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Ausgabe:

1967

Spalte:

267-268

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Warum wirst du ein Christ genannt? 1967

Rezensent:

Koch, Ernst

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267

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 4

268

Ablauf der verschieden langen Monate seine Elastizität; und
3. die Folge der Jahre, die sich auf Grund der beweglichen Woche
voneinander unterscheiden, seine Lebendigkeit. — Diese Zeitgliederung
entspricht zugleich den rhythmischen Gesetzen des
Kosmos, welche die immer neuen planetarischen Konstellationen
bedingen. Der Mensch, welcher ihr unterstellt ist, fügt sich ein
in das kosmische Zeitgeschehen, welches ihm in seiner Struktur
vertraut ist, da ja auch bei ihm die ordnende Kraft des
Rhythmus ein lebenswichtiges Prinzip für das gute Funktionieren
seiner Organe und für eine normale Lebensweise ist, wovon
Gesundheit oder Krankheit, Lebensfreude oder -müdigkeit ganz
entscheidend abhängen. Eine Kalenderreform, welche die Länge
der Monate und die Woche im Jahr fixiert, würde den Grundgesetzen
der planetarischen Rhythmen und der Bedeutung des
Rhythmus im menschlichen Leben widersprechen.

Das zweite Anliegen des Verfassers ist die Beibehaltung
des beweglichen Osterfestes. Bei der jährlichen Festlegung von
Ostern nach den alten Bestimmungen spielen Jahr, Monat und
Woche ineinander. Die Sonne hat den Frühlingspunkt durchschritten
, der Frühlingsvollmond ist in den Tagen der Karwoche
im Abnehmen begriffen; er weicht vor der Sonne, welche im
Gegensatz zu ihm nicht Tod und Starre, sondern Leben verheißt.
Das Geschehen im Kosmos wird so zum Sinnbild des geistigen
Inhalts von Ostern: die Finsternis muß vor dem Licht weichen.
Das Aufschauen des Menschen zum Himmel, das Staunen darüber
, daß die verschiedenen planetarischen Rhythmen immer
wieder neue Beziehungen zwischen den Gestirnen entstehen
lassen, richtet ihn aus auf Gott, auf seine Kraft und die Liebe,
welche jedes Jahr aufs neue Ostern werden läßt.

Ein beachtlicher Beitrag eines Mediziners zur heute debattierten
Frage der Kalenderreform, die vielleicht auch Theologen
dazu anregen kann, eine entschiedenere Haltung gegen den
geplanten, sicher voreiligen Reformvorschlag des immerwährenden
Kalenders einzunehmen (vgl. auch das dem Buche beigegebene
Vorwort von Prof. A. Köberle).

Wuchätel Willy Rordorf

Staedtkes Aufsatz kann als eine Zusammenfassung des heutigen
Forschungsstandes für die Entstehungsgeschichte des Katechismus
bezeichnet werden. Hier wird — das ist nicht völlig neu, aber
doch in der Forschung der letzten Generation ein wenig in den
Hintergrund getreten — vor allem der theologische Beitrag Zürichs
hervorgehoben und betont. Auch Herrenbrücks konzentrierte
Untersuchung enthält in dieser Hinsicht durchaus weiterführende
Impulse.

Verhältnismäßig häufig werden in den einzelnen Beiträgen
generelle Urteile über den theologischen Charakter oder die Bedeutung
des Katechismus für Geschichte und Gegenwart gefällt
— nicht nur unvermeidlich, sondern auch begrüßenswert bei der
Intention der jeweiligen Vorträge, möglichst immer das Ganze
im Auge zu behalten. Ist doch der zweite Teil des Bandes unter
der Thematik „Der Heidelberger Katechismus in der Gemeinde"
ganz auf Aktualisierung des gefeierten Jubilars aus. Audi kommt
es hier aus naheliegenden Gründen zu Wiederholungen. Aber
auch in den ausgesprochen aktualisierenden Beiträgen findet sich
eine große Variationsbreite in Ansprüchen an die Zuhörer und
Stil bis hin zu den schonungslos temperamentvollen Ausführungen
K. Schoeners, so daß der ganze Band schon als so etwas
wie ein Querschnitt durch das heutige Verständnis des Heidelbergers
bezeichnet werden kann. Das macht seinen eigentlichen
Wert aus. Gerade dem Leser, der konfessionell anders verwurzelt
ist, fällt auf, nicht nur mit welchem „kritischen Respekt"
(Kreck 67 f.), sondern mit welcher Liebe heute der Heidelberger
Katediismus gelesen und gelehrt wird. Und wer wollte Otto Weber
nicht zustimmen, wenn er sagt: „Unsere heutige Gemeinde
ist vielfach durch Schuld ihrer Prediger ohne Erkenntnis. Sie weiß,
was Uran oder Radium ist; aber sie weiß nicht, was sie vor Gott
in Ordnung bringt" (142)?

Es bleibt noch anzumerken, daß der Band Karl Barth gewidmet
ist, der selbst ein Nachwort schreiben sollte, aber aus
gesundheitlichen Gründen verhindert war.

Körner/Thüi. Ernst Koch

Herrenbrück, Walter, u. Udo S m i d t [Hrsg.]: Warum wirst du
ein Christ genannt? Vorträge und Aufsätze zum Heidelberger Katechismus
im Jubiläumsjahr 1963. Neukirchen: Neukirchener Verlag d.
Erziehungsvereins 1965. 219 S. gr. 8°. Lw. DM 24.80.

Die Hälfte der hier vorgelegten 16 Beiträge sind bereits
anderswo, meist freilich an entlegener Stelle, veröffentlicht worden
.

Es sind dies: Otto Weber, Analytische Theologie (24—39), W.
Kreck: Rechter und falscher Respekt vor dem Bekenntnis der Väter
(67—78), W. Niesei: Das Zeugnis von der Kraft des Heiligen Geistes
im Heidelberger Katechismus (79—93), Erik Wolf: Ordnung der Liebe
(94—112), Julius Bender: Predigt über Frage 1 (123—128) U. Smidt:
Der Heidelberger Katechismus im Zeugnis der Bekennenden Kirche
(144—155), Otto Schmitz: Die Botschaft des Heidelberger Katechismus
1563 und 1963 (156—165), Karlheinz Schoener: Der Heidelberger und
die Heidelberger (201—215).

Bei der anderen Hälfte handelt es sich, ebenso wie bei den
erstgenannten Beiträgen, um Vorträge vor den verschiedensten
Zuhörerschaften, größtenteils um Gemeindevorträge.

Die übrigen Beiträge: J. Staedtke: Entstehung und Bedeutung des
Heidelberger Katechismus (11—23), P. Jacobs: Heidelberger Katechismus
— reformatorisches Bekenntnis (40—47), W. Herrenbrück: Der tri-
nitätstheologische Ansatz des Heidelberger Katechismus (48—66), Jürgen
Goetzmann: Das Werk Jesu Christi und unser Dienst in der Kirche
(113—120), Otto Weber: Der Heidelberger Katechismus in der heutigen
Gemeinde (129—143), Ernst E. Wittekindt: Die Botschaft des Heidelberger
Katechismus heute (166—176), Karl Koch: Der Heidelberger Katechismus
als Bekenntnisbuch und Lehrbuch (117—188), Karl Halaski:
Die Wegweisung des Heidelberger Katechismus für die Leitung unserer
Gemeinden (189—200).

Mag auch eine solche Sammlung von Vorträgen von vornherein
nicht dazu bestimmt sein, die wissenschaftliche Forschung
entscheidend weiter voranzutreiben, so kann doch darauf hingewiesen
werden, daß der Leser auch diesbezüglich nicht enttäuscht
wird. Otto Webers Beitrag über „Analytisdie Theologie" bietet
einen interessanten Aspekt auf die Zeit der Orthodoxie. J.

Bartz, Wilhelm: Die Lebensfunktion der Theologen in der Kirdie
(TThZ 76, 1967 S. 1-14).

Bennett, John C: The Church and the Secular (The Princeton

Seminary Bulletin 60, 1966 S. 4—10).
Calendarium spirituale 1967. Evangelischer Almanach. Berlin:

Evang. Verlagsanstalt [1966]. 208 S. 8°.
Certeau, Michel de: Kulturen und Spiritualitäten (Concilium 2,

1966 S. 655—667).

Chenu, Marie-Dominique: Die Theologie als kirchliche Wissenschaft
(Concilium 3, 1967 S. 44—49).

Dinkler, Erich: Theologische Wissenschaft und Kirche (KidZ 22,

1967 S. 2—6).

Duquoc, Christian: Theologie und Spiritualität (Concilium 2, 1966
S. 697—702)1

Hasenfuß, Josef: Die Kirche im Dialog mit der Welt (ThGl 5 7,
1967 S. 18—28).

Holsten, Walter: Begegnungen der Christenheit mit den Religionen
und dem Judentum (ThR N. F. 32, 1967 S. 61-87).

Kretzschmar, Gottfried: Reform von den Erfordernissen her.
Ein Beitrag zur Veränderung des Theologiestudiums (DtPfrBl 67,
1967 S. 100—102).

Larkin , Ernest: Die Askese im modernen Leben (Concilium 2, 1966
S. 703—707).

Ott, Heinrich: Theologie — Hilfe oder Gefahr für die Kirche?
(DtPfrBl 66, 1966 S. 713—715).

Rin geling, Hermann: Christen im technischen und sozialen Umbruch
unserer Zeit (ÖR 16, 1967 S. 9—32).

Tödt, Heinz Eduard: Kirche und Gesellschaft im Dialog zwischen
Protestanten und römischen Katholiken (ÖR 16, 1967 S. 33—54).

Wulf, Hans: Die Neugestaltung des Theologiestudiums (LM 6, 1967
S. 67-74).