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Ausgabe:

1967

Spalte:

294-295

Kategorie:

Religions- und Kirchensoziologie

Autor/Hrsg.:

Burger, Annemarie

Titel/Untertitel:

Religionszugehoerigkeit und soziales Verhalten 1967

Rezensent:

Freytag, Justus

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 4

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wohl in unserer Umwelt eigentlich nicht symbolisch, bis hin zu
den aus der Mode kommenden Fensterkreuzen? Und wo fängt
bei solchem Deuten rationalistische Plattheit an? Wenn das alles
..Theologie" sein soll, wird man sich fragen müssen, wessen
Theologie es eigentlich ist. Kann eine Theologie sich überhaupt
wesenhaft und vorwiegend vom Symbol und von einer Symbolik
her verstehen? Ihrem Wortsinn, ihrer religionsgeschichtlichen
Stellung und ihrem eigentlichen Anspruch nach doch kaum. Sie
sieht sich hier der schwer definierbaren und rationalisierbaren
Fülle der Erscheinungen und Formen der religiösen Erfahrung
und des religiösen Lebens gegenüber. Daraus sind im vorliegenden
Falle interessante und auch beherzigenswerte Theologumena
entstanden, die gelegentlich hart die Grenze des Bedenklichen
streifen. Für eine Theologie der Symbole bedürfte es eines festeren
Fundamentes, besserer geschichtlicher Beweisführung und
klarerer systematischer Durchformung.

Marburg/Lahn Kurl Goldammer

Oediger, Friedrich Wilhelm [Hrsg. u. Bearb.]: Die Stiftskirdie des
hl. Viktor zu Xanten. Der älteste Ordinarius des Stiftes Xanten.
Kevelaer: Butzon & Bercker 1963. X, 159 S. u. IS S. Nachtrag,
4 Taf. 4° = Die Stiftskirche des hl. Viktor zu Xanten, hrsg. i. Auftr.
d- Vereins z. Erhaltung d. Xantener Domes e. V. von W. Bader,
Bd. II, Teil 4.

Als neunten Band der Veröffentlichungen des Xantener
Dombauvereines und als Band II, Teil 4 der Reihe „Die Stiftskirche
des hl. Viktor zu Xanten" legt F. W. Oediger die Publikation
des ältesten Ordinarius des Stiftes Xanten vor, d. h. des
ältesten Verzeichnisses der liturgischen Anweisungen für die Fest-
und für die Heiligengedächtnistage des Jahres, die in der Stiftskirche
zu Xanten zu beachten waren. Der Ordinarius ist zwischen
1258 und 1286 geschrieben und damit der älteste Ordinarius der
Erzdiözese Köln. Er ist jedoch nicht als Kölner Ordinarius anzusprechen
, sondern überliefert den besonderen Xantener Brauch.
Er gehört noch zur romanischen, 1128 geweihten Kirche. Die
Liturgie wurde damals in beiden Chören gefeiert, in dem Chor
des hl. Viktor im Osten und in dem „neuen", 1213 geweihten
Marienchor im Westen des Gebäudes. Am Kreuzaltar vor dem
Lettner, dem Pfarraltar, war an Kreuzesfindung und Kreuzerhöhung
feierliche statio. Die Kenntnis der Ordnung, wann und
was in den beiden Chören und am Kreuzaltar gefeiert wurde und
wie dies geschah, ferner wann man die einzelnen Seitenaltäre besuchte
, ist für die Liturgieforschung ebenso interessant wie für
die Kirchenbauforschung, denn die gottesdienstliche Ordnung
gewährt uns Einblick in die Vorstellungen, die man zu jener Zeit
vom Kirchengebäude hatte; dieses wurde ja als Abbild der allgemeinen
, der geistigen Kirche verstanden. Der Verf. schickt dem
Abdruck des Wortlautes des Ordinarius ein Verzeichnis der
Hauptfeste (festa principalia) voraus und zeigt mit Hilfe einer
Tabelle die Unterschiede auf, die zwischen der Regelung von 813,
dem genannten Xantener Ordinarius, dem Urbar von etwa 1284
und den im Jahre 1308 in der Erzdiözese Köln gebotenen Feiertagen
bestehen. In einer zweiten Tabelle stellt er dann die Fest-
und die Heiligengedächtnistage gegenüber, wie sie der Liber
Albus (1200-1236), das Totenbuch II (nach 1228). der Ordinarius
(1258—1286), die liturgischen Kalender des 14./l6. Jahrhunderts
, das Directorium von 1797 und der Kalender des römischen
Breviers von 1500 überliefern. Diese Voranstellung beugt
Mißverständnissen vor. Ein ausführliches Register der Feste und
Heiligentage, ein Orts- und Personenregister sowie ein Verzeichnis
der Versanfänge ermöglichen ein schnelles Nachschlagen. Der
Nachtrag macht auf weitere 40 liturgische Handschriften der
Stiftsbibliothek aufmerksam und führt diese erstmalig in die
Literatur ein. Die vier Tafeln geben Reproduktionen von Schriftseiten
des Ordinarius, des Antiphonars H 104 von etwa 1200
und der zweiten Handschrift H 126. Dem Bearbeiter sowie den
Herausgebern dürfen wir dankbar sein, daß sie durch diese Veröffentlichung
den ältesten Xantener Ordinarius für die Forschung
allgemein zugänglich gemacht und als willkommenes Arbeitsmittel
dargeboten haben.

Cuxhaven Alfred Weck werth

Füg, Ernst: Der Dornbusch brennt. Gedanken vor dem Chorgestühl
im Dom zu Merseburg. Mit dreißig Aufnahmen von W.Danz. Berlin:
Evang. Verlagsanstalt [1966]. 168 S. m. 34 Abb. 8°. Lw. MDN 8.80.

Gloede, Günter: Barlach. Gestalt und Gleichnis. Hamburg: Furche-
Verlag (Lizenzausgabe der Evang. Verlagsanstalt, Berlin) [1966]. 159
S. m. 93 Abb. i. Text u. auf Taf. gr. 8° Lw. DM 19.80.

Grundmann, Friedhelm: Der neue Kirchenbau und die bildende
Kunst (Kunst und Kirche 30, 1967 S. 28—34).

Herr, Herwig: Das gottesdienstliche Kleid (Kunst und Kirche 30,
1967 S. 19—25).

Hirzel, Stephan: Kirchenraum in Bewegung? — Bewegung im Kirchenraum
(Kunst und Kirche XXIX, 1966 S. 166—168).

Karpp, Heinrich: Kanonisdie und apokryphe Überlieferung im
Triumphbogen-Zyklus von S. Maria Maggiore zu Rom (ZKG LXXVII,
1966 S. 62—80).

Keller, Horst: Pforten Gottes aus alter Zeit. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
(Lizenzausgabe des Furche-Verlags, Hamburg)' [1966]. 64
S. m. 33 Abb. 8°.

Krieger, Carl: Die Aussagemöglichkeit der sogenannten Abbildungen
und der ungegenständlichen Malerei (KuD 13, 1967 S. 54—60).

Lüthi, Kurt: Das Ende des Christusbildes in der modernen Malerei
(ZEE 10, 1966 S. 257—272).

Müller, Folkert: Zum Dialog zwischen Theologie und Kunst
(DtPfrBl 67, 1967 S. 102—104).

Nyssen, Wilhelm: Eucharistie. Zwölf farbige Bilder aus dem 6. bis
11. Jahrhundert erläutert. Berlin: Evang. Verlagsanstalt (Lizenzausgabe
des Friedrich Wittig Verlages, Hamburg) [1966]. 16 u. 48 S.
m. 3 Abb. u. 12 färb. Taf. 8° = Frühmittelalterliche Buchmalerei.
Eine Buchreihe z. Einführung in die bedeutendsten christl. Bilderhandschriften
, hrsg. v. F. Oslender, VII.

Schade, Herbert: Homo caelestis. Zum Menschenbild der Kunst des
frühen Mittelalters (StZ 178, 91. Jg. 1966 S. 198—214).

Sövik, E. A.: The Faith our Forms express (dialog 4, 1966 S.
292—298).

Stählin, Rudolf: Gibt es einen genuinen Typus des evangelischen
Kirchenbaus? (Kunst und Kirche 29, 1966 S. 99—104)1

Supper, Walter: Die Orgel im Kirchenraum (Kunst und Kirche
XXIX, 1966 S. 147-152).

U h s a d e 1 , Walter: Der Altar ist keine Kulisse. Theologische, anthropologische
und soziologische Fragen des heutigen Kirchbaues (ZW
XXXVII, 1966 S. 515-526).

V o 1 p , Rainer: Kichenbau in Lehre und Forschung (Kunst und Kirche
XXIX, 1966 S. 154—156).

RELIGIONSSOZIOLOGIE

Bürger, Annemarie: Religionszugehörigkeit und soziales Verhalten.

Untersuchungen und Statistiken der neueren Zeit in Deutschland.
Göttingen: Vandenhocck & Ruprecht [ 1964]. 360 S. gr. 8° = Kirche
und Konfession, Veröff. d. Konfcssionskundl. Institut d. Evang.
Bundes, Bd. 4. Lw. DM 3 8.—.

Wenn man statistische Angaben zur Religionszugehörigkeit
in Deutschland sucht, wird das von Burger zusammengetragene
und sorgfältig ausgewählte Zahlenmaterial ein notwendiges Arbeitsmittel
sein. Da zahlreiche auf bestimmte Gebiete oder Zeitabschnitte
beschränkte Teiluntersuchungen aus verstreuten Veröffentlichungen
zur Klärung herangezogen werden, ermöglichen
die Daten ein tieferes Eindringen in die Zusammenhänge. Das
nach Hauptmerkmalen geordnete Tabellenverzeichnis am Schluß
des Werkes macht die statistischen Angaben, die teils im Text
selbst, teils in einem Anhang abgedruckt sind, leicht zugänglich.

Neben das Zahlenmaterial tritt eine ausführliche Darstellung
der Diskussion um die soziale Verteilung der Religionszugehörigkeit
seit 1900, die die Statistik angeregt hat. Ein einleitender
Teil faßt die allgemeinen Äußerungen zum Problem in zeitlicher
Reihenfolge zusammen. Aber auch bei den einzelnen Sachfragen
werden verschiedene Stellungnahmen ausführlich gegeneinander
abgewogen. Von Anfang an beherrschen die Auseinandersetzung
die Abweichungen im sozialen Verhalten zwischen dem
evangelischen und katholischen Bevölkcrungsteil. Die Statistik
wird so eingerichtet, daß sie Aufschlüsse darüber gibt, wie die
Konfession das soziale und wirtschaftliche Verhalten beeinflußt.
Erst in jüngster Zeit verlagert sich die Fragestellung dahin, daß die