Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1967

Spalte:

202-203

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Duns Scotis, Ioannis

Titel/Untertitel:

Opera Omnia 1967

Rezensent:

Pannenberg, Wolfhart

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

201

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 3

202

Vervollkommnung führen zur endlichen Vergotfuug des Menschen
. In ihm als dem Mikrokosmus gewinnen die desintegrierten
Elemente die Einheit, so wie sie in dem Logos anschaubar ist.
So ist die Anthropologie in der Christologie begründet, und "his
doctrine of deification almost eoincides with his doctrine of
■Christ. Christ the Creator Logos and Christ the Mediator is the
centre of his vision of man the microcosm in his relationship
to God and the whole created world" (460).

Der flüchtige Überblick über die Capitulatio kann von der
subtilen und feinfühligen Auseinanderlegung der Gedanken des
Maximus durch den Verf. nicht annähernd eine zureichende Vorstellung
geben. Die von ihm erreichte Vertiefung des Verständnisses
ist nicht gering, zumal die Interpretation stets unter
Beachtung der von Maximus aufgenommenen oder kritisierten
und umgedeuteten Überlieferung vorgenommen ist. So wird
diese selbst mehr als einmal fördernd interpretiert, so daß die
Untersuchung auch für das Verständnis vor allem des Evagrius
und des Areopagiten ertragreich ist. Auf die Exkurse, so über
die Perichorese (23 ff.), die Gottesebenbildlichkeit (120 ff.), die
Selbstliebe (244 ff.), die Achtlasterlehre (262 ff.) kann nur hingewiesen
werden. Das von Thunberg in selbständiger Arbeit gewonnene
Bild ist dem v. Balthasars nächstverwandt. Die Nuancen,
in denen Thunberg abweicht, können hier naturgemäß nicht ausgeführt
werden, ebenso wenig wie die wenigen Stellen besprochen
werden können, an denen mir Thunbergs Auffassung
nichr ganz treffend zu sein scheint". Die Mühe, die der gelehrte
Verf. an die Interpretation des großen Theologen gewandt hat,
ist ihm, das darf man aussprechen, nicht unbelohnt geblieben.
Sein schönes und ergebnisreiches Buch legt davon klärlich
Zeugnis ab:l. .

Tübingen Hans-Dietrich Altendorf

2) Übrigens tritt (bei gänzlich verschiedener theologischer und
geistiger Haltung) zuweilen eine bemerkenswerte Berührung mit den
Überlegungen Theodors v. Mopsuestia zutage, die zu bedenken fruchtbar
sein möchte. S. die tiefgrabende Untersuchung von U. Wickert,
Studi en zu den Pauluskommentaren Theodors von Mopsuestia. 1962
(Beihefte zur Zeitschrift f. d. neutestamentl. Wissenschaft, 27), in der
Theodors Christologie unter die Formel „Zweiheit in Einheit" gestellt
werden kann. Dieser Formel steht Maximus in bestimmten Gedankengängen
näher als der von Thunberg gewählten "unity in diversity",
die sonst ohne Frage zutreffend ist. Der Unterschied der Generationen
wird deutlich, wenn man sieht, wieviel weniger „griechisch" Maxitnus
denkt als der Antiochener. Um so stärker zeugt es von der Kräftigkeit
seines Denkens, daß er denkend zu Aussagen kommen kann (dahin
gehört auch z. T. der Mediator-Gedanke), die dem „Griechen"
selbstverständliches geistiges Erbe waren, weil sie die Eigenständigkeit
des Menschen wahren. Bei Maximus gewinnen dann freilich ganz
andere Gedankenzuflüsse die Oberhand, wie es auch in der ihm zugekommenen
Tradition schon der Fall war. Theodor steht in der Tat
Techt einsam da, und es erstaunt daher, daß Maximus in bestimmten
Gedankenverknüpfungen an ihn denken läßt. R. Seeberg (Lehrbuch der
Dogmengeschichte II (3. Aufl., 1923), 295 hat nicht ganz falsch gesehen
, wenn er „antiochenische" Elemente In Maximus' Christologie
wahrnahm, aber das Problem muß auf anderer Ebene verhandelt werden
, als die bloß konstatierende Betrachtung zuläßt.

3) In dem Referat über das Leben des Maximus dff.) vermißt
man die Beachtung von A. Jülichers scharfsinnigen Feststellungen (Festgabe
für A. v. Harnack. 1921, Berichtigung von Daten im herakliani-
schen Jahrhunderts, S. 130(f). Der „Mai" 655 und die „abgehauene
Zunge und Hand" (S. 6f.) wären dann vielleicht doch gestrichen oder
wenigstens als bloße Vermutung vorgetragen worden.

Bosio, Guido: La dottrina spirituale di Sant'Ignazio d'Antiochia

(Salesianum XXVIII. 1966 S. 519-551).
Boy er, Charles: Droit et Moral dans Saint Augustin (Revista

Agustiniana de Esplritualidad VII, 1966 S. 169—18 5).
Campeau, Lucien: Le texte de la Primaute dans le „De Catho-

licae Ecclesiae Unitate" de S. Cyprien (Sciences Ecclesiastiques

XIX, 1967 S. 81—110).
Duliere, W. L.: Un probleme ä resoudre. L'acceptation du sang

eucharistique par les premiers chretiens juifs (StTh 20, 1966

S. 62—93).

D'Ercole, Giuseppe: Die Priesterkollegien in der Urkirche (Con-

cilium 2, 1966 S. 487—492X
Löf, L.J. van der: Warum wurde Tyconius nicht katholisch?

(ZNW 57, 1966 S. 260-283).

Seybold, Michael: Zu Augustins „civitas terrena" (MThZ 17,

1966 S. 243—252).
Stockmeier, Peter: Die alte Kirche — Leitbild der Erneuerung

(ThQ 146, 1966 S. 385—408).

Tetz, Martin: Altchristliche Literaturgeschichte — Patrologie (ThR

N. F. 32, 1967 S. 1—42). —
Turrado, Argimiro: Eres templo de Dios (La inhabitaeiön de Ia

Sma. Trinidad en los justos segün S. Agustin) (Revista Agustiniana

de Espiritualidad VII, 1966 S. 203—227).
Vol terra, Edoardo: Giustiniano I e le Scuole di diritto (Grego-

rianum XLVIII, 1967 S. 77—99).

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

Duns Scotus, Ioannis, Dr., O. F. M.: Opera Omnia. Jussu et
auetoritate Rmi. P. A. Sepinski. Studio et cura Commissionis
Scotisticae ad fidem codicum edita, praeside P. Carolo B a 1 i c.
V: Ordinatio. Liber Primus. A distinetione undeeima ad
vigesima quintam. 1959. XIX, 475 S. VI: Ordinatio. Liber
Primus. A distinetione vigesima sexta ad quadragesimam octavam.
1963. XII, 30*, 556 S. XVI: Lectura in Librum Primum
Sententiarum. Prologus et distinetiones a prima ad sep-
timam. 1960. XIV, 554 S. Civitas Vaticana: Typis Polyglottis
Vaticanis. 2".

Mit dem fünften und sechsten Band der Editio Vaticana
liegt nun das erste von vier Büchern der Ordinatio des Duns Scotus
vollständig in der kritischen Ausgabe vor. Im Vergleich zu
der eingehenden Behandlung der ersten Distinctionen, bei denen
es um grundlegende Fragen des Theologiebegriffs, der Metaphysik
und der philosophischen Gotteslehre geht, sind die Ausführungen
zur Trinitätslehre und zur göttlichen Weisheit und Macht,
Vorsehung und Prädestination, die den Inhalt dieser beiden
Bände bilden, bei Duns Scotus erheblich knapper gehalten.
Durch größere Ausführlichkeit heben sich nur die Quaestionen
zu dist. 17 und zu dist. 26 aus ihrer Umgebung ab. Zu dist 17,
bei Erörterung der durch den Lombarden hier ausgelösten Streitfrage
in bezug auf das Verhältnis von Caritas und Heiligem
Geist, behandelt Duns eingehend die Begriffe des Habitus und
des Verdienstes. Zu dist. 26, die den Beziehungen der göttlichen
Personen gewidmet ist, entwickelt er seine Lehre von
Relation und Person.

Da es das Ziel der Edition ist, den ursprünglichen, von
Duns Scotus selbst diktierten Text seiner Ordinatio — trotz
der durch den frühen Tod des doctor subtilis gebliebenen
Lücken — wiederherzustellen (vgl. ThLZ 81, 1956, 550—52),
mußten in diesen Bänden wie schon früher (vgl. auch ThLZ 8 3,
1958, 361 f.) einerseits authentische Randbemerkungen und Ergänzungen
des Duns Scotus neu aufgenommen, andererseits Ergänzungen
der mittelalterlichen Editoren aus dem überlieferten
Text ausgeschieden werden, und zwar nicht nur kleinere Interpolationen
, sondern auch ganze Quaestionen, die Duns zunächst
beim Diktat übergangen und späterer Ausführung reserviert
hatte und die nach seinem Tode von den ersten Editoren, die
der Öffentlichkeit ein vollständiges Werk übergeben wollten,
aus seinen Vorlesungen kompiliert und eingefügt wurden: so in
den vorliegenden Bänden d. 16 q. unica, d. 17 q 6, d. 18 q.
unica, d. 22 q. 2 und die der Vorsehungslehre gewidmeten
Quaestionen zu d. 3 8 und 39. Soweit es sich dabei um eine
Übernahme ganzer Quaestionen aus andern Werken (Vorlesungen
) handelt, wird ihre Edition später im Zusammenhang
der Reportationen erfolgen. Die kompilierten Stücke hingegen
sind jeweils im Appendix A des betreffenden Bandes ediert, so
in vol. VI die ganze dist. 39.

Besondere Schwierigkeiten bereitete den Herausgebern die
Herstellung des ursprünglichen Textes in dist. 17 pars 2 (V, n.
195—257), weil hier einerseits Duns Scotus selbst Stücke aus
seinen Vorlesungen benutzt hat, andererseits die mittelalterlichen
Editoren ihrerseits noch Ergänzungen aus den Vorlesungen
eingefügt haben und schließlich in der handschriftlichen Überlieferung
noch weitere Stücke aus den Reportationen hinzugekommen
oder umgekehrt mit den Interpolationen aus Reportationen
auch Stücke der Ordinatio selbst zum Text der Reportationen
geschlagen worden sind. Ähnliche Schwierigkeiten er-