bzw. Zerstreuung, ein heiliges, von anderen Völkern sich unterscheidendes
Volk sind. Der Sabbat ist Zeichen und Unterpfand
der Nähe Gottes und Garantie für das Fortbestehen des Bundes
mit Jahwe, der diesen Bund seit der Schöpfung für allezeit
mit Israel geschlossen hat. Die 7 mal 7 Tage zwischen der Gersten
- und Weizenernte waren nach dem Einzug in Kanaan wohl
der erste Anfang der Wochcnrcchnung in Israel, die sich dann
wahrscheinlich bis zum Beginn der Königszeit durchgesetzt hat.

In einem Epilog werden die Wirkungen der Sabbatfrömmigkeit
in der Geschichte des Judentums beispielhaft aufgezeigt.
Der Sabbat ist ein Zeichen, dem widersprochen wird. In allen
Verfolgungen aber, die das Judentum zu erdulden hatte, hat er
sich als ein Tag der inneren Freude und Fröhlichkeit bewährt.
Zur Verherrlichung des Sabbat hat eine reiche Legendendichtung
sich entfaltet, mit der sich auch die messianische Hoffnung verbindet
. Der Sabbat wird Mittelpunkt des geistigen Lebens im
Judentum, und der Synagogengottesdienst am Sabbat dient dem
Studium der Tora und der Vertiefung in Talmud und Midrasch.
Auf dem Boden der Synagogengemeinde entfaltet sich die
menschliche, freundschaftliche Verbindung mit dem Nächsten
und die Einübung der Gebote im wirklichen Leben. Diese Bedeutung
des Sabbat ist auch dem Judentum selbst bewußt, und
die Liebe zum Sabbat kommt in seinem Schrifttum immer wieder
zum Ausdruck.

Ein ausführliches Literaturverzeichnis und eine Zusammenfassung
in englischer Sprache ermöglichen eine schnelle Übersicht
über die Erforschung der Sabbatfrage wie über den Lösungsversuch
des Verfassers, der in seinen Grundzügen weithin
dankbare Zustimmung erfahren dürfte.

Cicflen Georg Bertram

Daniclou, Jean: Das Judenchristentum und die Anfänge der Kirche.

Köln-Opladen: Westdeutscher Verlag [1964]. 37 S. gr. 8° = Arbeitsgemeinschaft
für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Geisteswissenschaften
, 121. Kart. DM 4.20.

Man muß wirklich einmal ernstlich fragen, ob es bei der
Flut solcher Publikationen zu rechtfertigen ist, daß solche
Kongreßvorträge, die nur oft Gesagfes noch einmal zusammenfassen
, zumal mit einer äußerst fragmentarischen und großenteils
sogar dürftigen Diskussion, gedruckt werden. Das Ganze enthält
nicht einen einzigen neuen Gedanken. Nach der Versicherung der
großen Ehre, auf einem Kongreß sprechen zu dürfen und der
Empfehlung eines eigenen Buches erfährt man, daß Paulus gegen
das Judenchristentum zu kämpfen hatte, daß es Judenchristen
auch nach 70 und auch außerhalb Palästinas gab, daß das Judenchristentum
nicht einheitlich war, daß es judenchristliche Täufersekten
gab und ähnliche in keiner Weise neue Dinge. Mit Erstaunen
lesen wir, daß das Alte Testament nach Origenes „erstarrt
" sei. Der Redner zitiert einige Literatur, aber wie kann
man z. B. über Askese reden, ohne Leipoldts bedeutende Arbeit
auch nur zu nennen.

Mag man das alles als eine Zusammenfassung einiger Fragen
noch gelten lassen, so schwimmt die Diskussion auf einem erstaunlich
flachen See zusammenhanglos hin und her und vermittelt
tiefsinnige Weisheiten wie: „Die Umwelt des Neuen
Testamenfes ist durch die neuen Funde sehr viel schwieriger geworden
, als das vorher der Fall war". Von solchen und ähnlichen
Plattheiten aber wimmelt es. Für das gegenwärtige Niveau der
theologischen Wissenschaft ist das Heft keine Empfehlung.

Speyer a. Rh. Carl Schneider

Pfeifer. Gerhard: Ursprung und Wesen der Hypostasenvorstellungen
im Judentum. Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1967]. 110 S. gr.
8° = Aufsätze u. Vorträge zur Theologie u. Religionswissenschaft,
hrsg. v. E. Schott u. H. Urner.

NEUES TESTAMENT

Vuyst, Jacobus de: „Oud en nieuw verbond" in de brief aan de
Hebreeen. Academisch Proefschrift. Kampen: Kok 1964. 269 S.
gr. 8° = Theologische Hogeschool van de Gereformeerde Kerken
in Nederland te Kampen. Hfl. 12.50.

Die aus einer Dissertation hervorgegangene Begriffsuntcr-
suchung über den Bundesbegriff im Hebr., seine hebräischen
und hellenistischen Voraussetzungen, und über das Verhältnis
von Altem und Neuem Bund im Hebr. erscheint zunächst wie
eine statistische Materialsammlung und Verarbeitung einer
umfangreichen Literatur der biblischen Disziplinen. Schwieriger
wird die eigene Gedankenführung, weil die jeweilige Abtönung
des Begriffes ein sorgfältiges Abtasten des Kontextes mit sich
bringen muß. Doch möchte unser Verfasser darüber hinaus zu
einer „ganzheitlichen" Erklärung vordringen (S. 21). Mit Recht
geht er auf das Element der Zusammengehörigkeit, Verbundenheit
und Gemeinschaft zurück, das von J. Pedersen und K. H.
Fahlgren stark herausgestellt wird. Wichtig wird dann der Übergang
in die Welt des Hellenismus, der LXX und der damit
gegebenen Begriffsverschiebungen. Das griechische Grundelement
setzt sich durch, wird aber von der hebräischen Denkform mit
beeinflußt (S. 50). Die deutsche Mitarbeit kommt in der Dar-
srellung gut zu Wort (vor allem E. Riggenbach, J. Behm,
E. Lohmeyer). Nun würde wohl diese philologisch bestimmte
Arbeit religionswissenschaftlich ergänzt werden
müssen. Die Entwicklung in den Qumranschriften und im hellenistischen
Judentum, in der Mischna und im Talmud steht zwar
außerhalb der urchristlichen Lehrtradition, ist aber sicherlich
nicht ohne Beziehung und Analogie zu dem. was sich im Urchristentum
abspielt. Auch die entsprechende Entwicklung zur
Literaturgattung der „Testamente" verlangt neue Perspektiven
, die in den bisherigen Untersuchungen kaum zu Worte
kommen (vgl. die kurzen Hinweise S. 50—5 5). Zum Aufbau:
J. de Vuyst unterscheidet drei Hauptteile- 1. diatheke im biblischen
Sprachgebrauch, 2. Alter und Neuer Bund in ihrem Verhältnis
zu einander im Hebr. 8 (Ausgangspunkt 8, 6), 3. Alter
und Neuer Bund nach Hebr. 7.9.10.12.13. Hier liegt aber auch