Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1967

Spalte:

220

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Wulf, Hans

Titel/Untertitel:

Die evangelische Gemeindekrankenpflege 1967

Rezensent:

Meis, Paul

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

219

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 3

220

Schmitz, Josef: Glaubensverantwortung als Dialog (TThZ 75,

1966 S. 342—355).
Semmelroth, Otto: Kirche und kirchliche Gemeinschaften

(Catholica 20, 1966 S. 165—178).

Simonis, Walter: Erbsünde und Monogenismus (Catholica 20.

1966 S. 281—301)

Voigt, Gottfried: Das Continuum der beiden Testamente (PB1 107,

1967 S. 68—79).

Walt her, Christian: Voraussetzungen in der theologischen Frage
nach der Wirklichkeit (NZSTh 8, 1966 S. 311—326}.

PRAKTISCHE THEOLOGIE

S c h u 11 z, Hans Jürgen [Hrsg.]: Theologie für Nichttheologen. ABC

protestantischen Denkens. 1. Folge. 2. Aufl.: 124 S., 2. Folge: 119 S.,
3. Folge: 112 S., 4. Folge: 100 S. 8°. Stuttgart: Kreuz-Verlag
[1963/64/65]. Kart, je DM 6.80.

In 4 Teilbänden (Folge I—IV) werden 62 Begriffe im Vorlesungsstil
referiert: (I) Abendmahl, Auferstehung, Atheismus, Beruf
, Bibel, Buße, Dogma, Ehe, Engel, Entmythologisierung, Escha-
tologie, Evangelium, Ewigkeit, Friede, Gebet, (II) Gemeinschaft,
Gerechtigkeit, Gesetz, Geschichte, Gewissen, Glaube, Gnade,
Gott, Gottesdienst, Heiliger Geist, Inkarnation, Israel, Jesus
Christus, Kerygma, Kirche, Kirchenjahr, Konfession, (III) Kreuz,
Kunst, Laie, Liebe, Mensch, Mission, Nachfolge, Naturwissenschaft
, Öffentlichkeit, Ökumene, Offenbarung, Philosophie,
Politik, Prädestination, Prophetie, Psychologie, (IV) Religion, Satan
, Schöpfung, Sozialethik, Sünde, Symbol, Taufe, Theologie,
Tod, Tradition, Unglaube, Wahrheit, Wort, Wunder. Diese
Handbibliothek enthält damit eine Reihe der interessantesten
Stichworte, die gegenwärtig im Alltag von Kirche und Welt vorkommen
. Daß die einzelnen Artikel für den Nichttheologen konzipiert
sind, ist ihr Vorzug. Es ist jedoch weithin eine anspruchsvolle
Lektüre, die zu einem gewissen Teil vielleicht doch nur unter
Assistenz eines Theologen in ihrem Tiefgang und ihrer theologiegeschichtlichen
Fülle zu verstehen ist, wie ein Test mit einer
Gruppe von Studenten der Naturwissenschaften, der Technik,
der Medizin und der Musik ergab. Jedenfalls bilden die Referate
eine beachtliche Quelle der Information. Der Herausgeber
aber beabsichtigt mit dem Versuch einer „Theologie für Nichttheologen
" mehr als eine bloße Information. „Sie muß immer zugleich
Auseinandersetzung, Anwendung, Vergegenwärtigung sein"
(I, S. 6). Denn die Theologie „ist ein offener Gesprächszusammenhang
. Deswegen fragen wir, wenn wir die gegenwärtige Theologie
aus ihrem Selbstgespräch herausrufen und Nichttheologen
an ihr Anteil geben, nicht nach bestimmten Tendenzen oder einzelnen
Schulen, sondern versuchen, die Diskussion widerzuspiegeln
, die momentan im Gange ist. Das ergibt ein buntes Bild.
Aber es entspricht der Sachlage" (I, S. 7). Eben diese Sachlage ist
das Problem. Das „bunte Bild" wirkt anregend und verwirrend
zugleich. Leider kann keiner der 62 Beiträge in diesem Rahmen
im einzelnen besprochen werden. Sie wären es jedoch allesamt
wert. Vom Gesamteindruck her fällt auf, daß die durchweg
profilierten Beiträge nicht nur in der thematischen Aussage,
sondern auch in der Form der Darbietung sehr unterschiedlich
sind. Neben methodischer Klarheit, sachlicher Nüchternheit und
ernstem Nachdenken in der Offenheit für andere Meinungen begegnen
dem Leser an ein paar Stellen auch emphatische Ungeduld
und polemischer Unmut. Man wird zugutehalten, daß die polemisch
-emphatische Diskussion aus der Unverbindlichkeit des
Problematisierens um Alles und Nichts herausführen und ein
persönliches Engagement provozieren will. Es ist allerdings zu
fragen, oh das Ziel auf diesem Wege erreicht wird oder ob nicht
doch die nüchterne Sachlichkeit in Stil und Diktion vorzuziehen
wäre. — „Es ist so etwas wie eine Revue heutiger evangelischer
Theologie und Theologen entstanden" (I, S. 7). Dieses Unternehmen
verdient Anerkennung. Es ist mutig, gerade weil es dem
kritischen Leser die Desolatheit unserer theologischen Situation
vor Augen hält. Ob dies der Tendenz des Herausgebers entspricht
? — Auf dem Hintergrund der Gesamtintention der Beiträge
erscheint der Untertitel „ABC protestantischen Denkens"
als ein Lapsus. Warum heißt es „protestantisch"? Die Verfasserbemühen
sich doch, vom Evangelium her zu denken und zu formulieren
. Sollte es nicht sachgemäßer „evangelisches Denken" heißen
? Hilfreich sind die „Leseratschläge" am Ende jedes Artikels.
Ein paar störende Druckfehler könnten künftig beseitigt werden:
I, S. 3 5 Z. 6 „d a s Besondere" statt „des"; I, S. 89 unten „Hans
Werner Bartsch" statt „Barth"; III, S. 18 Z. 10 von unten
„z u r Plebs" statt „zum".

Dem vierbändigen Werk ist zu wünschen, daß jeder seiner
Beiträge das Gespräch der Christen untereinander intensiviert,
damit das biblische Zeugnis in seiner Fülle mit größerer Klarheit
und attraktiverer Verständlichkeit in unserer gegenwärtigen
Welt immer neu formuliert, gelebt und verantwortet werden
kann.

I.iickendorf Werner Ta n n e rt

Wulf, Hans: Die evangelische Gemeindekrankenpflcge. Theodor
Fliedners Plan, seine Verwirklichung und seine Krise in der
Gegenwart. Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk [1965]. 142 S. 8°.
Lw. DM 19.—.

In der Fliednerliteratur, so schreibt der Verfasser, fehlt
die Auseinandersetzung über Fliedners Beziehungen zur Gemcin-
dediakonie. Diese Lücke wird mit diesem Buch geschlossen. Der
Verfasser kommt zu dem Ergebnis, daß Fliedner aus der Aufklärung
die Sorge um den kranken Menschen und aus dem Pietismus
den missionarischen Impuls für seine Konzeption der Gemeindekrankenpflege
übernommen hat, während die katholische
Kirche erst durch Fliedner angeregt wurde, Schwestern in der
Gemeindekrankenpflege einzusetzen.

Das Angebot Fliedners, der in der Gemeindepflege die Krone
der Diakonissenwirksamkeit sah und 1847 das berühmte Wort
von den Gemeindeschwestern als den Gemeindemüttern schrieb,
wurde von den Gemeinden sehr zögernd angenommen. Die
Gründe hierfür werden ausführlich dargestellt.

Ein sehr wertvolles Kapitel des Buches ist der Darstellung
der Distanz zur Inneren Mission gewidmet, in dem die Verschiedenheiten
Fliedners und Wicherns in den Ansätzen ihrer Arbeit,
ihre theologischen und konfessionellen Gegensätze beleuchtet
werden.

Die Gegensätze werden noch einmal deutlich in den Gutachten
, die Fliedner und Wichern der Konferenz in Schloß Mont-
bijou vorgelegt haben, die Friedrich Wilhelm IV. 1856 einberufen
hatte. Die Konferenz wurde als eine ergebnislose Episode
in der preußischen Kirchengeschichte bezeichnet und brachte keine
Entscheidung, weil zwischen dem lutherischen Amtsbegriff
und der reformierten Auffassung keine Einigung zu erzielen war.

Verf. meint, daß die Linterbrechung des Gesprächs bis in die
Gegenwart hinein währt. Will man es wieder aufnehmen, um
zu erarbeiten, was Gemeindcdiakonie und Innere Mission heute
der Kirche bedeuten, wird man unmittelbar bei den Gutachten
von 18 56 einsetzen müssen.

Der Nachwuchsmangel in der weiblichen Diakonie, die
Besetzung der Gcmeindeschwesternstellen durch freie Kräfte und
die Stellung der Gemeindeschwester innerhalb der übrigen Mitarbeiterschaft
einer Kirchgemeinde fordern eine Antwort auf die
Frage: Wie soll eine Gemeindeschwester sich selbst und ihren
Dienst verstehen? Gemeinde, Kirche und praktische Theologie
werden sich ihr in nächster Zeit stellen müssen. Die Konzeption
Fliedners ist dafür wegweisend.

Das Buch leistet mit seinen ausführlichen Quellenangaben
und seiner umfassenden Darstellung für die Lösung dieser Frage
einen unentbehrlichen Dienst.

Leipzig Paul M e i s

Bolcwski, Hans: Information und Kirche (LM 6, 1967 S. 17—21).

Bultot, Robert: Die Theologie der irdischen Wirklichkeiten und
die Spiritualität des Laienstandes (Concilium 2, 1966 S. 671—681).

Castro, R., Juan de: La fe del sacerdote cn el mundo de hoy
(Teologia y Vida VII, 1966 S. 283-302).