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Ausgabe:

1967

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 4

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durchgängig die Stellung des Liturgen vor dem Altar und damit
die unvermeidlichen „Wendungen" als den Normalfall voraussetzen
, wird doch die Möglichkeit der „celebratio versus po-
pulum" ausdrücklich erwähnt. Sehr wichtig ist die wiederholte
Kritik am gottesdienstlichen „Einmannsystem": Jedes Glied der
gottesdienstlichen Gemeinschaft soll die „ihm gemäße Funktion"
(S. 7) auch ausüben; eine solche „klare Verteilung der Funktionen
" (S. 14) gewährleistet ein „organisches Miteinander der Gaben
und Dienste" (S. 9) und damit einen geordneten, sinnvollen
Ablauf des Gottesdienstes. Beherzigenswert sind die Ausführungen
über das Miteinander (nicht Nacheinander!) der liturgischen
Dienste, wenn mehrere Amtsträger in einem Gottesdienst tätig
werden. Doch leider sind die „Richtlinien" in diesem Punkte
nicht ganz konsequent: solange man die Vielfalt der liturgischen
Funktionen lediglich nach dem „Delegationsprinzip" zu verstehen
sucht (die „Helfer" wirken nicht auf Grund einer eigenständigen
liturgischen Aufgabe, sondern nur „stellvertretend oder
entfaltend bei den dem Pfarrer oder der Gemeinde zufallenden
Stücken des Gottesdienstes" mit, S. 6), wird man auch das verfemte
„Einmannsystem" nicht wirklich theologisch und liturgisch
überwinden können.

Sagarcl/Rügen Kail-Heinridi Bier Hz

Hartman, Olov: Freiheit für die Gefangenen. Die seelsorgerische
Situation und die anonyme Schuld (ZW 3 8, 1967 S. 154-160).

Hase, Hans Christoph von [Hrsg.]: Die Diakone der Kirche in der
gegenwärtigen Gesellschaft. Berlin: Christlicher Zeitschriftenverlag
[1966]. 96 S. gr. 8° = Diakonie als ökumenische Aufgabe, III. Bericht
und Einzelbeiträge der Genfer Konsultation 1965 der Abteilung
für zwischenkirchliche Hilfe, Flüchtlings- und Weltdienst des
Ökumenischen Rates der Kirchen. DM 3.50.

Mezger, Manfred: Verkündigung heute. Elf Versuche in verständlicher
Theologie. Hamburg: Furche-Verlag [1966]. 114 S. kl. 8° =
Stundenbuch, 65. DM 2.80.

Wendland, Heinz-Dietrich: Weltweite Diakonie (ZEE 11, 1966 S.
101—108).

LITURGIEWISSENSCHAFT

Handbuch der Liturgiewissenschaft, hrsg. v. A.-G. Martimort,
unter Mitwirk. v. R. Beraudy, B. Botte, N. Maurice-Denis-Boulet,
B. Capelle f, A. Chavasse, I.-H. Dalmais, B. Darragon, P.-M. Gy, P.
Jounel, A. Nocent, A.-M. Roguet, O. Rousseau, P. Salmon. II: Die
übrigen Sakramente und die Sakramentalien. Die Heiligung der Zeit.
Deutsche Übers, hrsg. v. Liturgischen Institut, Trier, übers, v. M.
Prager. Freiburg-Basel-Wien: Herder [1965]. XIII, 522 S. 8°.

Der erste Band dieses Handbuchs ist vom Rezensenten in
dieser Zeitschrift (Jg. 90. Nr. 10. Sp. 780ff.) ausführlich gewürdigt
worden. Wenn damals der Wunsch ausgesprochen wurde,
der in Aussicht gestellte zweite Band der Übertragung ins Deutsche
möchte bald folgen, so ist dieser Wunsch bereits 1965 erfüllt
worden. Es enspricht auch der in der genannten Besprechung
geäußerten Erwartung, das Werk werde hinsichtlich der liturgiewissenschaftlichen
Ausbildung gute Dienste leisten können,
wenn schon 1965 der erste Band in einer Lizenzausgabe vom
St. Benno-Verlag in Leipzig herausgebracht worden ist.

Was in der genannten Besprechung im Blick auf Band I an
Vorzügen geltend gemacht wurde, darf uneingeschränkt auch für
diesen zweiten Band gelten. Der Rezensent kann sich deshalb
darauf beschränken, im wesentlichen es diesmal bei einer Übersicht
über dessen reichen Inhalt bewenden zu lassen. Die Fülle
der verschiedenartigen Stoffe aus dem liturgischen Leben, die
den Gegenstand dieses zweiten Bandes bilden, macht schon an
sich eine Einzelauseinandersetzung mit den hier behandelten
Sachkomplexen im Rahmen einer Besprechung nicht möglich.

Der Band setzt mit dem dritten Teil der Gesamtdarstellung
unter der Überschrift „Die übrigen Sakramente und die Sakramentalien
" ein. Hier behandelt zunächst P. Jounel das Pontifi-
kale und das Rituale als Quellen für den Ablauf der hier zu erörternden
verschiedenen Funktionen. Als solche werden im ersten
Kapitel von P. Jounel die Ordinationen dargestellt. Dies
geschieht im Rückgang auf die geschichtliche Entwicklung von

der Zeit der alten Kirche her über die Kirchen des Ostens und
den altrömischen Ritus der Ordination bis hin zu deren römischfränkischer
Gestaltung, wie sie noch im ersten gedruckten Pon-
tificale Romanum von 148 5 festgelegt wurde. Wenn schon vorher
nur zweitrangige Änderungen an der römisch-fränkischen
Liturgie in dieser Hinsicht erfolgt sind, so wurde seither nichts
mehr daran geändert, bis im Jahre 1950 die Rubriken der sakramentalen
Weihen mit der Apostolischen Konstitution „Sacra-
mentum Ordinis" abgestimmt wurden. Am Abschluß dieses Kapitels
wird auch angeführt, was das Zweite Vatikanum an Veränderungen
erbrachte.

Das zweite Kapitel „Die christliche Initiation", von R. Beraudy
, schildert die Taufe und ihre Vorbereitung, die Firmung,
die Eucharistie unter dem Gesichtspunkt der Initiation und das
Taufgedächfnis. Der Verfasser hat jeden dieser Stoffe in der
Weise behandelt, daß er zunächst die geschichtlichen Aspekte
darstellt, ehe er auf den jeweils in der Gegenwart geltenden
Ritus eingeht. Natürlich wird man etwa von der geschichtlichen
Darstellung der Taufe nicht eine so eingehende Untersuchung erwarten
, wie sie A. Stenzel 1957 in seiner genetischen Erklärung
der Taufliturgie bietet. Aber gerade im Vergleich mit diesem
Werk wird man feststellen dürfen, auf wie gründlicher Kenntnis
der geschichtlichen Entwicklung deren Darstellung von Beraudy
beruht. Wenn der Verfasser gelegentlich feststellt: „Da
die Eucharistie wirklich das Sakrament ist, das uns auf Erden
den Leib Christi schenkt, vollendet sie unsere Eingliederung in
den Herrn, die in Taufe und Firmung begonnen hat", so ergibt
sich auch hier wieder, in welchem Maße für die katholische Li-
turgik das Sakrament des Altars sozusagen das Ursakrament darstellt
, zu dem man alle anderen Sakramente in straffer innerer
Bezogenheit sieht.

Das dritte Kapitel befaßt sich mit dem Sakrament der Buße
. Sein Verfasser ist P.-M. Gy. Hier werden deutlich die öffentliche
Buße der alten Kirche und deren heutige Restbestände von
der in der Gegenwart bestehenden privaten Buße und deren liturgischem
Vollzug abgehoben. Trotzdem wird betont, daß das
Bußsakrament in dieser langen Entwicklungsgeschichte bis zur
heutigen Beichte hin dasselbe Sakrament geblieben sei. Es gehe
darum aber auch die ganze Gemeinschaft der Kirche an, und dies
geschieht nicht nur um der Solidarität mit dem sündigen Bruder
willen, sondern weil jeder Getaufte ständig der LImkehr und der
Buße bedürfe.

A. Chavasse hat das vierte Kapitel über „Gebete für die
Kranken und das Sakrament der Krankensalbung" geschrieben.
Auch hier kommt die geschichtliche Entwicklung zu ihrem Recht.
Dabei wird auch hervorgehoben, daß die Riten des Krankenbesuchs
im römischen Rituale, denen hier der letzte Paragraph gilt,
eine in alten Büchern nicht vorfindbare Zusammenstellung von
Psalmen, Lesungen und Gebeten sind.

Im fünften Kapitel erörtert P. Jounel den Komplex „Die
Ehe". Außer auf die geschichtlichen Voraussetzungen der Trauung
wird hier nicht nur auf die römische Trauliturgie, sondern
genau so auf die Eheschließung in den Kirchen des Ostens eingegangen
. Besonderes Interesse wird der kurze Abschnitt über die
Theologie der Ehe auf S. 134 finden.

Ein kurzes sechstes Kapitel gilt der Jungfrauenweihe (von
A. Nocent), während das siebente Kapitel, von P.-M. Gy verfaßt
, den Tod des Christen, also den Ritus der Wegzehrung, die
„Commendatio animae" und die Bestattung darstellt. Anschließend
wird von dem Begräbnis unmündiger Kinder und dem Gebet
für Verstorbene gehandelt. Nur hingewiesen sei auf das achte
Kapitel „Prozessionen, Wallfahrten und Jubiläen" vom Herausgeber
des Werkes, auf das neunte Kapitel „Die Segnungen"
von B. Darragon, mit wichtigen Ausführungen über die Theologie
der Segnungen und deren Bedeutung für die Seelsorge und
schließlich das zehnte Kapitel „Monastische Riten" von A.
Nocent.

Auch der evangelische Liturgiewissenschaftler wird mit besonderem
Interesse den vierten Teil „Heiligung der Zeit" studieren
, zumal, wenn er sich von G. Kunze in dem entsprechendem
Abschnitt der „Leiturgia" in die Bemühungen des Forschers
um dieses schwierige Gebiet hat einführen lassen. Hier hat er