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Ausgabe:

1967

Spalte:

276-277

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Isaksson, Abel

Titel/Untertitel:

Marriage and ministry in the new Temple 1967

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 4

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für die Briefe zum mindesten eine hervorragende Persönlichkeit
aus dem ,joh. Kreis', etwa einen Apostelschüler, postulieren
muß, der die ,joh. Tradition' vertritt und aufrecht hält".

Bemerkenswert ist, daß Sehn, in dem Abschnitt „2. und
3. Joh. in der Kanongeschichte" geneigt ist, der Hypothese von
P. Katz recht zu geben, daß nämlich im Muratorischen Fragment
alle 3 Joh.-Briefe verzeichnet sind (S. 302 f.).

Die historische Reihenfolge von 2. u. 3. Joh. ist für Sehn,
kein Problem. So bringt der Kommentar zunächst die Erklärung
von 2. Joh. In dieser sind Einzelheiten gegenüber der 1. Aufl.
etwas geändert, was aufzuzählen hier zu weit führen würde.
Man darf die Änderungen durchweg als Verbesserungen bezeichnen
. Das Gleiche gilt für die Erklärung von 3. Joh., von
der ich nur das von der 1. Aufl. abweichende Verständnis der
beiden xa&cös -Sätze in V. 2 u. 3 und die Interpretation von
V. 7 und V. 10 erwähnen will.

Marburg/Lahn Rudolf Bultmann

Bowman, John: The Gospel of Mark. The New Christian Jewish
Passover Haggadah. Leiden: Brill 1965. XIV, 393 S. gr. 8° = Stu-
dia Post-Biblica, ed. P. A. H. de Boer, 8. Lw. hfl. 42.—

Das vorzüglich ausgestattete Werk des gelehrten Verfassers
besteht — nach einer kurzen Einführung (XIII f.) — aus
zwei Teilen: den Prolegomena (3—102) und dem eigentlichen
Kommentar (105—313), den ein knappes Nachwort (314—316)
beschließt. Es folgen neun selbständige, z. T. sehr umfangreiche
Anmerkungen (317—35 8); darunter die Erklärung einiger technischer
Begriff wie Baraitha, Darschan, Haggada usw., weiter
eine Bibliographie von 162 Schriften, Verzeichnisse der behandelten
Stellen aus dem A. und N. T., den Qumranschriften, den
Apokryphen und Pseudepigraphen, Josephus, Philo, LXX,
Aquila, Symmachus, Theodoret, Peschitta sowie Sach-, Ort- und
Namenregister (364—393).

Der erste Teil gliedert sich in 8 Kapitel. Das erste handelt von
den Themen: „Novum Testamentum latet in Vetere"; „Markus und
das A. T." „Q und das A. T"; Jesus selbst lehrt nach Mk, daß er
atl. Weissagung erfüllt" (3—20). Es folgen: Kap. 2: Petrus und Markus
(21—30), Kap. 3: Das Gesetz: Halacha und Haggada (31—43), Kap. 4:
Das Gesetz und das Übernatürliche (44—52); Kap. 5: Erlösungshoffnung
, gegründet auf den Exodus (53—64); Kap. 6: Das Targum von
Jes 53 und der Messias (65—76); Kap. 7: Wunder und Exodus im A.
T. und in der Passa-Haggada (77—89); Kap. 8: Das Markusevangelium
und sein Zweck. Die Synagoge im Judentum (90—102).

Der Kommentar zu Mk behandelt in Kap. 9: Mk X, 1—4,34 (105
—140), in Kap. 10: Mk 4, 35—6,56 (141—159), in Kap. 11: Mk 7, 1—
9,50 (160—207), in Kap. 12: Mk 10, 1—12,44 (208—238), in Kap. 13:
Mk 13 (239—253), in Kap. 14: Mk 14, 1—52 (254—283), in Kap. 15:
Mk 14, 53—15,19; 15, 40—16,9 (284—313).

Daß wir es hier nicht mit einem der üblichen Mk-Kommen-
tare zu tun haben, zeigt schon der Untertitel: „Eine neue christliche
jüdische Passa-Haggada". Eine Haggada ist (wie der Vf.
3 54 mitteilt) zunächst eine Erzählung, eine Mitteilung, eine Geschichte
, sodann volkstümliche Lektüre (im Linterschied zur
Gesetzesauslegung). Eine solche Passageschichte gab es im Judentum
zur Feier des Exodus aus Ägypten, der Erlösung durch
Gott, die jedoch nicht auf jene fremde Vergangenheit begrenzt
ist, sondern immer neu Wirklichkeit wurde (z. B. in der Rückkehr
aus dem Exil) und werden kann. Für die christliche Passa-
feier (die, wie die jüdische, die Feier einer Hausgemeinschaft
war) hat nun Markus, der langjährige Dragoman des Petrus
(der Vf. beruft sich hier auf Clemens Alexandrinus), nach den
Erzählungen des Petrus sein Evangelium geschrieben. Nicht um
die historische Zuverlässigkeit des von Markus Berichteten geht
es dem Vf., sondern um die Frage, was er damit seinen Hörern
sagen wollte. Es ist die Hypothese des Vf.s, daß das ganze
Markusevangelium eine neue Haggada ist für die alljährliche
Feier des neuen christlichen Passa und des Gedenkens an die
Kreuzigung des Herrn! "There would be a need for such a
Service early in the Church's life. The weekly service would be a
Qiddusch. Only later would the yearly New Passover service
be used weekly." Dann hat man freilich nur das Abendmahlskapitel
selber benutzt und eine Auswahl aus dem übrigen Evangelium
. Das Ganze wurde nur noch beim jährlichen Gedenken
seiner Kreuzigung gelesen (158).

Wer, wie der Vf., das Markusevangelium so als neue christliche
Passa-Haggada deutet, muß notwendig darin überall
Parallelen zum alt. Exodusgeschehen suchen und finden. Als Probe
für die Methode des Vf.s und deren Ergebnisse sei hier die
Verwertung der Speisungsgeschichten in Mk 6 und 8 kurz dargestellt
(154—158; 174—178; 180—182). Der Vf. vermutet (er
hat ältere Vorgänger), daß die Speisung der 5000 (auf dem
Westufer?) den Typus für das ntl. Mannawunder für die Juden
wiedergab, während die Speisung der 4000 (auf dem Ostufer?)
die Mitteilung des Himmelsbrotes an (Juden und) Heiden andeutete
(176). Zur Frage, ob beide Berichte nicht nur zwei Überlieferungen
sind, die auf dasselbe Ereignis zurückgehen, erklärt
der Vf.: „Ob es ursprünglich wirklich zwei Speisungswunder
waren, geht uns nicht an (does not concern us). Was uns angeht,
ist, daß Markus zwei Geschichten von der Speisung einer großen
Menge erzählt". Hier wird die Achillesferse dieser Hypothese
sichtbar: Beide Speisungsberichte bei Mk sagen nichts von Manna
oder Himmelsbrot. Davon ist erst bei Joh die Rede, und man
soll nicht die Hauptsache für eine Deutung einer Markusstelle
aus einem anderen Evangelium entleihen. Was der Vf. sonst an
parallelen Einzelzügen bei Mk und der Exodusgeschichte zu sehen
meint, kommt uns meist reichlich gesucht vor; z. B. hatte
Moses mit der Widerspenstigkeit des Pharao zu tun, Jesus aber
mit dem Unverständnis des Volkes und der Jünger. Daß Jesus
aber nicht, wie Moses, mit Plagen strafte, sondern heilte und
Manna spendete, zeige die Eigenart des neuen Exodus . . .

Gewiß kann man auch aus diesem neuen Mk-Kommentar
viele interessante Einzelheiten lernen und dankbar für solche
Belehrung sein. Aber jedenfalls für die kontinentale ntl. Forschung
wird das Buch als Ganzes nicht die Enträtselung des Mk
bringen.

Münster/Westf. Ernst Haenchen

Isaksson, Abel: Marriage and Ministry in the New Temple. A Study
with Special Reference to Mt. 19. 3—12 and 1. Cor. 11. 3—16.
Lund: Gleerup; Copenhagen: Munksgaard 1965. 210 S. gr. 8° =
Acta Seminarii Neotestamentici Upsaliensis XXIV. Kart. skr. 30.—.

Jesus versteht sein Kommen als Erfüllung der Verheißung
eines neuen Tempels im messianischen Zeitalter. Damit seine
Jünger (im weiten Sinn des Wortes) imstande sind, den Dienst
im neuen Tempel zu vollziehen, müssen sie bezüglich der Ehe
in Übereinstimmung mit der Regel leben, die für dessen Priester
nach Ez 44,22 gilt (199.147 f.).

Das ist das entscheidende Ergebnis des Hauptteils (17—152), der,
nach Ausführungen über Ehe und Scheidung im AT (17—37; besonders
zu Gn 1, 27—2,24; Dt 24, 1—4; Mal 2, 10—16) und in rabbinischer
und essenischer Literatur (3 8—65; die Essener lebten ehelich vom 20.—
25. Lebensjahr), speziell Mt 19, 3—12 gewidmet ist. Insbesondere V.
3—9 wird eingehend und in ausführlicher Auseinandersetzung mit der
Literatur analysiert, formgeschichtlich, in seinem Verhältnis zu der Parallele
Mk 10, 2—12, die als sekundär erscheint, usw., für Mt 19,9
wird speziell auch nach dem Verhältnis zu den anderen Fassungen des
Logions gefragt. Die die Jiogrsla (nicht fioiitia!) betreffende Klausel
in 19,9 ist ursprünglich und ist auf vorehelichen Verkehr der Braut mit
einem anderen Mann zu beziehen (vgl. 1,19); sie ist nicht eigentlich als
Ausnahme von der Regel der Unlöslidikeit der Ehe aufzufassen. Ausgelassen
wurde sie hernach, weil sie die Struktur des Logions verwirrte
und weil in nichtjüdischen Kreisen die Frage der Jungfräulichkeit der
Braut weniger bedeutsam war. Gn 1 f. wird in Mt 19, so betont der
Vf., von Jesus nur im Rahmen der schriftgelehrten Debatte angezogen;
der eigentliche Grund für die Unlöslichkeit der Ehe ist darin gegeben,
daß für die Ehe der Gott zum Dienst Geheiligten (Lv 21,7) die priesterliche
Ordnung gültig ist.

Mt 19, 3—12, zusammengesetzt aus V. 3—9. 12 (ursprünglich je
eine Einheit für sich), lof. (ein typisches Übergangsstück), erhielt Matth,
von seiner Kirche als deren Ehekatechismus (in Verbindung mit V.
13—15). Ein an Paulus frühe überliefertes, völlig entsprechendes Traditionsstück
steht hinter der Unterweisung über die Ehe in 1. Kor 6f.,
einschließlich des Wortes über die Eunuchen (Mt 19,12c), das sich ursprünglich
auf die Jünger überhaupt bezog, hernach aber auf die mit
dem Charisma der Enthaltsamkeit Begabten angewendet wurde (1. Kor
7). Mt 19, 12 enthielt ursprünglich eine später umgestaltete, nicht
rekonstruierbare Aussage im Sinne von Js 56,4 f. — Hier bleibt
manches undeutlich.