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1967

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

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Neuerscheinungen

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217

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 3

218

Lehre wie für das Predigtamt. Das englische Journal of Theo-
logical Studies urteilt: „Er schreibt mit Leidenschaft".

Der erste Teil dieser Essays wendet sich den Fragen der
wissenschaftlichen Methode wie der Bedeutung der griechischen
Väter und Calvins zu. Man muß Torrance selbst kennen, um zu
ermessen, wie sehr er in den Kirchenvätern lebt und unabhängig
von der festländischen Theologie und Kirchenhistorie einem
neuen, selbständigen, aber vom angelsächsischen Erbe her bestimmten
Verständnis zustrebt und dabei in den griechischen
Kirchenvätern Wurzeln für die Reformation und besonders für
Calvin aufdeckt, die geradezu frappieren.

Die 1 5 Kapitel bieten Darlegungen :um Teil in Gestalt von theologischen
Aufsätzen, zum Teil in Gestalt von theologischen Essays. 1. Dai
theologische Studium heute. 2. Logik und Analogik biblischer und theologischer
Darlegungen hei den griechischen Vätern. 3. Das Problem der
theologischen Darlegung heute (erschienen in Theologische Zeitschrift
1963), 4. Der Einfluß reformierter Theologie in bezug auf die Entwicklung
wissenschaftlidier Methode (erschienen in Theologische Zeitsdirift
1962), 5. Gotteserkenntnis und Reden von Gott nach Johannes Calvin
(als Vortrag gehalten zum Calvin-Jubiläum in Straßburg 1964), 6. Das
Wort Go ttes und die Natur des Menschen (crsdiiencn in der Festschrift
für Karl Barth 1947), 7. Fragen über Jesus. 8. Der Ort der Christologie
in biblischer und dogmatischer Theologie (ersdiienen in der Widmungsschrift
für Karl Barth 1956). 9. Reditfertigung: Ihre Verwurzelung und
ihr Ort in reformierter Lehre und reformiertem Leben, 10. Die römische
Gnadenlehre in der Sicht reformierter Theologie, 11. Die Gründung der
Kirche: Einigung und Gemeinschaft mit Christus durch den Heiligen
Geist, 12. Schöpfer — Geist: Eine Betrachtung der Lehre des Athanasius
und des Basilius. 13. Die Bedeutung der Lehre vom Heiligen Geist für
die ökumenische Theologie, 14. Komm, Schöpfer Geist. Zur Erneuerung
von Gottesdienst und Zeugnis, 15. Eine neue Reformation?

Aus der Fülle eines solchen Sammelbandes hier nur zwei
charakteristische Beispiele, die den Verfasser in seinem Willen
zeigen, den Einfluß der Vergangenheit auf die Gegenwart nachzuweisen
, auch über den Bereich der Theologie hinaus, und zugleich
die Theologie der Gegenwart an die alten Gehalte zu binden —
im Sinne einer reconstruetion!

1. ) »Warum dauerte es bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts, bevor
die moderne empirische Wissenschaft einen wirklidien Fortschritt machen
konnte? ... Es wurde jetzt möglich, in der wissenschaftlichen Forsdiung
abstrakte und statische Fragen durch gcsdiichtlichc und kinetische zu ersetzen
. . . Die angebliche Göttlichkeit der Welt war dadurch entzaubert,
und doch war die Welt zugleich für Gott als seine Schöpfung in Anspruch
genommen und nicht willkürlichen und launenhaften Mäditen unterworfen
. . . Auf der anderen Seite muß zugegeben werden, daß sich aus
der empirischen Wissenschaft eine neue Selbstkritik entwickelt hat. der
die moderne Theologie, was Methode anbetrifft, viel zu verdanken hat."

Der Verfasser hat hier auf die Reformation bezogen, was
wir seit etwa 10 Jahren in bezug auf den biblisch-christlichen
Glauben im allgemeinen erkannt haben. Zur Entwicklung der
eigentlichen Wissenschaft haben drei wesentliche Momente Pate
gestanden, die nur vom christlichen Glauben aus wirksam werden
konnten: Der Glaube, daß die Welt Schöpfung ist und als solche
nicht die Gottheit immanent in sich birgt; der Glaube, daß der
Mensch in dieser Welt zum Herrschen berufen ist, und der Glaube,
daß diese Welt der Schöpfung sich in der Verlorenheit und der
Verfallenheit von Sünde und Tod befindet.

2. ) „Wir haben uns viel zu sehr daran gewöhnt, das Kommen des
Heiligen Geistes als Verinnerlichung der göttlichen Erlösung in unseren
Herzen aufzufassen, mit dem Ergebnis, daß die Gegenwart des Geistes
oft mit einem moralischen und religiösen inneren Zustand identifiziert
wird. . . . Das Empfangen des Heiligen Geistes durch den Menschen ist
selbst ein schöpferischer Akt Gottes. . . . Nadi meinem Verständnis ist
dies die Antithese der aus dem 19. Jahrhundert stammenden Auffassung
vom .Göttlichen im Menschen', die ihn in der Tiefe seines eigenen Wesens
gefangenhält. Es ist auch die Antithese der menschlich-zentrierten
Betonung der existentiellen Entscheidungen oder der schöpferischen Geistigkeit
bei »o vielen modernen Protestanten. . . . Bedeutet Pfingsten,
daß der Geist der Kirche als eine Gabe zum eigenen Besitz und als das
belebende Prinzip ihrer Entwicklung gegeben ist? . . . Besitzt die Kirche
den Geist, oder besitzt der Geist die Kirche? Wenn wir der ersten Alternative
zustimmen, haben wir eine Lehre von der Kirche als einer Weiterfuhrung
der Inkarnation, eine Kirche, die sich noch selbst entwickelt
und ihre Vollkommenheit noch erreichen wird, und zwar dann, wenn
si* das Erlösungswerk Christi zur Erlösung bringt."

„Wenn wir versuchen, den Geist sichtbar werden zu lassen,
indem wir sein Wirken durch unsere eigenen Werke vervollkommnen
, dann vergewaltigen wir die Heiligkeit des Geistes, indem
wir ihm Widerstand leisten in seinem verborgenen Dienst,
und wir verwechseln ihn mit unseren eigenen Geistern."

Aus diesen Ausführungen von Torrance wird sichtbar, wie
«ehr das Thema des Reformierten Weltbundes auf der 19. Generalversammlung
in Frankfurt/Main sich entscheidenden Fragen
der Gegenwart und nahen Zukunft zuwandte: die fällig gewordene
kritische, aber positive Auseinandersetzung mit dem Idealismus
: sowohl die Unterscheidung und Gegensätzlichkeit von
Gottes Geist und Menschengeist wie die Bezogenheit von Geist
und Geist. Gott ist Geist als Schöpfer, und der Mensch ist Geist
als Geschöpf und Sünder. Aber so groß die Unterschiede, so groß
auch der Zusammenhang: Weil Gott Geist ist, darum ist der
Mensch Geist.

Munster/Westf. Paul Jacobs

Alfaro, Juan: Cristo, Sacramento de Dios Padre: La Iglesia,
Sacramento de Cristo Glorificado (Gregorianum XLVIII, 1967
S. 5-27).

— Der Glaube als persönliche Hingabe des Menschen an Gott und als
Annahme der christlichen Botschaft (Concilium 3, 1967 S.24—30).

Bakker, Leo: Welche Rolle hat der Mensch im Offenbarungs-

geschehen? (Concilium 3, 1967 S. 9—17).
Beinert, Wolf gang: Die Una Catholica und die Partikularkirchcn

(Theologie und Philosophie 42, 1967 S. 1—21).
Bertetto. Domenico: Maria SS. nel Concilio Ecumenico Vaticano

II (Salesianum XXVIII, 1966 S. 247—323).

Bourassa, Fran?ois: La gräce sacramentelle de l'Onction des
Malades (Sciences Ecclesiastiques XIX, 1967 S. 3 3—47).

Brunner, August: Die Heiligen und die Geschichtlichkeit des
Christentums (StZ 179, 92. Jg. 1967 S. 16—27).

Forell, Urban: Wunder und Nichtobjektivierbarkeit bei Bultmann
vom logischen Gesichtspunkt aus (NZSTh 8, 1966 S. 327—360).

Pritzsche, Hans-Georg: Die Anthropologie des personalen

Gegenübers (DtPfrBl 66, 1966 S. 785—790).
Grass, Hans: Die Theologie von Paul Althaus (NZSTh 8, 1966

S. 213—241).

Gutwenger, E.: Geschichte und Offenbarung (ZKTh 88, 1966
S. 393—410).

Hedinger, Ulrich: Die Welt im Sakrament der Hoffnung (ZW
XXXVII, 1966 S. 742-755).

Hendry, George S.: The Bible in the Confession of 1967 (The
Princeton Seminary Bulletin 60, 1966 S. 21—24)1

Kasper, Walter: Unsere Gottesbezeichnung angesichts der sich
wandelnden Gottesvorstellung (Catholica 20, 1966 S. 245—263).

Körner, Johannes: Wirklichkeit und Aussagbarkeit Gottes (ThR
N. F. 32, 1967 S. 43—60).

Latourelle, Rene: L'economic des signes de la Revelation
(Sciences Ecclesiastiques XIX, 1967 S. 7—31).

Medina, Jorge: La doctrina sobre la Virgen Maria cn el Vaticano
II (Teologia y Vida VII, 1966 S. 22—37).

Montgomery, John Warwick: Lutherische Hermeneutik — und

Hermeneutik heute (Lutherischer Rundblick 15, 1967 S. 2—32).
Muck, O.: Zur Logik der Rede von Gott (ZKTh 89 1967 S. 1—28).

Philips, Gerardo: El espiritu que inspira el capitulo VIII de
„Lumen Gentium" (Teologia y Vida VII, 1966 S. 38—49).

Reisner, Erwin, f: Glauben und Erkennen (KuD 18, 1967
S. 61-72).

Reil er, Horst: Christlicher Gottcsglaube im Wandel (LM 6, 1967
S. 94—98)1

Rewak, William J.: Adam, Immortality and Human Deatli

(Sciences Ecclesiastiques XIX, 1967 S. 67- 79).
Ruhbach, Gerhard: Säkularisierung als theologisches Problem

(DtPfrBl 67, 1967 S. 3 3—3 7).
Scharlemann, Robert: Der Begriff Systematik bei Paul Tillich

(NZSTh 8, 1966 S. 242—254).
Scheffczyk, Leo: Die Einheit des Dogmas und die Vielfalt der

Denkformen (MThZ 17, 1966 S. 228—242).