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Ausgabe:

1967

Spalte:

311-314

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Zeichnung und Bild im kirchlichen Unterricht 1967

Rezensent:

Schmutzler, Georg-Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 4

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das Abendmahl, in: Schriften des Theol. Konvents Augsburgischen Bekenntnisses
7 (Berlin 1955), S. 38—59, gehört werden müssen, wo
gerade vom Standpunkt des Exegeten aus auf die S. 165 und 171 erwähnten
Probleme eingegangen wird. — Störend wirkt sich leider die
große Zahl von Fehlern in den lateinischen Zitaten aus. Verwiesen sei
nur auf S. 69 Z. 8—6 v. u. In diesem kurzen Zitat begegnen gleich 2
Fehler. Die Beispiele ließen sich allzu bequem vermehren. In dem Zitat
aus Jungmanns großem Werk S. 116 Z. 5 v. u. steht ein sinnentstellender
Fehler. Trotz langen Suchens ließ sich nicht feststellen, welche
Veröffentlichung S. 152 Anm. 14 und 15 und S. 155 Anm. 25 und
27 mit „Junglas" gemeint ist. Hin und wieder begegnen Inkonsequenzen
und Flüchtigkeiten im Zitierungsverfahren. Warum z. B. wird die
S. 94 Anm. 142 angeführte Kollationsrede Luthers nach Walch'-', nicht
nach WA Br 9, 443—445 zitiert? Ähnlich S. 95 Anm. 148 (das Zitat
steht WA 6,5llf.). Naheliegend wäre es gewesen, J. Jeremias' Abendmahlsworte
Jesu nach der 3. Aufl., Göttingen 1960, zitiert zu finden.
Bei Heppe, Geschichte des deutschen Protestantismus muß wohl das Erscheinungsjahr
1852 heißen (S. 185). Schließlich: Weshalb wird
Zwingli durchgehend nach Schuler-Schultheß zitiert, nicht nach den
Bänden des CR?

Diese kritischen Bemerkungen sollen den Dank für die geleistete
Arheit nicht einschränken. Zweierlei ist nach dem Studium
des Buches zu wünschen: Daß im interkonfessionellen Gespräch
dem Buch die ihm gebührende Beachtung zukommen
möchte, gerade weil es von einem klaren Standpunkt her geschrieben
ist (die letzten Sätze des Buches über den einzuschlagenden
Weg im interkonfessionellen Gespräch sind sehr zu beherzigen
!); und daß dieser Arbeit weitere folgen möchten, die
in gleicher methodischer Klarheit die Theologie des HK aufzuarbeiten
vermögen.

Körner/Thür. Ernst Koch

KATECHETIK UND RELIGIONSPÄDAGOGIK

Fror, Kurt [Hrsg.]: Zeichnung und Bild im kirchlichen Unterricht.

Ein Arbeitsbuch, mit über 150 Abb., davon 36 teils färb. Tafeln (4.,
neubearb. Aufl. von „Das Zeichnen im kirchlichen Unterricht", 3.,
verm. Aufl. 1958). München: Kaiser 1966. 299 S. gr. 8° = Hilfsbücher
für den kirchlichen Unterricht, 3. Lw. DM 24.80.

Die Zahl der Katecheten und Pfarrer dürfte heute im
Schwinden sein, die sich noch immer gegen eine Verwendung
von Zeichnung und Bild im kirchlichen Unterricht sperren. Das
ist zu einem wesentlichen Teil auch dem von K. Fror herausgegebenen
Arbeitsbuch zu danken, das 1950 in erster Auflage
erschien. Der Rezensent der 3. Auflage hat recht behalten mit
seiner Voraussage, „daß dieses Buch noch weitere Auflagen erleben
und an ihm weitergearbeitet wird" (ThLZ 91 1966,
Sp. 625/628). Wenn sich von einem solchen Werk binnen
16 Jahren die 4. Auflage nötig macht, so zeugt das von seiner
bleibenden Wertschätzung als Hilfsbuch für die katechetische
Praxis. Es hat von Auflage zu Auflage an äußerem Umfang gewonnen
. In der 2. Auflage kam hinzu ein Abschnitt über das
Sprechzeichnen und ein erweiterter Beitrag über die Werkarbeit.
Die 3. Auflage nahm ausführliche Berichte über das selbständige
bildnerische Gestalten des Kindes auf. In der jetzt vorliegenden
Auflage wurde der Anleitung zur Bildbetrachtung verstärkte
Aufmerksamkeit zugewandt, so daß nunmehr „ein stärkeres
Gleichgewicht zwischen der eigenen Bildgestaltung des Kindes
und der Begegnung mit dem Kunstwerk in der kirchlichen
Unterweisung hergestellt" (S. 6) ist. Von daher erklärt sich der
gegenüber der 1.—3. Auflage veränderte Titel.

Das Buch zeichnet sich, soviel ich sehe, durch dreierlei besonders
aus: 1) Es ist das — bei mancher Abweichung im einzelnen
— im Ganzen doch einheitliche Werk einer Arbeitsgemeinschaft
von Pädagogen, Katecheten und Theologen und
damit ein aufgerichtetes Zeichen für die so dringliche und verheißungsvolle
Zusammenarbeit all derer, die jungen Menschen
mit dem Evangelium dienen. 2) Es ist ein aus pädagogischtheologisch
durchdachter Praxis erwachsenes Hilfsbuch, das einer
ebenso durchdachten Praxis zu dienen berufen ist, auch wenn
nicht wenige Fragen offen bleiben. 3) Es hält den wohlbegründeten
Ansatz durch, daß alle rechte Bemühung um Zeichnung
und Bild im kirchlichen Unterricht nie Selbstzweck sein darf,

sondern stets im Dienste der Schriftauslegung und der ganzheitlichen
Erziehung zum Leben in der Gemeinde steht.

Zu den in der 4. Auflage neubearbeiteten Beiträgen gehört
der Eingangsartikel über „Theologische und didaktische Grundfragen
". Er ordnet — wenn auch in großer Kürze — das besondere
Anliegen des Buches ein in das Ganze der katechetischen
Unterweisung, die „Teilaufgabe eines ganzheitlichen kirchlichen
Erziehungs- und Lehrauftrags" ist. In diesem Zusammenhang
entsteht die Grundfrage nach dem Verhältnis von Wort und
Bild in Verkündigung und Unterweisung der Kirche. Sie wird
eindeutig mit dem „Primat des Hörens" beantwortet: „Auf keinen
Fall kann das Bild eine heilsschöpferische oder heilsvcrmit-
telnde Aufgabe übernehmen", (18). Andererseits hat es nicht
nur die Aufgabe der Illustration des verkündigenden Wortes.
Zwischen Bild und Wort besteht vielmehr ein „hermeneutischer
Zirkel". Einerseits bleibt das Bild ohne das interpretierende
Wort leicht mißverständlich. Andererseits ist das textgemäße
Bild „Antwort auf das gehörte Wort und damit gültige und gegenwärtige
Interpretation des Wortes" (20). Sobald das antwortende
Bild auf den Plan tritt, „entwickelt sich eine lebendige
gegenseitige Interpretation des Wortgeschehens und der Bildgc-
staltung bzw. der Bildbetrachtung" (ebd). Dem wird man sehr
zustimmen. Zu fragen bleibt: Ist zur Genüge bedacht, 1) daß
Zeichnung und Bild im kirchlichen Unterricht theologisch legitimiert
sind durch den historisch-faktischen Wirklichkeitsgrund
der Offenbarung, und 2) daß Bildhaftigkeit wesentlich zur
Sprache gehört, zumal zur Sprache der biblischen Glaubenszeugnisse
? Luthers Kampf für das Bild in seinen Invokavit-Predigten
meinte wohl mehr als ein Eintreten für ein „Mittel der volkskirchlichen
Katechisation" (20). Nicht erörtert wird leider die
Problematik, die eng mit der hermeneutischen Fragestellung zusammenhängt
, inwiefern denn eine „Bildaussage ins Schwarze
trifft" und den „Kern der Textaussage" „in die Mitte"
rückt, bzw. inwiefern ein Bild „hinter dem Text zurückbleibt",
„nicht bis zum Kern seines Zeugnisses vorstöß", ja „sein Zeugnis
umbiegt, entstellt oder ins Gegenteil verkehrt" (20). Eine
weitere theologisch-didaktische Klärung der Fragen nach Recht.
Grenzen und Gefahren der Bildgestaltung, als sie auch die 4.
Auflage bietet, erscheint sehr wünschenswert. — Zu begrüßen
ist die Herausstellung der spezifischen Aufgabenstellung des
kirchlichen Unterrichts gegenüber den Aufgaben der Kunsterziehung
bei aller guten Nachbarschaft. Es geht in ihm primär um
das Was der biblischen Texte.

Ein zweiter grundlegender Beitrag macht deutlich, daß
sachgemäßes und entwicklungsgemäßes bildnerisches Gestalten
dazu helfen soll, „die Eigentätigkeit des Kindes im Sinne einer
ganzheitlichen Tätigkeit" (24) zu entbinden, um es zu intensiver
vergegenwärtigender Begegnung mit dem biblischen Wort
zu führen. Der Unterricht entgeht so der „Intellektualisierung"
und spricht die „Tiefenschichten" an, „aus denen die Bildsprache
der Bibel entstammt..." (26).

Der 1. Hauptteil befaßt sich in sieben Beiträgen mit dem
Thema „Schülerzeichnung und Lehrerzeichnung". In vortrefflicher
Weise wird theoretisch und praktisch (Entwicklungsreihen
!) mit Wesen und Eigenart der Kinderzeichnung bekannt
gemacht. Das Buch tritt hier und später mit Recht kräftig für
die Vorherrschaft der freien Kinderzeichnung im Grundschulalter
ein. Von der 5. Klasse an gewinnt das Zeichnen des Katecheten
zunehmend an Bedeutung (als Gedächtnisstütze, zur
Klärung abstrakter Begriffe, zur Belebung des Lehrgesprächs, als
Mittel der Vertiefung).

Der 2. Hauptteil befaßt sich mit den vielen „Möglichkeiten
der Verwirklichung" und gibt zunächst an, „was wir nicht zeichnen
wollen" (z. B. keine Strichmänner). 5 Beiträge sind gewidmet
dem „A. Freien Gestalten des Kindes als Ausdruck der
Begegnung mit dem Wort". Dabei wird besonders hingewiesen
auf die Möglichkeit der Gemeinschaftsarbeit und auf die

Rolle

des Zeichnens und Malens in der Sonderschule für Lernbehinderte
. Fragen: Sollte man aber ein Bild malen lassen, wie
„Lazarus wird in den Himmel getragen" (Tafel 12 zu S. 86)? Isf
das textgemäß? Kann das seelsorgerlich verantwortet werden,
dazu noch bei 12-Jährigen? Auch zu manchen anderen Bildern